Die Gesichter der Düsseldorfer Profis nach der 0:4-Pleite beim FC St. Pauli waren länger als die Theke in der Innenstadt. War’s das mit den Aufstiegsträumen? Neun Punkte Rückstand sind es aktuell bis zum Relegationsplatz. Vor allem in der Rückrunde hechelt die Fortuna den Aufstiegsambitionen hinterher und steht in der Tabelle der Rückserie mit drei Siegen, zwei Unentschieden und bereits fünf Niederlagen auf dem 14. Platz. Sportchef Helmut Schulte fand nach der Niederlage in Hamburg deutliche Worte: „Es kann nicht unser Anspruch sein, wie wir hier aufgetreten sind.“ Auch Mittelfeldspieler und Routinier Sergio da Silva Pinto war merklich angefressen: „Wir müssen uns alle die Frage stellen, wie so etwas passieren kann. Wir reden zu viel und setzen zu wenig in die Tat um. Die Art und Weise war heute bedenklich.“ Dabei ist die Fortuna eines der auswärtsstärksten Teams der Liga, gewann schon sechs Mal in der Fremde und steht in der Auswärtstabelle auf dem dritten Rang. Zum Vergleich: Der FCK rangiert in diesem Tableau leider nur auf dem zehnten Platz.
Doch während es beim 1. FC Kaiserslautern zuhause prächtig läuft, zählt die Fortuna zu den heimschwächsten Teams. Viermal gewann man in der ESPRIT arena, spielte fünfmal unentschieden und stand viermal mit null Punkten da. Vom Aufstieg will man demnach nicht mehr wirklich sprechen, schaut man allerdings auf manches Ergebnis in dieser Saison, ist für die Roten Teufel erhöhte Obacht angesagt. Diese Partien deuten an, welches Potenzial in der Fortuna schlummert. Unter anderem gewann Düsseldorf vor einigen Wochen in der Liga 2:0 (im Hinspiel sogar 4:1) gegen das Spitzenteam aus Darmstadt oder trotzte dem Karlsruher SC ein 1:1 ab. Was auffällt ist die Treffsicherheit der beiden Stürmer Charlison Benschop (13 Tore) und Joel Phjanpalo (10 Treffer). Und trotz der mageren Rückrundenbilanz hat die Fortuna bislang ebenso viele Treffer wie der 1. FC Kaiserslautern in der Rückserie erzielt. Manko: Sie kassieren zu viele Gegentore. 39 an der Zahl – das Potenzial verfällt noch zu oft in einen Sekundenschlaf.
Auswärts ist es an der Zeit, dass der 1. FC Kaiserslautern sein Potenzial ebenfalls aufweckt. Immer noch zieren lediglich zwei Auswärtssiege die Bilanz und werden von sieben Unentschieden sowie vier Niederlagen begleitet. Hier zeigt sich ein weiterer Pluspunkt für Düsseldorf: Während der FCK in der Fremde nur 13 Tore erzielen konnte, schossen die Düsseldorfer zuhause und auswärts jeweils 20.
Die nordrhein-westfälische Hauptstadt verfügt damit über eine der stärksten Offensivabteilungen der Liga. Freilich muss sich der FCK davor nicht verstecken. Ein Ziel der Roten Teufel am Montagabend sollte es sein, die schwächelnde Defensive mit gezielten Pässen und wechselnden Laufwegen zum Wanken zu bringen. Prädestiniert hierfür ist Simon Zoller, der, obwohl er bisher noch kein Tor erzielt hat, viele Löcher in gegnerischen Defensive reißt. Nach seinen Treffern bei der U21 und zuletzt im Heimspiel gegen Heidenheim bietet sich Philipp Hofmann ebenfalls als Option im Sturm an, zumal sich beide Angreifer auf exzellentes Vorlagenfutter aus der Kreativabteilung des FCK verlassen dürfen. Kevin Stöger, Karim Matmour und Mateusz Klich sind derzeit gut drauf. Passen muss Alexander Ring, der mit seiner fünften Gelben Karte gesperrt ist. Markus Karl ist nach seiner abgesessenen Gelb-Sperre wieder einsatzbereit.
Unter anderem die nur noch theoretischen Aufstiegschancen der Fortuna wurden Ex-Trainer Oliver Reck zum Verhängnis. Nach der 1:3-Pleite am 22. Spieltag beim 1. FC Nürnberg wurde Reck als Coach der Düsseldorfer entlassen und der bisherige U23-Trainer Taskin Aksoy übernahm das Amt. Er startete gleich mit einem 2:1-Erfolg beim 1. FC Heidenheim und steht nun, nach dem 0:4 am Millerntor, ebenfalls vor dem zerplatzten Aufstiegstraum. Aksoy gibt sich kämpferisch: „Wir werden das Spiel schonungslos analysieren und zusehen, dass wir gegen Kaiserslautern eine Reaktion zeigen.“
Was die Analyse ergeben hat, könnten zwei alte Bekannte in die Pfalz kommunizieren. Axel Bellinghausen kam 2005 von der Fortuna zum FCK, wechselte 2009 zum FC Augsburg, um 2012 wieder bei der Fortuna die Schuhe zu schnüren. An seiner Spielweise hat sich nichts geändert – immer noch ist Bellinghausen der Spieler, der im Fußballmanagerspiel „Anstoß 3“ das Pferdesymbol für unfassbare Laufstärke und das Symbol einer Rakete für die Schnelligkeit erhalten hätte. Ein Dauerbrenner, der immer noch glüht. Und, nicht zu vergessen, Erwin „Jimmy“ Hoffer. Der Österreicher, der von 2010 bis 2013 beim FCK spielte, kickt seit 2013 bei der Fortuna.
Bei Düsseldorf fehlen am Montagabend Christopher Avevor (Knieprobleme) und Christian Gartner (Außenbandriss). Der FCK muss wahrscheinlich auf Kerem Demirbay verzichten, der unter der Woche das Training wegen Knieproblemen abbrechen musste. Der Einsatz von Rekonvaleszent Erik Thommy ist ebenfalls fraglich. Definitiv nicht mehr in dieser Saison spielen kann Marcel Gaus, der immer noch an den Nachwehen seiner Oberschenkel-OP laboriert.
Fassen wir zusammen: Am Montag trifft eines der heimschwächsten Teams der Liga auf eine Mannschaft, die auswärts bisher leider zu wenig verhext hat. Trotzdem: Beide Mannschaften strotzen vor Offensivpower. Nach dem fußballaffinen Adam Riese ergibt das ein klares 4:4, weil beide Teams ihre Schwächen durch die starke Offensive kompensieren. So weit die Theorie. In der Praxis wird Düsseldorf alles tun, um die Niederlage im letzten Spiel gegen St. Pauli wettzumachen. Unter anderem deswegen sollte der FCK das 0:4 der Fortuna in Hamburg nicht überbewerten, dafür ist die Offensive der Düsseldorfer zu stark. Zieht der 1. FC Kaiserslautern sein Spiel durch und reißt Lücken in die Fortuna-Abwehrkette, steht dem dritten Auswärtssieg eigentlich nur der Düsseldorfer Sturm im Wege. Aber ein 5:4 für den 1. FC Kaiserslautern bringt ja auch drei Punkte.
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