Herr Lindon, Sie sind begeisterter FCK-Anhänger. Wieso hat gerade der 1. FC Kaiserslautern Ihr Interesse geweckt?
Amerikaner lieben Sport. Man muss einfach ein Spiel vom 1. FC Kaiserslautern besuchen, um zu wissen, was hier in diesem Verein für eine Begeisterung gelebt wird. Mein erster Spielbesuch war 1988 gegen Werder Bremen. Es war damals weder das Spiel, noch die Mannschaft, die mich begeisterten. Es waren die Fans. Diese Westkurve mit laut singenden, Fahnen-schwingenden Fans. So was hat zu meiner Zeit in den USA nicht existiert. Ich war sofort Fan!
Wie kam es dazu, dass sich ein Amerikaner für deutsche Sportforschung interessiert?
Seit ich jung war, hatte ich ein Interesse an Sport und Geschichte. Dass ich die zwei Bereiche kombinierte, war naheliegend. Ungewöhnlich ist, dass ich es in einer Fremdsprache mache. Was den FCK anging, entdeckte ich 1996 mein Interesse für Geschichte, als ich verschiedene Logos fand. Ich wollte wissen, woher sie kamen und warum es solche Logos gab. Ich begann Bücher zu kaufen, um über diese Geschichte vom FCK zu recherchieren. Anschließend versuchte ich, einen Stammbaum zu erstellen. In dieser Phase bekam ich Kontakt mit anderen Sammlern, insbesondere Rolf Conrad. Er hat mir sehr geholfen. Als Ausländer konnte ich einfach fragen, was Deutsche wahrscheinlich nicht fragen würden. Und ich habe viel gefragt und frage auch heute vieles nach, wodurch ich Spuren und Zusammenhänge entdecke. 2003 wurde ich Mitglied im Fanclub „1.FCK Stammtisch Seid Fröhlich“, 2009 dann 1. Vorsitzender. Über diesen Stammtisch bin ich regelmäßig in Kontakt mit verschiedenen FCK-Ikonen getreten, wie unserem ehemaligen Präsidenten Norbert Thines oder dem Komponisten des Betze-Liedes, Horst Schneider. Als Norbert Thines durch sein Engagement im Förderverein das Museumsprojekt unterstützte, wusste ich, dass ich mithelfen will. Heute unterstütze ich das Museum beim Archivieren von Artikeln, wie Mitglieder- und Stadionmagazinen, Fankatalogen oder Festschriften. Diese Artikel helfen mir auch bei Vereinsforschungen.
Sie sind für die historische Erforschung der Vereinsgeschichte zuständig und ein leidenschaftlicher Sammler. Konnten Sie in dieser Zeit besondere Entdeckungen machen?
Ich versuche immer, systematisch zu forschen und lese Satzungen, Adressbücher, Festschriften, Briefe, Vereinsdokumente und natürlich Zeitungen. Letztendlich alles, was helfen könnte, so auch alte Ansichtskarten oder Stadtkarten. Ich habe von fast jedem Jahr zwischen 1860 bis 1918 eine Zeitung komplett gelesen und alles, was mit Sport zu tun hat, fotografiert. Dann sortiere und organisiere ich alles und vergleiche die Daten mit dem vorhandenen Wissensstand in Kaiserslautern. Daraus ergeben sich immer wieder Überraschungen. Uns fehlen auch manche Logos der Vorgängervereine des FCK: FC Bavaria 1902 und FC Phönix 1910. Bis vor kurzem hat auch das Logo des FC 1900 gefehlt. Wie es manchmal passiert, kam ich einfach durch Zufall an dieses Logo. Der Autor Markus Röder hatte eines Abends in Lautern mit Freunden Karten gespielt. Ein älterer Mann kam vorbei, entdeckte die FCK-Logos darauf und legte verschiedene alte Nadeln vom FCK auf den Tisch. Eine davon war eine Nadel vom FC 1900. Markus gab mir den Tipp und über Norbert Thines und Reinhard Schanne konnte ich Kontakt mit diesem Mann aufnehmen. Er ist der Sohn von Anton Rogall, Meisterspieler der berühmten FVK Mannschaft von 1909. Und jetzt wissen wir, wie dieses Logo aussieht.
Neben der Forschung halten Sie auch regelmäßig Vorträge. Für welche Themen konnten Sie Ihre Zuhörer schon begeistern?
