Nein, so haben sich die Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg den Saisonverlauf dieser Zweitligasaison sicherlich nicht vorgestellt. Nach 24 Spieltagen und bereits zwei Trainern steht der Absteiger aus der ersten Bundesliga bisher auf dem achten Rang der Tabelle. Als der FCN 2014 aus Deutschlands oberster Spielklasse abgestiegen war, wurde Trainerneuling Valérien Ismaël verpflichtet. Doch der erhoffte Wiederaufstieg geriet in Gefahr – nach dem 13. Spieltag war Nürnberg auf den 13. Tabellenplatz abgerutscht und die Vereinsoberen zogen die Notbremse. Auf den Franzosen Ismaël folgte ein Schweizer. René Weiler heißt der neue Coach, der seit dem 14. Spieltag auf der Bank des Clubs sitzt.
Langsam, aber sicher ging es bergauf und mittlerweile sind die Aufstiegsplätze zwar immer noch weit weg, aber wieder in Sichtweite. Der neue Trainer brachte etwas mehr Schwung in die Truppe und trainierte beispielsweise konditionelle Schwächen weg. Unter anderem deswegen hat der FCN nur 15 seiner 34 Gegentore nach der Pause kassiert. Dieser Wert ist zusammen mit Heidenheim und Karlsruhe Ligaspitze. An der taktischen Ausrichtung hat sich bei den Franken seit dem Trainerwechsel nicht viel geändert. Wie sein Vorgänger präferiert Weiler ebenfalls ein 4-2-3-1-System, beteuert aber, dass er dies nicht immer spielen lassen will: „Ich habe kein festes System.“ In den ersten Spielen ließ der Schweizer in jenem 4-2-3-1 spielen, in den letzten zwei Duellen agierte die Mannschaft jedoch in einem 4-4-2. Gut möglich, dass sich der Trainer auf dem Betzenberg für die defensivere Variante mit nur einem Stürmer entscheidet.
Weiler, der ein wenig dem US-Schauspieler Luke Wilson ähnelt, scheint die junge Mannschaft (Durchschnittsalter 24,2 Jahre) auf Kurs gebracht zu haben. Leistungsträger ist unter anderem das Offensivtalent Alessandro Schöpf. An diesen Namen werden sich die FCK-Fans ungern erinnern, denn im Hinspiel schoss der 21-Jährige die Roten Teufel fast im Alleingang ab. „Das war ein geiles Spiel“, erinnert sich der Nürnberger. Nun ja, aus Sicht des Clubs schon. 3:2 gewann der 1. FC Nürnberg am achten Spieltag gegen den FCK. Zwar starteten die Roten Teufel in der zweiten Hälfte eine Aufholjagd, spielten eigentlich sehr gut, doch am Ende siegte der FCN.
Im Rückspiel werden die Karten neu gemischt. „Das ist ein Spiel, das man gerne bestreitet und auf das man sich freut“, frohlockte Coach Weiler bei der Pressekonferenz am Donnerstag in Nürnberg. Allerdings muss der Trainer seine Mannschaft umbauen. Routinier Jan Polak ist gelbgesperrt und wird ebenso fehlen wie die verletzten Spieler Manuel Bihr und Niclas Füllkrug.
Beim 1. FC Kaiserslautern hat sich das Lazarett in den letzten Tagen leider vergrößert. Neben Simon Zoller (Muskelverletzung), Marcel Gaus (Reha), Dominique Heintz (Muskelbündelriss) und Erik Thommy (Schulterverletzung) fällt nun auch Ruben Jenssen mit einem Ermüdungsbruch im Mittelfuß für unbestimmte Zeit aus. „Es ist sehr schade, dass wir in einer solchen Saisonphase Ruben Jenssen verloren haben. Er war sehr wichtig für uns, vor allem für die Stabilität des Teams. Aber jetzt haben andere die Chance, diese Rolle zu übernehmen und sich zu zeigen. Diese Spieler sind jetzt gefordert, sich zu beweisen und Leistung zu zeigen“, kommentierte FCK-Trainer Kosta Runjaic den Ausfall des Mittelfeldspielers.
Mit von der Partie sein wird Nürnbergs Tormaschine Jakub Sylvestr. Der Slowake hat bereits neun Treffer erzielt und besitzt einen der besten Torriecher der zweiten Liga. Zudem steuerte er obendrauf noch fünf Vorlagen bei. Zusammen mit Winterneuzugang Peniel Mlapa hat er schon dem einen oder anderen Abwehrspieler Knoten in die Beine gezwirbelt. Wie stark der FCN in der Offensive besetzt ist, weiß auch Lauterns Coach Kosta Runjaic: „Ihre Offensiv-Qualitäten haben sie in dieser Saison bereits angedeutet. Deshalb erwarte ich schon mehr Spiel nach vorne vom FCN, als es Union im eigenen Stadion gezeigt hat. Es wird auf jeden Fall ein enges Spiel.“
Der FCK erwartet nicht nur einen spielstarken Gegner, sondern – wie in Berlin – eine gute Stimmung. Denn die Nürnberger bringen mal eben etwa 5.000 Fans mit. Somit ergibt sich bisher eine geschätzte Gesamtzuschauerzahl von 31.000 Zuschauern. Dies war aufgrund der Historie beider Clubs zu erwarten. Sage und schreibe 60 Mal haben der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Nürnberg in verschiedenen Ligen schon gegeneinander gespielt. 27 Mal siegten die Roten Teufel, 22 Mal der Club und elfmal trennte man sich remis – ein wahres Traditionsduell.
Eine tolle Kulisse, zwei spielstarke Mannschaften und jede Menge Tradition – beste Zutaten für ein spannendes Fußballspiel, von dem am Ende hoffentlich der siegreiche 1. FC Kaiserslautern behaupten kann, dass es ein „geiles“ war.
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