Bei den Anhängern des 1. FC Kaiserslautern und des deutschen Fußballs ist die Erinnerung an Mittelstürmer, Torjäger und Meisterspieler Ottmar Walter überaus lebendig geblieben. Unvergessen sind seine Tore, die dem FCK zu Meisterehren verholfen haben sowie seine energischen Sturmläufe und Treffer im Trikot der deutschen Nationalmannschaft – und vor allem sein schier unermüdlicher Einsatz im Endspiel um die Weltmeisterschaft 1954, als er mit seinem „großen“ Bruder Fritz und drei weiteren Kameraden vom Betzenberg das „Wunder von Bern“ perfekt machen konnte.

Am 6. März 2024 wäre Ottmar Walter 100 Jahre alt geworden. Zu seinem Ehrentag erinnern wir uns an sein bewegtes Leben, seine großartigen Leistungen und Erfolge.

„Kanälches“ und der große Traum

Als Jüngster der drei Walter-Buben wurde Ottmar am 6. März 1924 in Kaiserslautern geboren. Bereits im Vorschul-Alter spielte er unverdrossen mit seinen großen Brüdern Fritz und Ludwig sowie Freunden aus der Nachbarschaft in der Uhlandstraße „Kanälches“, wobei ein Gummibällchen, leere Konservendosen oder zusammengewickelte Stoffklumpen über die Straße hinweg in die Öffnungen von Gullys zu befördern waren.

1933 folgte er seinem Bruder Fritz in die Schülermannschaft des 1. FC Kaiserslautern – sein Wunsch, mit Fritz zusammen in einer Mannschaft spielen zu können, ging allerdings erst 1940 in Erfüllung, als der damals 16-jährige Ottmar erstmals in einem Freundschaftsspiel der Ligamannschaft des FCK mitwirken durfte. Sein knapp vier Jahre älterer Bruder Fritz war zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Jahren Stammspieler des FCK, hatte erste Berufungen in Auswahlmannschaften erhalten und war seit Juni 1940 deutscher Nationalspieler.

Der zu diesem Zeitpunkt 16-jährige Ottmar träumte davon Rennfahrer zu werden, beschäftigte sich gerne mit Motoren und absolvierte schließlich eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker. Aber er spielte gerne und sehr gut Fußball – und das Vorbild seines Bruders Fritz reizte seinen Ehrgeiz. Er wollte aus dem Schatten des Bruders treten und verkündete vollmundig, eines Tages auch Nationalspieler zu werden. Das wiederum traute Vater Ludwig seinem „steifen Jockel“ nicht zu – und es wurde schließlich sogar um ein Fass Bier gewettet, ob Ottmar je das Trikot der Nationalmannschaft tragen würde oder nicht. Immerhin bestritt der gerade 17 Jahre alt gewordene Ottmar am 9. März 1941 sein erstes Punktespiel in der Aktivenmannschaft seines FCK und während der nachfolgenden Saison 1941/42 brachte er es in 17 Einsätzen auf stattliche 15 Torerfolge in der 1. Liga des Gaues Westmark.

Der Zweite Weltkrieg überschattet alles

Das sportliche Geschehen wurde jedoch immer stärker von dem seit 1939 tobenden Zweiten Weltkrieg überschattet – und nach Fritz, der 1940 zur Wehrmacht einrücken musste, ereilte nun auch Ottmar der unheilvolle „Ruf zu den Waffen“. Ottmar Walter entschied sich für den Dienst bei der Marine.

Nach Einsätzen in Marinestützpunkten im besetzten Frankreich und in den Niederlanden gelangte Ottmar 1943 nach Kiel. Dort konnte er als wertvoller Gastspieler bei den „Störchen“ von Holstein Kiel Fußball spielen und mit seiner Mannschaft sogar in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft vordringen. Das Spiel um den dritten Platz konnte Kiel gegen Vienna Wien dank dreier Tore von Ottmar Walter mit 4:1 gewinnen. Bis heute ist der torgefährliche Stürmer aus Kaiserslautern in Kiel nicht vergessen. Während seiner Zeit in der Ostseestadt ist auch Reichstrainer Sepp Herberger auf den Bruder von Fritz, der bis zur kriegsbedingten Einstellung der Länderspiele im Herbst 1942 bereits 24mal international gespielt hatte, aufmerksam geworden und er hat ihn für die Zeit nach dem Krieg für den Neuaufbau der Nationalmannschaft vorgesehen. Weder Herberger noch Ottmar konnten indes ahnen, dass es sieben Jahre bis zur Verwirklichung dieses Vorhabens dauern würde. Nach Ottmars Versetzung nach Cuxhaven folgte dort sein nächstes fußballerisches Gastspiel.

