Als es darauf ankam, war Tobias Sippel direkt zur Stelle. Am 19. Oktober 2007 riss bei Florian Fromlowitz im Zweitligaspiel bei 1899 Hoffenheim nach einer knappen halben Stunde das Kreuzband. Sippel, damals blutjunger Ersatzkeeper des FCK, musste ran und lieferte trotz der 0:1-Niederlage direkt eine fehlerfreie Vorstellung ab. Bis zum Saisonende dieser für die Roten Teufel so schicksalhaften Spielzeit absolvierte Sippel alle Spiele und feierte schließlich nach dem „Abstiegsendspiel“ gegen den 1. FC Köln den zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenverbleib.
Womöglich war es nicht zuletzt diese Extremsituation direkt in seiner ersten Profisaison, die den Bad Dürkheimer in den folgenden Jahren zu einer der Konstanten im Lautrer Profifußball werden ließ. Dabei führte die Karriereleiter des 27-Jährigen nicht immer nur steil nach oben. Zum Teil durch Verletzungen ausgebremst, musste sich Sippel zwischenzeitlich sowohl hinter Luis Robles als auch hinter Kevin Trapp mit der Rolle als Nummer zwei abfinden. Wenn es aber darauf ankam, war auf den Schlussmann stets Verlass.
Mutig im Rauslaufen und ausgestattet mit extrem guten Reflexen auf der Linie hatte Sippel großen Anteil am Aufstieg in die Bundesliga in der Saison 2009/10. In den folgenden zwei Jahren im Oberhaus teilte er sich die Partien mit Trapp etwa zur Hälfte auf, ehe er sich nach dem Weggang seines Konkurrenten zu Eintracht Frankfurt wieder als Stammkeeper der Roten Teufel etablierte. Mit Sippel zwischen den Pfosten spielte die Mannschaft im Unterhaus konstant in der Spitzengruppe und erreichte 2014 sogar das Halbfinale um den DFB-Pokal. Auch in der Relegation am Ende der Spielzeit 2012/13 gegen 1899 Hoffenheim stand der Torwart seinen Mann und nährte im Rückspiel mit einem gehaltenen Elfmeter zwischenzeitlich die Hoffnung auf die Rückkehr in Liga eins.
Aus seiner großen Identifikation mit dem Verein hat der Bad Dürkheimer nie einen Hehl gemacht. Schließlich zählte Sippel in all seinen Spielzeiten zur Fraktion der Pfälzer Eigengewächse im Profikader. Gleichzeitig war er zuletzt mit 27 Jahren schon einer der Routiniers, die den jüngeren Kollegen mit wertvollen Tipps zur Seite standen. Bei seinen Ratschlägen konnte der gelernte Bäcker dabei nicht nur auf seinen reichen Erfahrungsschatz als Spieler des FCK zurückgreifen, sondern auch auf den als U21-Europameister 2009. 2010 wurde Sippel sogar einmal zu einem Länderspiel der A-Nationalmannschaft eingeladen.
Liebend gerne würde sich Sippel am Sonntag mit einem weiteren großen Erfolg aus Kaiserslautern verabschieden. Denn irgendwann, das hat der Torwart in den vergangenen Wochen mehrfach betont, werde er vielleicht ja wieder zurückkommen. Nun ist es natürlich schwer vorauszusagen, was die kommenden Jahre für einen Profifußballer bereit halten. Dass er die Roten Teufel und die Pfalz immer im Herzen tragen wird, nimmt man Sippel aber zweifelsohne ab. In diesem Sinne bleibt einem als FCK-Fan fürs erste nur übrig, Danke zu sagen. Danke Tobi, für Herzblut und Emotionen in mehr als 200 teils unvergessenen Spielen als Nummer eins.
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