“Ich möchte gerne Menschen helfen”, erklärt Jessen sein Interesse. “Und außerdem ist für einen Polizisten kein Arbeitstag wie der andere, das hätte mich gereizt.”
Als erstes geht es für den Besucher zum Umziehen. Uniform, Polizeimütze und Regenjacke – alles passt, wie auch Wolfgang Erfurt feststellt. Der Polizeipräsident lässt es sich nicht nehmen, den Gast persönlich zu begrüßen und auch ein paar fachkundige Fragen zur Saison zu stellen. Die verläuft für Jessen bisher richtig gut. Seit dem zweiten Spieltag stand immer in der Startformation. Sein Revier – um im Polizeijargon zu bleiben – ist die linke Abwehrseite. “Dafür arbeite ich hart und versuche mich im Training anzubieten“, sagt Jessen, der vom dänischen FC Midtjylland in die Pfalz gekommen ist. Angefangen mit dem Fußball hat der Blondschopf mit sieben Jahren bei Brande IF. Mit zwölf ging es dann zum FC Midtjylland, wo er später den Sprung in den Profikader schaffte.
Doch wie macht sich der FCK-Profi als Polizeischüler? Wolfgang Denzer, der Presssprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz, führt den Gast in die Leitwarte. Dort ist die Lage an diesem Nachmittag noch eher ruhig, so dass Zeit bleibt, Jessen die Anordnung auf den Bildschirmen genau zu erklären. Das mit der Ruhe könne sich aber jederzeit ändern, sagt Denzer und nicht zuletzt bei Heimspielen der Roten Teufel sei hier schon deutlich mehr los. Gleiches gilt für den Zellentrakt, in den es für Jessen als nächstes geht. Besonders einladend sind die kargen Räume nicht. “Ganz schön eng”, findet auch Jessen. “Hier möchte ich lieber nicht landen.”
Dass er nach 87 Spielen für Midtjylland in Kaiserslautern gelandet ist, ist schon eher nach dem Geschmack des 24-Jährigen. Schließlich sei die Bundesliga eine der stärksten Ligen in Europa und der FCK ein großer Verein. „In Dänemark spielt man vor 7.000 oder 8.000 Fans, hier haben wir 50.000 Zuschauer oder noch mehr.” Auch das Niveau sei höher, aber gerade das mache ja den Reiz aus.
Wichtig für Jessen ist auch, dass seine Freundin nach Kaiserslautern mitgekommen ist. „Wir haben in der Stadt eine schöne Wohnung gefunden”, sagt der Däne, der sich schon gut eingelebt hat. In seiner Freizeit mache er eigentlich das selbe, wie andere junge Leute auch. „Ich gehe ins Kino oder auf Konzerte, lese oder höre Musik, am liebsten etwas ältere Sachen wie Rolling Stones oder Bruce Springsteen.“
Bei der Polizei wartet als nächstes eine Verkehrskontrolle, und so geht es im Streifenwagen hoch zum Betzenberg. Am Steuer sitzt Johannes Freundorfer, Polizeikommissar und an diesem Nachmittag der Partner von Leon Jessen. Bei Kontrollen sei man immer zu zweit, weist Freundorfer den Gast ein. „Ein Polizist ist aktiv, der zweite sichert ab.”
Jessen hört aufmerksam zu. „Allgemeine Verkehrskontrolle, bitte stellen Sie den Motor ab!”, begrüßt er dann den nächsten vorbeikommenden Autofahrer. Führerschein und Fahrzeugschein möchte er sehen – alles in Ordnung. „Haben Sie Alkohol getrunken?”, schickt er noch eine Frage hinterher. Der Alkohol-Test fällt natürlich ebenfalls negativ aus, denn so ganz real war die Kontrolle nicht. Steffen Schwebius, wie Freundorfer Polizeikommissar, hat den zu kontrollierenden Autofahrer gemimt.
Das Urteil der beiden Beamten fällt anschließend absolut positiv aus. Mit Autorität und freundlich sei der Profikicker aufgetreten. Ob er sich denn immer noch eine Laufbahn bei der Polizei vorstellen könne? „Klar, das hat großen Spaß gemacht“, sagt Jessen. „Aber erst nach dem Ende der Fußballerkarriere.“ Die zweite Laufbahn muss also noch etwas warten.