Am Sonntag, 2. Juni 2024, feiert Karl-Heinz Feldkamp seinen 90. Geburtstag. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam huldigt einem der größten Trainer in der Geschichte der Roten Teufel.
Karl-Heinz Feldkamp genießt in Kaiserslautern Kultstatus. Sein Name ist eng verbunden mit der glorreichen Zeit des FCK Anfang der 1990er Jahre, als sich die Roten Teufel in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zunächst den DFB-Pokal und ein Jahr später den Deutschen Meistertitel sicherten. Dabei hatte der gebürtige Oberhausener den FCK schon einmal als Trainer in erfolgreiche Sphären geführt, als er zwischen 1978 und 1982 aus den Roten Teufeln ein Spitzenteam formte, den 1. FC Kaiserslautern damit in vier aufeinanderfolgenden Spielzeiten in die Spitzengruppe der Bundesliga führte und den Fans und Fußballexperten auf europäischer Ebene bis heute unvergessene Europapokal-Momente bescherte. Am 2. Juni 2024 feiert Karl-Heinz Feldkamp, in Kaiserslautern seit jeher schlicht „Kalli“ genannt, einen bemerkenswerten Geburtstag – er wird stolze 90 Jahre alt!
Immerhin 15 Jahre lang war Karl-Heinz Feldkamp auch selbst aktiver Fußballspieler. Von der Jugend bis zum Ende seiner Karriere im Jahre 1967 blieb er dabei seinem Heimatclub Rot-Weiß Oberhausen treu. Dabei hatte es der bodenständige und vereinstreue Karl-Heinz Feldkamp mit seinem Heimatverein Rot-Weiß Oberhausen lediglich von der alten Oberliga West in die Regionalliga West, die damals zweithöchste deutsche Spielklasse geschafft. Der ehrliche Mittelfeld-Malocher erzielte dabei in 316 Pflichtspielen immerhin 42 Tore für seine Rot-Weißen, ehe er 1967 die Fußballschuhe an den Nagel hängte. Seine anschließende Trainerkarriere liest sich dabei deutlich erfolgreicher und glänzender als seine Spielerkarriere.
Fünf Jahre nach seinem Rücktritt als Spieler übernahm er 1972 mit der SG Wattenscheid 09 in der Regionalliga erstmals als Trainer einen Verein und beendete nahezu zeitgleich sein seit 23 Jahren währendes Arbeitsverhältnis bei einem Oberhausener Stahlwerk. Den größten Erfolg mit dem Club aus dem Bochumer Stadtbezirk feierte er 1974 mit der Meisterschaft in der Regionalliga West, die dann auch die Qualifikation zur neueingeführten 2. Bundesliga, damals noch in Nord- und Südstaffel unterteilt, bedeutete. Nach einem achtbaren 7. Tabellenplatz in der ersten Zweitligaspielzeit wurde Karl-Heinz-Feldkamp nach dem 14. Spieltag der Saison 1975/76 durch Helmut Witte ersetzt. Noch im Dezember des gleichen Jahres folgte Karl-Heinz Feldkamp dem Ruf einer Rettungsmission zur DJK Gütersloh, die er jedoch nicht mehr vor dem Abstieg retten konnte. Mit Beginn der Saison 1976/77 wechselte Karl-Heinz Feldkamp zu Arminia Bielefeld, mit der er 1978 im zweiten den Anlauf den Aufstieg in die Fußball Bundeliga schaffte. Im Jahr davor war seine Mannschaft als Zweitplatzierter in der immer noch zweigleisigen zweiten Liga in den Aufstiegsspielen gegen den Tabellenzweiten aus dem Süden, den TSV 1860 München, tragisch gescheitert. Das Hinspiel auf der Alm gewannen die Bielefelder zwar souverän mit 4:0, mussten sich aber im Rückspiel in der bayrischen Landeshauptstadt nach 90 Minuten mit dem gleichen Ergebnis geschlagen geben. Das damals noch übliche Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, gewannen die Münchner Löwen im Frankfurter Waldstadion mit 2:0. Im Jahr darauf machten es die Schützlinge von Karl-Heinz Feldkamp besser. Arminia Bielefeld wurde Meister der zweiten Liga Nord und stieg direkt auf. Geht doch!
