Wie Phönix aus der Asche ist der Karlsruher SC zu den Spitzenteams der zweiten Liga empor gestiegen. Nach dem Aufstieg aus der dritten Liga 2013 schoss man sich direkt auf den fünften Platz in der Abschlusstabelle 2013/14 und kämpft auch in diesem Jahr um den Aufstieg. Vielleicht wollte man endlich dem eigentlichen Namen Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e. V. gerecht werden. Vielleicht ist die Mannschaft aber auch einfach gut in Form.
Der KSC hat am vergangen Spieltag beim Tabellenführer FC Ingolstadt ein auch in der Pfalz gut sichtbares Ausrufezeichen gesetzt. 3:1 besiegte man die Ingolstädter und ist damit in gefährliche Nähe zum Spitzentrio Ingolstadt (1.), Darmstadt (2.) und Kaiserslautern (3.) auf den vierten Platz aufgerückt.
Maßgeblichen Anteil am Erfolg des KSC hat unter anderem Trainer Markus Kauczinski. Dreimal war der gebürtige Gelsenkirchener bereits Interimstrainer in Karlsruhe, ehe er am 27. März 2012 zum Cheftrainer befördert wurde. Seitdem hat er den Sportclub zu einem Verein geformt, der sich vor allem durch eine kompakte Defensive auszeichnet. Mit 19 Gegentreffern hat der KSC die zweitbeste Defensive der Liga und wird nur durch die Darmstädter (17) getoppt. Ein Grund dafür könnte Kauczinskis Händchen für Talente sein. Schließlich kennt er sich als ehemaliger B-, A- und U23-Trainer der Badener bestens mit talentierten Kickern aus. So avancierte Manuel Gulde, mittlerweile 24 Jahre alt, seit seinem Wechsel vom SC Paderborn 2013 zum Abwehrchef und verpasste in dieser Spielzeit bisher nur ein Spiel.
Weiter vorne im Mittelfeld bildet der 23-Jährige Reinhold Yabo mit dem Japaner Hiroki Yamada die Schaltzentrale. Beide haben zusammen elf Treffer erzielt und acht Tore vorgelegt. Und ganz vorne? Da wirbelt ein alter Bekannter mit einem Angreifer, der in Karlsruhe nach vielen Stationen wohl sein fußballerisches Glück gefunden hat. Neben Ex-FCK-Profi Ilian Micanski trifft Stürmer Rouwen Hennings derzeit nach belieben. Schon zehn Treffer hat der 27-Jährige erzielt und netzte gegen Primus Ingolstadt sogar doppelt. „Zurzeit bin ich beschwerdefrei und wir spielen guten Fußball nach vorne, davon profitiere ich“, gibt sich der Stürmer bescheiden. Gegen den FCK wird Hennings vermutlich als einzige Spitze in einem 4-2-3-1 stürmen.
Nach dem Sieg gegen den Tabellenführer wartet der Karlsruher SC am Sonntag sicherlich mit breiter Brust im eigenen Stadion und scharrt mit den Stollen. Das sieht auch Abwehrspieler Daniel Gordon beim TV-Sender „Baden-TV“ so: „Wir wissen, was wir bringen müssen, um gegen Lautern zu gewinnen. Das wird eine verdammt schwere Aufgabe. Wir müssen noch eine Schippe drauflegen.“ Diese Schippe extra fordert sein Trainer für jedes Spiel: „Wenn wir nicht am Limit spielen, dann verlieren wir.“
Ans Limit gehen auch die Kapazitäten im Karlsruher Wildparkstadion, denn das ist mit 27.600 Karten ausverkauft. Unter den Fans befinden sich etwa 5.000 mitgereiste FCK-Fans. Kaiserslauterns Sportdirektor Markus Schupp hofft auf ein spannendes und friedliches Derby: „Es geht natürlich immer um drei Punkte, aber in einem Derby geht es um einiges mehr. Ich hoffe trotzdem, dass wir die Emotionen auf unser Spiel übertragen.“ Ob der angeschlagene Kapitän Willi Orban dabei sein wird, entscheidet sich im Abschlusstraining. „Der Heilungsprozess ist erstaunlich gut verlaufen, da hat unsere medizinische Abteilung tolle Arbeit geleistet. Wenn Willi das positive Signal gibt, fährt er mit nach Karlsruhe und wird von Anfang spielen“, sagte Trainer Kosta Runjaic auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Sollte Orban nicht spielen können, steht Michael Schindele bereit.
Ähnliches gilt für Stürmer Simon Zoller. Er ist nach seiner Muskelverletzung wieder zurück im Mannschaftstraining und fühle sich Runjaic zufolge gut. Ein Einsatz ist jedoch keineswegs sicher: „Wir werden kein Risiko eingehen, denn es gibt noch weitere wichtige Spiele, in denen wir Simon brauchen.“ Bei den Roten Teufeln fehlen Marcel Gaus (Reha), Dominique Heintz (Muskelbündelriss), Ruben Jenssen (Ermüdungsbruch) und Erik Thommy (Schulterverletzung). Der Karlsruher SC muss auf Dennis Kempe (Wadenprobleme), Jan Mauersberger (Muskelfaserriss) und Sascha Traut (Reha) verzichten. Gelbsperren drohen beim KSC Gulde (vier Gelbe Karten) und bei den Roten Teufeln Jean Zimmer, Alexander Ring (je vier Gelbe Karten) sowie Markus Karl (neun Gelbe Karten).
Ausverkauftes Haus, Derby-Stimmung und zwei Spitzenmannschaften – bei beiden Teams ist die Vorfreude auf dieses Südwest-Derby so groß wie das Selbstvertrauen. Emotional betrachtet können die Zuschauer ein abwechslungsreiches und intensives Duell erwarten, statistisch gesehen sprechen die Bilanzen der beiden Mannschaften eher gegen ein Spektakel. Der 1. FC Kaiserslautern konnte in dieser Saison leider nur zweimal in der Fremde gewinnen. Für den KSC läuft es im Wildparkstadion auch nicht viel besser. Nur vier von zwölf Heimspielen wurden gewonnen und dabei lediglich etwa acht Prozent der Torchancen genutzt. Im Derby dürfen es auch gerne null Prozent sein.
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