Als sich die Tür zum FCK-Portugiesen öffnet und der 1,90 Meter große Hüne den Raum betritt, werden seine Augen ganz groß. Die Überraschung ist dem Neuzugang des FCK ins Gesicht geschrieben. Mit so vielen Menschen und Kameras hatte Rodnei Francisco de Lima – kurz Rodnei – nicht gerechnet. Gemeinsam mit drei Freunden platziert sich der neue Innenverteidiger des 1. FC Kaiserslautern vor dem gespannten Publikum. Zahlreiche Musikinstrumente – Gitarre, Trommel, Tamburin sowie viele weitere exotische Tonwerkzeuge – werden ausgepackt und ohne großes Aufsehen beginnen die vier mit ihrer Musik. Sambaklänge und die Stimme Pablo Oliveira Antonio’s füllen das Lokal. Leicht nervös erhebt sich Rodnei nach dem ersten Applaus: „Ich bin etwas überrascht. Ich dachte wir kommen heute hier her, machen ein paar Fotos für mein Spielerporträt und sind wieder weg. Nun wird es zu einer so großen Sache. Das ist toll! Danke, dass sie alle hier sind. Wir werden dann einfach noch ein paar Lieder spielen und ich hoffe, dass es ihnen gefällt.“ Noch bevor die ersten Lacher verklungen sind, stellt Rodnei seine Freunde Claudia Nass, Pablo Oliveira und Severino Ferreira da Silva vor. „Ach ja, und ich bin Rodnei.“ Mittlerweile ist der Name des 24-Jährigen in der Pfalz ein Begriff.
Der Defensivspezialist wechselte vor der Saison von Hertha BSC Berlin zu den Roten Teufeln. Nach nur wenigen Wochen spielte er sich in die Stammformation und die Herzen der FCK-Fans. Rodnei ist angekommen. „In Kaiserslautern habe ich mich gut eingelebt. Ich fühle mich sehr wohl hier. Zudem habe ich hier einen Verein gefunden, der mir Vertrauen schenkt. Trainer Marco Kurz setzt auf mich“ Mit seinen Mitspielern kommt der sympathische Neuzugang auch sehr gut zurecht, das gesamte Umfeld passt. „Momentan stimmt zudem auch der sportliche Erfolg. Das erleichtert die Phase der Eingewöhnung natürlich. So darf es weitergehen.“ Seine Karriere hat der heute 24-Jährige in seiner Geburtsstadt São Paulo begonnen. „Ernsthaft angefangen Fußball zu spielen habe ich erst mit elf Jahren.“ Mit 16 wechselte Rodnei zum Clube Atlético Juventus. „Dazu musste ich in einen anderen Bundesstaat ziehen, das war nicht immer einfach.“ Bei diesem Verein durchlief der Brasilianer alle weiteren Jugendmannschaften. 2006 wuchs die Entfernung zur Heimatstadt weiter an. Für eine Saison lief er für den litauischen Verein FC Vilnius auf. Danach führte ihn sein Weg nach Polen zum Erstligisten Jagiellonia Bialystok. Dort stand der Abwehrspieler häufig in der Startelf. 2008 kam er dann zum ersten Mal nach Deutschland – zu Hertha BSC Berlin. Sein Bundesliga-Debüt gab der Brasilianer am 14. Februar 2009 beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Bayern München, in dem er als linker Außenverteidiger in der Startelf stand. In der Hauptstadt fiel es Rodnei jedoch schwer Fuß zu fassen. „Bei Hertha habe ich es nicht geschafft, mein Können zu beweisen. Hier beim FCK spüre ich Unterstützung. Das macht es leicht, sich wohl zu fühlen.“ Zur Saison 2009/10 hat der 1. FC Kaiserslautern den Defensivspezialisten von den Herthanern ausgeliehen. Hier ist er sportlich gut angekommen und hat schnell seinen Rhythmus gefunden. Für den FCK ist es ein Riesengewinn den ehrgeizigen und dennoch lustigen Spieler in seinen Reihen zu wissen.
An diesem Abend erfreuen sich auch die FCK-Portugiesen an ihrem prominenten Besuch. Antonio Machadd, Verantwortlicher der Fußballabteilung der FCK-Portugiesen zeigt sich begeistert: „Ein sehr gelungener Abend.
