Der Ehrenpräsident des 1. FC Kaiserslautern, Norbert Thines, hätte am Freitag, 19. August 2022, seinen 82. Geburtstag gefeiert. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam blickt zu diesem Anlass auf einen Menschen zurück, der den FCK wie kaum ein anderer verkörperte.

Als am 7. Juni 2021 die traurige und schmerzliche Nachricht die Runde machte, dass Norbert Thines verstorben sei, hielt die FCK-Welt den Atem an. Für unzählige FCK-Fans ist er bis heute eine der prägendsten Figuren der jüngeren Vereinsgeschichte. Alles was Norbert Thines je in seinem Leben anpackte, hatte stets Züge von „Menschlichkeit“ und war geprägt von seinem christlichen Welt- und Menschenbild und einer sich daraus ergebenden Umgangskultur. Zurecht gilt er auch bis heute als das personifizierte soziale Gewissen des Vereins! Der ehemalige FCK-Geschäftsführer und FCK-Präsident wäre am heutigen 19. August 82 Jahre alt geworden.

Das langjährige ehrenamtliche Engagement von Norbert Thines beim FCK ist geprägt von „Triumph“ und „Tragik“. In der Saison 1989/90 waren die Roten Teufel in Abstiegsnot. Mit Kalli Feldkamp konnte im Februar 1990 eine herausragende Trainerpersönlichkeit gewonnen werden. Der schaffte mit der Mannschaft nicht nur den Klassenerhalt, sondern sicherte dem FCK nach einem 3:2-Erfolg gegen Werder Bremen im Berliner Olympiastadion den ersten DFB-Pokalsieg. Nur ein Jahr später durfte Norbert Thines als Präsident des FCK nach dem bravourösen Auftritt mit dem 6:2 in Köln die Meisterschale präsentieren und sich über den vielleicht größten Höhepunkt seiner Funktionärs-Laufbahn freuen, die dritte deutsche Meisterschaft des FCK. In den nachfolgenden Jahren rangierte der FCK immer wieder auf respektablen Tabellenplätzen und 1993 wurde mit dem aufwändigen Neubau der Nordtribüne eine wichtige Maßnahme eingeleitet, um den FCK wirtschaftlich konkurrenzfähig zu halten. Die Saison 1995/96 wurde die bitterste für Norbert Thines. Der FCK musste erstmals seit Gründung der Bundesliga in die Zweite Liga absteigen. Der damals gesundheitlich angeschlagene Präsident wurde zum Sündenbock gestempelt und sah sich einer entwürdigenden Kampagne ausgesetzt. Am 9. Juli 1996 trat Norbert Thines von seinem Amt als Präsident zurück. Da war der wenige Wochen zuvor eingefahrene zweite DFB-Pokalsieg nur ein schwacher Trost.

An den in jenen Jahren widerfahrenen menschlichen Enttäuschungen hatte Norbert Thines lange zu knabbern. Trotzdem war er wieder zur Stelle, als der Verein in Not geraten war. 2003 war er gemeinsam mit prominenten Meisterspielern Mitinitiator der „Initiative Leidenschaft“. Daraus ging im Frühjahr 2009 die Museumsinitiative mit ihm als Vorsitzenden hervor, die den FCK seither als Förderverein beim Aufbau und Betrieb des vereinseigenen Museums unterstützt. Den Vorsitz dort gab Norbert Thines im Dezember 2013 ab und wurde mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden ausgezeichnet. Im Dezember 2013 wurde ihm der Goldene Ehrenring des FCK verliehen, drei Jahre später folgte die Ernennung zum Ehrenpräsidenten. Die Stadt Kaiserslautern verlieh ihm im Januar 2016 bei einem feierlichen Akt die Ehrenbürgerschaft. Eine Auszeichnung, die bis dahin nur der Landtagsabgeordneten Eugen Hertel und Fritz Walter hatten entgegennehmen dürfen. Zwischen 2011 und 2017 war Norbert Thines Mitglied des Ehrenrates beim FCK. Bei Heimspielen fungierte er als Betreuer für die Vereinsvorstände der jeweiligen Gastmannschaft. Norbert Thines übernahm auch politisch Verantwortung und gehörte dem Stadtrat von Kaiserslautern an. Sein tadelloser Name und seine Popularität kamen auch der Sozialeinrichtung „alt-arm-allein“ zugute, die von ihm, der Rheinpfalz, der katholischen St. Marien-Gemeinde und der evangelischen Apostelkirchen-Gemeinde ins Leben gerufen wurde. Vor seiner Zeit beim FCK arbeitete er übrigens unter anderem sieben Jahre lang als Sekretär der Diözese des Bistums Speyer, während seiner Präsidentschaft war er als Repräsentant der Karlsberg-Brauerei tätig.

