Als das Stadion eine runde eckige Sache wurde – Am 16. August 1986 wurde die neu überdachte Westtribüne eingeweiht

Im Laufe der Zeit hat sich das Fritz-Walter-Stadion baulich immer mal wieder verändert. Am 16. August 1986 wurde beispielsweise die neugebaute Westtribüne am Betzenberg eröffnet. Genau 35 Jahre danach erinnert Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam an die Umgestaltung von einer Kurve zur geraden Hintertor-Tribüne.

Im Jahr 2020 durfte der 1. FC Kaiserslautern ein besonderes Jubiläum begehen. Das heutige Fritz-Walter-Stadion war im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden. Man schrieb das Jahr 1920, als sich der noch junge Verein anschickte, auf der Anhöhe südlich der Innenstadt eine Sportstätte zu errichten. Anfänglich eher einen Sportplatz. Es dauerte noch etliche Jahre, ehe man der Anlage Stadion-Charakter nach heutigen Maßstäben attestieren konnte. In den Jahrzehnten auf dem Weg zum Stadion heutiger Prägung hat der „Betze“ dann immer wieder Änderungen erfahren. Ein erster signifikanter Ausbau fand Anfang der 1960er Jahre zum Start der Fußball-Bundesliga statt. In den frühen 1970er Jahren reifte in der Führungsetage des 1. FC Kaiserslautern dann eine Vision, die in konkrete Planungen mündete und letztlich zum mehrstufigen Ausbau des Stadions zum echten Schmuckkästchen führte. Am 16. August 1986 wurde mit der Einweihung der neu überdachten Westkurve ein vorletzter Ausbauschritt eingeweiht.

Schon Ende der 1960er Jahre wurden erste Überlegungen angestellt, das Stadion den wachsenden Anforderungen im Liga-Betrieb durch Modernisierung und Ausbau Rechnung zu tragen. 1972 wich die alte Nordtribüne einem Tribünen-Bauwerk, das zunächst einmal wenigstens den Lückenschluss zwischen den Kurven-Tribünen im Osten und im Westen herstellte. Mit Blick auf die Fußball-WM 1974 gab es im Schatten des Auswahlprozesses, sich als WM-Austragungsort zu bewerben, tatsächlich auch in Kaiserslautern schon Überlegungen das Betzenberg-Stadion zu vergrößern, auf eine Kapazität von rund 50.000 Besuchern. Auf eine Bewerbung verzichtete man jedoch zugunsten des rheinland-pfälzischen Bewerbers Ludwigshafen mit seinem Südwest-Stadion. Dennoch führten die Überlegungen jener Jahre zu ersten konkreten Plänen, das Stadion im Zuge eines weiteren Ausbaus komplett zu überdachen.

Es war ein ehrgeiziges Vorhaben, das die Verantwortlichen des FCK in Angriff nahmen. Unter dem neuen Präsidenten Jürgen „Atze“ Friedrich sollten die Pläne des Lauterer Architekten Folker Fiebiger Schritt für Schritt Realität werden. Man begann in der Sommerpause des Jahre 1978 mit einem ersten Ausbauschritt. Die auf einem als Kurvenbogen aufgeworfenen Erdwall konzipierte Ostkurve, die eine etwas geringere Volumendimension hatte als das Pendant im Westen, wurde begradigt und überdacht. Zusammen mit den markanten leicht geneigten Flutlichtmasten bekam das Stadion ein erstes charakteristisches Äußeres. Die Finanzierung teilten sich das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt und der Verein. Realisiert wurde das Bauvorhaben in der wegen der WM 1978 etwas längeren Sommerpause. Nur 16 Wochen Bauzeit wurden benötigt. Dennoch wich der FCK für die ersten beiden Heimspiele nach Ludwigshafen ins Südweststadion aus.

Es sollte acht weitere Jahre dauern, bis die treuesten und lautesten FCK-Fans, die seit jeher ihre Stadionheimat im Westen der Sportarena hatten, sich endlich auch über mehr Komfort beim Stadionbesuch freuen durften. Bis dahin schaute man bei so manchem schlecht besuchten Heimspiel an tristen und regnerischen Herbst- oder frostigen und bitterkalten Winter-Nachmittagen ein wenig neidisch hinüber zur Osttribüne. Dort konnten die Gästefans schon während der ersten Feldkamp-Ära im Trockenen stehen, während einem selber die Regenbrühe in den Kragen rann oder den Gerstensaft im Plastikbecher verwässerte. Trotzdem hatten schon ab den frühen 1980er Jahren verschiedenste Initiativen und auch ein Förderverein immer wieder Geld für den Ausbau der Westkurve eingesammelt. Doch die wirtschaftliche Situation des Vereins zwang die Verantwortlich in jenen Jahren, den weiteren Ausbau immer wieder hinauszuzögern. Aus wirtschaftlicher Sicht eine richtige Strategie.

Als 1985 FCK-Präsident Udo Sopp sein Amt niederlegte und sein Vorgänger „Atze“ Friedrich auch gleichzeitig dessen Nachfolger wurde, nahmen auch die Pläne rund um den Stadionausbau wieder Fahrt auf. Auch weil in jener Zeit vielerorts Überlegungen anstanden, den in Fußballstadien rückläufigen Besucherzahlen entgegenzuwirken. Das hatte an vielen Standorten zur Folge, dass bei Modernisierungsvorhaben schon in den Grundüberlegungen ein Paradigmenwechsel weg von der Masse, hin zu mehr Klasse zu spüren war. Der Stadionbesucher verlangte einfach nach mehr Komfort. Hochpreisigere Sitzplätze inklusive mehr Service drängten in den Vordergrund. Aber auch der Stehplatzgast freute sich über ein gewisses Maß an „Grundversorgung“. Die begann für viele Fans schon damit, dass man die Akteure auf dem Rasen auch bei schlechter Witterung 90 Minuten lang trocken und windgeschützt anfeuern kann. Mit Blick auf das Jahr 1986 machte der FCK dann Nägel mit Köpfen. Das Ausbauprojekt Westkurve wurde zunächst mit etwa 7,5 Millionen DM veranschlagt. Da man mit dem Bau einer Rasenheizung jedoch ein weiteres, damals durchaus zukunftsweisendes Bauelement im Stadion realisieren wollte, stiegen die kalkulierten Kosten auf knapp 9,0 Millionen D-Mark. Nach langen teils kontroversen Diskussionen wurden letztlich beantragte Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz in Höhe von 4,5 Millionen D-Mark und der Stadt in Höhe von 2,0 Millionen D-Mark bewilligt. 2,5 Millionen D-Mark musste der FCK selbst aufbringen.

