Am Montag, 7. Juni 2021, verstarb FCK-Ehrenpräsident Norbert Thines im Alter von 80 Jahren. Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnert sich ein Jahr nach seinem Tode an einen ganz besonderen Menschen.
Wohl selten hat in der Geschichte deutscher Fußballvereine ein Funktionär eine derart nachhaltige Wirkung verursacht, wie Norbert Thines vom 1. FC Kaiserslautern.
Der Grund für seine außerordentliche Popularität ist indes nicht nur in den sportlichen Erfolgen zu sehen, die während seiner Amtszeit erzielt werden konnten, er ist vielmehr im Wesen, in der bemerkenswerten Persönlichkeit des gebürtigen Kaiserslauterers zu suchen.
Norbert Thines wirkte von 1977 bis 1984 als Geschäftsführer beim 1. FC Kaiserslautern, von 1985 bis 1988 war er Vizepräsident, ehe er von 1988 bis 1996 als Präsident die Geschicke des Vereins lenkte. Thines hatte die Gabe, offen und vorurteilsfrei auf Menschen zugehen zu können. Sein christlich bestimmtes Menschenbild, ein hohes Maß an Empathie sowie seine Herzlichkeit und sein Sinn für Humor prägten ihn in besonderem Maße. Seine Ziele und Vorstellungen versuchte er mit Überzeugungskraft und Energie zu verwirklichen; als pragmatischer Realist vermochte er aber auch Kompromissen zuzustimmen. Sein Handeln war stets von Verantwortungsbewusstsein und Menschlichkeit begleitet.
Er hat es verstanden, junge Menschen an den Verein zu binden. Schon in seiner Zeit als Geschäftsführer setzte er sich für die Gründung von Fanclubs in den verschiedenen Regionen des Einzugsgebietes des FCK ein. Er riet den jungen Fans, sich sozial zu engagieren: „Tut in Eurem Ort etwas Gutes, das bringt auch Eurem FCK Sympathien ein.“ Am Ende seiner Zeit als FCK-Präsident zählte der FCK sage und schreibe annähernd 400 Fanclubs weit über die Grenzen der Pfalz hinaus.
Norbert Thines hat nie gesagt: „Man müsste etwas tun“, voller Tatkraft hat er gehandelt und viele Dinge selbst angepackt. Er organisierte Arbeitseinsätze im Stadionbereich und als er bei Spielen des FCK in Osteuropa und auf dem Balkan in den Gastspielorten Mängel und Missstände beobachten konnte, war ihm klar, dass da mit relativ einfachen Mitteln geholfen werden kann. Er sammelte mit seinen Freunden Hilfsgüter, die nach und nach in mehreren Konvois nach Osteuropa transportiert wurden, wobei sich Norbert auch als LKW-Fahrer betätigte. Diese Aktionen brachten dem FCK vielerorts dankbare Freude ein und sind bis zum heutigen Tag nicht vergessen.
Vor seiner Zeit als FCK-Geschäftsführer hatte Thines sieben Jahre als Sekretär des Kolpingwerkes der Diözese Speyer gewirkt. Seine Erfahrungen aus diesem Lebensabschnitt haben ihn zusätzlich für die Nöte und Probleme seiner Mitmenschen sensibilisiert. Immer ruhte sein Augenmerk auch auf den sozial Schwachen und Behinderten und er hat nie gezögert, zu helfen, wenn ihm dies möglich gewesen ist. Vor den Spielen auf dem Betzenberg versäumte er nicht, die Rollstuhlfahrer zu begrüßen. Und in späteren Jahren besuchte er, so oft es seine Zeit erlaubte, die Heimspiele der „Rolling Devils“, der Rollstuhl-Basketballer, die damals sehr erfolgreich für den FCK aktiv waren.
Seine Amtszeit als Präsident des 1. FC Kaiserslautern war von glänzenden Erfolgen gekennzeichnet – 1990 und 1996 vom Gewinn des DFB-Pokals, 1991 von der sensationellen Deutschen Meisterschaft und 1994 von der Vizemeisterschaft. Doch auch mit Niederlagen musste sich Norbert Thines auseinandersetzen. Am Ende der Saison 1995/96 stand der erste Abstieg des FCK nach 33 Jahren Erstklassigkeit fest. Ein Tor, ein Punkt hatten dem FCK zum Klassenerhalt gefehlt – und Norbert Thines musste erfahren, wie nah im Sport „Hosianna“ und „Kreuziget ihn!“ beieinander liegen. Thines wurde mit ungerechten und beleidigenden Vorwürfen für den Abstieg verantwortlich gemacht und infolgedessen trat er von seinem Amt als Präsident zurück.
