Nach zwei Jahren als Fanbeautragter des 1. FC Kaiserslautern verlässt Alexander Krist im Sommer aus privaten Gründen den Verein wieder. Im Interview spricht er über seine Zeit am Betzenberg und wagt einen Ausblick in die Zukunft der Fanbetreuung beim FCK.

Alex, zum Saisonende wirst Du als Fanbeauftragter des FCK nach zwei Jahren aufhören. Aus persönlichen Gründen. Was genau sind diese Gründe?

Ich hege schon länger den Traum einer Weltreise. Dieses Thema hatte ich, nachdem ich beim FCK als Fanbeauftragter angefangen habe, zunächst ad acta gelegt. Durch die Corona-Pandemie ergab sich für meine Freundin die Möglichkeit ab August dieses Jahres ein Sabbatical von sechs Monaten einzulegen. So ergab sich für uns die Chance, ab August 2021 auf Weltreise zu gehen – natürlich vorausgesetzt, dass die Einschränkungen rund um Corona dies zulassen. Ich habe dann für mich – nach reiflicher Überlegung – entschieden, dass ich diese Chance nutzen möchte, auch wenn mir das im Bezug auf meinen Job beim FCK nicht einfach gefallen ist.

Du warst jetzt zwei Jahre für die Fans der Roten Teufel aktiv. Wie würdest Du diese Zeit rückblickend bewerten? Was waren die größten Herausforderungen?

Es war auf jeden Fall die turbulenteste Zeit in meinem bisherigen Arbeitsleben. Gleich im ersten Jahr beim FCK wurden der Aufsichtsrat, die Geschäftsführung und der Trainer ausgetauscht. Da merkt man erst einmal, wie schnelllebig dieses Geschäft sein kann. Hinzukam schließlich im Jahr 2020 die Corona-Pandemie, begleitet vom Insolvenzverfahren, das mich ja auch als Mitarbeiter direkt betroffen hat.

Dank der Einarbeitung meines Vorgängers Christoph Schneller bin ich aber schnell in den Job hineingewachsen. Die größten Herausforderungen waren wohl die Abstimmungen mit unserer Fanszene und den zuständigen Sicherheitsbehörden vor dem Heim- und Auswärtsspiel gegen den SV Waldhof Mannheim in der vergangenen Saison – da erinnere ich mich gerne an die einzigartige Choreografie, die unsere Fanszene im Hinspiel auf die Beine gestellt hat, zurück. Für mich persönlich war auch die bislang leider einzige Fanversammlung im Juli 2019 eine Herausforderung, weil ich es bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewohnt war, vor rund 150 Personen eine Veranstaltung zu moderieren.

Was waren die wichtigsten Aufgaben für einen Fanbeauftragten vor der Corona-Pandemie und wie hat sich das Aufgabenfeld durch die Pandemie verändert?

In meinem ersten Jahr beim FCK hatte ich das Glück, alle Aufgaben als Fanbeauftragter beim FCK zumindest einmal mitzuerleben. Die wichtigste Aufgabe ist meinem Empfinden nach die Präsenz bei allen Heim- und Auswärtsspielen, um als Ansprechpartner für die Belange der Fans zur Verfügung zu stehen – dies gilt auch für das Wintertrainingslager, bei dem immer mehr als 100 FCK-Fans mitreisen. Auf diesem Wege knüpft man auch viele Kontakte und bekommt ein Gespür, welche Themen die Fans aktuell beschäftigen. Darüber hinaus gehört die Organisation mehrerer Veranstaltungen, in Kooperation mit unseren ehrenamtlichen Fanbeiräten, wie dem Saisoneröffnungsspiel, der Fanversammlung, FCK-Hautnah oder der traditionellen Rolli-Autogrammstunde zum Aufgabengebiet.

Des Weiteren gibt es einen regelmäßigen Austausch mit internen und externen Vertretern verschiedener Sicherheitsbehörden. Hinzukommen regelmäßige Termine mit unserem Fanbeirat, der aktiven Fanszene und dem Fanprojekt.

Etwas, das ich bislang leider viel zu selten wahrnehmen konnte, waren persönliche Besuche bei Fanclubfeiern oder der Besuch der Regionssitzungen, die von unseren neun Fanregionen regelmäßig ausgerichtet werden.

Viele der genannten Aufgaben fallen aufgrund der aktuellen Situation rund um die Corona-Pandemie natürlich komplett weg. Das nagt nach fast einem Jahr schon an einem. Da trifft es wohl aktuell keinen anderen Bereich auf der Geschäftsstelle so hart, wie die Fanbetreuung.

Wie verläuft aktuell die Kontaktaufnahme mit den Fans?