Nach dem letzten Heimspiel der Horror-Saison 1985/86 gegen Hannover 96 Ende April 1986 standen im Grunde schon die Bagger bereit. Ein magerer 1:0-Heimsieg vor einer tristen Kulisse mit nur 13.194 Besuchern. Wer damals mit dabei war, wird sich erinnern, dass man nach dem Abpfiff mit ein wenig Wehmut die Blockstufen der geschwungenen Westkurve hinauf und auf der anderen Seite die langgezogene Treppenanlage wieder hinunter stapfte. Im Wissen, dass dies der letzte Gang aus dem Stadion war, bei dem man eine unüberdachte Tribüne hinter sich ließ. Eine Woche später, am letzten Spieltag, gastierte der FCK im Saarbrücker Ludwigspark und demontierte den saarländischen Rivalen mit 6:0, um damit noch auf dem 11. Tabellenplatz zu landen. Die aufgrund der WM 1986 wieder etwas längere bevorstehende Sommerpause wurde dann für eine erneut rekordverdächtige Bauzeit genutzt.

In den knapp dreieinhalb Monaten wurde der Wall der alten Westkurve abgetragen, wurden die Stahlbetonträger für die neuen Blockstufen aufgerichtet, die Bauelemente für die Stufenstruktur hochgezogen, die Treppenaufgänge gefertigt, das Stahldach aufgesattelt, die neue Rasenheizung eingebaut und der neue Rasen eingebracht. Viele Fans nutzten die Sommerpause, um der Baustelle immer mal wieder einen Besuch abzustatten und den Baufortschritt vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Pünktlich zum Saisonbeginn sollte dann am ersten Spieltag die neue Westtribüne eingeweiht werden. Gegner am ersten Spieltag der Saison 1986/87 war Borussia Mönchengladbach. Wenige Tage vor dem Saisonauftakt ließ der FCK über die Presse verlauten, dass man mit knapp 30.000 Zuschauern rechnen würde und man mit 3.917 verkauften Dauerkarten einen damaligen Zeitpunkt neuen Vereinsrekord erreicht habe. Niemand konnte damals ahnen, dass Jahre folgen würden, in denen man mehr als 30.000 Dauerkarten absetzen konnte. Dennoch blieb zum ersten Saisonheimspiel in der Anschluss-Ecke zwischen der Westtribüne und der Nordtribüne eine Lücke. Dort mussten 361 Plätze gesperrt bleiben, weil die Fertigteile zu kurz geraten waren.

Am Spieltag selbst sorgte ein buntes Begleitprogramm für einen würdigen Rahmen. Vor der Bundesliga-Partie fand ein Vorspiel zweier D-Jugendmannschaften statt, wobei die FCK-Jugend auf ein englisches Jugendteam aus Ludwigshafens Partnerstadt Havering traf. Mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel, Innenminister Kurt Böckmann und Kultusminister Dr. Georg Gölter fand sich reichlich Polit-Prominenz ein. Die sportliche Prominenz führte kein Geringerer als Fritz Walter an, dessen Name das einstige Betzenberg-Stadion seit 1985 trug. Auf dem Rasen wurde mit einer symbolischen Schlüsselübergabe das schon lange vor Anpfiff gut besetzte Tribünen-Juwel seiner Bestimmung übergeben. Für viele FCK-Fans hatte das Stadion in seiner damaligen Ausbaustufe die optimale Fassung und die charmanteste Dimension. Ein Stadion mit nah an die Spielfeldbegrenzung heranreichenden Tribünen, auf deren Rängen die leidenschaftlichen Fans der Roten Teufel eine unverwechselbare Atmosphäre schufen, die Kulisse für so manches legendäre Spiel und für eine bis heute legendäre Meisterschaft im Jahr 1991 wurde. Schon mit dem nächsten Ausbauschritt, dem Umbau und der Vergrößerung der Haupttribüne im Norden des Stadions, ging davon ein wenig verloren, weil fortan die oft als „Rentnertribüne“ titulierte Nordtribüne gut zehn Meter vom Spielfeldrand wegrückte.

Als Spieler und Trainer eine aufregende Karriere – Der ehemalige FCK-Stürmer Klaus Toppmöller wird 70 Jahre alt

Mit 108 Treffern ist Klaus Toppmöller der Bundesliga-Rekordtorschütze des 1. FC Kaiserslautern. Zum 70. Geburtstag von „Toppi“ am Donnerstag, 12. August 2021, gratuliert Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam und erinnert an die herausragende Karriere des ehemaligen Stürmers und langjährigen Bundesliga-Trainers.

Ein Stürmer vom Format eines Klaus Toppmöller stünde dem FCK heute gut zu Gesicht. Ein Instinkt-Fußballer, ein Stürmer, der stets wusste, wo das Tor steht und wie man das Leder im gegnerischen Kasten versenkt. Während der acht Jahre, in denen er zwischen 1972 und 1980 das Trikot der Roten Teufel trug, erzielte er für seinen Herzensverein in 204 Begegnungen in der Beletage des deutschen Fußballs sagenhafte 108 Tore! Er ist damit bis heute FCK-Rekordtorschütze in der Bundesliga. Aber nicht nur seine Zeit als Profi-Spieler prägte seine bis heute intensive Verbundenheit mit dem Fußballsport. Auch als Trainer setzte Klaus Toppmöller, den am Betze bis heute alle nur liebevoll „Toppi“ nennen, echte fußballerische Akzente. Mit Bayer 04 Leverkusen wurde er 2002 Vizemeister, erreichte das DFB-Pokalfinale sowie das Finale der Champions-League und wurde nach der Saison auch zum Trainer des Jahres gewählt. Auch bei anderen Trainerstationen wie bei der Frankfurter Eintracht, dem VfL Bochum oder dem Hamburger SV begeisterten seine Mannschaften mit schnörkellosem Offensivfußball. Am 12. August 2021 wird Klaus Toppmöller 70 Jahre alt.

