Viele Fußballvereine haben ein eigenes Museum, um die Geschichte und bedeutende Momente des Vereins zu bewahren. Das Museum des FCK ist in diesem Zusammenhang etwas ganz besonderes, da es durch den gestarteten Sammelaufruf 2011 die Fans von Beginn an aktiv in die Entstehung des Museums einbezieht. Wie entstand die Idee, ein Museum des FCK in dieser Weise zu entwickeln?

Eine konkrete langfristige Planung gestaltete sich Anfang 2011 schwierig, da wir nur den Nachlass Fritz Walters und einen Minimalbestand an vereinshistorischen Objekten zur Verfügung hatten. Die Idee entwickelte sich dann schrittweise. Zum einen aus der vorgefundenen Situation, zum anderen durch hilfreiche Erfahrungen aus meiner Museumspraxis und natürlich auch mit Hilfe der Fans.
Zentral waren die großen W-Fragen: Mit welchen Dingen und Quellen kann wie von wem die Geschichte des FCK erzählt werden? Das „kollektive Gedächtnis“ des Vereins, bezogen auf Dokumente und Gegenstände, war zerstreut. Es gab glücklicherweise unseren Förderverein Initiative Leidenschaft FCK – Fritz Walter Museum Kaiserslautern e. V., die Sammlungen der Fans und die hervorragenden Recherchen der Vereinshistoriker. Jedoch gab es kein Archiv, welches ab der Stunde null systematisch an einem Ort zusammengetragen wurde und über die Jahre „natürlich“ gewachsen ist. Erste Maßnahme war daher eine „Bestandsaufnahme des Nicht-Vorhandenen“. Eine Frage begleitete uns dabei ständig: wie zeigt man, was man nicht hat und wie vermittelt man gleichzeitig, was man braucht? Bereits im ersten Sammelaufruf, der „work in progress“-Ausstellung, unter dem Motto „Eure Geschichte ist unsere Geschichte“, spielte der Aspekt der persönlichen Teilhabe eine tragende Rolle. Die persönliche Perspektive des Einzelnen, der die unterschiedlichsten Dinge, sei es die seiner eigenen Fanbiographie, aber oftmals auch Objekte der gesamten FCK-Geschichte sammelt, war von grundlegender Bedeutung. Dieser Ansatz verfestigt sich mit den eingehenden Objekten und bildet bis heute eines der Leitmotive, sowohl im Aufbau der Sammlung als auch in der Vermittlung durch Fans.
Nach intensiven Recherchen, Gesprächen mit Fans und Nachforschungen zu den vorliegenden wenigen Dingen entstanden erste Sammelkonzeptideen sowie der erste begehbare Sammelaufruf, darin eingebaut eine erste grobe Wunsch-
inventarliste und erste Ideen zur Dauerausstellung. Nach einem Jahr des Sammelns und Recherchierens, immer vor dem Hintergrund des kommunikativen, aussagekräftigen Aspekts eines Objekts, verfestigte sich das Motto und die Vorgehensweise. Diejenigen mit langjähriger Verbindung zum Verein können über ihre Leihgaben oder Schenkungen am besten die mitreißenden Geschichten  ihrer Liebe und Leidenschaft zum 1. FC Kaiserslautern erzählen und verfügen auch oft über lange gehütete Gegenstände oder Informationen.

Als kuratorische Leiterin eines Fußballmuseums betreuen Sie einen Bereich, der sehr viel Hingabe und Ausdauer erfordert. Wie kam es dazu, dass Sie sich für dieses Projekt engagieren wollten?

Das war eine Mischung verschiedener Beweggründe: Die Geschichte dieses einzigartigen Traditionsvereins auf dem höchsten Fußballberg Deutschlands in all seinen Phasen und Facetten, mit seinen Helden und Idolen zu erforschen, um dann zu sehen, wie seine Entwicklung dokumentiert werden könnte, war und ist eine riesige Herausforderung. Hinzu kamen Abenteuerlust, Entdecker- und Spielgeist, etwas ganz Neues zu entwickeln und dabei praktisch fast bei Null anzufangen.
Zum anderen ist meine Leidenschaft zum 1. FC Kaiserslautern durch jedes Gespräch, jedes eingetroffene Objekt und die Reaktionen der Besucher gewachsen. Genauso trägt die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Kollegen dazu bei, dass das Museumsprojekt eine schöne, fordernde, aber ungemein bereichernde Aufgabe ist.

Sie haben die Entwicklung des Museums in allen Phasen von der Ideengenerierung, über die Sammlung der Exponate, bis hin zur Eröffnung und der permanenten Weiterentwicklung begleitet. Welche besonderen Herausforderungen gab es während dieser Zeit?

