Spektakuläre Betze-Spiele mit sensationellen Ergebnissen bleiben jedem echten FCK – Anhänger unauslöschlich im Gedächtnis haften. Zu diesen ganz besonderen Spielen zählt auf jeden Fall der erste Sieg für den FCK in der neuen Bundesliga.
Die ersten drei Begegnungen in der Spielzeit 1963/64 hatten dem FCK eine Heimniederlage gegen Schalke 04 und zwei Unentschieden in Frankfurt und bei Hertha BSC Berlin gebracht. Um den Anschluss an das Mittelfeld nicht zu verlieren, hofften vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen die Anhänger des FCK am 14. September auf den ersten Sieg der Roten Teufel. Gedämpft wurden die Erwartungen jedoch durch die Erinnerungen an das Pokalendspiel knapp zwei Jahre zuvor, in dem sich die junge FCK-Mannschaft gegen die Bremer mit 2:0 geschlagen geben musste. Seither hatte sich einiges auf dem Betzenberg getan: Die Mannschaft ist verstärkt worden, hat bravourös die Südwestmeisterschaft 1962/63 gewonnen und erhielt die Aufnahme in den erlauchten Kreis der Bundesligamannschaften. Mit berechtigter Zuversicht pilgerten an jenem Samstagnachmittag 22.000 bis 23.000 Zuschauer auf den Betzenberg, um ihre Mannschaft in der damals wie heute unübertroffenen Lautstärke zu unterstützen.
FCK-Trainer Brocker schickte folgende Mannschaft auf das Spielfeld:
Das Tor hütete Dieter Strich, die Abwehr bestand aus den beiden „Terrier-Verteidigern“ Kiefaber und Mangold sowie dem Stopperhünen Pulter, Schneider und Neumann waren die Außenläufer und für den Sturm liefen Gawletta, Reitgaßl, Co Prins, Wrenger und Richter auf.
Nach ausgeglichenem Spiel in der ersten halben Stunde war es Willi Reitgaßl, der seine Mannschaft mit dem erlösenden 1:0 in Führung brachte. Dieses Tor verlieh der Betze-Mannschaft Selbstvertrauen und in der zweiten Halbzeit sahen die begeisterten Zuschauer einen wahren Sturmlauf des FCK. Aus dem defensiven Mittelfeld heraus dirigierte Jürgen Neumann das Spiel, Willi Reitgaßl fädelte immer wieder Sturmattacken gegen das Bremer Tor ein und der schnelle Winfried Richter war eine ständige Gefahr im gegnerischen Strafraum.
Doch alle Akteure auf dem Feld wurden an diesem Spieltag von einem übertroffen, von dem niederländischen Nationalspieler Co Prins, der in glänzender Spiellaune mit seinen technisch perfekten Kabinettstückchen die Abwehr der Bremer immer wieder in Verlegenheit brachte und seinen Mitspielern Tormöglichkeiten eröffnete. Ein indirekter Freistoß brachte nach einer Stunde Spielzeit die Vorentscheidung. Co Prins täuschte einen Schuss vor, rannte aber an der Bremer Abwehrmauer vorbei und erhielt den Ball von Reitgaßl präzise in den Lauf gespielt. Den kernigen Schuss von Co Prins konnte Bremens Torhüter Bernard mit äußerster Mühe abklatschen, doch Winfried Richter war zur Stelle und beförderte das Leder zum 2:0 in das Netz. Dieses raffiniert zelebrierte Tor brachte den Betzenberg unter dem Jubel der Betze-Fans wahrhaftig zum Beben.
In der Schlussphase sicherte Reitgaßl mit seinem zweiten Tor endgültig den hochverdienten Sieg des FCK zum 3:0. Ein Jubelsturm begleitete die Betze-Mannschaft nach dem Schlusspfiff in die Kabinen. Kaiserslauterns damaliger Oberbürgermeister Dr. Walter Sommer war ebenfalls begeistert von dem Geschehen auf dem grünen Rasen und fragte: „Ist es nicht phantastisch, dass eine Stadt von der Größenordnung Kaiserslauterns immer wieder solche Mannschaften hervorbringt?“
Diese rhetorische Frage hat bis auf den heutigen Tag nichts von ihrer Bedeutung verloren.
