Wenn die Roten Teufel am Samstag in Lübeck im DFB-Pokal antreten, treffen sie mit dem SV Eichede auf einen in der Pfalz eher unbekannten Namen. Dabei haben sich die Gastgeber in den vergangenen Jahren in Norddeutschland durchaus einen Namen gemacht, hauptsächlich dank ihrer funktionierenden Jugendarbeit.
Der SV Eichede kommt aus einem Ortsteil der Gemeinde Steinburg aus dem Kreis Stormarn. Mit nur rund 850 Einwohnern stellt Eichede somit das kleinste Dorf im DFB-Pokal 2017/18 und kokettiert auch gerne mit diesem Fakt. Das Einstimmungsvideo auf Treckern oder das Mannschaftsfoto im Feld passen da gut ins Bild und zum sympathischen Auftreten des Oberligisten. Sportlich unterschätzen wird den SVE deswegen aber niemand, hat der ambitionierte Club in den vergangenen Jahren doch eine beachtliche sportliche Entwicklung hinter sich, die 2013 und 2016 in zwei Aufstiegen in die Regionalliga Nord mündete. Beide Male musste der SVE allerdings bereits im ersten Jahr direkt wieder den Gang in die Oberliga antreten. Auch in Fußballdeutschland machten die Norddeutschen mit ihrer guten und kontinuierlichen Arbeit auf sich aufmerksam, Aufstiegstrainer Oliver Zapel wurde beispielsweise 2016 vom Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach verpflichtet.
Mit Dennis Jaacks hat seit diesem Jahr ein neuer Mann „im Dorf“ das Sagen an der Seitenlinie. Der 32-Jährige ist einer der jüngsten Trainer im diesjährigen Pokalwettbewerb. Auch seine Mannschaft ist eine sehr junge. Mit einem Durchschnittsalter von rund 23 Jahren gehört der SV Eichede zu den jüngsten Mannschaften der Oberliga Schleswig-Holstein. Bekannte Namen sucht man im Kader vergeblich, stattdessen fällt eher auf, dass viele der Eicheder Spieler bereits in der Jugend ihre Schuhe für den SVE schnürten. Kapitän Nico Fischer kann zumindest in seiner Familie auf geballte Profierfahrung zählen: Vater Andreas Fischer, der über 300 Bundesligaspiele für den HSV und Bayer Leverkusen bestritt, holte 1993 mit Bayer den DFB-Pokal und wird seinem Sohn sicherlich den einen oder anderen Tipp über den Pokalwettbewerb mit auf den Weg gegeben haben. Ansonsten ist die Pokal-Erfahrung im Club nämlich dünn gesät, qualifizierte sich der SV Eichede in diesem Jahr doch erstmals für den nationalen Wettbewerb.
Der Weg dorthin führte zunächst über den Kreispokal 2015/16, den der SVE im Finale gegen den SSC Hagen Ahrensburg für sich entschied und sich damit für den Landespokal 2016/17 qualifizierte. In diesem setzte sich Eichede gegen den NTSV Strand 08, den TSV Altenholz und den Heider SV durch und stand damit im Landespokalfinale. Dort musste sich der Regionalliga-Absteiger gegen den Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel zwar knapp mit 2:4 geschlagen geben – da die Störche aber über ihre Drittliga-Platzierung bereits für den DFB-Pokal qualifiziert waren, reichte es doch für den Einzug auf die nationale Bühne.
Im dieser Saison ist der SV Eichede etwas holprig in die neue Spielzeit gestartet. Nach einem 5:2-Sieg in der Qualifikationsrunde zum Landespokal gegen den Landesligsten TSV Travemünde unterlag der SVE im Achtelfinale dieses Wettbewerbs dem Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08 mit 1:4 nach Elfmeterschießen. Eine Wiederholung des DFB-Pokal-Einzugs wird in dieser Spielzeit also nicht mehr möglich sein. Und auch in der Oberliga Schleswig-Holstein ging der Auftakt verloren. Gegen den NTSV Strand 08 musste man sich im heimischen Ernst-Wagener-Stadion mit 1:2 geschlagen geben. Auf die leichte Schulter nehmen wird man die Rot-Weißen aus Stormarn deswegen in der Pfalz aber sicherlich nicht. Der Pokal hat ja schließlich immer noch seine eigenen Gesetze.