Wolle, wann hast Du zuletzt ein Pflichtspiel des 1. FC Kaiserslautern verpasst?
Das war am 6. März 1993, ein Spiel bei Wattenscheid 09, 1:0 für den FCK durch Bjarne Goldbaek.

Weißt Du noch, was der Grund war?
Die Bundeswehr. Ich bin auch schon vorher zu so ziemlich jedem Spiel gefahren, 32 Ligaspiele pro Saison waren es eigentlich immer, aber in diesem Jahr habe ich bis auf das Spiel in Rejkjavik alle Europapokal-Auswärtsspiele verpasst und im November 1992 auch das Heimspiel gegen Ajax Amsterdam. Das war das letzte Spiel am Betze, bei dem ich nicht war. Am Tag des Wattenscheid-Spiels sollten wir eine Kaserne auflösen. Und mein Hauptmann hatte beim Apell gesagt, er steckt mich in den Knast, wenn ich nicht da bin. Da blieb mir wirklich keine Wahl. (lacht)

Was war das erste FCK-Spiel, das Du live im Stadion gesehen hast?
Das war 1982, Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf, 3:1. Hier auf dem Betze. Da fing alles an.

Warst Du sofort vom „FCK-Virus“ infiziert?
Das war ich schon vorher (lacht). Aber in den 80er Jahren hatte man ja nicht die Möglichkeiten wie heute, ins Stadion zu kommen. Einfach mal so mit dem Zug nach Kaiserslautern fahren, das kostete damals von Frankenthal aus 30 Mark, das war viel Geld. Also musste man darauf hoffen, dass Freunde oder Verwandte einen mitnehmen. Bei mir waren es dann meine zwei Onkels, die mich auf den Betze mitnahmen. Ein weiteres Problem war, dass damals gerade Waldhof Mannheim in die Bundesliga aufgestiegen war und Frankenthal eine Hochburg der Waldhof-Fans war. Und fast alle meine Freunde, die damals wie ich FCK-Fans waren, waren plötzlich Waldhof-Fans. Das hat mich so sehr geärgert, dass ich eine tiefe Abneigung gegen die Mannheimer empfand und die Unterstützung des FCK für mich noch wichtiger wurde.

Und wie kam es dann dazu, dass Du zu wirklich jedem Spiel gefahren bist?
Ich habe die klassische Fankarriere hinter mir. Ich stand früher mit der Kutte im Fanblock und habe lautstark angefeuert. Mein erstes Auswärtsspiel war 1984 in Gladbach. Wir hatten bei uns im Ort einen Gladbach-Fanclub, mit dem konnte ich hinfahren. Als ich 1988 meinen Führerschein hatte, ging‘s dann richtig los. Man darf nicht vergessen, dass man zu diesen Zeiten als Auswärtsfahrer auf das Auto angewiesen war. Noch Anfang der 90er gab es fast nie Busse zu den Spielen. Es gab einfach nicht genug Anmeldungen. Beim Auswärtsspiel in Hamburg waren wir mal ganze 25 Mann, in Uerdingen unter der Woche mal nur zu zehnt. Das waren noch andere Zeiten. 

Wann wurde für Dich Deine Serie ein Thema und ein weiterer Ansporn, zu allen Spielen zu fahren?
Mein Ansporn ist und bleibt immer die Liebe zu diesem Verein, nicht die Serie. Das war nicht geplant, das hat sich einfach so entwickelt. Für mich war es dann ein Thema, als ich über das Groundhopping viele bekannte Fangrößen kennengelernt habe, die damals seit vielen Jahren kein Spiel ihrer Mannschaft verpasst haben. Und wenn man mal 10 Jahre bei jedem Spiel war, dann ist die Serie natürlich auch im Kopf, das ist klar.

Du bist also auch als Groundhopper aktiv?
Ja, bereits 1992 habe ich mit dem Groundhopping angefangen und bin auch zu vielen Spielen in andere Länder gefahren. Zunächst im benachbarten  Ausland, dann ging es immer weiter. Ich bin zudem viele Jahre mit der Nationalmannschaft gefahren. Inzwischen sind es 630 Stadien in 49 Ländern, in denen ich Spiele gesehen habe. Aber trotz allem war der FCK immer die Nummer eins.