Wenn man sich die Schilderungen von Klaus Toppmöller zu den Anfängen seines Fußballerlebens vor Augen hält, antizipiert man unweigerlich den Terminus des „Straßenfußballers“. Seit er laufen könne, habe er einen Ball am Fuß gehabt, erinnert sich Toppi. In seinem Geburtsort Rivenich, unweit von Trier, wuchs er auf. Schon in frühen Kindertagen war die elterliche Gaststätte, wo sich die Dorfgemeinschaft auch immer mal wieder zum kollektiven Fußballgucken traf, steter Alltagsbegleiter, war die Fußballfachsimpelei der Erwachsenen vermutlich auch ein bisschen frühkindliche Prägung. Die Theorie der Volkssportart also quasi im Kreis der „Kneipenfußballer“ erworben? Für seine wachsende Begeisterung, das runde Spielgerät auch praktisch zu beherrschen, brauchte es jedenfalls nicht viel. Es reichten wohl eine Wand oder eine Mauer. Ein stiller Mitspieler, mit dem er sich bei fast täglich praktizierten endlosen Ballstafetten nach und nach erste Fertigkeiten beim Umgang mit dem runden Leder aneignete. Im Alter von acht Jahren durfte er der das, was er bis dahin auf Gassen und in Hinterhöfen praktiziert hatte, um die Erfahrung eines betreuten Trainings auf einem echten Fußballplatz erweitern. Er trat dem örtlichen SV Rivenich bei. Von dort wechselte er 1969 zum Nachwuchs von Eintracht Trier und schaffte es schon ein Jahr später in die erste Mannschaft des damaligen Regionalligisten.

Längst waren auch andere Vereine auf den jungen Kerl mit dem unverwechselbaren Lockenschopf und dem beeindruckenden Torriecher aufmerksam geworden und 1972 war es dann so weit. Klaus Toppmöller unterschrieb beim 1. FC Kaiserslautern seinen ersten Profivertrag. Während seiner ersten Spielzeit am Betzenberg kam er allerdings nur fünfmal zum Einsatz, widmete seine ganze Aufmerksamkeit seinem noch andauernden Ingenieurstudium zum Versorgungstechniker, das er mit dem Erwerb des Diploms erfolgreich beendete. Im Rahmen seiner Ingenieurtätigkeit war er seinerzeit übrigens auch an der Planung der Flutlichtanlage beteiligt, die dem Stadion bis zum WM-Ausbau ein so unverkennbares Bild verliehen hatte.

Schon in seiner zweiten Saison am Betzenberg absolvierte der talentierte Offensivkicker 32 Spiele und erzielte dabei 21 Tore. Er reifte beim FCK zu einem der besten Stürmer der damaligen Zeit. Besonders gern traf er gegen die Münchner Bayern. Unter anderem beim legendären 7:4-Sieg des FCK gegen die mit Nationalspielern gespickten Elf aus der bayrischen Landeshauptstadt. Beim Stand von 1:4 markierte Toppi den Anschlusstreffer. Der Rest der Partie ist Fußballnostalgie für die Ewigkeit. Zweimal Seppl Pirrung, Ernst Diehl und Herbert Laumen mit einem weiteren Doppelpack demontierten die Gäste in einem begeisternden Schlussspurt und verliehen der Partie das Prädikat „Jahrhundertspiel“.

Für Klaus Toppmöller selbst jedoch hat der Auswärtssieg bei den Münchner Bayern drei Jahre später einen höheren Stellenwert. Schließlich trug er am 10. April 1979 mit drei Treffern wesentlich zum 4:3-Sieg des FCK im Münchner Olympiastadion bei. Der FC Bayern führte durch Tore von „Jupp“ Kapellmann, Franz „Bulle“ Roth und Uli Hoeneß bereits mit 3:1. Klaus Toppmöller hatte das zwischenzeitliche 1:1 erzielt. Gleichzeitig der Halbzeitstand. Dann verkürzte Hannes Riedl in der 57. Spielminute und schließlich traf Toppi nach einer guten Stunde und neun Minuten vor Spielende noch zweimal. Wegen einer schweren Knieverletzung zu Beginn der Saison 1979/80 ließ in seiner letzten Lauterer Spielzeit nur noch fünf Bundesligaeinsätze zu. Bis zum Ende seiner Zeit am Betzenberg trug Klaus Toppmöller in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und auf internationaler Bühne (UI-Cup, UEFA-Cup) in 241 Pflichtspielen das Trikot der Roten Teufel. Insgesamt 133-mal traf er dabei für den FCK ins gegnerische Tor. Seine Trefferquote und sein überragendes Offensivspiel bescherten ihm auch drei Einsätze in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. 1976 gegen Spanien und 1979 gegen Malta und die Türkei. Bei seinem Länderspieldebüt am 22. Mai 1976 in München im EM-Qualifikationsspiel gegen Spanien schoss er beim 2:0-Sieg sein erstes und einziges Länderspieltor.

Trotz seiner Knieverletzung wechselte Klaus Toppmöller nach seinem Weggang vom Betzenberg in die USA zu den Dallas Tornados. Ein nur einjähriges, aber auch aufregendes Engagement in einer zur damaligen Zeit eher exotischen Liga. Im Sommer 1981 kehrte er nach Deutschland zurück und schloss sich dem damaligen Oberligisten FSV Salmrohr an. Auch dort avancierte er zur personifizierten Torfabrik, kam in der Oberliga auf 168 Einsätze und erzielte dabei 114 Tore. Am Ende der Spielzeit 1985/86 stieg der Verein mit Klaus Toppmöller in die zweite Bundesliga auf, in der er in der Saison 1986/87 noch zu 31 Einsätzen kam. Ein Tor sollte ihm in seiner letzten Spielzeit als aktiver Profikicker nicht mehr gelingen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Rekordtorschütze des FCK bereits seine Trainerkarriere im Visier. Noch als aktiver Spieler wurde er im März 1987 in seiner letzten Saison beim FSV Salmrohr Spielertrainer. Klaus Toppmöller soll einmal gesagt haben, den Trainerschein habe er nur gemacht, um eines Tages Trainer beim FCK zu werden. Dieser gewünschte Karrierebaustein sollte ihm allerdings versagt bleiben. Zumindest nah dran an einem Wechsel war er im Jahr 2000. Der FCK war auf der Suche nach einem Nachfolger für Otto Rehhagel. Doch Toppis damaliger Brötchengeber, der 1. FC Saarbrücken, verweigerte die Freigabe.

Seine ersten drei Stationen am Anfang seiner Trainerkarriere waren eher von kurzer Dauer. Beim FSV Salmrohr, dem SSV Ulm 1846 und dem FC Wismut Aue blieb er jeweils nur ein Jahr, ehe er 1991 zum Lauterer Rivalen SV Waldhof Mannheim wechselte, mit dem er 1993 nur knapp den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga verpasste. Auch in den Jahren danach sollte es für den Trainer Klaus Toppmöller meist eng zugehen, ihm ein Titel unterm Strich verwehrt bleiben. Trotz seiner unverkennbaren Handschrift zu einem erfrischenden Offensivfußball. Bei Eintracht Frankfurt formte er mit so genialen und talentierten Spielern wie Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha oder Maurizio Gaudino ein Top-Team, an das sich Eintracht-Fans noch heute gerne zurückerinnern. Doch im Schlussdrittel der Saison ging den Frankfurtern die Puste aus, Toppi musste gehen. Er wechselte anschließend zum VfL Bochum, mit dem er in der Saison 1997/98 bis ins Achtelfinale des UEFA-Pokals vordrang. Im Hinspiel hatte der VfL bei Ajax Amsterdam sogar bereits 2:0 geführt, ging am Ende aber doch mit 2:4 unter und kam auch im Rückspiel nicht über ein 2:2 hinaus.

