Aktuell hat Boris Notzon, der Sportdirektor Lizenzbereich des 1. FC Kaiserslautern, keine ruhige Minute. Für ein kurzes Interview mit fck.de hat er sich aber dennoch Zeit genommen.
Boris Notzon, der FCK ist seit fünf Tagen im Trainingslager, wie lautet das erste Zwischenfazit?
Wir sind sehr zufrieden. Im Vordergrund steht die Arbeit auf dem Platz. Wir haben uns die Trainings-Bedingungen in San Pedro de Alcantara vorab ganz genau angeschaut, unser Teammanager Roger Lutz war zur Vorbesichtigung hier. Wir haben nahezu alles so vorgefunden, wie wir uns das vorgestellt haben. Unser Trainingsplatz hat eine sehr gute Qualität. Und auch die anderen wichtigen Komponenten, das Hotel, die Pflege- und Regenerationsmöglichkeiten, der Kraftraum und die Ernährung, das passt. Hinzu kommt die hier unglaubliche Unterstützung von über 150 Fans, die nach Spanien mitgereist sind. Das ist schon der Wahnsinn, so viele Fans hat hier neben dem BVB keine Mannschaft vor Ort.
Wie ist der Eindruck von der Mannschaft?
Die Mannschaft zieht voll mit. Jeff Strasser und sein Trainer-Team haben das Trainingslager inhaltlich sehr gut vorbereitet, wir halten täglich mindestens zwei ausgiebige, aufeinander aufgebaute Einheiten ab. Jeder weiß, wie wichtig diese Vorbereitung für uns ist. Neben dem Platz zeigt sich das Team professionell. Ruhezeiten, Schlaf, Pflege und Ernährung sind hier besonders wichtig. Unsere medizinische Abteilung und unser gesamtes Orga-Team sind fokussiert und versuchen bestmögliche Bedingungen für das Trainer-Team und die Mannschaft zu schaffen. Wir sind zudem aktuell in einem hervorragenden Fitnesszustand. Wir hatten Anfang Januar eine sehr gute Leistungsdiagnostik. Ich stelle auch eine mentale Frische fest, mehr positive Gedanken, mehr Spaß, einige Spieler präsentieren sich anders als letztes Jahr. Alle wissen hier, was für eine schwere Aufgabe auf uns wartet, aber ich spüre bei den Jungs die Lust, es anzupacken.
Wie sieht es mit dem Verletztenstand aus?
Marcel Correia hat bis jetzt die komplette Vorbereitung mitgemacht, ist wieder in einem guten, körperlichen Zustand. Auch Osayamen Osawe ist nach seinem Zehenbruch zurück und präsentiert sich ansprechend. Bei Kacper Przybylko konnten wir glücklicherweise Entwarnung geben. Er wird nach dem Trainingslager wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Auf Mads Albaek werden wir zum Rückrundenstart leider weiterhin verzichten müssen.
Wenn der Sportdirektor täglich mit dem Handy am Ohr am Trainingsplatz steht, dann hat das doch bestimmt mit möglichen Neuverpflichtungen zu tun, oder?
Ja, ich habe in den letzten vier Wochen mit nahezu jedem Bundesliga-Manager und meist nicht nur einmal telefoniert. Zudem hatte ich mit vielen ehemaligen Spielern des FCK Kontakt, die ihre Unterstützung angeboten haben. Bis wir aber zu einer Transfermeldung kommen, müssen zahlreiche Punkte passen und besprochen werden. Dies dauert in unserer sportlichen Situation auch im Einzelfall mal etwas länger, um die Wunschkandidaten vom FCK zu überzeugen. Ich habe aber die Ruhe und Überzeugung, nur Dinge umzusetzen, die uns entscheidend helfen.
So wie bei Ruben Jenssen?
Wir haben es geschafft, Ruben für die Rückrunde auszuleihen und zudem eine Kaufoption vereinbart. Ruben erfüllte alle drei Kriterien, die für unsere Wintertransfers wichtig sind. Er hilft uns sportlich sofort weiter, er benötigt keine lange Eingewöhnungszeit und es war möglich, mit dem abgebenden Verein, in dem Fall Groningen, eine wirtschaftliche Einigkeit zu erzielen. Ruben soll ein wichtiger, aber nur ein Teil unserer Planungen sein. Dass er uns hilft, hat er schon im Spiel gegen den SC Freiburg gezeigt. Er hat viel mit den jungen Spielern gesprochen, war sehr ballsicher und hat unser Spiel beruhigt. Überhaupt war ich mit dem Test gegen Freiburg teilweise sehr zufrieden, auch wenn wir zwei Gegentreffer hinnehmen mussten. Aber gegen einen taktisch gut eingestellten Gegner haben wir Situationen unter Druck sehr gut gelöst und richtige Entscheidungen im Umschaltspiel getroffen. Wir müssen aber noch deutlich klarer vor dem Tor werden, müssen die guten Chancen spätestens in der Liga besser und abgezockt zu Ende spielen.
Wird es weitere Verpflichtungen geben?
Wir arbeiten täglich daran. Wir haben mit dem Trainerteam ganz klar besprochen, auf welchen Positionen wir uns verstärken wollen. Transfers müssen für uns wirtschaftlich realisierbar sein. Es gibt Fälle, bei denen wirklich alles passt, aber da sind wir eben auch nicht die einzigen, die Interesse zeigen. Dazu gibt es noch die wirtschaftlichen Interessen des abgebenden Vereins. Da können wir es selbst oftmals zeitlich nicht beschleunigen. Einen Transfer, nur um die Fans zu beruhigen, wird es nicht geben. Wir wollen die richtige und nicht die schnellste Entscheidung treffen. Dennoch bin ich mir bewusst, dass in Fragen der Integration und sportlichen Abstimmung jeder Tag zählt.