Mit Beginn der Saison 1978/79 wechselte Karl-Heinz Feldkamp in die Pfalz, wo er erstmals den Trainerstuhl des 1. FC Kaiserslautern besetzte. In den Jahren zwischen 1978 und 1982 erlebte der FCK unter Karl-Heinz Feldkamp erstmals seit Gründung der Bundesliga kontinuierlich höchst erfolgreiche Spielzeiten. Dabei erreichten die Roten Teufel in den ersten beiden Jahren jeweils den dritten Tabellenplatz, in der Saison 1980/81 und der Saison 1981/82 rangierte der FCK am Ende jeweils auf Tabellenplatz vier. In seiner ersten Saison 1978/79 unter Karl-Heinz Feldkamp wurde der FCK mit einem Punkt Vorsprung auf den Hamburger SV sogar Herbstmeister. Auch im DFB-Pokal gelang dem FCK während der ersten „Feldkamp-Ära“ einmal der Sprung ins Finale. Doch in diesem Endspiel am Ende der Spielzeit 1980/81 sollte den Roten Teufeln der Titelgewinn nach der Niederlage im Stuttgarter Neckarstadion gegen Eintracht Frankfurt vorerst noch verwehrt bleiben. Auch die internationale Bilanz in dieser Ära kann sich sehen lassen. Mit seinen Schützlingen drang Feldkamp 1982 bis ins Halbfinale des UEFA-Pokals vor. Dank überragender Auftritte. Bis heute unvergessen das Kräftemessen im Viertelfinale. Gegen einen übermächtig scheinenden Club und eine Mannschaft mit Weltklasseformat. Real Madrid hieß der Gegner des FCK. Gingen die Roten Teufel beim Hinspiel noch mit 1:3 als Verlierer vom Platz, fegten die Schützlinge von Kalli Feldkamp die Königlichen aus Spaniens Hauptstadt in einem denkwürdigen Rückspiel mit 5:0 vom Betzenberg. Im Halbfinale scheiterten die Lauterer dann jedoch denkbar knapp und bis heute umstritten am IFK Göteborg.
1982 führte der Weg von Karl-Heinz Feldkamp zunächst weg vom Betzenberg zur Dortmunder Borussia, später wieder zurück auf die Bielefelder Alm. Es folgten weitere Zwischenstationen beim Werksclub Bayer 05 Uerdingen und der Frankfurter Eintracht. Mit beiden Vereinen errang Feldkamp den DFB-Pokal. 1985 mit Bayer Uerdingen, als man die Münchner Bayern im Berliner Olympiastadion bezwang, das damals erstmals als dauerhaft festgelegter Endspielort fungierte. 1988 reckte Kalli Feldkamp dann zum zweiten Mal den DFB-Pokal in den Berliner Himmel, als er mit Eintracht Frankfurt im Finale den VfL Bochum bezwang. Nach dem Pokaltriumph 1988 folgte erstmals der Schritt ins Ausland, wo Kalli beim ägyptischen Hauptstadtclub Al-Ahly Kairo anheuerte, mit denen er Meister und Pokalsieger wurde. Im Frühjahr 1990 kehrte er wieder zum FCK zurück, der sich zum damaligen Zeitpunkt in höchster Abstiegsgefahr befand. Karl-Heinz Feldkamp folgte dem Hilferuf von Präsident Norbert Thines und Vize Reiner Geye, rettete den FCK vor dem Abstieg und schrieb mit den Roten Teufeln binnen weniger Jahre Fußballgeschichte. Es war eine fast aussichtslose Situation nach dem 22. Spieltag. Der FCK war beim Erzrivalen Waldhof Mannheim gerade mit 0:4 untergegangen, rangierte auf dem vorletzten Tabellenplatz. Die Tage von Gerd Roggensack als FCK-Trainer waren daraufhin gezählt. Einen Spieltag vor Schluss sicherte sich das Gründungsmitglied der Bundesliga unter Trainer Karl-Heinz Feldkamp den Klassenerhalt. Gezittert wurde bis zum Ende der Spielzeit und groß war der Jubel dann Anfang Mai 1990, als der FCK mit zwei Zählern vor dem Relegationsplatz noch den 12. Tabellenplatz erreichte. Am 33. Spieltag hatte Bruno Labbadia die Roten Teufel nach gerade einmal vier Minuten gegen Borussia Dortmund im Westfalen-Stadion in Front geschossen. Nach einem von Michael Zorc verwandelten Foulelfmeter sollte es bis zum Schluss beim 1:1-Unentschieden bleiben. Kaiserslautern entführte einen Punkt aus Dortmund. Weil zeitgleich der VfL Bochum beim FC Homburg mit 0:1 unterlag, war der FCK gerettet.