Es folgte die zitierte Trainerstation beim 1. FC Saarbrücken, mit dem Klaus Toppmöller 2000 den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte, dann allerdings im November 2000 seinen Platz räumen musste. Im Sommer 2001 unterschrieb Klaus Toppmöller bei Bayer 04 Leverkusen. Mit der Werkself erreichte er 2002 das Finale der Champions League sowie das DFB-Pokalfinale und die Vizemeisterschaft in der Bundesliga. Ein Markenzeichen seiner Mannschaft war bedingungsloser Angriffsfußball im „One Touch“-Stil. Klaus Toppmöller wurde daraufhin im Jahr 2002 als erster Trainer überhaupt von den deutschen Sportjournalisten zum Trainer des Jahres gewählt. Dann verließen Michael Ballack und Zé Roberto den Club. Durch eine fatale Verletzungsmisere geriet die Mannschaft in akute Abstiegsgefahr. Der Trainer musste gehen. Auch bei seiner nächsten Station beim Hamburger SV nahm die Geschichte kein glückliches Ende. Auch dort endete sein Trainerengagement leider mit einem Rauswurf, den er vor allem dem von Schiedsrichter Robert Hoyzer manipulierten Pokalspiel gegen den SC Paderborn verdankte. Es war sein letztes Traineramt bei einem Verein. 2006 übernahm er die Nationalmannschaft Georgiens, wo sein Vertrag jedoch im Frühjahr 2008 frühzeitig aufgelöst wurde.

Noch während seiner Zeit in Georgien kehrte Klaus Toppmöller im Spätjahr 2007 übrigens kurzzeitig als Funktionär an den Betzenberg zurück, 28 Jahre nach dem Ende seiner Spielerkarriere. Als Aufsichtsratsmitglied mit alleiniger sportlicher Verantwortung. Doch bereits sechs Wochen später, am 20. Dezember 2007, zog sich Klaus Toppmöller aus privaten Gründen aus dem Gremium zurück. Bis heute hat er kein weiteres Engagement im Profifußball mehr angenommen. Am heutigen 12. August feiert der einstige Stürmer des FCK nun seinen 70. Geburtstag. Auch das Museumsteam übermittelt auf diesem Wege die herzlichsten Glückwünsche. Alles Gute Toppi, bleib gesund, fit und feier schön!

Im zweiten Anlauf den Titel gesichert – Am 6. August 1991 gewann der FCK erstmals den Supercup

Es ist ein Titelgewinn des 1. FC Kaiserslautern, der in der Erinnerung ein wenig hinter den anderen Titeln zurücksteht: Als amtierender Deutscher Meister gewann der FCK am 6. August 1991 gegen Werder Bremen den Supercup. Matthias Gehring erinnert zum 30. Jahrestag des Gewinns an diesen Titel.

Der Supercup gehört heute zum festen Bestandteil des Rahmenterminplans im deutschen Fußball. Seit 1987 treten dabei unmittelbar vor Saisonbeginn der Deutsche Meister und der DFB-Pokalsieger der abgelaufenen Saison gegeneinander an. Folglich durfte sich auch der FCK in den erfolgreichen 1990er Jahren nach zwei Meistertiteln und zwei Pokalsiegen gleich viermal einen zusätzlichen Spieltermin im Kalender vermerken. Dreimal waren die Roten Teufel im Supercup gefordert, einmal im Ligapokal, der ab 1997 den Supercup zunächst abgelöst hatte und als Mini-Turnier ausgespielt wurde. Beim Supercup 1990 unterlagen die Lauterer als amtierender Pokalsieger dem damaligen Meister FC Bayern München noch mit 1:4. Ein Jahr später jedoch sicherte sich der FCK dann erstmals die Supercup-Trophäe. Mit 3:1 bezwangen die Roten Teufel als amtierender Deutscher Meister den damaligen Pokalsieger SV Werder Bremen. Am 6. August 2021 jährt sich das Finalspiel zum 30. Mal.

Unter der Regie des Deutschen Fußballbundes wurde der Wettbewerb als DFB-Supercup erstmals im Jahre 1987 ausgetragen und mit einer Partie zwischen Meister und Pokalsieger zunächst auch bis 1996 in dieser Form beibehalten. Ab 1997 wurde aus dem Supercup zunächst der DFB-Ligapokal, der ab 2005 Premiere Ligapokal hieß. In Turnierform wurde nicht nur zwischen den beiden amtierenden Titelträgern aus Meisterschaft und Cupgewinner der Sieger ausgetragen. Der Ligapokal wurde bis 2007 als Turnier gespielt. Seit 2010 wird der Wettbewerb als DFL-Supercup wieder als Kräftemessen in der ursprünglichen Fassung ausgetragen, also ein Spiel, bei dem der Deutsche Meister gegen den DFB-Pokalsieger antritt. Doch ausgerechnet der Supercup des Jahres 1991, an dem auch der FCK aufgrund seines Meistertitels teilnahm, wurde in einer leicht abweichenden Form ausgespielt. Es gab nämlich vier statt wie sonst zwei Mannschaften. In der Saison 1990/91 gab es auch in der ehemaligen DDR noch einmal eine reguläre Meisterschaft und einen nationalen Cup-Wettbewerb.

Es war die letzte Spielzeit der höchsten Spielklasse der DDR. Da im Laufe der Saison die Wiedervereinigung vollzogen wurde und der nationale Fußballverband der DDR dem Deutschen Fußball-Bund beitrat, diente der neu gegründete Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) als offizieller Namensgeber für die einstige DDR-Oberliga, wobei die Bezeichnung Oberliga Nordost ebenfalls gebräuchlich war. Auch das Pendant zum DFB-Pokal, der auf der sozialistischen Seite des geteilten Deutschlands bisher als FDGB-Pokal ausgespielt wurde, suchte in der Saison 1990/91 als NOFV-Pokal nach einem Sieger. So kam es, dass im Rahmen des Supercups zu den Bundesliga- und DFB-Pokalsiegern der Vorsaison, dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Werder Bremen, auch der SV Hansa Rostock als Meister der NOFV-Oberliga um den Supercup spielen durfte. Da die Rostocker in der abgelaufenen Spielzeit jedoch Meister und Pokalsieger wurden, durfte der im NOFV-Pokalfinale unterlegene Finalist FC Stahl Eisenhüttenstadt den vierten Platz belegen. Im Halbfinale der beiden Meister, gewann der FCK am 30. Juli 1991 im Rostocker Ostseestadion mit 2:1. Die Lauterer führten nach Treffern von Marcel Witeczek und Tom Dooley bereits zur Halbzeit mit 2:0, die Rostocker konnten im zweiten Durchgang durch Florian Weichert lediglich noch verkürzen. Beim Duell der beiden Pokalgewinner setzte sich am 31. Juli im zweiten Halbfinale der SV Werder Bremen mit 1:0 gegen den FC Stahl Eisenhüttenstadt durch. Wynton Rufer erzielte das Tor des Tages.