Eine dramatische Wende nahm sein Leben im Sommer 1944, als er mit seinem Minensuchboot zu einem Einsatz in den English Channel kommandiert wurde. Die Alliierten besaßen seit der Invasion allerdings die Oberhoheit zu Wasser und in der Luft – und prompt wurde sein Schiff von US-amerikanischen Seestreitkräften beschossen und versenkt. Von den 130 an Bord befindlichen Marinesoldaten konnten nur zwölf gerettet werden, darunter Ottmar Walter.

Titelstreben mit der Walter-Elf

Bei dem Gefecht hatte Ottmar schwere Verletzungen erlitten; Splitter waren in seine Schulter und in sein Knie eingedrungen und es schien zunächst so, als könne er nicht mehr richtig laufen und natürlich auch keinen Fußball mehr spielen. In der Gefangenschaft auf englischem Boden vermochte ein geschickter Arzt die Splitter aus Ottmars Knie zu entfernen und somit das Bein zu retten. Dieser Arzt, Dr. Linnenkohl, hatte als Anhänger von Holstein Kiel Ottmar im Jahr zuvor bei den „Störchen“ spielen gesehen, war ebenfalls in Kriegsgefangenschaft geraten und konnte nunmehr seinem Schicksalsgenossen wertvollste Hilfe zuteilwerden lassen. Mit anstrengenden und schmerzhaften Übungen schaffte es Ottmar unter großer Willensstärke, das Bein beweglich zu halten und auch beim Fußballsport zu belasten.

Im Sommer 1946 wurde Ottmar Walter aus der Gefangenschaft entlassen und er kehrte nach Kaiserslautern zurück. Eltern, Geschwister und Kameraden waren glücklich, dass die drei „Soldatensöhne“ Fritz, Ludwig und Ottmar wohlbehalten den Krieg überstanden hatten. Beim 1. FC Kaiserslautern konnte der Stürmer ab dem Herbst in der von Spielertrainer Fritz Walter neu formierten Mannschaft wieder eingesetzt werden.

Die „Walter-Mannschaft“ machte nachhaltig von sich reden, sie wurde wiederholt Meister der Französischen Zone und kämpfte sich 1948, als wieder ein Deutscher Meister ausgespielt werden konnte, in das Endspiel vor. Diese Begegnung ging im August 1948 in Köln gegen den 1. FC Nürnberg zwar mit 1:2 verloren, doch der FCK galt nun als deutsche Spitzenmannschaft.

1950 endete die durch Krieg und Nachkriegszeit verursachte Isolation des deutschen Fußballsports und in Stuttgart kam es zum ersten Länderspiel in der Geschichte der jungen Bundesrepublik Deutschland gegen die Schweiz. Fritz Walter konnte bei dieser Begegnung wegen einer Verletzung nicht zu seinem 25. Länderspiel auflaufen, doch Trainer Herberger vertraute dem jüngeren Bruder seines Spielmachers und ermöglichte ihm sein erstes Länderspiel. Ottmar erwies sich prompt als auffälligster Spieler auf dem Rasen des Neckarstadions, holte einen Elfmeter heraus und zeigte, dass er auch ohne seinen Bruder Fritz bestehen konnte.

Endgültig vermochte Ottmar Walter seine Klasse unter Beweis zu stellen, als er – trotz vorangegangener Verletzungspause – das Endspiel 1951 gegen Preußen Münster mit zwei Toren zum 2:1-Sieg und zum Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft seines FCK entscheiden konnte.