Rodnei ist ein angenehmer Junge, der auf dem Boden geblieben, fleißig und lebensfroh ist. Er vergisst nicht, wo er her kommt. Das merken auch die Menschen hier.“ Nach nur wenigen Minuten ist die anfängliche Nervosität und Schüchternheit bei Rodnei und seinen drei Freunden verflogen. Man sieht ihm seine Leidenschaft an der Musik an – seine Füße wippen im Takt der Musik, mit seiner lebensfrohen Art, dem andauernden Lächeln auf seinen Lippen und seinen strahlenden Augen reißt er das Publikum mit. „Wir haben Freude an der Musik und daran die Menschen zum Lachen und Tanzen zu bewegen.“ Severino erzählt wie sie Rodnei kennen gelernt haben. „Wir waren bei einem Training des FCK und haben ihn danach angesprochen.“ Claudia, Severino und Pablo kommen alle drei aus Brasilien und arbeiten in Kaiserslautern. „Wir haben E-Mail-IAdressen ausgetauscht und Rodnei zu uns eingeladen.“ Inzwischen treffen sie sich häufig, um gemeinsam Musik zu machen. „Wir reden viel, lachen und haben Spaß an unserer Musik.“ An diesem Abend treten sie zum ersten Mal gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. „Ich bin sehr glücklich, dass es heute geklappt hat mit meinen Freunden zusammen zu kommen, um Musik zu machen. Momente wie diese sind sehr speziell, wenn man ansonsten so viel unterwegs ist.“ Mitten in einem Lied springt der Fußballprofi auf und bittet Claudia um einen Tanz. Mit seinen geschmeidigen Bewegungen beweist Rodnei unter dem Beifall der Zuhörer, dass er sich nicht nur in Fußballschuhen auf grünem Untergrund bewegen kann.
Seine Freude möchte der 24-Jährige trotz aller Strebsamkeit auch auf dem Fußballplatz nicht verlieren. Die Anhänger des FCK erleichtern ihm dies. „Die Fans auf dem Betzenberg begeistern mich. Es ist unglaublich, wie sie die Mannschaft über 90 Minuten pushen. Das hilft sehr. Wir spüren die Unterstützung der Anhänger im Rücken. Natürlich sind wir auf das Spiel fokussiert, aber wir bekommen die Stimmung schon mit. Und wenn man dann zwischendurch auf die Ränge schaut, ist das sehr beeindruckend.“ Der Blick des robusten Abwehrspielers wird etwas nachdenklich, als er von seiner Heimat spricht. „Meine Familie und meine Freunde fehlen mir natürlich sehr. Die Sehnsucht nach den Menschen mit denen man von klein auf tief verwurzelt und mit denen man aufgewachsen ist, ist enorm groß.“ Dennoch weiß Rodnei, dass es richtig war diesen Weg zu gehen. „Mir ist durchaus bewusst, dass ich immer das Ziel hatte in Europa professionell Fußball zu spielen. Auch wenn ich immer wieder gerne nach Brasilien fahre, sehe ich die Chance, die ich hier habe. Zum Glück gibt es ja auch noch Telefon und E-Mail.“ Die Verbindung zu den Menschen in seiner Heimat ist ihm enorm wichtig. Aber sein fußballerischer Weg war für ihn sehr früh klar: „Ich habe immer schon davon geträumt, Fußballprofi zu werden. Das ist ganz lustig. Vor einiger Zeit habe ich einen Steckbrief von mir gefunden, den ich mit sechs Jahren ausgefüllt habe. Unter Berufswunsch stand schon damals: Fußballer. Man denkt, dass man in diesem Alter noch kein Verständnis für das Leben hat, aber bei mir war dieser Wunsch irgendwie schon immer ganz klar“, erzählt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Heute treibt den jungen Profi der Wunsch an, sich fußballerisch weiterzuentwickeln. „Mein persönliches Ziel war es, in Europa professionell zu spielen. Das habe ich nun erreicht. Dennoch möchte ich nicht an diesem Punkt stehen bleiben. Ich möchte mich immer wieder verbessern.“ Auch für den 1. FC Kaiserslautern formuliert der Defensivmann ehrgeizige Ziele. „Bisher ist die Saison sehr gut gelaufen. Es ist nicht immer leicht diese Leistung über eine komplette Spielzeit aufrecht zu erhalten und es ist natürlich sehr schwierig in die Bundesliga aufzusteigen. Aber unser Ziel ist es schon, am Ende oben mit dabei zu sein.“ Das musikalische Debüt der brasilianischen Combo neigt sich nach 90 Minuten dann langsam dem Ende zu. Rodnei hat bewiesen, dass er auch als Musiker und Unterhaltungskünstler Talent besitzt. „Musikkarriere ist aber wohl etwas zu hoch gegriffen. Die Musik war eher eine kleine Kostprobe.
Wenn es um meine Karriere geht, bleibe ich doch lieber beim Fußball.“ Nachdem die letzten Klänge verstummt sind, plaudert Rodnei noch mit dem einen oder anderen Gast, unter ihnen auch der ehemalige FCK-Spieler Ratinho. Zufrieden mit seinem Auftritt verabschiedet sich der Rote Teufel mit seiner herzlichen Art von den noch immer tanzenden und singenden Besuchern. Hat die Nummer 20 des FCK als Musiker auch eine gute Figur gemacht, so freut sich Rodnei Francisco de Lima dennoch bereits auf die kommenden fußballerischen Aufgaben. Zunächst geht es nun für den FCK zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf, bevor es am 28. Oktober 2009 im DFB-Pokal zum SV Werder Bremen geht – mit Rodnei Francisco de Lima.