Im November 1985 konnte der 1. FC Kaiserslautern einen aufsehenerregenden Neuzugang bekannt geben: Der Stürmer Wolfram Wuttke wurde vom Hamburger SV an den pfälzischen Bundesligisten ausgeliehen.

Wolfram Wuttke, 1961 im westfälischen Castrop-Rauxel geboren, galt schon früh als eines der hoffnungsvollsten Talente des deutschen Fußballs. Als Jugendspieler wechselte er von seinem Heimatverein zu Schalke 04, wo er 1979 sein Debüt in der Bundesliga feiern konnte. Bereits 1980 ging er zu Borussia Mönchengladbach, ehe es ihn 1982 wieder nach Gelsenkirchen zu Schalke 04 zog. Nach Schalkes Abstieg 1983 verpflichtete ihn Manager Günther Netzer für den Hamburger SV. Glänzenden Auftritten im HSV-Trikot folgten schwache Leistungen und Juniorennationalspieler Wuttke musste sich wegen Mangels an Selbstdisziplin und Trainingsfleiß herbe Kritik von seinem Trainer Ernst Happel anhören, der ihn anfangs noch für einen „Zauberer“ gehalten hatte. Nach Streitereien zwischen Spieler und Trainer wurde Wolfram Wuttke schließlich suspendiert und an den FCK ausgeliehen.

FCK-Trainer Hannes Bongartz ermöglichte dem eigenwilligen Spieler einen Neubeginn in Kaiserslautern und gewährte ihm gewisse Freiheiten, damit er sich in seiner Rolle als offensiver Mittelfeldakteur mit Spielmacher-Qualität optimal entfalten konnte. Nach der Ausleihe kam es zur vertraglichen Bindung Wuttkes an den FCK. Wuttke dankte es mit einer Reihe hervorragender Auftritte bei den „Roten Teufeln“. In der Saison 1986/87 bestritt er 32 Bundesligaspiele und war mit 14 Toren zweitbester Schütze der Mannschaft nach Harald Kohr. Franz Beckenbauer berief ihn 1986 in die Nationalmannschaft, für die er aber nur vier Spiele absolvieren konnte, während er in der deutschen Fußball-Olympiaauswahl unter Trainer Hannes Löhr elfmal eingesetzt wurde. Bei den Olympischen Spielen 1988 gewann er mit dem deutschen Team gemeinsam mit Jürgen Klinsmann, Wolfgang Funkel, Karl-Heinz Riedle, Frank Mill oder Thomas Häßler die Bronzemedaille.

War „Wutti“ Wuttke in guter Form, konnte er mit seinen unwiderstehlichen Soli, seinen raffiniert mit dem Außenrist getretenen Freistößen und Eckbällen sowie seinen präzisen Pässen seine Fans in helle Begeisterung versetzen. Es gab aber auch Spiele, in denen der nie um einen Spruch verlegene Wuttke lustlos wirkte und sich nicht in bester Verfassung präsentierte. Wie schon in Mönchengladbach und Hamburg, so polarisierte er auch in Kaiserslautern.

Als am 21. Mai 1988 der FCK zum Abschluss der Saison in einem mitreißenden Spiel Borussia Mönchengladbach 5:2 besiegen und das Abstiegsgespenst vom Betzenberg vertreiben konnte, wurden der überragende Wolfram Wuttke und Franco Foda von Fans auf Schultern vom Platz getragen. In der nachfolgenden Saison erntete Wuttke nach indiskutablen Auftritten gelegentlich Pfiffe aus dem Publikum. Wie zuvor bereits mit Jupp Heynckes (dem er den Spitznamen „Osram“ verpasst hatte) und Ernst Happel, so provozierte er auch mit Hannes Bongartz und dessen Trainer-Nachfolger Sepp Stabel Auseinandersetzungen. Als verletzt gemeldet, stattete er dem Dürkheimer Wurstmarkt einen Besuch ab. Deswegen zur Rede gestellt, meinte er, das könne nicht sein, als Biertrinker würde er keine Weinfeste besuchen.

Einer Abmahnung folgte Ende 1989 die Suspendierung. Wuttke verließ Deutschland und spielte zwei Jahre für den spanischen Zweitligisten Espanyol Barcelona, ehe er 1992 zum 1. FC Saarbrücken zurück in die Bundesliga wechselte. Eine Verletzung brachte hier 1993 nach 299 Erstligaspielen das Ende seiner Fußballerkarriere.

Wenig Glück war Wolfram Wuttke mit seinen geschäftlichen Aktivitäten und seiner Tätigkeiten als Trainer beschieden. Im Jahre 2000 erkrankte er am bei Männer seltenen Brustkrebs, fand aber nach der belastenden Chemotherapie die Kraft, noch einmal ein Traineramt anzunehmen. Nach erneuter schwerer Krankheit verstarb Wolfram Wuttke in der Nacht zum 1. März 2015 im Alter von nur 53 Jahren in Lünen.

Der FCK und seine vielen Fans trauern um einen begnadeten Fußballer, um eine eigenwillige, nicht angepasste Persönlichkeit, die mit ihrem Spiel die Massen entzücken, sich aber auch mit Trainern, Mitspielern, Schieds- und Linienrichtern anlegen konnte.

Selbstkritisch sagte Wolfram Wuttke lange nach seinem Karriereende, er hätte es in seiner Laufbahn – vor allem in Bezug auf seine vier Länderspiele – viel weiter bringen können: „Ich hätte diplomatischer und umgänglicher sein müssen.“ Es bleibt die Erinnerung, dass Wolfram Wuttke seine besten Fußballerjahre beim FCK auf dem Betzenberg hat erleben, 112 Spiele bestreiten und 32 Tore in der Bundesliga für die Roten Teufel erzielen können.

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