Interviewserie Teil 2: Im Gespräch mit Hans Walter

Hallo Herr Walter! Ihr Förderverein geht aus dem am 17. März 2003 gegründeten Verein "Initiative Leidenschaft FCK e.V." hervor. Wofür steht die Initiative und was sind die Ziele des Fördervereins?

Die Initiative wurde 2003 in einer für den FCK schwierigen Phase von prominenten Meisterspielern wie Ottmar Walter, Horst Eckel sowie dem Ex-Präsidenten Norbert Thines und weiteren Persönlichkeiten zur ideellen und materiellen Unterstützung des Vereins ins Leben gerufen. Im Frühjahr 2009 ging daraus die Museumsinitiative mit dem Ziel hervor, in Kaiserslautern ein FCK-Museum zu etablieren. Hier sollte sich die große Tradition des FCK mit all ihren Höhen und Tiefen widerspiegeln, die Erinnerung an überragende Sportler, Meisterspieler, Funktionäre, Schiedsrichter und an begeisternde Ereignisse und Erfolge lebendig gehalten und vertieft werden. Ein besonderes Anliegen war auch, die Ideale und Werte, für die Fritz Walter und andere FCK-Legenden standen, nachfolgenden Generationen zu verdeutlichen.

Seit Dezember 2013 bekleiden Sie das Amt des Vorstandsvorsitzenden der Initiative. Was sind dabei Ihre Aufgaben und welche Herausforderungen gab es während dieser Zeit?

Mit Norbert Thines stand eine Persönlichkeit mit außerordentlicher menschlicher Ausstrahlung und der Fähigkeit zu motivieren und zu integrieren an der Spitze unserer Initiative. Er und die anderen Mitglieder des Vorstandes leisteten wertvolle Aufbauarbeit und brachten den Förderverein und das Projekt erfolgversprechend auf die Bahn. Dass ich im Dezember 2013 für die Nachfolge von Norbert Thines bestimmt wurde, ist für mich Ehre und Verpflichtung zugleich.
Neben den geschäftlichen Tätigkeiten als Vorsitzender und zugleich Schriftführer liegen mir repräsentative Aufgaben, das Verfassen von Texten und Rundbriefen und insbesondere die Führungen durch unser Museum am Herzen. Im Grunde ist jede Führung eine neue Herausforderung, bei der auch ich immer noch dazulernen kann. Die Gespräche mit unseren Besuchern aus nah und fern, den FCK-Fans aus ganz Deutschland und oft auch aus dem Ausland, sind für mich ebenso interessant und bereichernd, wie die Unterhaltungen mit einstigen Spielern und Funktionären. Ständiger Gegenstand von Aussprachen ist überdies das Eruieren von Möglichkeiten zum Weiterentwickeln des Museums.

Sie haben die Geburtsstunde des Museums aktiv miterlebt. Seit 2010 ist bereits viel erreicht worden. Wie bewerten Sie rückblickend den aktuellen Stand des Museums?

2009 war noch völlig offen, wo, in welchem Umfang und mit welchem Namen das Museum entstehen würde. Ich muss gestehen, dass mich anfangs das Fehlen eines Archivs, einer systematischen Sammlung von Dokumenten und Trophäen, erstaunt und enttäuscht hat. Wir fingen quasi bei Null an und waren auf das angewiesen, was uns Fans, Pressefotografen, Familie Lutzi und ehemalige Spieler als Geschenke oder Leihgaben zur Verfügung stellten und was einige unserer eifrigen Helfer bei Sammlerbörsen, aus Nachlässen oder auf Flohmärkten erwerben konnten. Mit dankbarer Freude wurde 2010 die Entscheidung der Vorstandschaft des FCK begrüßt, die Standortfrage mit dem Ausbau von Räumlichkeiten in der Osttribüne des Stadions sowie dem Einrichten eines Museumsbüros zu klären. Der FCK war gut beraten, für die immense Arbeit, ein Museum einzurichten und ein Archiv aufzubauen, eine fachlich versierte Kraft zur kuratorischen Betreuung des Projektes zu verpflichten. Im engen Zusammenwirken von FCK, unserer Kuratorin Astrid Wegner sowie den Mitarbeitern der Initiative Leidenschaft gewann das Konzept zur Gestaltung des Museums erste Konturen, Sammelaufrufe brachten eine geradezu sensationelle Fülle an Exponaten und Memorabilien. Unser Bemühen war von Erfolg gekrönt, ein "kommunikatives Museum" sein zu wollen. Erzähl- und Erinnerungsabende mit prominenten Spielern und Persönlichkeiten, wie z.B. Horst Eckel, Helmut Rasch, Hans-Peter Briegel, Ronnie Hellström, Fritz Fuchs, Norbert Thines, Gerd Miksa, Gerhard Ahrens, Prof. Werner Maas, Dr. Markwart Herzog sowie Lesungen, Buchpräsentationen und Vorträge zogen immer wieder zahlreiche Besucher in die Museumsebene. Es konnte in der Tat bereits viel erreicht werden, es warten aber noch große Aufgaben auf die Initiative und den FCK, bis unser Museum den gewünschten Endzustand erreicht haben wird.