Seine Fähigkeit und sein Talent mit allen Menschen einen unverkrampften Umgang zu pflegen, war ein Garant dafür, dass er viele seiner Ideen immer wieder erfolgreich umsetzen konnte. Dazu gehörte beispielsweise auch, der Fanszene des FCK schon früh zu einer organisierten Struktur zu verhelfen. Lange bevor das andere Vereine der Bundesliga erkannten oder gar umsetzten. Bei seinem ersten Engagement als FCK-Geschäftsführer setzte Norbert Thines ab 1977 einen Meilenstein. Er organisierte einen Fankongress, auf dem Fanclubs des 1. FC Kaiserslautern erstmals offiziell vom Verein anerkannt wurden. Was ihn allerdings auf Konfrontationskurs mit dem damaligen Präsidenten Willi Müller brachte. Doch Norbert Thines setzte sich durch, denn er erkannte, wie wertvoll die Anbindung von Fans an den Verein ist und so entstanden binnen kurzer Zeit die ersten 40 Fanclubs des FCK. Diese Fanclubs und die Menschen, die sich in selbigen organisiert hatten und engagierten, waren ihm eine Herzensangelegenheit. Immer wieder motivierte Norbert Thines die Anhänger der Roten Teufel, sich mit den Fanclubs in ihren Ortschaften oder Regionen auch sozial einzubringen und somit das Ansehen des FCK weit über die Grenzen Kaiserslauterns hinaus zu stärken. Legendär sind die Arbeitseinsätze, bei denen er von treuen FCK-Anhängern unterstützt wurde. Nicht minder legendär waren und sind bis heute die Hilfsaktionen, die er für bedürftige Menschen in Osteuropa organisierte und begleitete. In Orten, in denen der FCK damals UEFA-Cup-Spiele auszutragen hatte und in denen er mit der Notsituation der Einheimischen konfrontiert wurde.

Aber Norbert Thines sorgte sich in seiner aktiven Zeit am Betzenberg nicht nur um bedürftige Menschen und die Fans des FCK, sondern auch um die Spieler der Roten Teufel. Vor allem um die ausländischen Neuzugänge. „Niemand soll sich beim FCK alleine fühlen“, das war stets sein Motto. Er setzte auf Zusammenhalt in der Fan-Gemeinde und sorgte im Verein für eine freundliche familiäre Atmosphäre. Kein Wunder, denn niemand geringeres als Fritz Walter war immer sein großes Idol. Dessen Werte lebte der ehemalige FCK-Präsident immer wieder vor. Für den nimmermüden Norbert Thines waren beim FCK stets alle Menschen wichtig. Der einfache Fan genauso wie der Funktionär.

Eines seiner vielen „Markenzeichen“ war, dass er mit seinem unverkrampften Wesen sogar komplexen Vorgängen oder kniffligen Herausforderungen einen unkonventionellen Anstrich verleihen konnte. So ließ sich manche Vertragsverhandlung mit einem Spieler viel unverkrampfter zu einem erfolgreichen Ende bringen. Teil seiner direkten und unverkrampften Umgangskultur war eine weitere besondere Facette. Gemeint ist die eigenwillige Kommunikationskultur, die Norbert Thines pflegte! Über allem stand stets das persönliche Gespräch. Ein Telefonat ging grade noch so. Korrespondenzen über digitale Medien? Machte er nicht! Wenn dann beantwortete diese seine Frau Trixi! Eine von Norbert Thines stets gern gepflegte Form der Kommunikation: der Brief! Er schrieb nicht einfach Briefe, er zelebrierte das Briefschreiben und stilisierte diese zu einem Kunstwerk. Das begann bei der Schönschrift und endete bei bebilderten Briefumschlägen. Da avancierte selbst die Platzierung der Postwertmarke zum Hingucker! Jeder, der einmal Post von Norbert Thines bekommen hatte, wird dies bestätigen können. Eine in mehrfacher Hinsicht einmalige Handschrift, die ewig bleiben wird!