So kam es im Supercup-Finale des Jahres 1991 zu einer Neuauflage des denkwürdigen DFB-Pokalfinales aus dem Vorjahr: 1. FC Kaiserslautern gegen Werder Bremen! Austragungsort war das Niedersachsenstadion in Hannover, das mit offiziell 8.000 Zuschauern einen bis dahin bedauerlichen Minusrekord bei den Supercup-Finalspielen verzeichnete. Für den Autor, damals noch in Hannover wohnhaft, natürlich dennoch ein Festtag! Wobei die tropischen Temperaturen am Ende des Finaltages auch sichtbare Spuren und Schäden bei der rot-weißen Gesichtsbemalung hinterlassen hatten. Trainer Karl-Heinz Feldkamp vertraute im Finalspiel erneut auf seinen „Abwehrchef“ Stefan Kuntz. Im Angriff allerdings rotierte der Trainerfuchs und bot den jungen, vom VfL 93 Hamburg gekommenen Jürgen Degen sowie Bernhard Winkler auf. Zwischen den Pfosten stand nicht wie gewohnt Gerry Ehrmann, sondern Michael Serr, der über die 90 Minuten mit einigen glanzvollen Paraden auffiel und für seine Leistung viel Lob erhielt. Die Bremer hatten anfangs mehr vom Spiel und erarbeiteten sich einige Torgelegenheiten. Doch wieder sollte das Näschen von Karl-Heinz Feldkamp recht behalten. Nach feinem Kombinationsspiel zwischen Tom Dooley und Marco Haber landete das Leder beim strohblonden Jürgen Degen, der die Roten Teufel in der 27. Minute in Führung brachte. Es war auch der Neuling im Dress der Roten Teufel, der im zweiten Durchgang (65.) nach Vorlage von Guido Hoffmann auf 2:0 für den FCK erhöhte. Kurz vor Ende der Partie verkürzte Wynton Rufer (88.) per Flugkopfball, doch in der Schlussminute sorgte Bernhard Winkler mit seinem Treffer zum 3:1 für die Entscheidung. Die Roten Teufel hatten 3:1 gesiegt, der FCK sich binnen 16 Monaten den dritten nationalen Titel gesichert und Karl-Heinz Feldkamp, nach 1988 mit Eintracht Frankfurt und 1990 mit dem 1. FC Kaiserslautern, in seinem dritten Anlauf erstmals den Supercup gewonnen. Während der FCK in der Bundesligasaison 1991/92 als Titelverteidiger mit Rang 5 eine ordentliche Saison spielte, enttäuschte Bremen am Ende der Spielzeit auf Platz 9 der Tabelle. Dafür gewannen die Kicker von der Weser den Europapokal der Pokalsieger. Hansa Rostock hingegen startete fulminant in die Saison, gewann am 2. Spieltag beim FC Bayern mit 2:1, deklassierte am 3. Spieltag Borussia Dortmund im heimischen Stadion mit 5:1 und stieg am Ende doch noch ab.

Im Supercup 1996 unterlag der FCK übrigens als Pokalsieger dem amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund im Mannheimer Carl-Benz-Stadion mit 3:4 im Elfmeterschießen. Zwei Jahre später schied der FCK als Sensationsmeister im dann ausgetragenen Ligapokal bereits im Halbfinale im Ludwigshafener Südweststadion mit 2:3 gegen den VfB Stuttgart aus. Doch der Supercup-Titelgewinn, der sich am heutigen 6. August zum 30. Mal jährt, steht unverrückbar in den Annalen der Roten Teufel. Lediglich eine Replik der schmucken Trophäe, die an eine schlanke Vase erinnert, fehlt noch im Bestand des heutigen FCK-Museums. Eine Aufgabe für die Zukunft, um den damaligen Titelgewinn auch einen optischen und haptischen Anstrich zu verleihen.

Bescheidener und zuverlässiger Defensiv-Arbeiter – Der Ex-FCK-Profi Jürgen „Joschi“ Groh feiert 65. Geburtstag

Blicken wir heute auf die FCK-Ära der 1970er und 1980er Jahre zurück, darf der Name Jürgen Groh nicht fehlen. Der bei Fans und Mannschaftskameraden meist „Joschi“ genannte Defensivspezialist begann am Betzenberg seine Profikarriere und trug jeweils zwischen 1976 und 1980 sowie noch einmal zwischen 1986 und 1989 das Trikot der Roten Teufel. Dazwischen verbrachte er fünf erfolgreiche Jahre beim Hamburger SV und kickte ein Jahr beim damals bereits sechsfachen türkischen Meister Trabzonspor an der türkischen Schwarzmeer-Küste.  Am heutigen 17. Juli 2021 wird Jürgen Groh 65 Jahre alt. Matthias Gehring blickt auf seine Karriere zurück.

Das Licht der Welt erblickte Jürgen Groh in Heppenheim, an der hessischen Bergstraße. Dort begann er auch als Knirps beim heimischen Starkenburgia Heppenheim mit dem Fußballspielen. Im Alter von 18 Jahren wechselte er zum nur wenige Kilometer entfernten VfR Bürstadt, der damals von Lothar Buchmann trainiert wurde. Mit den Bürstädtern wurde er 1975 Deutscher Amateur-Meister. Ein Jahr später wechselte er dann zum 1. FC Kaiserslautern. Sein Trainer Lothar Buchmann hatte dem damaligen FCK-Trainer Erich Ribbeck einen Tipp gegeben, seinen Schützling mal in Augenschein zu nehmen. Anlässlich des Hessentages 1976 in Bensheim, gastierte der FCK zu einem Freundschaftspiel. Gegner war der VfR Bürstadt. Der FCK gewann am 8. Juni 1976 vor rund 5.000 Zuschauern mit 3:0 und die Eindrücke, die Jürgen Groh bei jener Partie hinterlassen hatte, überzeugten die FCK-Verantwortlichen. Man traf sich im Dorint-Hotel zum Gespräch. Präsident Willi Müller, Trainer Erich Ribbeck und Udo Sopp überzeugten Jürgen Groh von einem Wechsel in die Pfalz. Wobei Erich Ribbeck darauf bestand, den Nachwuchskicker gleich mit einem Profivertrag auszustatten und ihn nicht zunächst der Amateurmannschaft zuzuordnen, wie es Willi Müllers Vorstellung war. Damit war der Beginn von Jürgen Grohs Profikarriere in trockenen Tüchern.