Wie schafft man es eigentlich, die Zeit für all diese Spiele zu haben?
Ein kleiner Vorteil ist natürlich, dass der FCK nicht so erfolgreich ist, dass er jedes Jahr international spielt. Das würde es sicherlich noch schwerer machen. Letztlich geht es also um die Wochenenden. Ich hatte viele Jahre im gleichen Betrieb gearbeitet und konnte dies dort durch Gleitzeit regeln. Als ich den Job gewechselt habe, musste ich überlegen, was ich mache. Nichts sagen und vielleicht mal krank machen oder direkt mit offenen Karten spielen. Ich habe mich für die ehrliche Variante entschieden und hatte Glück. Mein Chef hat Verständnis und bisher klappt es ganz gut. Bei Montagsspielen bedeutet dies jedoch, dass Dienstag gearbeitet wird. Auch wenn man erst ne Stunde vorher vom Auswärtsspiel nach Hause kommt. Das ist dann schon hart.

Wie reagiert Dein Umfeld auf Deine besondere Leidenschaft?
Am Anfang sagen alle „Du bist doch bekloppt“, inzwischen sagt keiner mehr was. Aber die Familie fand es natürlich nicht so toll, dass ich als Trauzeuge bei der Hochzeit meines Bruders nach dem Standesamt auf dem Betze statt in der Kirche war.

Gab es mal Spiele, bei denen es bei der Anreise eng wurde und Du Angst hattest, es nicht ins Stadion zu schaffen?
Einmal wurde es richtig eng. Das war eines der letzten Spiele im alten Wolfsburger Stadion. Da hatten wir auf der Autobahn bei Soltau einen Unfall, uns fuhr jemand ins Auto. Erst wartete ich noch eine Stunde auf die Polizei, dann stand ich keine drei Minuten am Standstreifen, als mich ein FCK-Fan mitgenommen hatte. Früher bin ich auch mal mit dem Bus gefahren, aber nachdem wir bei einem Testspiel in Aue erst nach Anpfiff ankamen, habe ich mir gesagt, dass für mich nur noch das Auto in Frage kommt. Ich habe ein gutes Team, mit dem ich zu jedem Spiel fahre. Wir haben unsere klaren Regeln, wollen immer drei Stunden vor Spielbeginn in der jeweiligen Stadt sein. Damit auch nichts passieren kann. Und beim Pokalspiel beim BFC Dynamo waren wir zuletzt auch sehr froh darüber, denn da wurde es mal wieder richtig knapp.

In all den Jahren gab es bestimmt viele besondere Erlebnisse. Was waren Deine Höhepunkte?
Da gab es so viele. Ende der 80er war der FCK eine mittelmäßige Bundesligamannschaft. Als Fan wusstest Du, das höchste was Du mit Deinem Club erreichen kannst, ist das Pokalfinale. Und dann bist Du dort, gewinnst das Ding und denkst, jetzt habe ich fantechnisch alles erlebt. Dann folgen zwei Meisterschaften, dazwischen ein Abstieg. Auf und ab. Was man mit dem FCK in den vergangenen 20 Jahren erlebt hat, das hat kein anderer Fan mit seiner Mannschaft erlebt. Deshalb ist es für mich einfach der geilste Verein der Welt. 

Mein persönliches Highlight war die Meisterschaft 1991 und aus der jüngeren Vergangenheit sicherlich Köln 2008. Und natürlich die Europapokalspiele mit dem FCK. Unvergessen vor allem unser Spiel 1995 bei Roter Stern Belgrad. Wir waren die erste Mannschaft, die nach dem Krieg nach Serbien musste. Schon auf dem Weg zum Stadion wurde unser Bus mit Steinen beworfen. Ich bin damals als erster in unseren Block gelaufen und uns schlug der pure Hass entgegen.

2003 beim Freundschaftsspiel in Guimarães war ich der einzige anwesende Gästefan. Der FCK wurde damals kurzfristig von seiner Partnerstadt zur Einweihung des Stadions eingeladen. Die Mannschaft flog von Zweibrücken. Ich habe beim Verein angerufen und man hat mir angeboten, für 500 Euro mitzufliegen. Als ich eine Stunde später mit dem Geld in der Hand auf der Geschäftsstelle stand, haben die das kaum geglaubt. Von den Länderspielen war die Partie 1994 in Albanien mein Highlight. Es gab damals nur zwei Hotels in Tirana. In einem war die Mannschaft, im anderen die Journalisten und ein paar Fans. Wir sind einfach so hingeflogen. Vor Ort hatte dann ein deutscher Groundhopper einem Einheimischen sein Auto verkauft, dafür durften wir Zwölf alle in seinem Wohnzimmer übernachten. Das waren unvergessliche Erlebnisse.