Eine Woche später verlor der FCK sein Auswärtsspiel bei den „Löwen“ von 1860 München mit 0:3, ehe es im nächsten Heimspiel eine für die Zuschauer eher unattraktive Begegnung mit dem Meidericher SV gab, in der die Abwehr-reihen dominierten und es bei einem torlosen Unentschieden blieb.
Als nächstes Auswärtsspiel stand am 12. Oktober 1963 das Duell der beiden Südwestvertreter auf dem Programm – der FCK musste beim 1. FC Saarbrücken antreten. Die Bundesbahn brachte mit einem Sonderzug mehr als 800 Betze-Fans in die saarländische Hauptstadt, insgesamt unterstützten etwa 4.000 FCK-Anhänger ihre Mannschaft im Ludwigsparkstadion. Das Spiel verlief abwechslungsreich und blieb lange Zeit spannend: Die zweimalige Führung der Saarbrücker konnte jeweils Willi Reitgaßl ausgleichen, ehe Richter in der 63. Spielminute das 3:2 für den FCK erzielte. Zur Freude der Lauterer Fans vermochte Co Prins in der Schlussphase mit dem vierten Tor für den nun überlegen auftrumpfenden FCK die Begegnung endgültig zugunsten der Pfälzer zu entscheiden.
Zum Auftakt der Oktoberkerwe in Kaiserslautern gastierte der Karlsruher SC auf dem Betzenberg. Die Zuschauer erlebten ein kampfbetontes, aber faires Spiel auf Augenhöhe, das der FCK dank eines Tores von Rechtsaußen Walter Gawletta mit 1:0 gewinnen konnte. Nach dem Spiel trafen sich beide Mannschaften auf dem Messeplatz in einem großen Festzelt zum Hendlessen. Der Torschütze des Tages, Gawletta, hatte die Ehre, die Trachtenkapelle der Brauerei für einen Marsch dirigieren zu dürfen. All dies wäre in der heutigen Zeit schier undenkbar.
Die nächste Begegnung führte den FCK nach Nürnberg. In ihrem bis dahin besten Bundesligaauftritt steigerten sich die Roten Teufel phasenweise in einen Spielrausch und ließen den „Clubberern“ mit 5:0 keine Chance. Zum Glück für den FCK hatte Torjäger Erich Meier („Flutlicht-Meier“) seinen Beinbruch aus der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft auskuriert und deutete mit zwei Treffern seine einstige Gefährlichkeit wieder an. Richter, Co Prins und Schneider steuerten die restlichen Treffer zu dem Sieg bei, der rund um den Betzenberg freudige Begeisterung hervorrief. In Nürnberg hingegen folgte der Niederlage die erste Trainerentlassung der Bundesligageschichte: Herbert Widmayer wurde vom „Club“ von seinen Aufgaben entbunden.
Während dieses wahrhaft „Goldenen Oktobers“ konnte unser FCK wertvolle Punkte sammeln und manchen Kritiker, der die „Schnääker“ voreilig als Abstiegskandidaten und den Stadionausbau als nutzlose Geldverschwendung bezeichnet hatte, zum Schweigen bringen.
Gewiss, es folgten auch unglückliche oder schwache Vorstellungen des FCK – zum Beispiel bei dem Eigentor-Festival gegen den VfB Stuttgart oder bei der Niederlage in Dortmund, die nach dem Feldverweis für Co Prins mit 9:3 recht deftig ausgefallen ist – aber nach jedem Tiefschlag hat sich die Betze-Mannschaft wieder aufgerichtet und mit guten Auftritten ihre treuen Anhänger wieder versöhnt. Am Ende der ersten Bundesligasaison landete der FCK auf Platz zwölf – eine Platzierung, mit der man in Kaiserslautern durchaus zufrieden sein konnte.