Die Museumsführungen "Fans führen Fans" sind ein wichtiger Bestandteil des Museumsbetriebes. Wenn Sie führen, spürt man sofort die Leidenschaft für den Fußball und die Geschichte des Vereins. Was verbindet Sie persönlich mit dem 1. FC Kaiserslautern?

Ich habe einen Teil meiner Kindheit im Schatten des Betzenbergs verbracht, in der Lutzerstraße, und war, seit ich denken kann, vom FCK begeistert; im 53. Jahr bin ich nun Mitglied beim FCK. Großen Anteil an meiner Betze-Begeisterung hatte wohl mein früh verstorbener Vater, der lustigerweise Ottmar hieß und mit dem gleichaltrigen Fritz Walter gemeinsam die Grundschule (Barbarossaschule) besuchte und auch andere FCK-Größen persönlich kannte. Geschichte hat mich zudem schon immer sehr stark interessiert und so habe ich dieses Fach für das Lehramt studiert. Ich bemühe mich bei den Führungen, die auf Dokumenten oder Bildern sichtbaren FCK-Ereignisse in den Kontext der lokalen oder nationalen Geschichte zu stellen. Dadurch gewinnen diese Anschauungsmittel an Aussagekraft und erzählen eine Menge über die Lebensbedingungen und -umstände in der betreffenden Zeit, z.B. über die Jahre 1919/20, als auf dem Betzenberg der erste Sportplatz geschaffen wurde, oder über die Not- und Hungerszeit 1946-48 mit den "Kartoffelspielen" oder das Jahr 1955, als Fritz Walter mit seinen Kameraden im "Kalten Krieg" in Moskau das erste Länderspiel gegen die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg ausgetragen hat. So gewinnt die Vereinsgeschichte an Hintergrund und Dramatik. Mit dem FCK verbinden mich unzählige Erinnerungen und spannende, lustige und wertvolle Erlebnisse sowie persönliche Begegnungen. Meine Aktivitäten für das FCK-Museum sind übrigens ein guter Ausgleich zu meiner anderen großen Leidenschaft, der Beschäftigung mit italienischen Belcanto-Opern.

Neben dem Vorstand gibt es ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Welche Aufgaben betreuen Ihre Kolleginnen und Kollegen und welche Herausforderungen sehen Sie dabei?

Im Bereich der Vorstandschaft sind die Aufgaben klar verteilt, wobei sich Ralf Siebert verantwortungsbewusst um die Kassenführung sowie vereinsrechtliche Belange kümmert. Fritz Wüchner stellt wichtige Kontakte für unsere Initiative her, Eric Lindon erforscht mit Akribie die Frühgeschichte des FCK und seiner Vorgängervereine, betreibt mit Tobias Krupp und Joachim Steinhübl vor Heimspielen den Infostand und inventarisiert Stadionmagazine. Michael Dietz, Thomas Huber und Charlotte Steinhübl stehen mit großem Engagement für vielerlei Aufgaben, darunter auch Führungen, zur Verfügung. Marco Creutz pflegt seit diesem Sommer unsere Homepage und unterstützt unsere Öffentlichkeitsarbeit, Rolf Conrad ist Hauptinitiator unserer Friedhofsführungen und – wie auch Thomas Butz – begeisterter Sammler. Astrid Schmid ist eine wertvolle Kraft im Museumsbüro und viele der genannten Ehrenamtlichen unterstützen überdies unsere Kuratorin beim Aufbau des Archivs. Das Museum stellt uns vor vielfältige Aufgaben und ich bin sehr dankbar, dass unsere Mitarbeiter ganz nach ihren Kenntnissen und Fähigkeiten diese Herausforderungen zuverlässig und mit großem Fleiß bewältigen.

Das Museumsprojekt lebt von der Unterstützung durch die ehrenamtlichen Helfer. Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung des Museums und für Ihr Team?

Uns allen ist bewusst, dass der FCK finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. Daher wäre ich sehr froh, wenn unserer Mannschaft möglichst bald die Rückkehr in die Bundesliga gelingen würde, denn wenn es dem FCK gut geht, kann auch das Museum davon profitieren. Die Verwirklichung unserer visionären Vorstellung vom endgültigen Ausbau unseres Museums ist für mich wie auch für die anderen ehrenamtlichen Helfer ein besonderer Wunsch. Ansonsten wäre ich froh, wenn unsere Museumsinitiative noch mehr Mitglieder und auch Mitarbeiter gewinnen könnte. Ferner hoffe ich, dass wir in der vor uns liegenden Zeit noch einige Lücken in unserem Bestand schließen und letztlich alle Abteilungen unseres Vereins gebührend in unserem Museum würdigen können. Unseren Ehrenamtlichen von der "Initiative Leidenschaft" wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Freude und seitens des FCK und aller Fans jene Anerkennung, die sie für ihr vorbildliches Engagement verdienen.
Die neue Interviewserie – Beim nächsten Mal wartet ein spannendes Interview mit dem Vorstandsmitglied der Initiative Leidenschaft FCK – Fritz Walter Museum Kaiserslautern e. V, Eric Lindon. Er berichtet über seine Sammelleidenschaft, die Erforschung der Vereinsgeschichte sowie seine Begeisterung zum Vereinsmuseum.