Tag acht in Belek begann für die Roten Teufel wie jeder Tag, mit einem gemeinsamen Frühstück vor dem ersten Training. Thema des Tages war sowohl bei Spielern als sicherlich auch bei Fans natürlich die Erlebnisse des vergangenen Fanabends. Die Eindrücke des gemeinsamen Abendessens von Fans, Spielern und Trainern gibt es hier aus der Sicht von Matthias Gehring vom FCK-Fanclub Queer Devils. Ja genau, das ist der, der sich bei den Spielen der Roten Teufel immer das FCK-Logo ins Gesicht malt. Er hat für uns den Abend mit der Mannschaft aus seiner Sicht geschildert:
Da war er nun also. Der Mannschaftsabend, der in den letzten Tagen wie ein träges, zähes Spekulations-Gespenst über dem Trainingslager des FCK hing. Bis zum 7. Tag des arbeitsintensiven Winterquartiers der Roten Teufel mussten Schwarzseher und Verschwörungstheoretiker mit Spekulationen und Interpretationen warten, ehe von der Fanbetreuung freundlich mitgeteilt wird – "hey, die Mannschaft lädt Euch zum Essen ein". Wie alle anderen finde ich mich zeitig in der Hotel-Lobby ein, wohin uns Fanbetreuer Christoph Schneller bestellt hat. Was für ein Aufriss, schießt es mir dabei durch den Kopf. Aber vielleicht auch in Ordnung so. Einmal für alle sagen wirkt wohl doch besser. Ein paar Hinweise zur Organisation des Abends, kleine Verhaltensregeln, keine Fotos beim Essen oder bitte keine Spieler anderer Clubs unflätig ansprechen. Dabei hätte ich so gerne die U23 des FC Bayern begrüßt. Mein Repertoire aus dem Engel Aloisius lässt grüßen….mei leawa Luja…! Sei’s drum. Wie sehr sich doch die meisten meiner "Fan-Kollegen" im Vergleich zur "Tages-Arbeit" am Trainingsplatz für diesen Abend herausgeputzt haben, meiner einer eingeschlossen. Aber irgendwie auch schön, auch das haben sich die Jungs verdient.
So trottet der gut 40-köpfige Tross los, durch lange marmorverkleidete Flure, vorbei an heimeligen Sitznischen, entlang diverser Büffet-Berge. Für viele Fans der Roten Teufel ist dies der vermeintliche Höhepunkt des Trainingslagers. Mich wundert nicht, dass bei dem verbalen Vorgeplänkel auf dem Weg zu den fein gedeckten Tischen so mancher oder manche tief in die Schatulle des eigenen kindlichen Gemüts greift. Man bekommt im tuschelnden Wort-Wirrwarr zu hören wer gerne bei wem sitzen würde, wer gern wen was fragen täte, wer gern wen für wen daheim (natürlich) fotografieren würde. Ein bisschen lasse ich mich von dem Treiben um mich herum anstecken. Fast wie Weihnachten. Eine Horde Kids auf dem Weg zum Baum und zu den Geschenken.
Dann sind wir da. Während die Erik’s und Tobi’s und Willi’s, die Gerry’s und Frank’s und Kosta’s bereits gleichmäßig verteilt an den Tischen Platz genommen haben, bremmst Stefan Kuntz den einmarschierenden Fan-Korso erst einmal ganz vorne ab. Ein paar nette Begrüßungsworte, ein paar Erwartungsgedanken, eine erheiternde Anekdote aus dem Vorjahr zu einem zerrissenen Hemd, das wohl eine lange Reise hinter sich hatte, lockern das Start-Up zum bevorstehenden Abend ein wenig auf. Derweil beobachte ich, dass nicht wenige unserer Ball-Artisten mit einer gewissen inneren Unruhe an den Tischen harren, in Erwartung dessen was und derer die da kommen. Etwa die gleichen leuchtenden Augen wie auf Seiten der herausgeputzten Fan-Schar? Guten Appetit. Den zielstrebigen Bewegungen zu den freien Plätzen bei den Spielern will ich mich eigentlich entziehen. Das spitzbübische Grinsen eines Kevin Stögers, eines Marius Müller und eines Tim Heubach, die als einzige Spieler noch nicht bei Tisch saßen, sondern die ganze Zeit schräg hinter mir stehend den Worten von Stefan Kuntz gelauscht hatten, kam mir da grade recht. Die Jungs hatten da in der Ecke ihren Tisch. Auch gut, dann brauch ich nicht so weit zu laufen. Geritzt, dann also bei den drei genannten Spitzbuben und Mateusz Klich, einem unserer beiden Winterzugänge. Von Fanseite hatte sich Jan mit seiner Freundin bei uns an die Tafel gesellt.
