Begrüßt wird er von Astrid Wegner, der Kuratorin der Fritz-Walter-Museumsebene. Von ihr gibt es zunächst ein paar Informationen zum Museumprojekt. Der junge Österreicher wirkt erleichtert. Museumsführung, da denkt man noch an knorrige alte Männer, die stundenlange Monologe aus Zahlen halten und dabei schon grimmig schauen, wenn man nur mal hustet. Hier geht es locker zu. Dies verdeutlicht auch der Einstieg in die Führung. Das erste Objekt, nicht etwa ein Pokal, auch keine alten Schuhe oder Bälle. Nein, eine Harley Davidson. Und was für eine. Nahezu komplett schwarz, dazu edel anmutende FCK-Applikationen.

Christopher Drazan darf Platz nehmen auf der Maschine von Christian Kreischer. Ob er denn auch Motorrad fahre, wird der 22-Jährige gefragt. „Nein, ich würde zwar schon gerne“, antwortet er, „aber der Papa erlaubt es noch nicht“. Christopher Drazan ist ein höflicher und bescheidener Mensch. Große Sprüche sind nicht sein Ding. Astrid Wegner zeigt ihrem Gast ein ganz außergewöhnliches Exponat. Einen Kanaldeckel. Nicht irgendeinen, sondern einen aus der Straße, in der Fritz Walter damals das Fußballspielen erlernt hat. Beim berühmten „Kanälchen“-Spiel. Christopher Drazan ist fasziniert von der Geschichte hinter diesem Objekt. Er darf sogar versuchen, mit einem Tennisball dem großen Fritz nachzueifern, doch im Gegensatz zur damals ebenerdigen Öffnung gestaltet sich dies beim ausgebauten Kanaldeckel extrem schwierig. Zeit, dem Österreicher ein paar erste Fragen zu stellen.

Christopher, Du hast Dich gerade auf den Spuren Fritz Walters versucht. Damals gab es noch die echten „Straßenfußballer“. Wie hast Du mit dem Fußballspielen angefangen?
Ich habe in meiner Kindheit natürlich auch immer mit den Nachbarskindern und Freunden Fußball gespielt. Allerdings eher selten auf der Straße. Ich komme aus dem Umland von Wien, da gibt es viele Wiesen. Da haben wir uns dann immer getroffen und jede freie Minute gekickt. Oder ich habe mit meinem Vater im Garten gespielt. Aber zu sehen wie die Jungs früher gespielt haben und was trotz der schwierigen Umstände aus denen geworden ist, das ist schon sehr spannend.

Dein Vater Friedrich war ebenfalls Fußballprofi, hat viele Jahre für Austria Wien gespielt und war später Trainer. Hat dies Deine Karriere erleichtert?
Es ist zwar schon hilfreich, wenn der Vater selbst gespielt hat. Zum einen kann er einem schon früh was beibringen, zum anderen hat er natürlich die nötigen Kontakte. Aber letztlich ist es wurscht, denn Dein Vater kann noch so berühmt sein, wenn Du auf dem Platz stehst, spielt dies keine Rolle mehr. Dann musst Du Deine Leistung zeigen. Zudem  gibt es auch Leute, die gerade deswegen besonders kritisch auf einen schauen. Die denken, man spielt ja eh nur, weil man der Sohn von dem oder dem ist. Denen will man es dann natürlich zeigen.

Wir sind hier im FCK-Museum, in der die Geschichte der Roten Teufel dokumentiert wird. Was wusstest Du vor Deinem Wechsel in die Pfalz über den FCK?
Der FCK ist in Österreich ein großer Name. Jeder kennt den Verein, jeder kennt die Bundesliga. Fritz Walter war mir natürlich auch ein Begriff, auch dass er in Kaiserslautern gespielt hat. Aber so intensiv habe ich mich vorher nicht damit befasst. Schon in den ersten Tagen hier habe ich von Roger Lutz viel über die jüngere Geschichte des Vereins erfahren, über die Meisterschaften 1991 und 1998. Der Verein hat schon einiges erlebt.

Du lebst seit vielen Jahren für den Traum, Fußballprofi zu werden. Dabei musstest Du in der Jugend sicherlich auf vieles verzichten. Hat Dich das nie gestört?
Na ja, man muss sicherlich auf einige Dinge verzichten und kann die Jugend nicht so auskosten wie andere. Ich war früher fast nie fort. Und wenn, dann war ich der erste der wieder nach Hause ist. Aber wenn man das Ziel hat, Profi werden zu wollen, dann muss man dem natürlich einiges unterordnen. Dafür gibt es, zumindest für mich, kaum was Schöneres als von Beruf Fußballer zu sein. Das Ziel muss man immer klar vor Augen haben, dann weiß man auch, wofür man auf Dinge verzichtet. Zudem brauch man eine Familie, die immer hinter einem steht. Da kann ich meiner Familie auch nur danke sagen.