Sein Debüt beim 1. FC Kaiserslautern gab er gleich am ersten Spieltag der neuen Saison beim Auswärtsspiel in Köln, als er in der 63. Minute für Heinz Wilhelmi eingewechselt wurde. Der FCK verlor das Gastspiel bei den Domstädtern mit 1:3. Sein erstes Tor im Dress des FCK erzielte Jürgen Groh am 31. Spieltag, als er beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 21. April 1977 nach einer knappen halben Stunde die Führung für die Lauterer markierte. Noch vor der Halbzeit erhöhte Klaus Toppmöller auf 2:0, doch Bernd Hölzenbein gelangen noch zwei Treffer zum 2:2-Endstand. In seinen ersten vier Jahren reifte der junge Jürgen Groh am Betzenberg zum gestandenen Bundesliga-Profi. Dazu gehörte auch, dass er sich einen Spielerberater zugelegt hatte, der für ihn auch immer wieder den Markt sondierte. So kam es 1980 zu einer Anfrage des Hamburger SV. Manager Günter Netzer hatte wohl überzeugende Argumente auf den Tisch geblättert und der damalige Trainer Branco Zebec wollte ihn unbedingt verpflichten. So wechselte Jürgen Groh zum Beginn der Spielzeit 1980/81 von Kaiserslautern nach Hamburg.

Dort avancierte er spätestens ab der Spielzeit 1981/82 zu einer festen Größe im Spielsystem des neuen Trainers Ernst Happel, der zum Rundenbeginn Alexander Ristic abgelöst hatte. Branco Zebec, der Jürgen Groh in den Norden gelotst hatte, war bereits im Dezember von den HSV-Verantwortlichen entlassen worden. Mit dem HSV wurde Jürgen Groh zweimal Deutscher Meister und erreichte 1982 das Finale im UEFA-Pokal. Dort unterlagen die Hamburger gegen den IFK Göteborg, der im Halbfinale übrigens den 1. FC Kaiserslautern aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Sowohl das Hinspiel (1:0) als auch das Rückspiel in Hamburg (3:0) konnten die Schweden für sich entscheiden. Ein Jahr später schaffte es der HSV auf internationaler Bühne sogar ins Endspiel um den Europapokal der Landesmeister. Gegner war Juventus Turin. Im Athener Olympiastadion erzielte Felix Magath das Tor des Tages und sicherte dem HSV damit die Fußballkrone im höchsten europäischen Vereinswettbewerb. Auch für Jürgen Groh bis zum Ende seiner Karriere der größte sportliche Erfolg. Während seiner letzten beiden Jahre beim HSV spielte Jürgen Groh übrigens auch noch mit Franz Beckenbauer zusammen, von dessen fußballerischen Qualitäten er bis heute schwärmt.

Da sein Vertrag bei den Hamburgern 1985 auslief, wechselte Jürgen Groh in die Türkei zu Trabzonspor. Auf Betreiben von Trainer Jürgen Sundermann, der die dortige Mannschaft im Sommer des gleichen Jahres übernommen hatte. Er war damit der erste deutscher Spieler beim noch jungen Club am Schwarzen Meer. Nach nur einem Jahr kehrte er zurück nach Deutschland und schloss sich erneut dem 1. FC Kaiserslautern an. Dort spielte er bis 1989 und beendete seine Profi-Laufbahn. Seine Karriere als aktiver Fußballer ließ er bei der SV Edenkoben ausklingen. Nach seiner Karriere hatte er für die Entsorgungsfirma des dortigen Hauptsponsors und Vorsitzenden Hans Frühbis gearbeitet und versucht als Trainer beruflich Fuß zu fassen. Doch nach einem Jahr ging er wieder in seinen alten Beruf zurück und arbeitete als Briefträger. Auch ein Zeichen der Bescheidenheit des zuverlässigen Defensiv-Arbeiters Jürgen Groh, der nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber dem harten Trainergeschäft machte. In einem Interview bekannte er einmal: „Ich habe schnell gemerkt, dass es nichts für mich ist. Man muss manchmal als Trainer ein bisschen Arschloch sein und das konnte ich nicht“. Jürgen Groh hatte als Fußballer viel erreicht. Er habe nie gerne im Rampenlicht gestanden, sei stets der ganz normale Jürgen Groh gewesen, war mit dem Erreichten stets zufrieden und realisierte, dass es eben irgendwann vorbei sei, begründete er seine Entscheidung, dem Fußball den Rücken zu kehren.

Seit dem Ende seiner aktiven Spieler-Karriere zieren 464 Pflichtspiele seine Vita, 351 davon in der Fußball-Bundesliga. Dabei trug er in 197 Partien das Trikot des FCK, für den er insgesamt 232 Pfichtspiele absolvierte. In 154 Spielen lief er mit der Raute des Hamburger Traditionsclubs auf der Brust in der Beletage des deutschen Fußballs auf. Außerdem absolvierte Jürgen Groh zwei A-Länderspiele, neun B-Länderspiele und 14 Spiele für die Olympia-Auswahlmannschaft. Sein erstes A-Länderspiel bestritt er übrigens am 26. Mai 1979 beim 3:1 im Spiel gegen Island, bei dem er auch in der Startaufstellung stand. Dieses Testspiel war für vier Jahre sein letztes Länderspiel. Durch seine Leistungen beim Hamburger SV bot er sich erneut Bundestrainer Jupp Derwall an und so kam er am 7. September 1983 gegen Ungarn zu seinem zweiten und letzten A-Länderspiel. Die Partie endete 1:1.

Auch wenn er die Fußballschuhe längst an den Nagel gehängt hat, verfolgt er das Geschehen rund um seine Ex-Vereine natürlich auch heute noch. Mit Herzblut vor allem den FCK, bei dem er sich nach eigenem Bekunden immer sehr wohl gefühlt habe. Am heutigen 17. Juli feiert Jürgen Groh seinen 65. Geburtstag. Die FCK-Familie und das Museumsteam gratulieren ganz herzlich!

