Fast wurden sie abgestellt, die individuellen Fehler. Aber gegen 1860 München geriet der FCK erneut nach einem Patzer in der eigenen Abwehr in Rückstand. Die Münchner agierten mutig, zeigten sich in ihren gewöhnungsbedürftigen Wiesn-Trikots angriffslustig, setzten den FCK unter Druck und führten halbwegs verdient nach 15 Minuten. Dann wirkten die Veränderungen in der Startformation endlich. Patrick Ziegler machte in der Innenverteidigung eine gute Partie, gewann viele Zweikämpfe und spielte solide Pässe nach vorne. Bis auf seinen Patzer vor dem 0:1 zeigte Marcus Piossek zusammen mit Robert Pich eine engagierte Leistung, auch wenn die offensiven Akzente verbesserungswürdig blieben. Im zweiten Durchgang gingen die Roten Teufel hohes Risiko, wechselten mit Lukas Görtler und Maurice Deville offensiv. Und dieser Mut wurde fast belohnt: Denn in der Schlussphase hätte Lukas Görtler nach einem feinen Solo sogar noch das 2:1 erzielen können. Aber die Löwen kratzten, bissen sich in jeden Zweikampf und wurden am Ende mit einem Punkt belohnt.
Den Ausgleich markierte Ruben Jenssen, der Mann für die wichtigen Tore beim FCK. Jenssen trifft selten, aber wenn, dann schön. Bemerkenswert: Der Mittelfeldspieler hatte seinen Treffer in der Pressekonferenz vor dem Spiel angekündigt. Naja, zumindest damit kokettiert: „Die Abschlussstärke ist ein Teil, in dem ich mich noch verbessern kann. Ich möchte der Mannschaft immer helfen, wenn möglich auch mit Vorlagen oder Toren.“ Weitermachen, Ruben! Nach dem Löwen-Spiel richtete Jenssen den Blick gleich wieder auf das nächste Spiel: „Das war wichtig für die Mannschaft. Nach zwei Niederlagen ist es immer wichtig, nicht zu verlieren und das haben wir heute erreicht. Wir geben jetzt gegen Nürnberg Gas – das war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Welche Kräfte solch ein Tor freisetzen kann, beschrieb FCK-Trainer Kosta Runjaic auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Die Emotionen und die Erleichterung nach dem Ausgleich waren enorm.“
Was bleibt nach dem Auswärtsspiel gegen Sechzig hängen? Die Erkenntnis, dass der FCK Tore erzwingen kann. Zudem sorgten Deville und vor allem Görtler nach ihren Einwechslungen für mächtig Betrieb im gegnerischen Strafraum. „Wir sind durch eine Unachtsamkeit in Rückstand geraten, haben uns geschüttelt und wieder versucht Fußball zu spielen“, sagte Trainer Runjaic und hatte Recht. Mal über links, mal durch die Mitte oder per Freistoß – der FCK agierte in der zweiten Hälfte wesentlich torgefährlicher und unberechenbarer. Weiter hinten bot Neu-Innenverteidiger Patrick Ziegler eine starke Leistung und zeigte, dass er auf dieser Position eine echte Alternative ist.
Nach diesem Auswärtspunkt reist der FCK zwar ohne Sieg nach Hause, nimmt aber trotzdem positive Gefühle mit. Die Mannschaft hat nach dem Rückstand nicht aufgegeben, weiter nach vorne gespielt und sich in der zweiten Hälfte, wenn auch nicht komplett befriedigend, belohnt. Gegen defensiv wackelige Nürnberger sollte man am Dienstag an die offensive Spielweise aus der zweiten Halbzeit anknüpfen.
Zur schnellen Regeneration vor dem Duell mit den Franken schickte Coach Kosta seine Mannen bereits direkt nach dem Spiel gegen die Sechzger zum Auslaufen auf den Rasen der Allianz Arena. Am Morgen danach versammelten sich die Betzebuben um 10 Uhr erneut auf Deutschlands höchstem Fußballberg und richteten nach einer kurzen, knackigen Analyse des Spiels bei den Löwen den Fokus auf die bevorstehende Aufgabe. Während es für die Startelf zur weiteren Regeneration in den Kraftraum ging, absolvierten die restlichen FCK-Kicker Übungen mit dem Ball auf dem Trainingsplatz.
Anzeige
