Der ehemalige FCK-Profi und FCK-Trainer Reinhard Stumpf feiert am Freitag, 26. November 2021, seinen 60. Geburtstag. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam erinnert sich zu diesem Anlass an die Karriere des Deutschen Meisters und Pokalsiegers.
Er wurde mit dem FCK 1990 DFB-Pokalsieger und ein Jahr später Deutscher Meister. Zwei Erfolge, an denen Reinhard Stumpf als Defensivspezialist des FCK großen Anteil hatte. Mit seiner Athletik und dem Gardemaß von 1,90 Metern war er als Spieler während seiner Zeit am Betzenberg häufig eine wichtige Säule in der Lauterer Innenverteidigung. Seine kompromisslose Art, seine Zweikampfstärke und sein Kampfgeist verschafften ihm Respekt in den gegnerischen Angriffsreihen. Aber auch in seiner späteren Trainerkarriere zeigte der ehrgeizige Vollblutfußballer stets klare Kante. Was er von sich selbst erwartete und sich abverlangte, das forderte und fordert er selbstbekennend bis heute auch stets von seinen Schützlingen. Ein Typ, der den Fußball lebte und bis heute lebt. Am 26. November 2021 feiert Reinhard Stumpf seinen 60. Geburtstag.
Das Licht der Welt erblickte Reinhard Stumpf im hessischen Lieblos, einem Ortsteil der Gemeinde Gründau, östlich von Hanau. Seine Karriere als Spieler verlief und auch die als Trainer verläuft bis heute jedoch alles andere als das, was der wortwörtliche Name seines Geburtsortes an Antizipation zulassen würde. In seinen Jugendjahren kickte der schon in frühen Jahren athletisch anmutende und kämpferisch auftretende Abräumer zunächst beim FC Hanau 93 und später für die Offenbacher Kickers. Dort in der Jugend zunächst bis zum Sommer 1980, ehe er drei Jahre lang im benachbarten Dietesheim für die dortige Spielvereinigung die Fußballschuhe schnürte und mit denen er am Ende der Spielzeit 1980/81 in die Oberliga aufstieg. Zum Bieberer Berg kehrte er 1984 zurück und absolvierte beim damaligen Bundesligaabsteiger seine ersten Einsätze in der 2. Bundesliga. Am Ende der Spielzeit mussten die Offenbacher erneut eine Etage tiefer. Nach dem Abstieg der Kickers wechselte Reinhard Stumpf erneut in die 2. Bundesliga und kickte ein Jahr für den Karlsruher SC. Zu Beginn der Saison 1987/88 zog es ihn zurück an den Bieberer Berg und mit den Kickers schaffte er als Meister den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Bei den Nordhessen blieb er erneut zwei Jahre und trug zum Ende der Spielzeit 1988/89 noch zum sportlichen Klassenerhalt bei. Allerdings wurde den Offenbachern aufgrund eines Formfehlers rund um eine Bürgschaft die Lizenz entzogen. Zwangsabstieg! Für einen Vollblutsportler, der auf dem Rasen stets alles gegeben hat, quasi die Höchststrafe.
Nach den zahlreichen hessischen Wechselspielen, folgte 1989 der Wechsel in die Pfalz. Reinhard Stumpf wurde vom 1. FC Kaiserslautern verpflichtet und spielte nun im Alter von mittlerweile 27 Jahren erstmals in der Bundesliga. Sein Debüt im Trikot der Roten Teufeln gab er gleich am ersten Spieltag der Saison 1989/90 beim 2:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach. Waren die FCK-Fans nach den ersten Spieltagen mit dem Saisonauftakt noch einigermaßen zufrieden, so schlitterte das Gründungsmitglied der Bundesliga bis zur Winterpause scheinbar unaufhaltsam dem ersten Abstieg aus der Beletage des deutschen Fußballs entgegen. Als die Roten Teufel Ende Februar 1990 beim Erzrivalen Waldhof Mannheim eine 0:4-Klatsche kassierten, musste Trainer Gerd Roggensack seinen Hut nehmen. Es kam Karl-Heinz Feldkamp, der es schaffte, der Truppe wieder Leben einzuhauchen. Die Mannschaft sicherte sich den Klassenerhalt und bekam am Saisonende noch ein Bonus-Spiel. Zum Zeitpunkt des Trainerwechsels stand der FCK nämlich bereits im DFB-Pokal-Halbfinale und zog am 27. März 1990 nach einem knappen 1:0-Sieg bei den Offenbacher Kickers ins Finale ein. In einem legendären Spiel besiegten die Roten Teufel den Favoriten SV Werder Bremen mit 3:2 und holten erstmals den goldenen Pott in die Pfalz. Vor allem in der zweiten Halbzeit, als die Bremer mit wütenden Angriffen auf den Ausgleich drängten, war Reinhard Stumpf einer der Garanten des Pokalerfolges.