Ich habe nie vorgehabt, solche Vorträge zu halten, aber meine gesammelten Daten mussten irgendwie sortiert werden. Mit PowerPoint hatte ich schließlich viele Folien erstellt. Marcus Matti, damals Vorsitzender der Fanregion Südwestpfalz, wollte, dass wir unser Museumsprojekt in seiner Region vorstellen und ich einen Vortrag über meine FCK-Stammbaum-Forschung halte. Ich war zuerst zurückhaltend. Als Offizier habe ich zwar öfters Vorträge vor Generalstäben gehalten, aber es ist etwas anderes, Vorträge in einer Fremdsprache zu halten. Ich habe dann zugestimmt, mit dem Gedanken, dass ich so etwas nie wieder machen werde, falls es schiefgeht. Leider ist es relativ gut gegangen (lacht). Seitdem haben wir unser Museum und meinen Stammbaumvortrag in vier weiteren Regionen präsentiert: Kaiserslautern ⁄ Sickinger Höhe, Nahe ⁄ Hunsrück ⁄ Mosel, Lautre und Ludwigshafen ⁄ Neustadt ⁄ Bergstraße. Bald kommt Rheinhessen dazu. Als Mitglied im Verein „Pfälzische Sportgeschichte e.V.“ habe ich auch einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen dem FC Bavaria 1902 und der TSG Kaiserslautern gehalten. Andere Vorträge sind in Arbeit, beispielsweise zu Themen wie den Sportplätzen in Kaiserslautern, Kaiserslauterer Radfahrergeschichte oder der Radrennbahn Eselsfürth. Es müssen viele Daten gesammelt werden, bevor solche Vorträge präsentiert werden können. Ich habe bis jetzt so viele Daten über Sport in Kaiserslautern gesammelt, dass ich damit ein ganzes Buch füllen könnte. Wenn es soweit ist, kommt mein Kaiserslauterer Sportalmanach.
Sie haben dem Museum schon viele bedeutende Exponate zur Verfügung gestellt, so auch die Pin- und Buttonsammlung, die in der aktuellen Museumsausstellung zu sehen ist. Wie viel Arbeit steckt hinter dieser großen Sammlung?
Diese Sammlung ist sehr bedeutend für meine Arbeit. So begann mein Interesse an der Geschichte des 1. FC Kaiserslautern durch den Kauf von fünf Pins bei einem Spiel. Seit Mitte der 1990er sammle ich solche Pins. Damals wollte ich einen Katalog produzieren. Ich versuchte, alte Fankataloge zu finden und die Pins zeitlich einzuordnen. Irgendwann war es zu viel und ich habe stattdessen alles auf meine Website „Pin Hölle“ gestellt. Ich wollte die Sammlung zeigen und fand einen Schreiner, der den Transportkasten dafür baute. Die Sammlung verließ aber nur selten mein Haus. Mittlerweile steht sie dem FCK als Leihgabe zu Verfügung und ist in der Ausstellung zu sehen. Heute leidet meine Sammelleidenschaft aus zwei Gründen: Zuerst verbringe ich viel Zeit mit meinen Forschungen. Dazu kommt auch, dass viele Fantasiepins den Markt überfluten. Beispielsweise werden nachträglich jede Menge Pins von den UEFA Cup Spielen produziert. Es gibt wenig echte UEFA Cup Pins, einen von dem Spiel in England 1992 gegen Sheffield Wednesday bekam ich von Norbert Thines. Sammler sollten zum Beispiel wissen, dass es keine Pins mit Schmetterlingsverschlüssen vor Ende der 1980er gab oder dass Pins von Deutschen Endspielen vor den 1950ern nicht echt sein können.
Durch dieses besondere Engagement wird Ihre Leidenschaft für die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern deutlich. Was bedeutet Ihnen persönlich die Arbeit im Museum?
Es gibt viele Amerikaner, die FCK-Spiele gesehen haben. Die Liebe zum FCK bleibt bei vielen immer vorhanden, obwohl diese Leute wieder zurück in die USA gehen. Ich versuche über Facebook mit einer Gruppe namens Kaiserslautern Web Devils Interessenten über den FCK in Englisch zu informieren. Ich persönlich wollte immer irgendetwas aktiv beim FCK machen. Ich dachte, es würde etwas im Fanbereich werden. Manchmal jedoch werden Träume in einer anderen Art und Weise erfüllt. Und so war es bei mir. Jetzt bin ich inoffizieller Vereinshistoriker. Ich kann meine Liebe für den FCK und Kaiserslautern ausleben und meiner Wahlheimat Kaiserslautern etwas zurückgeben. Es ist für mich der perfekte Weg zur Integration gewesen. Hauptverantwortlich dafür sind meine Familie, aber auch Norbert Thines. Er hat mir beigebracht, als Ausländer einfach meinem inneren Selbstbewusstsein zu vertrauen. Dank Norbert kann ich jetzt meinen Traum leben.
Zum Abschluss: Gibt es für Sie noch ein wichtiges Exponat, welches Sie sich für das Museum wünschen würden?
Ja, und natürlich etwas sehr Historisches. Kurz nach der Fusion vom FC 1900, FV Palatia e.V. und FC Bavaria 1902 zum Fußballverein e.V., gewann der FVK die Westkreismeisterschaft. Für diesen Titel gab es einen wunderschönen Pokal. Ich würde mir wünschen, dass wir diesen Pokal finden und ihn im Museum ausstellen könnten. Wenn uns jemand bei der Forschung unserer Geschichte oder dem Logo weiterhelfen kann, bitte ich um Kontakt über meine Webseite www.lindon.us oder via E-Mail: elindon@t-online.de.
Die neue Interviewserie – Im nächsten spannenden Interview stellt sich der zweite Vorstandsvorsitzenden der Initiative Leidenschaft FCK – Fritz Walter Museum Kaiserslautern e. V, Ralf Dieter Siebert. Er berichtet über seine Aufgaben als Schatzmeister, sein Engagement als zweiter Vorstandvorsitzender und seine persönlichen Erlebnisse im Museum.
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