Aktuell versuche ich immer wieder telefonisch den Kontakt zum Fanbeirat und der aktiven Fanszene aufrecht zu erhalten. Ansonsten bleibt natürlich noch die Möglichkeit, per Mail oder WhatsApp zu kommunizieren. Ganz ehrlich: Das ist aber alles kein richtiger Ersatz für ein persönliches Gespräch. Dennoch ist es mir wichtig, auch in dieser Zeit den Kontakt zu halten. Sitzungen mit dem Fanbeirat führen wir aktuell als Videokonferenz durch.

Du bist selbst schon immer FCK-Fan, inwiefern hat Dir das im Job geholfen? Glaubst Du man kann den Job auch machen, ohne FCK-Fan zu sein?

Ich glaube nicht, dass es so einfach möglich ist, diesen Job auszuüben, wenn man gar keine Verbindung zum FCK oder dem Fußball allgemein hat. Mir persönlich hat es natürlich extrem geholfen, schon immer FCK-Fan zu sein. Dadurch fällt es mir viel einfacher, gewisse Emotionen, Reaktionen und Aktionen von FCK-Fans einzuordnen. Außerdem gehört es beim Fußball ja auch dazu, dass man sich gemeinsam über Siege freut oder zusammen leidet. Was das genau bedeutet, kann man nur nachvollziehen, wenn man FCK-Fan ist.

Was waren Deine persönlichen Highlights in den vergangenen zwei Jahren?

Mein persönliches Highlight war der Heimsieg im DFB-Pokal gegen Mainz 05. Dieses Spiel hatte nach den Provokationen, die von der Mainzer Fanszene im Vorfeld des Spiels zu vernehmen waren, einfach alles, was man sich als FCK-Fan in dieser schweren Zeit gewünscht hat. Darüber hinaus war auch das Trainingslager in Belek eine tolle Erfahrung – auch, wenn es dort zu ein paar unschönen Situationen mit Fans eines anderen Vereins kam. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir außerdem dieser emotionale Torjubel beim Führungstreffer in Mannheim.

Wie würdest Du die Fans des FCK mit nur drei Worten beschreiben?

Fanatisch, laut und einzigartig!

Nun muss ein Nachfolger für Deine Position gefunden werden. Was sollte dieser mitbringen? Wie wird die Suche aussehen?

Das Verfahren ist wie bei jedem anderen Job auch. Nachdem wir nun die Stelle ausgeschrieben haben, hoffen wir natürlich, dass eine gute Auswahl an Interessenten sich bewirbt. Darauf folgen dann die Einstellungsgespräche geeigneter Kandidaten und die finale Auswahl.

Wichtig ist auf dieser Position sicherlich eine gewisse Empathie im Umgang mit Menschen. Ein hohes Maß an Sozialkompetenz ist in der Fanarbeit eigentlich unverzichtbar. Außerdem ist es natürlich von Vorteil, wenn man bereits in der Fanszene aktiv ist oder sich zumindest mit Themen wie der Fankultur befasst.

Zudem habe ich versucht, jedem Fan immer auf Augenhöhe zu begegnen und ein offenes Ohr zu haben – wohlwissend, dass man nicht immer zu hundert Prozent jedem gerecht werden kann. Letztlich fungiert der Fanbeauftragte ja als Bindeglied zwischen Verein und Fans, da gilt es die Interessen beider Parteien bestmöglich zu verbinden. Hier geht es auch darum, Probleme frühzeitig zu erkennen, um sie hinter verschlossenen Türen aus der Welt zu schaffen. So ist es uns meines Erachtens nach auch in den vergangenen zwei Jahren häufig gelungen, Missverständnisse oder Dinge, die auch mal nicht so gut gelaufen sind, zu lösen, ohne dies in die Öffentlichkeit zu tragen.

In Zeiten von Geisterspielen machen sich viele Menschen Gedanken, wie es mit dem Fußball und den Fans weitergeht. Was denkst Du? Wird es nach Ende der Pandemie wieder so werden wie früher? Oder wird es langfristige Auswirkungen auf die Fankurven haben?

Ganz ehrlich: Als im März 2019 erstmals Geisterspiele stattfanden, war ich davon überzeugt, dass, wenn diese Pandemie überstanden ist, die Fankurven und Stadien wieder voll sind. Mittlerweile sehe ich das etwas anders. Fast ein Jahr ist ohne Fans in den Stadien vergangen – mit Ausnahme der paar Spiele im Herbst, bei denen ein paar Tausend Zuschauer anwesend waren. Viele Menschen, auch in meinem privaten Umfeld, verlieren aber allmählich das Interesse am Fußball und suchen sich alternative Freizeitbeschäftigungen.

Daher glaube ich persönlich, dass es ein weiter Weg wird, bis die Stadien wieder so voll werden, wie es vor Corona einmal war. Da bin ich persönlich auch sehr gespannt, was diese lange Zeit mit einer Fanszene macht. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Verbände im Profifußball in der Vergangenheit zu oft sehr unglücklich agiert haben, was Fanbelange betrifft.

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