Deine Karriere ging immer steil bergauf. Gab es auch mal einen Moment, an dem sie gestockt hat?
Mit 13 Jahren, in der Jugend von Admira Wacker Mödling, habe ich meist noch im Reserveteam gespielt. Da war ich noch etwas faul, vor allem was die Arbeit ohne Ball betrifft. (lacht) Damals war mein Trainer Ernst Heinschinck, dem ich viel zu verdanken habe. Er hat mir damals in den Hintern getreten und mir aufgezeigt, dass ich für jeden nächsten Schritt hart an mir arbeiten muss. Das habe ich verstanden und seitdem ging es dann bergauf. Auch Peter Pacult, meinem erster Trainer bei Rapid Wien, und dem damaligen Co-Trainer Zoran „Zoki“ Barasic habe ich einiges zu verdanken. Sie haben mir vor allem dann geholfen, als es mal nicht so gut lief. Im Fußball muss man sich durchbeißen, das musste ich lernen.

Admira Wacker Mödling war Deine erste Profistation. Von dort ging’s zu Rapid Wien. Mit Rapid hast Du sogar in der Champions League gespielt.
Ja, ein Qualifikationsmatch gegen Famagusta. Das war mein zweites Spiel für Rapid. Das ging alles so schnell damals. Ich hatte Freitag ein Match mit den Amateuren, bei dem ich drei Torvorlagen gegeben habe. Am nächsten Morgen, ich war gerade mit meiner Familie einkaufen, hat der Co-Trainer Barasic angerufen und gesagt: „Du bist heute dabei bei der Kampfmannschaft“. Ich konnte das kaum glauben, war natürlich sehr nervös. Es war dann mein erstes Profispiel für Rapid, gegen Kapfenberg. Ich wurde eingewechselt. Das zweite Spiel war dann direkt gegen Famagusta. Ich konnte zwei Tore vorbereiten, also besser geht es kaum.
 
Ist Rapid Wien für Dich ein besonderer Club?
Rapid ist in Österreich etwas ganz Besonderes. Auch wenn der Verein derzeit nicht ganz oben mitspielt, ist er immer noch die Nummer eins im Land. Alleine schon von den Fans kann keiner mithalten. Was bei Rapid abgeht, das ist für die Verhältnisse in Österreich schon phänomenal. Ich persönlich habe dem Club viel zu verdanken und er wird immer eine besondere Rolle für mich spielen.

Du konntest Dich auch noch gar nicht richtig dort verabschieden….
Nein, der Wechsel nach Kaiserslautern ging unglaublich schnell über die Bühne, quasi von einem auf den anderen Tag. Heute noch in Wien, morgen schon in der Pfalz. Aber ich wollte unbedingt den nächsten Schritt machen in meiner Karriere. Der Wechsel ins Ausland ist für die meisten Österreicher dann oftmals die logische Konsequenz. Es spielen ja nicht umsonst fast alle Nationalspieler aus Österreich in Deutschland. Und ich habe mich schon frühzeitig entschieden, dass ich zum FCK möchte. Es hat ja nur etwas gedauert, bis sich die Vereine einig waren.

Die Führung durch die Fritz-Walter-Museumsebene geht weiter. Unter anderem bekommt Christopher Drazan ein Video vorgeführt, das ein Trainingsprogramm beim FCK von 1957 zeigt. Moderiert von niemand geringeren als Fritz Walter und Rudi Michel. Zu sehen sind Spieler, die sich gegenseitig über die Schulter legen und jede Menge Medizinbälle. Christopher Drazan hat sichtlich Mitleid mit den damaligen Akteuren. Weiter geht es mit den Vitrinen zur Meisterschaft 1991. Auf den Bildern von damals erkennt der 22-Jährige einige Bekannte. Neben Stefan Kuntz auch Marco Haber oder Roger Lutz.

Christopher, wir haben uns gerade eine Trainingseinheit auf dem Betzenberg im Jahre 1957 angeschaut. Da ging es noch ein wenig anders zu als heute, oder?
Das Training heute ist natürlich auch sehr hart, aber Medizinbälle gibt es bei uns zum Glück nur noch sehr selten. Ab und an beim Krafttraining. Da bin ich auch ganz froh darüber. (lacht)

Was hat Dir bisher am besten hier in der Museumsebene gefallen?
Ich habe hier Bilder, Trikots und Schuhe von Stefan Kuntz, Marco Haber und Roger Lutz gesehen. Die wurden alle 1991 Deutscher Meister und sind jetzt noch beim Verein aktiv. Das finde ich super. Bei Rapid gibt es zwar auch den ein oder anderen, aber hier sind ehemalige Spieler noch viel stärker eingebunden. Das finde ich klasse. Besonders sind natürlich die Objekte und Geschichten zur Weltmeisterschaft 1954. Ich wusste nicht, dass da gleich fünf Lautrer dabei waren.  

