Dass dies auch in der nächsten Spielzeit wieder der Fall ist, war von Beginn an das erklärte Saisonziel beim FC Erzgebirge. Hatte man in Jahr eins nach der Rückkehr in die 2. Bundesliga noch völlig überraschend um die vorderen Plätze mitgespielt und die Saison letztlich als starker Fünfter beendet, so stand schon in der vergangenen Spielzeit der Kampf um den Klassenerhalt ganz oben auf der Agenda. Bis zum Schluss musste Aue um die Sicherung der Ligazugehörigkeit zittern und rettete sich erst durch einen 2:1-Erfolg über den VfL Bochum am letzten Spieltag.

Immerhin musste Trainer Karsten Baumann anschließend keinen kompletten Umbruch einleiten. In Person von Pierre Le Beau und Offensivmann Tobias Kempe verließen nur zwei Stammspieler den Verein. Zudem rückt der inzwischen 37-jährige quirlige Publikumsliebling Skerdilaid Curri, der sich in seinem letzten Auftritt mit dem Siegtor gegen Bochum noch einmal unsterblich gemacht hatte, nun ins zweite Glied und geht künftig für die zweite Mannschaft in der Oberliga NOFV an den Start. Der Rest des Kaders, zu dem auch die Ex-Lautrer Fabian Müller und Ronny König gehören, blieb dem FC Erzgebirge jedoch erhalten und wurde mit Spielern wie Vlad Munteanu oder Jakub Sylvestr sinnvoll ergänzt.

Dementsprechend erprobt im Abstiegskampf lässt nun auch die schwere Saisonaufgabe niemanden allzu nervös werden. Nach einem eigentlich zufriedenstellenden Saisonstart mit dem 3:0-Pokalerfolg über Bundesligist Eintracht Frankfurt als besonderem Highlight, holte Aue zwischen dem vierten und dem achten Spieltag nur noch einen Zähler und rutschte dementsprechend prompt in die unteren Tabellenregionen ab. Hauptproblem ist derzeit die Auswärtsschwäche der Mannschaft. Saisonübergreifend hatte Erzgebirge Aue auf fremden Plätzen sieben Partien in Serie verloren, ehe beim Gastspiel in München zuletzt immerhin mal wieder ein Unentschieden glückte. Gegen Kaiserslautern wartet nun sicherlich erneut eine schwere Auswärtsaufgabe auf die Sachsen, zumal die bisherigen beiden Gastspiele auf dem Betzenberg 2006 und 2007 beide verloren gingen.

Doch gerade wegen des gewissen Underdog-Charakters ihrer Kleinstadt sind die Auer ein durchaus stolzes Völkchen. Durch den Abbau und die Verarbeitung von Eisen-, Silber- und Zinnerzen erlangte die Stadt Bekanntheit, wobei der SDAG Wismut als weltweit drittgrößter Produzent von Uran eine besondere Bedeutung zukam. Als Trägerbetrieb übernahm das Unternehmen 1950 den Verein, der von nun an BSG Wismut Aue hieß. In diese Zeit fallen auch die größten Erfolge der BSG, die 1956, 1957 und 1959 DDR-Meister sowie 1955 FDGB-Pokalsieger wurde. Im Cup der Landesmeister absolvierten die Erzgebirgler insgesamt 16 Spiele und erreichten 1958 das Viertelfinale, wo gegen Young Boys Bern das Aus kam.

Am 16. April 1966 trat Aue im Punktspiel gegen Hansa Rostock erstmals mit lila-weißen Trikots an, weshalb die Mannschaft seither den Beinamen „die Veilchen“ trägt. Etwas paradox, wenn man bedenkt, dass der Malocherclub bis heute für Kampfgeist und Zweikampfhärte steht. Im vereinigten Deutschland spielte Wismut dann vorerst im Amateurbereich und wurde 1993 in FC Erzgebirge Aue umbenannt. Zehn Jahre später konnte der Aufstieg in die Zweite Bundesliga gefeiert werden, worauf es 2007 wieder bergab ging. 2010 gelang jedoch ein souveräner Wiederaufstieg. Das Team von Chefcoach Karsten Baumann absolviert seine Heimspiele im Sparkassen-Erzgebirgsstadion, das 15.690 Zuschauern Platz bietet.