Nach kurzem Small-Talk-Intro geht es dann gleich zurück ans Büffett, die Teller füllen. Trotz voller Backen entsteht alsbald eine illustre Unterhaltung, die auch nach der Schlacht am kunstvollen Dessert-Tisch kein Ende findet. Stefan Kuntz hatte sich Geschichten gewünscht, Anekdoten und Erlebnisse. Ich kann reichlich mit dienen, aber eben auch die Jungs. So zirkulieren die Themen von langen Auswärtsfahrten, Fanclub-Events, Trainingslagern früherer Jahre, Beschreibungen von Old-School-Stadien oder Schminkutensilien über Familiengeschichten, Karriere-Träumen, Berufsbild Bankkaufmann, Fußball-Vergangenheit und Fußball-Zukunft bis hin zu Freizeitgestaltung, Gastro-Tipps oder langen Mannheimer Nächten. Aber auch dem Thema kritischer Berichterstattungen in Fan-Foren oder sozialen Netzwerken haben unsere Akteure viel Erstaunliches zu erzählen. Der Redefluss aller am Tisch mag gar nicht abflauen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Ich dreh mal noch eine Runde, um auch noch ein paar Bilddokumente festzuhalten. An jedem Tisch irgendwie ein ähnliches Bild. Der gestenreichen Haltung, der konzentrierten Mimik und der lautstarken Akustik nach zu schließen, ein intensiver Abend. Mich beachtet auch kaum jemand wenn ich in ausreichender Distanz ein kurzes, kaum hörbares "klick" über Tisch oder die Köpfe vor mir schicke. Fühlt sich nach gelungenem Abend an, die "Bescherung" scheint in vollem Gange.
Zurück an meinen Tisch. Mein Foto-Rundgang hat den ein oder anderen wohl doch animiert sich mal vom Stuhl zu heben. Philipp Hofmann hat sich noch dazugesellt und die Gesprächs-Woge nimmt wieder Fahrt auf. Die Themen reißen nicht ab und wechseln von ultra-lustig bis zu mega-ernst. Nach einiger Zeit fällt uns dann doch auf, wie abgeschieden der Tisch doch steht. Unsere vier sind die letzten im Saal. Jetzt wird’s aber Zeit, nicht dass es noch Ärger mit’m Chef gibt. Die Runde löst sich langsam auf. In der Lobby finde ich das Gros meiner Fan-Kollegen wieder. Dort hat längst der Austausch eingesetzt, sich über die erlebten Geschichten auszutauschen, Fototrophäen zu präsentieren oder in die Heimat zu berichten. Sind wir hier und jetzt wieder in unserem kindlichen Modus angekommen? Ist die fühlbare Vorfreude vom frühen Abend einer ebensolchen Nachfreude am späten Abend gewichen? Ich denke ja und das ist auch gut so. Bis weit nach Mitternacht schwingt der Abend noch nach, der spätestens in einem Jahr aus der Erinnerungskiste hervorgeholt wird, um wieder für das herzuhalten, was sich Stefan Kuntz gewünscht hat. Erzählstoff für Geschichten die sich zu einem Buch zusammenfügen, dem Buch FCK, dem geilsten Club der Welt…!
(Vielen Dank an dieser Stelle an Matthias Gehring)
Zurück zu Tag acht. Nach dem zweiten von drei angesetzten Testspielen und dem Abendessen mit den mitgereisten Fans setzte FCK-Chefcoach Kosta Runjaic am Tag darauf zwei intensive Trainingseinheiten an, sorgte jedoch mit abwechslungsreichen Spielformen auch für den nötigen Spaß seiner Jungs. Bei strahlendem Sonnenschein stand neben dem Aufwärmprogramm sowie verschiedenen Spielformen auch das beliebte Fußballtennis auf dem Programm stand. Beim „ 3 gegen 3“ gab es für die anwesenden Fans schöne Aktionen zu bestaunen und die Spieler hatten dabei auch noch jede Menge Spaß. Zudem stand Freistoßtraining auf dem Programm, wobei sich Schützen und Torhüter gegenseitig zu Bestform anstachelten. Trotz allem Spaß und aller Lockerheit ging es jedoch immer sehr konzentriert zur Sache und die Glanzparaden und Traumtore hielten sich die Waage. Schöne Bilder auch für die Jungs vom SWR-Fernsehen, die mit einem Kamerateam vor Ort waren und neben Aufnahmen vom Training auch die Gelegenheit nutzten, mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz, Neuzugang Mateusz Klich und Chefcoach Kosta Runjaic Interviews zu führen.
Nach einer zweiten Einheit, bei der wieder taktische Spielformen im Vordergrund standen, endete auch dieser Tag in Belek. Am Dienstag steht dann um 16.30 Uhr Ortszeit (15.30 Uhr in der Pfalz) der letzte Test im Rahmen des Trainingslagers gegen den FC St. Gallen aus der Schweiz auf dem Programm.
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