Er schreit und fokussiert seine Spieler – so erstrahlt Heidenheims Coach Frank Schmidt auf dem Titelbild eines Fußball-Films. „Trainer!“ heißt diese Dokumentation von Aljoscha Pause, die einen tiefen Blick hinter die Kulissen der alltäglichen Trainingsarbeit wirft. Frank Schmidt ist nicht nur dort der Protagonist.
2007, als der 1. FC Heidenheim gerade in der Regionalliga spielte, übernahm Ex-Profi Schmidt den Trainerposten. Schmidt selbst ist bisher auf keinem Trainerkarussell gefahren und kam nach seiner Spielerkarriere zurück in die Heimat – um Bankkaufmann zu werden. Der Fußball durchkreuzte die tollkühnen Pläne des Trainertalents. Heidenheim suchte gerade einen neuen Übungsleiter, Schmidt tat seinem alten Verein einen Gefallen und sprang für zwei Spiele ein. „Es lief gut. Der Verein sagte: ‚Ach, mach‘ weiter.‘ Ich habe mich dann überreden lassen. Es war eine günstige Fügung zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Schmidt. Und wer ist heute immer noch Coach seiner Geburtsstadt, und hat letztes Jahr einen Vertrag bis 2020 (!) unterschrieben? Korrekt: Frank Schmidt. In diesem Team ist der Trainer der Star.
Kontinuität macht sich nicht nur auf der Trainerbank bemerkbar. Durchs Heidenheimer Mittelfeld braust seit 2008 Marc Schnatterer. Der 29-Jährige erzielte in 242 Spielen für Heidenheim 75 Tore. Schnatterer hat sich bisher in jeder Liga seinen Stammplatz erarbeitet und ist der Leitwolf. Neben Schnatterer sticht noch ein anderer im Team heraus: Florian Niederlechner. Vor zwei Jahren wechselte der Stürmer vom beschaulichen Unterhaching ins noch beschaulicherer Heidenheim und hat sich etabliert. In dieser Saison traf er bereits zehnmal. Umso bitterer dürfte sein Ausfall sein, denn der Angreifer ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
Taktisch zeigt sich der FCH variabel. Mal stellt Trainer Schmidt sein Team in einem 4-1-4-1, in einem 4-4-2 mit Doppelsechs oder Raute auf; mal lässt er die Akteure in einem 4-3-3 offensiv wirbeln. Heidenheim ist eine eingespielte Mannschaft, die nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Allerdings ist es die Heidenheimer Premiere im Fritz-Walter-Stadion, das schon ganz andere Mannschaften nervös gemacht hat.
Angsthasen-Fußball ist für die mutigen Heidenheimer dennoch ein Fremdwort, diesen Gefallen wird man den Roten Teufeln auch am Ostersamstag nicht tun. Schmidt hat dem Team schon viel zu viele offensive Gene eingepflanzt. Im Hinspiel flogen Torhüter Tobias Sippel mehrfach die Standards von Marc Schnatterer um die Ohren. Selbstvertrauen haben die Gäste im letzten Spiel gegen Leipzig gesammelt und 1:0 gewonnen, was Torhüter Zimmermann wie folgt bilanzierte: „Das war heute Kampf, Leidenschaft, Wille – alles, wofür der Verein steht.“
Was nach betzenbergschen Gesetzen klingt, wird beim 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison mit spielerischen Mitteln erweitert. Gut möglich, dass Winterneuzugang Mateusz Klich gegen den FCH zu seinem Startelfdebüt kommt und diese Mittel fortführt. Klich überzeugte im Test gegen Duisburg (4:0), ist pass- und schussstark und ersetzt wohl Markus Karl, der eine Gelbsperre absitzt. „Mateusz hat ein Tor erzielt, sich sehr viel bewegt, ein starkes Spiel gezeigt und mir gut gefallen“, lobte FCK-Trainer Kosta Runjaic. Zusammen mit Demirbay und Ring schnellt der Kreativitäts-Pegel beim FCK in die Höhe. Durch gezieltes Pressing kann man die kompakte Heidenheimer Spielweise aufbrechen und Druck erzeugen, so haben die Roten Teufel im Derby gegen den Karlsruher SC einige Angriffe unterbunden und Gegenangriffe gestartet.
Wieder fit ist Simon Zoller, der mit U21-Doppeltorschütze Philipp Hofmann im Sturm spielen könnte. Immer noch zum Zuschauen verdammt sind dagegen Marcel Gaus (Reha) und Ruben Jenssen (Mittelfußbruch). Dominique Heintz und Erik Thommy sind zwar wieder genesen, aber ihre Einsätze kämen zu früh. Heidenheim muss auf Timo Beerman (Knieprobleme), Sebastian Griesbeck (Gelbsperre) und Patrick Meyer (Muskelfaserriss) verzichten.
Für den Aufsteiger steht am Samstag also ein weiteres Highlight der letzten erfolgreichen Jahre an: sein erstes Auswärtsspiel auf dem Betzenberg. Das nächste DVD-Cover sollte dann aber bitte FCK-Trainer Kosta Runjaic zieren – wie wäre es mit einem Best-of-Betze-Heimsiege-Film?
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