Mit Karl-Heinz Feldkamp sollte die Mannschaft des FCK in den Folgejahren eines der erfolgreichsten Kapitel der Vereinsgeschichte schreiben, denn nur kurz nach dem Klassenverbleib holten die Roten Teufel erstmals in ihrer Vereinshistorie den DFB-Pokal. Im fünften Anlauf, nach einem 3:2-Sieg über Werder Bremen. Diesen Überraschungscoup konnte das Feldkamp-Team zum Saisonfinale der folgenden Spielzeit sogar noch toppen. 1991 führte Feldkamp den Fast-Absteiger sensationell zum Titel des Deutschen Meisters. Die Szenen, die sich rund um das denkwürdige Spiel gegen die Geißböcke im altehrwürdigen Müngersdorfer Stadion abspielten, sind fest in das kollektive Gedächtnis der FCK-Fans eingebrannt. Nach 1951 und 1953 gewann der FCK im Jahr 1991 seinen dritten Meistertitel – eine Sensation! Unvergessen auch das legendäre Spiel gegen den FC Barcelona im Europapokal. Nach einer 0:2-Niederlage im Hinspiel führte der FCK am heimischen Betzenberg vor einer teuflischen Kulisse bereits mit 3:0. Das Hinspiel-Ergebnis war nicht nur egalisiert, man stand mit einem Bein in der nächsten Runde. Der FCK spielte einen grandiosen Fußball, kassierte aber in der Nachspielzeit das entscheidende und bittere Gegentor, das den Katalanen das Weiterkommen sicherte. Der große Traum war geplatzt! Selten habe ihn eine Niederlage so getroffen wie diese, erinnert sich Feldkamp heute noch. „Ich hatte Mühe, Johan Cruyff die Hand zu geben, als er auf mich zu kam, das muss ich heute noch gestehen“, beschriebt der rüstige Jubilar noch heute das dramatische Aus gegen den späteren Europacupsieger.
Nach seiner erfolgreichen Zeit in der Pfalz feierte Feldkamp auch in der Türkei große Titel. Dort arbeitete er, mit längeren Unterbrechungen, für die türkischen Hauptstadt-Clubs Galatasaray Istanbul und Beşiktaş Istanbul als Trainer und Sportdirektor. Mit Galatasaray wurde er 1993 Türkischer Meister und Pokalsieger. Nach dem ersten Abstieg der Roten Teufel aus dem Fußballoberhaus 1996 kehrte Feldkamp kurzzeitig zurück und war in der Saison, in der die Roten Teufel den direkten Wiederaufstieg schafften, im Aufsichtsrat des Vereines tätig. Zur Saison 2007/08 kehrte Feldkamp auf das Trainerparkett zurück und wurde zum zweiten Mal Chefcoach von Galatasaray. Als Nachfolger des Belgiers Erik Gerets. Doch kurz vor Saisonende trat er dort vom Amt zurück. Im Spätherbst 2008 kehrte Feldkamp dann noch einmal zu Galatasaray Istanbul zurück. Dieses Mal als Technischer Direktor beim amtierenden Meister. Dort arbeitete er bis zum Saisonende im Mai 2009, ehe er sich endgültig vom aktiven Geschehen der großen Fußballbühnen zurückzog. Neben seinen bereits erwähnten 316 Partien als Spieler für seinen Oberhausener Heimatverein zieren heute mehr als 840 Pflichtspiele Karl-Heinz Feldkamps Trainervita. Als bisher einziger Trainer in Deutschland gewann er mit drei verschiedenen Vereinen (Bayer 05 Uerdingen, Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern) den DFB-Pokal. Mit dem 1. FC Kaiserslautern gewann er neben Pokal (1990) und Meisterschaft (1991) im Jahr 1990 noch den Intertoto-Cup und 1991 den Deutschen Superpokal. Mit dem ägyptischen Club Al-Ahly Kairo (1990) und mit Galatasaray Istanbul (1993) gewann er jeweils das Double aus Meisterschaft und Pokal. Mit Arminia Bielefeld wurde er 1978 Zweitligameister.
Kalli Feldkamp lebt heute zusammen mit Ehefrau Helma überwiegend in Braunschweig, nahe bei Tochter Miriam und der schon fast erwachsenen Enkeltochter. In seinem zweiten Domizil nahe Malaga in Andalusien tankt der ehemalige Malocher und hingebungsvolle Motivator, der bis heute immer noch ein gefragter Gesprächspartner und Ratgeber ist, gelegentlich Kraft und Energie. Auch mit nun 90 Jahren sind ihm Bewegung und Sport noch immer wichtig. Regelmäßig schwingt er noch den Tennisschläger oder schwimmt ein paar Runden im Pool. Der FCK ist für ihn immer noch eine Herzensangelegenheit. Gerne folgte er der Einladung nach Berlin, um das diesjährige Pokalfinale zwischen dem FCK und der Leverkusener Werkself im Stadion live zu erleben. Natürlich hat er dem FCK und Trainer Friedhelm Funkel, mit dem er bis heute in Freundschaft verbunden ist, die Daumen gedrückt.
Das Museumsteam und gesamte die FCK-Familie gratuliert heute von ganzem Herzen zum 90. Geburtstag und wünscht Karl-Heinz Feldkamp noch etliche gesunde Jahre im Kreise seiner Familie.