Eine große Herausforderung lag in der Planung der einzelnen Schritte und die Verständigung darüber. Dabei galt es, die einzelnen Aspekte von Verein, Fußball, Mensch, Ding und Geschichte so zusammenzubringen und mit Leben zu füllen, dass ein Dialog untereinander entsteht. Das gilt für den Sammlungsaufbau wie für die Dauerausstellung. Auch die Geduld der Fans in den Phasen der Entwicklung kann eine Herausforderung sein.
Die Museumsarbeit vereint zahlreiche Personengruppen mit unterschiedlichen Wünschen, Vorstellungen und Ideen. Sie arbeiten mit Ihrem Projektteam zusammen, mit den Fans und Freiwilligen. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit so vielfältigen Personengruppen?
Um es vorweg zu nehmen – ohne das Team wären wir nicht da, wo wir heute sind. Hier konnten im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Aktionen und Vorhaben umgesetzt werden. Erleichternd und schön war das Vertrauen des Vereins, uns den Spielraum zu geben die Ideen zu entwickeln und das Miteinander zu verbinden, so dass es funktioniert.
Aber tatsächlich ist es eine große Herausforderung und ein großes kommunikatives Abenteuer, sich mit so vielen Charakteren, Persönlichkeiten, Stimmungslagen, Ansprüchen, allgemeinen Geschäftsabläufen, Interessen und unterschiedlichsten Motivationen auseinanderzusetzen und allen irgendwie gerecht zu werden. Wissen, Erfahrung, Elan und Engagement aller sind sehr groß. Viele der sprühenden Ideen sind es wert, sie umzusetzen. Schön wäre es, sie alle realisieren zu können.

Mit der stetigen Entwicklung des Museums stellen Sie Ihr ganzes Herzblut unter Beweis. Was bedeutet Ihnen persönlich die Arbeit im Museum, was schätzen sie besonders daran?

Da gibt es vieles, was man schätzen kann. Zum Beispiel, den FCK-Kosmos in allen Facetten und Phasen auszuleuchten, Lücken schließen zu können, neue Objekte zu entdecken oder zu erhalten und ihre Bedeutung zu ergründen.
Oder die Aufgabe, die Hingabe der Fans an den Verein und seine Spieler zu erfassen und zu dokumentieren und vielleicht ein wenig dazu beitragen zu können, die Geschichte des FCK lebendig zu erhalten. Genauso Dinge und großartige Augenblicke zu bewahren, Gedanken und Erinnerungen an unvergessliche Spieler zu ermöglichen. Zeitzeugen zu treffen und Spiele, Situationen, Hintergrundinformationen aus erster Hand zu erfahren und festhalten zu können, ist ungemein bereichernd.
Aber auch einfach, mit so vielen unterschiedlichen Menschen mit unbändiger Erzähllust und großer Verbundenheit zum FCK zu sprechen. Der Versuch, Augenblicke zu konservieren, Fragmente und Informationen aus erster Hand zu erhalten, Sachverhalte zu überprüfen, sich auszutauschen, nach den „Trüffeln“, aber auch nach den Nebenschauplätzen der FCK-Geschichte zu suchen.
Und nicht zuletzt, ständig neue Kontakte zu knüpfen, unser Projekt überall vorzustellen und sich mit Kollegen auszutauschen. Wichtig ist auch zu erfahren, wie es bei anderen aussieht und Teil des bundesweiten Netzwerks der Fußballmuseen und -archive zu sein.

Das Museumsprojekt ist noch in der Entwicklungsphase, die Dauerausstellung ein klares Ziel für die Zukunft. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Mit der work in progress-Ausstellung ist der erste Schritt getan. Wie schnell die Entwicklung des Museums vorangeht, hängt von den eingehenden Objekten und Spenden, von zur Verfügung stehenden Kräften und Kooperationen sowie dem ehrenamtlichen Engagement ab. Die fortgesetzte Sammelphase wird auf jeden Fall von unseren Veranstaltungen, wie den Erzählabenden, kleinen Sonderaktionen oder Friedhofsführungen, weiter begleitet. Durch Spendenaufrufaktionen und der aktiven Mitgestaltung durch die Fans wollen wir unser Ziel erreichen, die Geschichte des FCK zu bewahren und die Vision der Dauerausstellung zu realisieren.

Zum Abschluss: Welche Wünsche haben Sie persönlich für die Zukunft des Museums?

Dass eine rot-weiße (teuflische) Fee käme und alle offenen wie verborgenen Hoffnungen und Wünsche umsetzen könnte. Um etwas mehr in der Realität zu bleiben, dass das Dauerausstellungskonzept schnellstmöglich Zustimmung und finanzielle Unterstützung findet. Vor allem aber auch, dass das jetzige Team und die ehrenamtlichen Forscher dabeibleiben und dass wir hier auch noch Zuwachs bekommen.
Aber auch, dass der beschrittene Weg des gemeinsamen Ansatzes, der Teilhabe der Fans wie aber auch der Spieler und all derer, die ihren Teil zur FCK-Geschichte beigetragen haben, fortgesetzt wird und auch sie mit ihrer Geschichte und ihren Erinnerungen Teil des Ganzen werden. Und dass sich noch viele Dinge mit großem Erzählpotential finden. Das können auch die unscheinbaren, kleinen Dinge mit einer großen Geschichte sein.

In der neuen Interviewserie gibt das Museumsteam weitere Einblicke in seine Arbeit. Im zweiten Teil wartet ein spannendes Interview mit dem Vorstandsmitglied der Initiative Leidenschaft FCK – Fritz Walter Museum Kaiserslautern e. V, Hans Walter. Er berichtet von seinen Aufgaben im Vorstand, seinen Erlebnissen als Leiter von Museumsführungen sowie persönliche Fanmomente.

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