Hier seine Aussagen im Wortlaut:
Bei Sport1: "Einige von uns haben einfach keine Eier, wir spielen in Aue mit neun gegen elf und können nicht mal einen Ball in unseren eigenen Reihen halten. Ich erkenne die Mannschaft nicht wieder, einige machen die letzten Wochen einfach nur noch, was sie wollen. Vielleicht haben einige Angst vor der 1. Liga. Wir sind einfach die dümmste Mannschaft der 2. Liga, wir sind einfach nur dumm."
Mohamadou Idrissou hat mit dieser Aussage einerseits eine Art Ehrenkodex gebrochen, der besagt, dass sich kein Spieler in der Öffentlichkeit negativ über seine Mitspieler äußert. Darüber hinaus ist sicherlich seine Wortwahl nicht völlig in Ordnung. Aber in seinen Aussagen steckt eben auch ein wahrer Kern, mit dem sich seine Mitspieler auseinandersetzen müssen.
Wir haben diese Auseinandersetzung nach dem Spiel im inneren Kreis der Mannschaft angestoßen und das Team diskutiert seine Aussagen nun ebenfalls intern. Also waren letztlich zum Teil die Art und Weise und die öffentliche Aussage nicht richtig, der Kern aber durchaus richtig und wichtig. Es stimmt sogar sehr positiv, dass diese Diskussion und Auseinandersetzung aus der Mannschaft kommt, denn es zeigt, dass sie lebt und nicht tatenlos alles hinnimmt. So können wichtige und gute Veränderungen angestoßen werden.
Bei Sky: "Wir haben unsere desolate Leistung aus Aue heute wieder bestätigt. Auswärts ist uns in den letzten Spielen nichts gelungen. Wir haben das Glück, dass wir immer noch Dritter sind. Wir haben nur noch ein Auswärtsspiel und zwei Heimspiele, das ist unser Vorteil. Über das Spiel brauchen wir nicht sprechen. Wir haben in Aue versagt und heute auch wieder. Wir scheinen keine gute Mannschaft zu sein.
Ich bin zu Recht verärgert über die gelbe Karte. Der Schiedsrichter wollte Vorteil geben, wir haben den Ball verloren. Das war kein Vorteil. Foul ist Foul. Banovic hat sieben Mal gefoult und keine Verwarnung des Schiris bekommen und ich bekomme so früh eine Karte. Ich werde provoziert und gefoult und darf nichts sagen? Na klar, muss ich dann mit dem Kapitän sprechen, aber ich habe nur einmal geredet und eine gelbe Karte bekommen. Dann hat der Schiri gesagt, noch einmal und dann gehst du duschen. Deine Körpersprache gefällt mir nicht. Meine Körpersprache ist eine richtige Körpersprache, eine Männerkörpersprache. Ich bin nicht schwul und ich werde auch nicht schwul sein. Das ist sein Problem. Ich bin nicht der einzige, der schlecht über diesen Schiri redet. Das passt zu diesem Spiel. Egal, aber langsam reicht’s."
Der Kern dieser Aussage wird auf potentielle homophobe Aussagen des Spielers reduziert. Dies ist in keinerlei Weise von Mohamadou Idrissou beabsichtigt gewesen. Vielmehr liegt der Fokus seiner Aussage auf seiner persönlichen Männlichkeit und seiner Körpersprache als Ausdruck derselben. Einzig diese wollte er betonen und mit seinen Aussagen weder den Schiedsrichter noch Dritte angreifen oder beleidigen. Jedwede Interpretation in diese Richtung geht weit über seine Aussagen hinaus.
Darüber hinaus sollte man natürlich niemals vergessen, wann das Interview geführt wurde. Direkt nach Abpfiff, wenn die Spieler noch voller Emotionen und Adrenalin stehen, wollen alle möglichst authentische Aussagen bekommen und beschweren sich ein ums andere Mal darüber, dass die „echten Kerle“, „Typen“ und „handfesten O-Töne“ fehlen würden. Fußball wird immer künstlicher, synthetischer und weniger menschlich.
Mo Idrissou trägt sein Herz auf der Zunge und er war über alle Maßen enttäuscht über den Ausgang der Partie. Aber niemand, der ihn als durchaus unbequemen Gegenspieler erlebt hat, wird behaupten können, dass er andere Spieler oder den Schiedsrichter beschimpft oder beleidigt. Er diskutiert, er gestikuliert und das bestimmt auch häufig an der Grenze des Erträglichen. Aber er beleidigt niemals. Bei allen Beurteilungen seiner Aussagen muss man dies und vieles mehr miteinbeziehen.
Und zum Ende dann doch noch einmal zum Fußballspiel. Verloren. So unnötig. Die Mannschaft zeigt weiterhin zwei Gesichter. Auf dem Betzenberg, wo ihr in der Vorrunde noch eine Heimschwäche unterstellt wurde, stehen in diesem Jahr bisher fast nur souveräne Erfolge zu Buche. Auswärts sieht es derzeit anders aus. Zu fehlerhaft, wenig zielstrebig und teilweise passiv wirkt das Spiel der Mannen um Abwehrturm Marc Torrejón. Vielleicht helfen die harten Worte des mit 16 Treffern unangefochten besten Torschützen, das Pendel komplett in die richtige Richtung ausschlagen zu lassen. Wir brauchen gute Leistung daheim und auf des Gegners Platz, um diese Saison mit dem ersehnten Ziel abschließen zu können. Und erscheint dieses Ziel nach Spielen wie dem in der Lausitz auch noch so fern – bis zur letzten Minute alles zu geben, ist mehr als nur ein Motto. Es ist eine Verpflichtung. Und eine Ehre für jeden, dem der FCK am Herzen liegt.
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