Dem Schatten des Vaters längst entrückt – Der ehemalige FCK-Profi Robin Koch wird am 17. Juli 2021 25 Jahre alt

Harry Koch genießt beim FCK bis heute hohes Ansehen! Aber auch Robin Koch, der älteste Sohn des legendären Publikumslieblings, hat beim FCK Spuren hinterlassen und steht unverrückbar in den Annalen des pfälzischen Traditionsclubs. Allerdings verlief seine Karriere diametral invers zu der seines Vaters Harry, der erst mit 25 Jahren Profi wurde, 1995 von Vestenbergsgreuth zum Betzenberg wechselte und immerhin 187 Bundesligaspiele für die Roten Teufel absolvierte. Sohn Robin begann beim FCK mit dem Fußballspielen und hat längst auch die internationale Bühne betreten. Am heutigen 17. Juli wird er 25 Jahre alt. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam blickt auf seine Zeit beim FCK zurück.

Robin Koch wurde in Kaiserslautern geboren, noch während der aktiven Zeit seines Vaters beim FCK. Im zarten Alter von fünf Jahren begann er am Betzenberg bei den „Bambinis“ mit dem Kicken. Mit dem Umzug seiner Familie nach Dörbach in der Südeifel im Landkreis Bernkastel-Wittlich schloss er sich als Siebenjähriger dem SV Dörbach an. 2009 wechselte er zum SV Eintracht Trier, wo er im defensiven Mittelfeld zum gestandenen Fußballer heranreifte. In der Saison 2014/15 rückte er nach Abschluss seiner Ausbildung zum Industriekaufmann in den Kader der zweiten Herrenmannschaft der Trierer auf, die in der Rheinlandliga antrat. Nach der Saison wechselte Robin Koch zurück nach Kaiserslautern. Dort spielte er für die zweite Mannschaft des FCK, in der Regionalliga Südwest, und wurde regelmäßig auf beiden defensiven Außenbahnen eingesetzt. Im September 2016 erhielt er folgerichtig einen bis Juni 2019 gültigen Profivertrag und rückte zum 8. Spieltag in den Zweitligakader der ersten Mannschaft auf. Dort besetzte der mittlerweile 20-Jährige die Planstelle des gewechselten Sascha Mockenhaupt, setzte sich gegen Stipe Vučur durch und spielte mit seinen wechselnden Partnern Ewerton und Tim Heubach hinter dem Sechser Patrick Ziegler. Nach einer Verletzung Zieglers rückte Robin Koch ab März 2017 für den Rest der Spielzeit auf dessen Position vor.

Im August 2017 wechselte Robin Koch als Nachfolger von Marc Torrejón für eine Ablöse von etwa 3,5 Millionen Euro zum Bundesligisten SC Freiburg und avancierte damit zum zweitteuersten Abgang des FCK nach Miroslav Klose. Bis dahin hatte er 28 Pflichtspiele für den 1. FC Kaiserslautern absolviert, davon 27 in der zweiten Bundesliga. In insgesamt 27 Spielen in der Regionalliga Südwest trug er als Teil der zweiten FCK-Mannschaft das Trikot der Roten Teufel. Sein Bundesligadebüt gab er dann beim SC Freiburg beim 1:1 gegen Hertha BSC am 9. Spieltag im Oktober 2017, als er in der 85. Spielminute für Philipp Lienhart eingewechselt wurde. Nach einer Serie von acht sieglosen Partien befand sich die Mannschaft im Frühjahr im Abstiegskampf und konnte den Gang in die zweite Liga nicht mehr verhindern. Trotz allem soll wenig später ein Angebot des FC Sevilla beim SC Freiburg eingegangen sein, das Robin Koch jedoch ablehnte, wohl auf den Rat seines Vaters Harry und auch aufgrund seiner bisherigen positiven Entwicklung unter seinem Cheftrainer und Mentor Christian Streich. Die Fachpresse lobt bis heute sein Gespür für die Umschaltmomente sowie seine Stärken in der Spieleröffnung.

Im Sommer 2020 wechselte Robin Koch nach England zum Premier-League-Aufsteiger Leeds United, wo er einen bis Juni 2024 gültigen Vertrag unterschrieben hat. Victor Orta, Sportdirektor und Chefscout des Vereins, hatte ihn bereits während seiner Zeit in Kaiserslautern beobachtet und ihn im Januar 2020 erstmals direkt kontaktiert. Auf internationaler Bühne erschien der Koch-Sprössling allerdings schon 2018, als er am 12. Oktober mit der deutschen U21-Nationalmannschaft gegen Norwegen spielte und somit erstmals für ein deutsches Nationalteam auflief. Er wurde in der 73. Minute für Eduard Löwen eingewechselt. Bei der EM 2019, bei der Deutschland bis ins Endspiel vordrang, spielte der Defensiv-Allrounder aber lediglich acht Minuten lang. Am 7. Oktober 2019 wurde Robin Koch von Bundestrainer Joachim Löw für das Testspiel gegen die argentinische Nationalmannschaft und für das EM-Qualifikationsspiel gegen Estland erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert. Im Spiel gegen Argentinien gab er einen Tag später in Dortmund sein Debüt und spielte durch. Die Partie endete 2:2. Auch an der erfolgreichen Qualifikation zur Europameisterschaft 2021 wirkte der ehemalige FCK-Akteur als Teil einer Dreierkette neben Antonio Rüdiger und Emre Can in einer Partie aktiv mit. Das Ende der paneuropäischen Spiele, die aufgrund der Corona-Pandemie erst 2021 ausgespielt wurde, ist mit dem bitteren Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft gegen England noch allen in bester Erinnerung.

Robin Koch feiert am 17. Juli 2021 seinen 25. Geburtstag. Wir wünschen ihm zum Vierteljahrhundert-Jubiläum sowie für den weiteren Verlauf seiner noch jungen Karriere alles Gute und hoffen natürlich alle, dass es irgendwann einmal eine Rückkehr zum Betzenberg gibt.

Flucht, Hoffnung und Verhängnis: DDR-Nationalspieler Lutz Eigendorf wäre heute 65 Jahre alt

Der frühere FCK-Profi Lutz Eigendorf wäre am Freitag, 16. Juli 2021, 65 Jahre alt geworden. Auch 38 Jahre nach seinem Tod steht sein Name noch für viel Ungewisses. Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnert sich an den DDR-Nationalspieler, seine Flucht in den Westen und seinen ungeklärten Tod.

Er gehörte zu den ganz großen Talenten des Fußballs in der DDR, der am 16. Juli 1956 in Brandenburg an der Havel geborene Lutz Eigendorf. Mit dem Fußballspielen begann er im Alter von acht Jahren bei der BSG Motor in seiner Heimatstadt, besuchte von 1970 bis 1973 die Kinder- und Jugendsportschule Berlin und wurde in die Nachwuchsabteilung des DDR-Spitzenclubs BFC Dynamo Berlin aufgenommen. Eigendorf durchlief die für die DDR-Jugend üblichen Organisationen, versah seinen Zivildienst bei der VoPo und leistete seinen Wehrdienst bei einem Wachregiment. Zwischen 1973 und 1975 hatte er seiner Altersklasse entsprechend erste internationale Auftritte in den DDR-Juniorennationalmannschaften.

