Hallo Matthias! Stell Dich doch bitte für die Fans, die Dich nicht kennen, einmal kurz vor.

Mein Name ist Matthias Gehring und ich bin bereits seit 1974 Fan des 1. FC Kaiserslautern. Wie viele andere auch, bin ich das erste Mal durch meine Familie in Kontakt mit dem Verein gekommen. Bis ich selbst über einen Führerschein verfügt habe, war ich ja auch auf meinen Vater angewiesen, ohne den ich die Distanz zwischen Stadion und meinem Wohnort nicht so einfach hätte überbrücken können. Danach fing dann die „neue Freiheit“ an, mit der ich auch öfter bei Auswärtsspielen anwesend sein konnte. Insgesamt kann ich auf eine sehr lange Fangeschichte zurückblicken, spätestens seit der Gründung der „Queer Devils“ 2007 nehme ich auch aktiv Einfluss auf die Fanszene.

Daraus ist zu entnehmen, dass Du auch in den 80er Jahren, in denen der Umgang im Stadion bekanntlich rauer war als heutzutage, die Fankultur miterlebt hast. War Diskriminierung aus Deiner Sicht damals ein größeres Thema als heute?

Es ist generell so, dass die heute in den Medien oft beschriebenen Vorfälle von Gewalt innerhalb des Stadions meiner Meinung nach weniger geworden sind. Früher ist sowas auch in der Kurve öfter passiert. Ich behaupte, dass wir da heute bessere Zustände haben, auch in unserer Westkurve. Aber als junger Fan wie ich es damals war, der die Dinge kritischer sieht oder vielleicht sogar selbst betroffen ist, stand man da manchmal schon in der Fankurve und hat mitunter Scham, Wut und Ohnmacht empfunden, wenn diskriminierende „Parolen“ ertönt sind.

War das der Zeitpunkt, als Du für Dich den Entschluss gefasst hast, Dich gegen Diskriminierung im Fußballstadion einzusetzen?

Aktiv trete ich dafür erst seit Gründung der „Queer Devils“ ein. Aber ungeachtet dessen waren Diskriminierung und speziell Homophobie im Stadion für mich spätestens seit Ende der 80er Jahre nach meinem eigenen Coming Out ein Thema. Wenn man erkennt, dass man selbst mit seiner Identifikation und Sexualität anders als die Mehrheit der Gesellschaft ist, nimmt man Äußerungen im Fanblock anders wahr. In meinem Fall waren das Ausdrücke wie „schwule Sau“, die damals skandiert wurden. Ich kann mich an Szenen erinnern, in denen solche Rufe durch den Fanblock hallten und ich dann schon angesprochen wurde, warum ich da nicht mitsinge. Ich habe meine Meinung darauf insofern kundgetan, dass ich diese Ausrufe – auf gut deutsch gesagt – Scheiße finde, aber nicht geäußert, dass es der Fall ist, weil ich selbst homosexuell bin.

Wie entstand der Wunsch, sich dann doch mehr zu engagieren?

Angefangen hat das Ganze circa 2005, als bei vielen Bundesligavereinen homosexuelle Fanclubs erstmalig ein Thema wurden. Ich war damals als User in Gayromeo angemeldet. Sowas wie ein soziales Medium für Schwule. Gab es schon vor Facebook. Ich hatte mich dort in einer Gruppe registriert, die von FCK-Fans für FCK-Fans eine Diskussionsplattform geboten hat. Unter dem Gruppennamen „Betzebuben“ haben sich da relativ schnell 60 bis 70 homosexuelle Fußballfans aus ganz Deutschland zum FCK bekannt. In dieser Gruppe ist dann die Idee entstanden, den Fanclub zu gründen. Initiator war ein Fan aus Hamburg, der schon von Kindesbeinen an eingefleischter Anhänger der Roten Teufel ist. Im Sommer 2007 wurde es dann konkret, nachdem die Mainzer bereits im Frühjahr des gleichen Jahres einen schwulen Fanclub gegründet haben. Das ging für uns als FCK’ler natürlich gar nicht (lacht). Aber wir waren übrigens noch schneller als die Kölner, darauf sind wir natürlich auch stolz (lacht).

Lag die Gründung des Fanclubs zu diesem Zeitpunkt auch darin begründet, dass sich der Fußball in die Richtung entwickelt hat, dass Homosexualität „akzeptabler“ wurde?

Natürlich, in den 80er und 90er Jahren wäre das schwieriger geworden, da dieses Thema damals in der Gesellschaft noch gar nicht so viel Gehör gefunden hat. Ausschlaggebend war aber anfangs nicht, dass wir in der Fanszene etwas erreichen wollten. Vielmehr stürzten sich die Medien in den frühen 2000ern darauf, wann sich der erste schwule Fußballprofi outet. Wir wollten also ein Signal setzen und einen Nährboden schaffen, ganz nach dem Motto: Schwul sein und schwule Fans gibt es auch in Kaiserslautern – und sollte es so kommen, dass für den FCK mal ein schwuler Fußballprofi aufläuft, sollte dieser sich unserer Unterstützung bewusst sein. Ehrlich gesagt haben wir zunächst Zweifel und Skepsis gehegt, wie die Gründung des Fanclubs beim Verein ankommt. Vor allem auch weil wir mitbekommen haben, dass es an anderen Bundesligastandorten zwar akzeptiert, aber nicht unbedingt unterstützt wurde. Wir haben damals zunächst mit dem damaligen FCK-Fanbeauftragten Stefan Roßkopf Kontakt aufgenommen, der sehr positiv reagiert hat. Auch der mediale Hype, der uns nach der Gründung überrollt hat, war durchweg positiv. Ungleich dessen haben wir aber relativ schnell zu spüren bekommen, dass es in der eigenen Fanszene nicht nur Unterstützer, sondern sogar offene Ablehnung gab.