Du bist nicht der einzige Österreicher und ehemalige Rapid-Spieler beim FCK. Welche Rolle spielte Jimmy Hoffer bei Deinem Wechsel?
Jimmy und ich sind schon lange gute Freunde, wir haben früher schon in der Jugend zusammengespielt und viel zusammen erlebt. Als ich vom Interesse des FCK gehört habe, war er natürlich der erste, den ich angerufen und nach Informationen gefragt habe. Er hat mich bestärkt hierher gehen zu wollen, er hat mir vom guten Umfeld, den tollen Fans und dem beeindruckenden Stadion erzählt. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich dann erfahren habe, dass wir jetzt wieder zusammenspielen. Jimmy hat seine ganz besondere Art, vor allem auf dem Platz. Deswegen ist er hier auch so beliebt.

Wie wichtig war Cheftrainer Franco Foda? Er war viele Jahre Trainer in Graz und kannte Dich bereits.
Ein Trainer spielt wohl bei jedem Wechsel eine ganz entscheidende Rolle. Es ist immer gut, wenn einen der Trainer kennt und wenn man weiß, dass er auf einen baut. Das ist natürlich kein Freibrief und man muss nicht weniger hart arbeiten, aber es ist wichtig, dass der Trainer die Stärken von einem kennt.

Was ist der größte Unterschied zwischen der deutschen und österreichischen Bundesliga?
Vor allem bei Rapid ist alles auch schon sehr professionell, aber das ist hier in Deutschland noch etwas besser. Deutschland ist viel Fußballverrückter. Es kommen viel mehr Fans in die Stadien und das Thema Fußball steht mehr im Mittelpunkt. Vor allem hier in Kaiserslautern. Egal ob man in ein Geschäft geht oder den Frauen in der Bank zuhört, alle reden über den FCK. Das ist der Wahnsinn, welche Rolle der Club hier spielt. Was den Fußball betrifft, so ist das Spiel schneller und aggressiver, zumindest in der zweiten Liga. Man hat viel weniger Zeit am Ball.

Kommen wir zum Thema Nationalmannschaft. Du hast auch bereits das Österreichische Trikot getragen.
Ich habe seit der U16 für die Österreichischen Jugendnationalmannschaften gespielt und inzwischen auch schon drei A-Länderspiele absolviert. Jeder möchte es natürlich schaffen, in die Nationalmannschaft zu kommen und für sein Land zu spielen. Das ist für jeden etwas Besonderes. In letzter Zeit war ich zwar ab und an dabei, kam aber nicht zum Einsatz. Aktuell setze ich die Prioritäten auch ganz klar beim FCK. Ich möchte mich hier durchsetzen und meine Leistung bringen. Der Rest kommt dann von ganz alleine. Grundsätzlich haben wir in Österreich gute Einzelspieler, und in den Nachwuchsteams sind wir auch immer vorne mit dabei. Ich hoffe, künftig können wir das auch mit der Nationalmannschaft umsetzen.

Mal was ganz anderes: In Österreich gibt es auch beim Fußball einige eigene Ausdrücke. Verstehen Dich eigentlich alle Deine Mitspieler?
Na ja, manchmal schaut mich einer komisch an, wenn ich sage, dass wir einen Corner bekommen, statt einem Eckball. (lacht) Aber hier konnten die Leute ja schon von unserem Trainer lernen. Die erste Mannschaft heißt Kampfmannschaft, wir sagen Corner statt Eckball, Huterl für Hütchen, oder Ferserl statt Hacke. Und statt Stammplatz sagen wir Fixleiberl. Ich denke aber, ich gewöhne mir sicherlich bald die deutschen Begriffe an.