Doch das Leben hielt in der nachfolgenden Phase seines Lebens noch eine sehr wichtige Aufgabe für ihn parat. In der von der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ sowie der Kirchengemeinde St. Maria und der Gemeinde der Apostelkirche gegründeten Aktion „alt – arm – allein“, die bedürftigen Menschen in Kaiserslautern Hilfe bringen sollte, übernahm Norbert Thines in dem ihm eigenen Elan den Vorsitz.
Dank des rastlosen Engagements von Norbert Thines und seiner Helfer wurde „alt – arm – allein“ über die Jahre hinweg zu einer beispiellos erfolgreichen Spendenaktion, mit der unzähligen Menschen Hilfe zuteilwerden konnte.
Einige Jahre nach seinem Rücktritt als Präsident des 1. FC Kaiserslautern kam es zu einer Annäherung zwischen Norbert Thines und dem Verein. Die Wunden von 1996 heilten langsam und als 2003 die finanzielle Schieflage des FCK offenkundig wurde, gründete er gemeinsam mit den Weltmeistern Ottmar Walter und Horst Eckel die „Initiative Leidenschaft“, die den Verein wirtschaftlich und ideell unterstützen sollte.
Im Frühjahr 2009 formte Norbert Thines als Vordenker und Vorarbeiter mit einigen FCK-Enthusiasten und Fritz Walter-Verehrern die „Initiative Leidenschaft“ zu einem Förderverein zur Unterstützung des FCK beim Aufbau eines Museums, zur „Initiative Leidenschaft FCK Fritz-Walter-Museum Kaiserslautern“.
Ab 2010 nahm das Museumsprojekt nach der Umgestaltung des Obergeschosses der Osttribüne zur „Museumsebene“ Fahrt auf und nach und nach wurde die museale Ausstellung dank der Ideen der Kuratorin Astrid Wegner und der tatkräftigen, sachkundigen Unterstützung durch Norbert Thines und seine eifrigen, ehrenamtlichen Helfer zu einer wahren Schatztruhe für die große Historie des 1. FC Kaiserslautern. Nicht ohne Stolz konnte Norbert Thines an seinem 75. Geburtstag im August 2015 seinen zahlreichen Gästen die Museumsräume präsentieren. Kurz zuvor konnte mit der Restaurierung des FCK-Ehrenmales hinter der Osttribüne ein weiteres Herzensanliegen von Norbert verwirklicht werden.
Norbert Thines, der einige Zeit im Stadtrat von Kaiserslautern vertreten war und sich überdies in der Pfarrei der St. Marienkirche und der Kolpingfamilie Kaiserslautern aktiv betätigte, erhielt für sein beispielhaftes soziales Engagement und sein vielfältiges erfolgreiches Wirken in der Öffentlichkeit die ihm gebührende Anerkennung. Zu seinem 75. Geburtstag ernannte ihn der Stadtrat einstimmig zum Ehrenbürger von Kaiserslautern, nachdem er zuvor schon andere Auszeichnungen der Stadt, u.a. auch den Ehrenring, erhalten hatte. Er war außerdem Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz. Auch der 1. FC Kaiserslautern würdigte ihn auf vielfältige Weise: 2013 wurde ihm der Goldene Ehrenring überreicht und 2017 ernannte ihn der Verein zu seinem Ehrenpräsidenten. Zuvor schon hatte ihn die Museumsinitiative zu ihrem Ehenvorsitzenden erhoben.
Leider war es Norbert Thines nicht vergönnt, seinen Lebensabend mit seiner Frau Trixie, seinen Söhnen und Enkelkindern in Ruhe zu genießen. In der Adventszeit des Jahres 2018 besuchte er – schon von Krankheit gezeichnet – ein letztes Mal ein Heimspiel seines FCK auf dem Betzenberg. Ein undurchdringlicher Schleier des Vergessens hüllte ihn schließlich bis zu seinem Tode am 7. Juni 2021 ein.
Norbert Thines hat uns für immer verlassen – mit seinem herzlichen Wesen, seiner christlich geprägten Menschlichkeit, seinem nie erlahmenden sozialen Engagement, mit seiner Tatkraft und seinem Humor wird er in unseren Herzen weiterleben.
Am ersten Todestag unseres Norbert Thines gedenken Freunde und Weggefährten mit seinen Angehörigen an seinem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof in Dankbarkeit und Liebe des Verstorbenen, der uns für immer in bester Erinnerung bleiben wird.