Wie hat sich das geäußert?

Im Jahr nach der Gründung waren wir als Fanclub beim FCK-Stadionfest vertreten. Da kamen Jungs an unseren Stand und haben uns direkt als „scheiß Schwule“ beschimpft und einem unserer Jungs beispielsweise die Kappe vom Kopf geschlagen. Das war aber innerhalb dieser ersten 12 Monate das erste Negativerlebnis. Wir haben dafür aber auch relativ schnell Zuwachs bekommen. Gestartet sind wir mit sieben Mitgliedern und waren nach einem Jahr schon bei 25. Das ist bis 2013 auf 50 Mitglieder angewachsen, aktuell sind wir ein fester Kern von 30. Aber nicht alle unserer Mitglieder sind homosexuell – wir haben auch heterosexuelle Mitglieder, die uns einfach in der Sache unterstützen, das ist für uns auch ein sehr positives Signal.

Was habt ihr euch als „Aufgaben“ auf die Fahnen geschrieben?

Ein Arbeitsziel ist natürlich schon, auf die Fanszene einzuwirken und zu vermeiden, dass eine ganze Tribüne homophobe Lieder singt. Glücklicherweise ist es aber seit Jahren bereits so, dass Schwulenfeindliche-Fangesänge stark zurückgegangen und nicht mehr so präsent sind. Das in den Köpfen der Menschen zu verankern, ist weiterhin unser Ziel. Weniger schlimm sind aber die Fangesänge des Kollektivs, sondern die Äußerungen Einzelner. Auch ich selbst mache mit meinem „Stammplatz“ auf der Haupttribüne oft die Erfahrung, dass viele nicht nachdenken, bevor sie etwas sagen und Ausrufe wie „Du schwule Drecksau“ eher aus der Erregung heraus passieren als beabsichtigt. Wenn man die Leute dann direkt mit der Situation konfrontiert, ist Einsicht die häufigste Reaktion.

Wie bewertest du die Entwicklung mit dem Thema Homophobie im Fußball? Früher war das ja gar kein Thema, kam dann auf und stand teilweise auch stark im Fokus, beispielsweise beim Outing des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger.

Positiv. Und zwar deshalb, weil das Thema in mehr Köpfen angekommen ist, als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Allerdings gibt es hier noch immer viel Arbeit. Es hat sich bisher noch kein aktiver Spieler geäußert – insofern sollte das Outing von Hitzlsperger als ehemaligem Spieler nicht zu hoch bewertet werden. Wichtig ist beispielsweise auch, dass den Trainern im Nachwuchsbereich mit auf den Weg zu geben und schon hier die Toleranz und das Verständnis für jemanden, der „anders“ ist, zu verankern und an die Nachwuchsspieler weiterzugeben.

Hältst du den Fußball insofern für eine gute Plattform, das Thema „Integration“ anzugehen?

Auf jeden Fall. Der Fußball hat in der Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Die Zusammensetzung der Zuschauer im Stadion ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Fußball hat sich das Thema Integration ja auch bereits Anfang der 80er Jahre, als erstmals farbige Spieler in der Bundesliga aufgelaufen sind, quasi wie selbstverständlich auf die Fahnen geschrieben, da die Vereine hier bereits ohne eine Kampagne oder Ähnliches für die Toleranz bei den Fans gekämpft haben.

Wo siehst du die Möglichkeit für Fans, sich selbst für Integration stark zu machen?

In puncto Toleranz muss jeder an sich selbst arbeiten. Im Stadion und auch außerhalb davon, sei es im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Was der Einzelne sicher tun kann, ist, mehr Mut zu zeigen und auf diejenigen zuzugehen, die sich nach seiner Auffassung nicht korrekt verhalten. Nicht wegschauen, sondern aktiv werden und „Minderheiten“ unterstützen.

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24.04.2023 11:57
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23.04.2023 15:34
Im Auswärtsspiel beim um den Klassenerhalt kämpfenden @SSVJAHN gibt es für den #FCK ein torloses Remis: t.co/rn8Wlxo0v3 #Betze #SSVFCKK
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23.04.2023 15:17
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23.04.2023 15:15
@MoonDog90 Wir haben das ja gar nicht bewertet, sondern einfach nur die Entscheidung des Schiedsrichters hier getickert.
23.04.2023 15:13
#SSVFCK 0:0 (86.) | 14.668 Zuschauer sind heute dabei, darunter mindestens 2.000 #Betze-Fans - ihr seid wirklich die Besten! #Betze
23.04.2023 15:12
#SSVFCK 0:0 (84.) | Wechsel beim #FCK: Erik Durm kommt für Ben Zolinski. #Betze
23.04.2023 15:10
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#SSVFCK 0:0 (63.) | Einer unserer Tweets hängt leider gerade irgendwie fest - nicht wundern, wenn der plötzlich reinploppt. Haben hier den Freistoß von Klement erwähnt, der das Außennetz gestreift hat. #Betze
23.04.2023 14:49
#SSVFCK 0:0 (61.) | Gelbe Karte für Philipp Hercher. #Betze
23.04.2023 14:48
#SSVFCK 0:0 (60.) | Zuck mit der Flanke von der linken Seite auf den langen Pfosten, da steht Hercher (!) - aber der kommt nicht richtig zum Abschluss. #Betze
23.04.2023 14:46
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23.04.2023 14:43
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