Da geht man nur schnell runter zum Essensstand, verfeinert seine Pferdefrikadelle mit Senf und als man wieder oben im Block ankommt, ist die Saison 2014/15 schon wieder rum. Na ja, fast. Es steht der 34. Spieltag mit einem ausverkauften Heimspiel gegen den Meister FC Ingolstadt an. Die Frage ist: Gibt’s ein Happy End?
Die Ausgangslage
Für den FC Ingolstadt geht es nur noch um die goldene Ananas – die Meisterschaft und damit den Aufstieg haben sich die Spieler von Trainer Ralph Hasenhüttl bereits am letzten Wochenende gesichert. Dagegen muss der 1. FC Kaiserslautern punkten, im besten Falle dreifach, um noch die Chance auf den zweiten oder dritten Platz zu wahren. Vor dem FCK (55 Punkte) stehen der Karlsruher SC (ebenfalls 55 Punkte, mit einem um vier Treffer besseren Torverhältnis) auf dem dritten Rang und der SV Darmstadt 98 (56 Punkte) auf dem zweiten Platz. Die Roten Teufel benötigen also Ausrutscher dieser beiden Konkurrenten, um es noch in die Relegation oder direkt in die erste Liga zu schaffen.
Sicher, der FC Ingolstadt hat gefeiert (die ganze Nacht) und die Spieler werden den einen oder anderen nicht gerade isotonischen Gerstensaft vernichtet haben – werden sie deswegen mit Partyhüten und Bierkästen auflaufen? Eher nicht. Es spricht sogar einiges dafür, dass die Ingolstädter eine gute Leistung auf dem Betzenberg zeigen wollen. Sie haben keinen Druck mehr und können das letzte Saisonspiel vor ausverkaufter Kulisse im Fritz-Walter-Stadion genießen. Das sieht auch FCK-Mittelfeldspieler Markus Karl so: „Die haben keinen Druck, haben eine gute Saison gespielt und nichts zu verlieren.“ Die ohnehin spielstarke Mannschaft aus Oberbayern kann befreit aufspielen und wird sich nach dem Match ungern Vorwürfe der anderen Teams anhören wollen, sie hätte nicht alles gegeben. Herschenken werden die Ingolstädter also sicherlich nichts, dessen ist sich Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern sicher: „Einerseits sind sie möglicherweise im Feier-Modus, andererseits können sie befreit aufspielen. Und da weiß man nie, was dabei heraus kommt. Wir machen das so wie die ganze Zeit auch: Wir konzentrieren uns auf uns und dann sehen wir weiter.“
Die Stärken von Ingolstadt
Der FC Ingolstadt hat im Mittelfeld eindeutig einen Vorsprung durch Technik. Hier spielt der 23-jährige Pascal Groß die Saison seines Lebens, hat 21 Tore vorbereitet und sieben erzielt. Mit der gleichen Hochform sorgen Rechtsaußen Stefan Lex (neun Tore) und der stürmische Neffe von Ski- und Schlagerlegende Hansi Hinterseer, nämlich Lukas Hinterseer, für Gefahr in gegnerischen Strafräumen. Der 24-jährige Österreicher kam vor der Saison vom FC Wacker, schlug sich wacker und hat in seiner ersten Zweitligasaison in 32 Spielen neun Treffer erzielt. Trotzdem fällt, ähnlich wie beim FCK, das Fehlen eines „echten“ Torjägers auf. Viele Spieler haben viele Treffer erzielt, aber keiner über zehn. Knipser alleine sind also kein Erfolgsrezept.
In der Abwehr spielt Benjamin Hübner (25 Jahre, Sohn des Ex-FCK-Spielers Bruno Hübner) ebenfalls eine Bombensaison und sicherte zusammen mit Marvin Matip die Defensive, die in dieser Saison bisher nur 31 Gegentore gefangen hat. Man muss es neidlos anerkennen: Der FCI hat gut eingekauft, Trainer Ralph Hasenhüttl hat die Mannschaft geformt und sich das nötige Glück erspielt, das Ergebnis ist bekannt. Der österreichische Trainer mag es übrigens offensiv: Auswärts wie zuhause setzt Coach Hasenhüttl auf ein 4-3-3-System. Dadurch entstehen enge Räume und die Außenverteidiger stehen sehr hoch – ähnlich wie beim FCK, wo Chris Löwe und Michael Schulze teils als verkappte Links- oder Rechtsaußen wirbeln. FCK-Trainer Kosta Runjaic bringt es auf den Punkt: „Wie immer man es auch dreht und wendet: Es wird ein schweres Spiel gegen eine absolute Topmannschaft. Wir müssen noch mal alles abrufen, wenn wir dieses finale Match gewinnen wollen. Und das ist unser klares Ziel.“
Was spricht für den FCK?
Die Tatsache, dass es nichts mehr zu überlegen gibt. Kurz vor dem Ziel zieht jeder Sprinter noch einmal an und pumpt die letzten Reserven leer. Zudem ist Ingolstadt kein Team, dass sich hinten reinstellt – dafür sorgt schon die offensive Ausrichtung im 4-3-3. Diese bietet dem FCK wiederum mehr Räume, was dem ballbesitzorientierten Spiel der Roten Teufel entgegenkommen sollte. Hinzu gesellt sich die knisternde Atmosphäre im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion: „Der Betze steht hinter uns. Diese Energie, die von den Rängen auf unsere Spieler übergehen kann, ist enorm wichtig“, sagt FCK-Trainer Runjaic. Kurz gesagt: Die Gier, der Bock und die Spielstärke sprechen für den FCK.
Wer fällt aus?
Leider muss FCK-Kapitän Willi Orban aufgrund seiner fünften Gelben Karte pausieren. Der Captain bleibt cool: „Ich bin überzeugt, dass die Jungs das auf dem Platz auch ohne mich rocken werden!“ Karim Matmour fällt aufgrund seines Muskelfaserrisses ebenfalls weiterhin aus. Bei den Ingolstädtern sieht es düsterer aus: Danny da Costa (Schienbeinbruch), Marvin Matip (Armbruch), Mathew Leckie (angeschlagen), Pascal Groß (Muskelverhärtung) und Danilo Soares (Zehenverletzung) fehlen. Für Trainerfuchs Ralph Hasenhüttl jedoch kein Grund zur Panik: „Es werden einige Spieler auflaufen, die zuletzt weniger Spielzeit hatten. Doch das wird kein Vorteil für den FCK sein, denn diese Jungs brennen unheimlich und wollen zeigen, dass sie zu Unrecht weniger gespielt haben.“
Prognose
Beide Mannschaften sind offensiv ausgerichtet – der FCK muss punkten, Ingolstadt kann es relativ egal sein, wie dieses Spiel ausgeht und vermutlich werden die Gäste nicht in ihrer Stammformation auflaufen, aber die Mannschaft wird sich ebenfalls mit einem guten Spiel aus dieser Saison und aus der Zweiten Liga verabschieden wollen. Deswegen könnte es einen offensiven Schlagabtausch geben, bei dem der FCK am Ende hoffentlich die besseren Haken auf Lager hat.
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