„Als wir damals eine Radtour machten und in eine Jugendherberge einkehren wollten, musste ich draußen bleiben. Juden waren dort plötzlich nicht mehr erlaubt“, berichtete der heute 92-Jährige. Werner Maas ist der Sohn von Albert Maas, dem ersten offiziellen Vereinsarzt des 1. FC Kaiserslautern und einer von zahlreichen jüdischen Mitgliedern des Vereins. Der Umgang des FCK mit seinen jüdischen Spielern und Funktionären stand im Mittelpunkt des Erzählabends. Astrid Wegner, Kuratorin des FCK-Museums, versprach den rund 70 Besuchern in ihrer Begrüßungsrede einen „gefüllten Koffer voller Erinnerungen“. Dieser wurde anschließend geöffnet und ausgeschüttet.
Die Moderation des Abends übernahm Dr. Markwart Herzog. Der Historiker und Herausgeber des Buches „Der Betze unterm Hakenkreuz“, der unter anderem auch für das Stadion- und Mitgliedermagazin des FCK schreibt, beschäftigt sich seit 15 Jahren intensiv mit der Geschichte des FCK zur Zeit des Nationalsozialismus. Im Rahmen seiner Forschungen zu diesem Thema stieß er auf zahlreiche jüdische Sportler und Funktionäre in den Reihen des FCK. So auch auf Albert Maas. In Kaiserslautern geboren und eben dort zur Schule gegangen, begann der Verbindungsstudent 1925 eine Karriere als Sportarzt und wurde der erste offizielle Vereinsarzt des FCK, der damals noch FVK Phönix hieß. So ist Albert Maas unter anderem auch in der Festschrift zum 15-jährigen Bestehen des Vereins aufgeführt. In seiner Praxis in der Gänsestraße, die den zweiten Weltkrieg nicht überlebte, behandelte er nicht nur die damaligen Fußballspieler, als Theaterarzt war er auch für die Schauspieler in Kaiserslautern zuständig. Zeitzeugen von damals berichten von seinen herausragenden medizinischen Fähigkeiten. Sein 1921 geborener Sohn Werner Maas erzählte auch von der großen Liebe seines Vaters zum Fußball: „Meine Mutter hat sich immer geärgert, weil er zu jedem Spiel mit mir auf den Betzenberg gegangen ist. Wenn es mal geregnet hat, dann hat sie gehofft, er würde zu Hause bleiben. Aber er meinte dann nur: da hinten wird es doch schon wieder hell. Er hat ‚geschärrt wie ä Hingel‘ wenn der FCK gespielt hatte.“
1933 verordnete der DFB und die Reichssportführung nach der Machtübernahme durch die NSDAP eine rassistische Säuberung der Vereine. Auch die damalige Vereinsführung des FCK unter Ludwig Müller unterschrieb die Erklärung, wonach alle jüdischen Mitglieder aus dem Verein ausgeschlossen werden sollen. Dennoch waren jüdische Mitglieder bis 1936 Teil des Clubs. Dr. Markwart Herzog kann über diese Tatsache nur spekulieren: „Es hat den Anschein, dass der FCK diese Erklärung nur unterschrieben hat, um seine Ruhe zu haben. Diese Vermutungen bestätigen auch die Informationen, wonach viele jüdische Spieler nach dem Krieg wieder in den Verein eintraten. Zudem fand sich der damalige Präsident Ludwig Müller später vor Gericht wieder, weil er sich auf der Straße mit Juden unterhalten, nicht aber vorbeikommende NSDAP-Mitglieder gegrüßt haben soll.“ Kurz nachdem die Familie Maas 1936 nach New York emigrierte, weil die Probleme zunahmen und „die Leute Angst hatten, sich bei einem jüdischen Arzt behandeln zu lassen“, wie Werner Maas berichtete, nimmt sich Albert Maas das Leben. Für Werner Maas, der später in Harvard studierte und als Professor der Mikrobiologie für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde, und der in seinem Leben schon mit Pelé und Henry Kissinger nicht nur über Fußball reden durfte, spielte der FCK auch dann eine Rolle, als er nach dem Krieg zum ersten Mal wieder nach Europa kam. Der Zöllner fragte ihn bei einem Blick auf seinen Pass und seine Geburtsstadt „Kennen sie Fritz Walter?“ Werner Maas kannte ihn. Wahrscheinlich gehörte er sogar zu den Patienten seines Vaters. Aufzeichnungen darüber gibt es leider keine.
Am Ende der Veranstaltung signierte der 92-Jährige für die Besucher des Erzählabends noch Exemplare des von ihm herausgegebenen Buches „Das Leben meines Vaters“.