Zum Ende der Museumsbesichtigung geht es an die Vitrine mit den Trikots. Der Stoff, aus dem die FCK-Geschichte ist. Christopher Drazan sucht nach bekannten Namen. Und wird fündig. Ob Kuntz, Sforza, Marschall oder Basler – trotz seiner jungen Jahre kennt er viele aus der Reihe der Ehemaligen. Etwas überrascht ist er daher, als er von Astrid Wegner nach seinem Trikot gefragt wird. „Wir haben hier noch kein einziges Trikot aus der aktuellen Spielzeit“, erklärt die Kuratorin. Der 22-Jährige fühlt sich geehrt, es ist ihm fast schon zu viel der Ehre. „Sehr gerne natürlich, aber nehmen Sie doch besser eines von einem Spieler, der schon länger hier ist.“ Nach den ersten Wochen beim FCK schon im Museum verewigt, das ist ihm dann wirklich zu viel des Guten. Sein Trikot hat er dennoch vorbeigebracht. Jetzt wird er alles dafür tun, damit es sich seinen Platz im Museum verdient. Die Geschichte des FCK kennt er jetzt, die Zukunft möchte er mitgestalten. In der Gegenwart.

Ähnliche Meldungen

  • Castore
  • BFD Buchholz
  • Lacalut Dr. Theiss Naturwaren GmbH
  • G&G Preißer Verpackungen GmbH
  • Karlsberg
  • RPR1.
  • WASGAU
  • Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V.

Betze News

24.04.2023 11:57
📆 Am Samstag ist Hansa Rostock zu Gast auf dem #Betze. So sieht die Trainingswoche bis dahin aus. #FCKFCH

Anzeige

23.04.2023 15:34
Im Auswärtsspiel beim um den Klassenerhalt kämpfenden @SSVJAHN gibt es für den #FCK ein torloses Remis: t.co/rn8Wlxo0v3 #Betze #SSVFCKK
23.04.2023 15:24
#SSVFCK 0:0 | Das wars in Regensburg. In einer umkämpften Partie zwischen dem @SSVJAHN und dem #FCK mit einer kurzweiligen Schlussphase bleibt es am Ende beim torlosen Remis. #Betze
23.04.2023 15:20
#SSVFCK 0:0 (90.) | Owusu schießt - und @AndreasLuthe macht sich lamg & hält! #Betze
23.04.2023 15:18
#SSVFCK 0:0 (90.) | Es gibt 3 Minuten Nachspielzeit. #Betze
23.04.2023 15:17
#SSVFCK 0:0 (90.) | Die letzte Minute der regulären Spielzeit läuft. #Betze
23.04.2023 15:15
@MoonDog90 Wir haben das ja gar nicht bewertet, sondern einfach nur die Entscheidung des Schiedsrichters hier getickert.
23.04.2023 15:13
#SSVFCK 0:0 (86.) | 14.668 Zuschauer sind heute dabei, darunter mindestens 2.000 #Betze-Fans - ihr seid wirklich die Besten! #Betze
23.04.2023 15:12
#SSVFCK 0:0 (84.) | Wechsel beim #FCK: Erik Durm kommt für Ben Zolinski. #Betze
23.04.2023 15:10
#SSVFCK 0:0 (82.) | Es gibt nochmal Freistoß für die Jahn-Elf. #Betze
23.04.2023 15:07
#SSVFCK 0:0 (79.) | Tomiak sieht nach Foul an Prince Osei Owusu die Gelbe Karte. #Betze
23.04.2023 15:06
Laut VAR berechtigte Entscheidung. Regensburg damit nur noch mit 10 Mann.
23.04.2023 15:04
#SSVFCK 0:0 (74.) | Nach Foul an Jean Zimmer zeigt Schiedsrichter Florian Lechner dem Regensburger Benedikt Saller die Rote Karte. Die Entscheidung wird aktuell nochmal vom VAR geprüft. #Betze
23.04.2023 14:56
#SSVFCK 0:0 (69.) | Nächster Wechsel beim #FCK: Robin Bormuth kommt für Marlon Ritter. #Betze
23.04.2023 14:51
#SSVFCK 0:0 (63.) | Einer unserer Tweets hängt leider gerade irgendwie fest - nicht wundern, wenn der plötzlich reinploppt. Haben hier den Freistoß von Klement erwähnt, der das Außennetz gestreift hat. #Betze
23.04.2023 14:49
#SSVFCK 0:0 (61.) | Gelbe Karte für Philipp Hercher. #Betze
23.04.2023 14:48
#SSVFCK 0:0 (60.) | Zuck mit der Flanke von der linken Seite auf den langen Pfosten, da steht Hercher (!) - aber der kommt nicht richtig zum Abschluss. #Betze
23.04.2023 14:46
#SSVFCK 0:0 (59.) | Freistoß für den #FCK aus rund 25 Metern. #Betze
23.04.2023 14:44
#SSVFCK 0:0 (57.) | Da ist der Doppelwechsel: Hercher und Klement kommen für Opoku und Hanslik. #Betze
23.04.2023 14:43
Und auch Philipp Klement steht bereits an der Bank und streift das Trikot über. #Betze