Hin und wieder wird der Begriff des Derbys doch etwas überstrapaziert. Geradezu ein Paradebeispiel ist die Begegnung der Roten Teufel beim SV Sandhausen. Bei zwei Clubs, die sich überhaupt erst zum zweiten Mal in einem Pflichtspiel gegenüberstehen, sollte man mit dem Begriff vorsichtig sein. Auch wenn das Duell rein geographisch alle Voraussetzungen für ein Derby mitbringt.
Nicht einmal 90 Kilometer trennen die beiden Städte auf direktestem Weg, wobei es aus der Vorderpfalz, traditionelles Hoheitsgebiet des FCK, noch deutlich kürzer ist. Mehrere Hundert Lautrer Fans wollen das nächstgelegenste Auswärtsspiel der Saison entsprechend nutzen und von der Rheinbrücke bei Speyer mit dem Fahrrad nach Sandhausen fahren. Im Hardtwaldstadion werden sie dann bei weitem nicht die Einzigen sein, die den Roten Teufeln die Daumen drücken. 7.000 Schlachtenbummler haben sich mit Tickets eingedeckt und die kleine Arena zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauft. Sandhausen ist am Sonntag vermutlich fest in Lautrer Hand.
Alle FCK-Freunde wünschen sich natürlich, dass die Mannschaft den zuletzt gezeigten Aufwärtstrend fortsetzt. Beim verdienten 3:0-Sieg gegen den FC Ingolstadt vor zwei Wochen fielen endlich auch wieder die ersehnten Tore, und sowohl Kapitän Albert Bunjaku als auch sein Sturmpartner Mo Idrissou konnten ihre Ladehemmung ablegen. Zuversichtlich macht zudem die Leistung beim Testspiel am vergangenen Freitag gegen 1860 München. Auch gegen die Löwen trafen die Lautrer viermal, wobei der Konkurrent um den dritten Tabellenplatz mit dem 4:1 sogar noch gut bedient war.
Kein Wunder, dass Cheftrainer Franco Foda nach der Partie von einem guten Test sprach. Gleichwohl nahm der Coach seine Jungs auch in den folgenden Trainingseinheiten intensiv ran. Schließlich darf sich die Mannschaft in der entscheidenden Phase der Saison keine Nachlässigkeiten mehr leisten. Personell gestaltet sich die Situation ähnlich wie vor dem Heimspiel gegen Ingolstadt. Bis auf die Langzeitverletzten sind alle Mann an Bord, zudem ist Spielmacher Alexander Baumjohann nach abgesessener Rotsperre wieder einsatzbereit.
Im Gegensatz zum FCK hat Sandhausens Trainer Hans-Jürgen Boysen die Länderspielpause auf eine andere Art und Weise genutzt. Der Nachfolger des im Laufe der Saison entlassenen Aufstiegstrainers Gerd Dais gab seinem Team drei Tage frei, ehe am Dienstag die Vorbereitung auf das Spiel gegen die Roten Teufel begann. Abschalten und Kopf frei bekommen lautete die Devise im Lager der Kurpfälzer, die nach ordentlichem Saisonstart seit dem achten Spieltag im Tabellenkeller feststecken. An neun der letzten zehn Runden fand sich Sandhausen sogar auf einem direkten Abstiegsplatz wieder, wobei der Rückstand auf Rang 16 auch nur zwei Zähler beträgt.
Die Gastgeber um die FCK-Leihgabe Andrew Wooten werden alles daran setzen, diesen Rückstand möglicherweise schon am Sonntag wettzumachen. In der Pfalz hätte man gegen einen Klassenverbleib des SVS mit Sicherheit nichts einzuwenden. Dennoch wird es am Sonntag keine Ostergeschenke geben. Schließlich wollen die Roten Teufel zurück in die Bundesliga. Die Sache mit dem Derby muss dann eben noch etwas warten.
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