Weltmeister-Brüder: Das Wunder

Nach einem zweiten Meisterschaftstriumph mit dem FCK gegen den VfB Stuttgart im Jahr 1953 folgte ein Jahr später das Weltmeisterschaftsturnier 1954 in der Schweiz. Längst war Ottmar Stammspieler der Nationalmannschaft und er konnte mit vier Torerfolgen einen wichtigen Beitrag zum Einzug seiner Mannschaft in das Finale von Bern gegen die „Wundermannschaft“ aus Ungarn leisten. Die Torschützen in dem legendären Endspiel vom 4. Juli 1954 waren zwar Max Morlock und Helmut Rahn, doch Ottmar beschäftigte die ungarische Abwehr ständig mit seinen Sturmläufen und seinem Rochieren auf die Flügel und hatte somit ebenfalls einen hohen Anteil an dem sensationellen 3:2-Erfolg.

Als Weltmeister kehrten Ottmar und sein Bruder Fritz sowie Werner Liebrich, Horst Eckel und Werner Kohlmeyer nach Kaiserslautern zurück. Als Familienvater hatte er zur Existenzsicherung schon zuvor, am 8. Dezember 1953, eine moderne Tankstelle mit KFZ-Service eröffnet. Sogar die Wochenschau „Welt im Bild“ berichtete für die bundesdeutschen Kinobesucher von diesem Ereignis. In der Pfalz drückte man seine Dankbarkeit für den Torjäger mit dem Spruch aus: „Willst Du‘s dem Ottmar Walter danken, musst Du fleißig bei ihm tanken.“

In den Jahren nach dem Triumph von Bern blieb Ottmar von Verletzungen nicht verschont, weitere Operationen an dem lädierten Knie wurden notwendig und waren der Grund, weshalb er es bis 1956 nur auf 21 Einsätze in der Nationalmannschaft brachte. Mit dem FCK erreichte er 1955 noch eine Vizemeisterschaft und 1956 und 1957 jeweils die Endrunde um die deutsche Meisterschaft, doch in der Saison 1958/59 folgte mit dem Rückzug von Fritz und Ottmar Walter sowie weiterer Meisterspieler das Ende der glanzvollen „Walter-Mannschaft“.

„Ottes“ bleibt unvergessen

Die Bilanz von Ottmar Walter, dem „Sigismund“ oder „Ottes“, wie er auch genannt wurde, ist sensationell: In 297 Oberligaspielen erzielte er die stattliche Anzahl von 307 Toren. Rechnet man seine in den Endrunden-, Zonenmeisterschafts- und Pokalspielen erzielten Treffer hinzu, so stehen für ihn 389 Tore zu Buche, die er für seinen FCK erzielen konnte, womit er der Rekordtorjäger seines Vereines ist.

Eine geschäftliche und persönliche Krise konnte er Ende der Sechzigerjahre – auch durch den Zuspruch von Sepp Herberger und seines Bruders Fritz – aus eigener Kraft überwinden. Er gab die Tankstelle auf und wirkte bis zum Erreichen der Pensionsgrenze als zuverlässiger und beliebter Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung Kaiserslautern. Einen starken Halt hatte er in all den Jahren an seiner Ehefrau Anneliese.

Nach dem Tode von Fritz im Jahre 2002 übernahm Ottmar für den DFB Repräsentationsaufgaben und er war bei den Fernsehsendern mit seiner stets freundlichen, bescheidenen, natürlichen Art ein kompetenter Interviewpartner.

Die letzte Phase seines Daseins erlebte er in einem Seniorenheim am Stadtpark von Kaiserlautern. Dort ist er am 16. Juni 2013 verstorben – von unzähligen Fußballfreunden weit über die Grenzen Kaiserslauterns hinaus betrauert, aber bis zum heutigen Tag nicht vergessen.

An seinem heutigen hundertsten Geburtstag erinnern sich alle FCK-Freunde in hoher Dankbarkeit des großen Torjägers und Meisterspielers Ottmar Walter.

Hans Walter

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24.04.2023 11:57
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23.04.2023 15:24
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#SSVFCK 0:0 (60.) | Zuck mit der Flanke von der linken Seite auf den langen Pfosten, da steht Hercher (!) - aber der kommt nicht richtig zum Abschluss. #Betze
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