„Wer davor warnt, den Gegner zu unterschätzen, der hat ihn schon unterschätzt“, hat vor ein paar Jahren mal der ehemalige Bundesligatrainer Christoph Daum gesagt. Diese Worte sollten den angeschlagenen Roten Teufel gegen Leipzig anstacheln, denn Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick sagte unter der Woche, dass es für seine Mannschaft keinen Grund gäbe, den Gegner zu unterschätzen. Hört, hört.
Die Gefahr, dass der 1. FC Kaiserslautern den kommenden Gegner aus Leipzig unterschätzt, ist gering. Denn Leipzig ist mit 26 Punkten aus 13 Spielen Tabellenführer, hat einen vergoldeten Kader und steht folgerichtig an der Spitze. Nur der FC St. Pauli konnte die Sachsen am vierten Spieltag (übrigens an einem Sonntag) mit 1:0 besiegen. „Es ist eine Reise zum Spitzenreiter und eine Reise zu einer Mannschaft, die sicherlich von der individuellen Qualität her mit das Beste ist, was die Zweite Liga zu bieten hat. Für jeden meiner Spieler ist es etwas Besonderes, sich mit dieser Mannschaft zu messen“, sagt FCK-Trainer Konrad Fünfstück.
„Das Beste“, das Fünfstück anspricht, fängt bereits im Sturm der Leipziger an. Dort brummen Davie Selke (20) und Yussuf Poulsen (21) erstligareif durch die gegnerischen Strafräume, im Mittelfeld entwickelt sich Dominik Kaiser immer weiter zum Strategen und auf der Außenbahn sorgt unter anderem der 21-jährige Österreicher Marcel Sabitzer für ständige Gefahr. Im Tor bringt Fabio Coltorti mit seinen 34 Jahren die nötige Erfahrung mit, hält die Leipziger Abwehr zusammen und seinen Kasten sauber (erst zwölf Gegentore). Es scheint, als habe die Mannschaft den Fußball, den Trainer Ralf Rangnick spielen lassen will, verinnerlicht. Das bestätigt auch Stefan Ilsanker, der in Salzburg bereits mit dem Sportdirektor Rangnick agierte und nun in Leipzig spielt: „Wir haben in Salzburg ehrlich gesagt anfangs auch alle nicht so richtig verstanden, dass es überhaupt möglich ist, so Fußball zu spielen.“ Jetzt schon.
In der Abwehr der Leipziger spielt auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Marvin Compper, der seine Mannschaft auf das Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern einschwört: „Der 1. FC Kaiserslautern ist ein großer Verein und hat eine Mannschaft, die mit einem gewissen Selbstverständnis auf den Platz kommt, auch wenn sie in den letzten Wochen nicht die gewünschten Ergebnisse eingefahren hat. Trotzdem werden sie sich bei uns nicht verstecken.“
Von Verstecken kann im Kader des FCK derzeit keine Rede sein, es häufen sich eher die Ausfälle. Marcel Gaus (Sprunggelenk), Marcus Piossek (Hüfte) und Markus Karl (Halswirbel) fallen genauso aus wie die Langzeitverletzten Jean Zimmer (Muskelfaserriss), Alexander Ring (Adduktorenzerrung), André Fomitschow (Knieprobleme) und Sebastian Jacob (Kreuzbandriss). Zudem fehlt Tim Heubach gegen Leipzig rotgesperrt. Konrad Fünfstück bleibt trotz des großen Lazarettes zuversichtlich: „Die Mannschaft, mit der wir auflaufen werden, ist eine Mannschaft mit Qualität und eine Mannschaft, die schon das eine oder andere Spiel in der Zweiten Liga bestritten hat. Wenn ich sehe, mit welchem Engagement die Mannschaft während der Trainingswoche auf dem Platz steht, brauchen wir uns in Leipzig keine Gedanken zu machen.“
Das Spiel gegen Leipzig birgt für den FCK eine ähnliche Ausgangslage wie vor dem Duell gegen Bochum. Damals war der VfL Bochum ungeschlagen und gegen den wackligen 1. FC Kaiserslautern Favorit. Doch die Roten Teufel überzeugten im ersten Spiel unter Konrad Fünfstück, setzten die lauernde 4-4-2-Taktik konsequent um und gewannen 2:1. Auch die Sachsen sind die Pfälzer aufgrund der letzten Spiele krasser Außenseiter – Leipzig ist derzeit bullenstark und wirkt immer eingespielter.
Aber wie sagte der ehemalige Gladbacher Torhüter Jörg Stiel: „Je länger du auswärts verlierst, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass du wieder gewinnst.“ Die Möglichkeit für einen Sieg dürfte bei den Roten Teufeln nach den letzten Pleiten also hoch genug sein. Und wer weiß, eventuell bewahrheitet sich der Spruch von Christoph Daum und Leipzig unterschätzt den FCK – nur zu!
Anzeige
