Als die FCK-Fans am Sonntag, 05. Mai 2013, nach 44 Spielminuten auf die Anzeigentafel blickten, konnten sie zufrieden über den Verlauf des wichtigen Spiels um den Relegationsplatz gegen den FSV Frankfurt sein, hatten die Roten Teufel doch kurz zuvor das 2:0 erzielt. Als Schiedsrichter Michael Weiner dann wenige Augenblicke später zur Halbzeitpause bat, waren alle der fast 39.000 Anwesenden wieder einmal an eine wichtige Lektion erinnert: Im Fritz-Walter-Stadion ist eine Halbzeit erst dann vorbei, wenn der Schiedsrichter auch tatsächlich abgepfiffen hat. In bester Betzenberg-Manier hatten die Roten Teufel in den Momenten vor dem Halbzeitpfiff noch zwei Treffer erzielt und mit dem Zwischenstand von 4:0 noch vor dem Seitenwechsel alle Zweifel beseitigt, wer dieses Spiel als Sieger beenden würde.

So war es dann auch wenig verwunderlich, dass die Fans der Roten Teufel die LaOla-Welle durch das Stadionrund schwappen ließen und voller Inbrunst den anderen Vereinen der Republik mit auf den Weg gaben, welcher Club denn auf dem Betzenberg regiere. Dabei war dies alles nach der Niederlage zu Wochenbeginn in Cottbus und den zahlreichen Nebengeräuschen unter der Woche gar nicht so selbstverständlich. Und so war auch zu Spielbeginn noch eine gewisse Anspannung zu spüren – sowohl bei den Akteuren auf dem grünen Rasen als auch bei denen auf den Rängen des Fritz-Walter-Stadions. Nach dem ersten Treffer der Roten Teufel war dies alles jedoch wie weggeblasen. „Da war der Betzenberg wieder so, wie ich ihn kenne und liebe. Wir konnten die Zuschauer mitreißen und sie haben dann auch ihren Teil zu diesem Sieg beigetragen“, sprach Vize-Kapitän Florian Dick kurz nach Spielende ein großes Kompliment für die Fans der Roten Teufel aus, die mit der berühmt-berüchtigten Atmosphäre auf Deutschlands höchstem Fußballberg den Gästen aus Frankfurt schon früh zu verstehen gegeben hatten, dass an diesem Nachmittag für sie nichts zu holen sein werde.

Aber nicht nur die Fans schrieben ihren Teil der Geschichte dieses 32. Spieltages, auch zahlreiche Spieler konnten trotz einer geschlossenen, guten Mannschaftsleistung ihre persönliche Geschichte schreiben. Wie Marc Torrejón, der sein erstes Tor für die Roten Teufel erzielte und den Treffer seinem ungeborenen Nachwuchs widmete. Oder Benjamin Köhler, der bereits nach acht Minuten eingewechselt wurde, und dem Spiel gegen seinen früheren Stadtrivalen mit der Einleitung des 1:0 und dem Treffer zum 3:0 nachhaltig seinen Stempel aufdrückte. Auch er erzielte seinen Debüttreffer im Trikot des FCK. Oder wie Mo Idrissou, der im Vorfeld des Spiels viel Aufmerksamkeit auf sich zog und dann eine klasse Partie mit zwei Torvorlagen gegen seinen ersten Verein in Europa ablieferte. Eine weniger erfreuliche Geschichte musste Mimoun Azaouagh erleben, der gegen seinen Heimatverein, bei dem sein Vater und sein Bruder beschäftigt sind, natürlich hochmotiviert war, sich dann aber nach drei Minuten bereits verletzte und mit einem Muskelfaserriss ausgewechselt werden musste.

Dass die Roten Teufel fünf Minuten vor dem Spielende das erste Heimgegentor des Jahres kassierten, war nur noch eine Randnotiz, die niemandem die Freude verderben sollte. Dennoch war schon kurz nach dem Abpfiff klar, dass sich keiner groß mit dem Erfolg aufhalten wollte. Der Blick wurde direkt wieder nach vorne gerichtet und sich auf die anstehenden Partien konzentriert. Denn noch haben die Roten Teufel nichts erreicht, ist das Zwischenziel Relegation noch nicht unter Dach und Fach. Endsprechend versammelte Cheftrainer Franco Foda  am Montagmorgen seine Mannen wieder auf dem Trainingsplatz, um sie auf den Endspurt der Saison einzuschwören. Denn auch am 27. Mai 2013 soll eine Mannschaft erfahren, dass der Betzenberg eine uneinnehmbare Festung ist…