Wie hast Du die Entwicklung in der Fanszene über all die Jahre wahrgenommen?
Die Fanszene hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Dazu kommt auch die Veränderung des Stadions. Schade finde ich es, dass heute ohne Vorsänger keine Stimmung mehr entsteht. Ich bin aber keiner der sagt „früher war alles besser“. Jede Generation sollte ihr Ding durchziehen. Ich habe großen Respekt vor den jungen Leuten heute, vor allem wenn ich mir die beeindruckenden Choreographien ansehe. 

Du hast viele Spieler und Trainer kommen sehen. Wer hat Dich nachhaltig beeindruckt?
Kalli Feldkamp als Trainer und Ciriaco Sforza als Spieler. Fußballerisch war er für mich einer der Besten, die je im FCK-Trikot gespielt haben.

Kannst Du Dir ein Leben ohne FCK vorstellen?
Nein. Der Verein gehört zu meinem Leben dazu. Ich muss aber dazu sagen, ich schlafe nicht in FCK-Bettwäsche und ich habe auch noch eine rege Freizeitgestaltung neben dem Fußball. (lacht) Ich weiß nicht wie es sein wird, sollte ich einmal ein Spiel verpassen. Das wird sich dann zeigen. Ich habe mir kein bestimmtes Ziel gesetzt.

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Betze News

24.04.2023 11:57
📆 Am Samstag ist Hansa Rostock zu Gast auf dem #Betze. So sieht die Trainingswoche bis dahin aus. #FCKFCH

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23.04.2023 15:34
Im Auswärtsspiel beim um den Klassenerhalt kämpfenden @SSVJAHN gibt es für den #FCK ein torloses Remis: t.co/rn8Wlxo0v3 #Betze #SSVFCKK
23.04.2023 15:24
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23.04.2023 15:20
#SSVFCK 0:0 (90.) | Owusu schießt - und @AndreasLuthe macht sich lamg & hält! #Betze
23.04.2023 15:18
#SSVFCK 0:0 (90.) | Es gibt 3 Minuten Nachspielzeit. #Betze
23.04.2023 15:17
#SSVFCK 0:0 (90.) | Die letzte Minute der regulären Spielzeit läuft. #Betze
23.04.2023 15:15
@MoonDog90 Wir haben das ja gar nicht bewertet, sondern einfach nur die Entscheidung des Schiedsrichters hier getickert.
23.04.2023 15:13
#SSVFCK 0:0 (86.) | 14.668 Zuschauer sind heute dabei, darunter mindestens 2.000 #Betze-Fans - ihr seid wirklich die Besten! #Betze
23.04.2023 15:12
#SSVFCK 0:0 (84.) | Wechsel beim #FCK: Erik Durm kommt für Ben Zolinski. #Betze
23.04.2023 15:10
#SSVFCK 0:0 (82.) | Es gibt nochmal Freistoß für die Jahn-Elf. #Betze
23.04.2023 15:07
#SSVFCK 0:0 (79.) | Tomiak sieht nach Foul an Prince Osei Owusu die Gelbe Karte. #Betze
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Laut VAR berechtigte Entscheidung. Regensburg damit nur noch mit 10 Mann.
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#SSVFCK 0:0 (63.) | Einer unserer Tweets hängt leider gerade irgendwie fest - nicht wundern, wenn der plötzlich reinploppt. Haben hier den Freistoß von Klement erwähnt, der das Außennetz gestreift hat. #Betze
23.04.2023 14:49
#SSVFCK 0:0 (61.) | Gelbe Karte für Philipp Hercher. #Betze
23.04.2023 14:48
#SSVFCK 0:0 (60.) | Zuck mit der Flanke von der linken Seite auf den langen Pfosten, da steht Hercher (!) - aber der kommt nicht richtig zum Abschluss. #Betze
23.04.2023 14:46
#SSVFCK 0:0 (59.) | Freistoß für den #FCK aus rund 25 Metern. #Betze
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23.04.2023 14:43
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