Sein erster nationaler Titel. Der zweite sollte nur ein Jahr später folgen, als der FCK sensationell Deutscher Meister wurde. Reinhard Stumpf kam in der Meistersaison auf 21 Einsätze in der Bundesliga. Er stand bei den insgesamt fünf Saisonniederlagen allerdings auch nur einmal auf dem Platz und zwar am 19. Spieltag beim Auswärtsspiel in Frankfurt, als sich der FCK bei Eintracht Frankfurt mit 3:4 geschlagen geben musste. Reinhard Stumpf kam beim FCK zu insgesamt 74 Pflichtspieleinsätzen, davon 65 in der Bundesliga. Während seiner Zeit am Betzenberg erzielte er ein Tor für die Roten Teufel, als er am 9. März 1991 beim 2:2 in Dortmund zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich traf. 1992 wechselte er zusammen mit Karl-Heinz Feldkamp in die Türkei zu Galatasaray Istanbul. Auch dort sollten sich bald sportliche Erfolge einstellen. Die Mannschaft gewann 1993 die Meisterschaft und den Pokal. Erfolge gab es auch in der Folgesaison, als Galatasaray unter Trainer Reiner Hollmann, dem früheren Assistenztrainer Karl-Heinz Feldkamps beim FCK, den Supercup und erneut den Meistertitel holte.
Nach den Erfolgen in der Türkei kehrte Reinhard Stumpf 1994 wieder nach Deutschland zurück. Beim 1. FC Köln spielte er noch zwei Jahre lang in der Fußball Bundesliga und kam dabei zu 21 Einsätzen. Im August 1996 ging er bis zum Jahresende nach Japan, wo er bei Brummell Sendai in der zweiten Liga spielte. Zum Jahresbeginn 1997 schloss er sich dem damaligen Regionalligisten Hannover 96 an und bestritt von Februar bis Saisonende noch neun Spiele in der Regionalliga Nord. Hannover 96 schaffte zwar die Meisterschaft, musste in der Relegation gegen Energie Cottbus aber den Kürzeren ziehen. Im Alter von immerhin schon 35 Jahren beendete Reinhard Stumpf nach 13 Profijahren seine Karriere als aktiver Spieler, dessen Vita insgesamt beachtliche 278 Pflichtspiele ziert.
Nur wenige Monate später kehrte er im Oktober 1997 als Assistenztrainer von Otto Rehhagel an den Betzenberg zurück. Nach dessen Rücktritt im Oktober 2000 wurde er Cheftrainer und war an der Seitenline gemeinsam mit Teamchef Andreas Brehme für die Roten Teufel verantwortlich. Es folgten rund fünf Trainer-Jahre im Assistenz-Status an der Seite von Eric Gerets, der ihn und seine Trainertätigkeit nach eigenem Bekunden stark und nachhaltig geprägt haben. Zunächst bis Februar 2004 beim FCK, dann bis 2005 beim VfL Wolfsburg. Letzte Station des harmonischen Gespanns war ein zweijähriges Engagement beim türkischen Traditionsverein Galatasaray Istanbul, mit dem beide in der Saison 2005/2006 türkischer Meister wurden. Im September 2007 übernahm Reinhard Stumpf nach sechs Spieltagen den Cheftrainer-Posten bei Gençlerbirliği Ankara, musste jedoch bereits zwei Monate später seinen Posten wieder räumen. Ab August 2009 kreuzten sich erneut die Wege von Reinhard Stumpf und Eric Gerets, unter dem er ein gutes Jahr in Riad bei Al-Hilal Saudi Club als Assistenztrainer arbeitete und mit der Mannschaft 2010 die saudische Meisterschaft errang. Als Eric Gerets im Oktober 2010 den Verein verließ, wurde er Interims-Chefcoach, bevor er im November 2010 die U21-Mannschaft des Klubs übernahm.
Es folgten Trainerstationen beim tunesischen Fußballverein Club Sportif Sfaxien, beim bayrischen Drittligisten Wacker Burghausen sowie weitere Stationen in Saudi-Arabien, wo er zunächst erneut die U21-Mannschaft von Al-Hilal in Riad übernommen hatte, Chefcoach bei Al Shabab FC in Riad wurde und anschließend für ein Jahr Trainer beziehungsweise Sportdirektor bei al-Ettifaq. 2018 war Reinhard Stumpf für acht Monate ehrenamtlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Kickers Offenbach und im Oktober 2021 übernahm er das Amt des Cheftrainers beim saudischen Club Al Draih, wo er bis heute tätig ist. Da Stillstand für ihn Rückschritt sei, wird es sicher auch noch Jahre dauern, ehe Reinhard Stumpf den Fußball endgültig beiseitelegen wird. Als Spieler und als Trainer ist er weit gereist, im wörtlichen wie im sprichwörtlichen Sinne und bei aller Ernsthaftigkeit, mit der er seine Jobs bislang angegangen war, eine gewisse Art von Humor und Fröhlichkeit gehören auch für das Energiebündel Reinhard Stumpf dazu. Ohne Lachen gehe bei ihm gar nichts, die Basis sei immer der Spaß, wie er selbst bekennt: „Spaß am Leben, Spaß an dem was ich tue und Spaß mit den Leuten, mit denen ich mich umgebe.“ Dann wird das heute sicher eine lustige Geburtstagsparty. Die FCK-Familie und das ganze Museumsteam gratulieren ganz herzlich zum 60. Geburtstag.