Bewundernswert aber war vor allem seine ruhige, unaufgeregte und stets von Respekt getragene Gesprächsführung. Seine honorige und väterliche Stimme vermochten bei einer Begegnung unweigerlich in den Bann zu ziehen. „Thiiiiiiines“, war das erste Wort, das beim allerersten Telefonat im Frühjahr 1982 aus seinem Mund gesprochen, den Gehörgang des Autors durchdrang. Langgezogen, am Ende erhaben intoniert, als wollte er seinem Namen ein unsichtbares Fragezeichen pointiert anfügen mit dem er eigentlich sagen wollte, „hier ist der Norbert, wer ist am anderen Ende der Leitung?“ Sich mit Norbert Thines länger unterhalten zu dürfen, war eine Wohltat. Alle, die ihn persönlich kannten, werden Gespräche mit ihm vermissen. Vor allem in Zeiten von Social Media und der mittlerweile dort scheinbar zur Normalität verkommenen unreflektierten Empörungskultur. Etwas was ein Norbert Thines zutiefst abstoßend fand und wovon sich übrigens auch ein Fritz Walter vermutlich eher irritiert abgewandt hätte.

Norbert Thines hat in seinem Leben viel angepackt, viel umgesetzt, viel erreicht, was für manch anderen möglicherweise unerreichbar schien. Er hat dies stets mit stoischer Ruhe, mit einer geerdet unaufgeregten Art und mit nahezu unerschütterlicher Energie geleistet. Für Norbert Thines waren stets Lösungen wichtig. Für das Wort „Problem“ wählte er viel lieber den Begriff „Aufgabe“ und die galt es anzugehen. Der Name Norbert Thines steht jedoch nicht nur für zahllose gute Taten. Der Name steht auch und vor allem für Menschlichkeit. Ein Werteaspekt, der in diesen Zeiten so viel Bedeutung hat wie selten zuvor. Im Sommer des Jahres 2015 hatte sich Norbert Thines im Rahmen der Plakat-Aktion „Flüchtlinge Willkommen“ bei der Initiative „Kaiserslautern ist bunt“ ablichten lassen. Der FCK hatte das Bild aus der Plakat-Reihe des Fotografen Thomas Brenner im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht und damit eine teilweise unwürdige Diskussion losgetreten. Die Pressestelle des FCK hatte alle Hände voll zu tun, sich den teilweise unwürdigen Kommentierungen entgegenzustellen und die übelsten Beschimpfungen auch gänzlich wieder von der Tapete zu nehmen. Bezeichnend für Norbert Thines, dass für ihn hier wieder nur eines als Lösung in Frage kam, die Offensive mit einem angebotenen Dialog. Alle, die den Umgang mit Flüchtlingen und sein Engagement kritisieren, sollten mit ihm das Gespräch suchen.“Jeder kann gerne zu mir kommen und versuchen, sich mit mir persönlich auszutauschen.“ Auf spätere Nachfrage, ob sich denn schon jemand zum Gespräch eingefunden habe, lautete die Antwort in honoriger Sprache mit knappen Worten, „keiner, niemand, net änner!“

An seinem heutigen 82. Geburtstag gilt es diesem außergewöhnlichen Menschen, der stets aus tiefer christlicher Überzeugung und Menschlichkeit gehandelt und in zahlreichen Bereichen sehr viel Gutes bewirkt hat, für den stets der Mensch im Mittelpunkt stand, der für unsere Generation ein wirkliches Vorbild an Hilfsbereitschaft, aber auch Bescheidenheit geworden ist, zu gedenken. Auch sollten wir uns vor allem als FCK-Familie bewusst vor Augen halten, dass sein Vermächtnis auch Verpflichtung für uns ist. Verpflichtung seine Wertewelt und die eines Fritz Walter zu erhalten, zu pflegen und am besten auch zu leben. Wenigstens ein kleines bisschen.

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