Ab 1974 wurde er als hochkarätiger Nachwuchsspieler in der ersten Mannschaft des BFC Dynamo eingesetzt. Der antrittsschnelle, zweikampfstarke und technisch versierte Eigendorf bestritt bis zum März 1979 nicht weniger als 100 Oberligabegegnungen für den Berliner Vorzeigeclub, 1978 wurde er in die DDR-Auswahlmannschaft berufen, mit der er binnen eines Jahres sechs Länderspiele absolvierte.

Lutz Eigendorf galt als „politisch zuverlässig“, er konnte – wie auch andere DDR-Spitzensportler – gewisse Privilegien genießen; er gründete mit seiner Gabriele eine Familie und wurde Vater.

Doch Eigendorf hatte Träume und Wünsche, von denen in seinem Umfeld niemand etwas ahnte. Er sehnte sich nach einem Leben und einer Karriere im Westen. Der Gedanke, dem Überwachungs- und Drangsalierungsstaat DDR entfliehen zu können, nahm wohl in dem Momente konkrete Formen an, als Eigendorf von dem für den 20. März 1979 geplanten Freundschaftsspiel seines BFC Dynamo im Westen – in Kaiserslautern! – erfuhr. Er wollte die Gelegenheit nutzen, seiner Heimat den Rücken zu kehren. Ehefrau und Tochter würde er zu einem späteren Zeitpunkt nachholen – ein naiver Gedanke!

Der BFC Dynamo Berlin gastierte also am 20. März 1979 auf dem Betzenberg.

Tags darauf traten die Berliner per Omnibus die Rückreise an. Dabei legte man in Gießen noch eine Pause ein. Lutz Eigendorf nutzte diese einzigartige Chance und bestieg in einem günstigen Moment ein Taxi und ließ sich nach Kaiserslautern fahren. Er kannte niemanden in der fremden Stadt, aber er hatte das Glück, beim damaligen Geschäftsführer des FCK abgesetzt zu werden, bei Norbert Thines.

Thines war sich der ganz besonderen Brisanz dieses Vorganges durchaus bewusst und zeigte sich als hervorragender Krisenmanager, der alles tat, um den knapp 23-jährigen Flüchtling zu schützen und vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Während die Presse im Westen mit großen Schlagzeilen von der „Flucht des Beckenbauers der DDR“ berichtete, hielt man in der DDR den Ball flach. In einem kleinen Artikel erfuhren die Fußballfreunde jenseits von Mauer und Stacheldraht lediglich, dass ein BFC-Spieler bei einem Gastspiel im Westen für Geld angelockt und zur Republikflucht veranlasst wurde.

Der 1. FC Kaiserslautern bot den Ostberlinern eine Ablösesumme von 100.000 DM an, was von Dynamo selbstverständlich abgelehnt wurde. Eigendorf wurde von der FIFA für ein Jahr gesperrt. Er arbeitete in dieser Zeit als Aushilfe auf der Geschäftsstelle des FCK, erwarb den B-Trainerschein und trainierte die B-Jugendmannschaft des FCK. Manche Spieler dieses Teams rühmen heute noch Lutz Eigendorf als einen der besten Trainer, den sie je erlebten.

Im Frühjahr 1980 erhielt Eigendorf endlich die ersehnte Spielberechtigung.

Er fügte sich fast nahtlos in die mit Spielern wie Briegel, Funkel, Geye, Melzer, Neues und Hellström stark besetzte Mannschaft. Lutz absolvierte 53 Bundesliga-, vier Pokal- und zehn UEFA-Cup-Begegnungen für den FCK.

Doch die Freude war nicht ungetrübt. Innenminister und Stasi-Chef Erich Mielke hatte die Schmach, von einem seiner Lieblingsspieler hintergangen worden zu sein, nicht verwunden. Er setzte seinen Stasi-Spitzelapparat sowohl gegen Lutz Eigendorf als auch gegen dessen Eltern und Ehefrau in Szene. Die Stasi-Organisation „Horch und Guck“ verfügte auch im Westen über zahlreiche Agenten, die jeden Schritt und jedes Wort beobachteten und dokumentierten. Aber auch Eltern und Ehefrau im Osten wurden rund um die Uhr bespitzelt. Kritische Äußerungen Eigendorfs in einem TV-Interview über die mangelnde Freizügigkeit im Osten wurden von der SED-Führung in diesem Zusammenhang sehr negativ vermerkt.

Besonders niederträchtig war der Einsatz eines „Romeo“-Agenten gegen die Ehefrau von Lutz Eigendorf, der dazu führte, dass Gabriele Eigendorf einer Schnellscheidung von dem „Verräter“ zustimmte. Dieser Agent hat sie später sogar geheiratet.

Lutz Eigendorf schien zu spüren, dass er ununterbrochen observiert wird. Obwohl er inzwischen wieder geheiratet hatte, fühlte er sich nicht glücklich. Den FCK-Verantwortlichen und Trainer Kalli Feldkamp schien ein Ortswechsel für Lutz eine gute Lösung und so ließ er sich von Eintracht Braunschweig unter Vertrag nehmen.

Ihm waren jedoch nur wenige Einsätze an seiner neuen Wirkungsstätte in Niedersachsen vergönnt.

Am 5. März 1983 erfuhr die Öffentlichkeit von einem Autounfall, bei dem sich Lutz Eigendorf schwerste Verletzungen zugezogen hatte. Zwei Tage später folgte die Nachricht vom Tod des knapp 27-jährigen Ex-DDR-Nationalspielers. Es wurde Alkohol in seinem Blut festgestellt, aber bald flammten auch Vermutungen auf, er sei von Stasi-Agenten betäubt und durch Injektionen alkoholisiert worden. Neue Nahrung erhielten die Gerüchte um eine Verstrickung der Stasi in den Tod von Lutz Eigendorf nach der Wende, als in den Spitzel-Unterlagen belastende Anmerkungen und Zitate gefunden wurden.

Da war vom „Verblitzen“, also vom absichtlichen Blenden des Autofahrers die Rede und im Raum stand auch die unmissverständliche Aussage, dass ein Verräter liquidiert werden müsse.

Aber all diese Hinweise führten zu keiner eindeutigen Schuldzuweisung; die Staatsanwaltschaft hat die Akte Eigendorf vor einigen Jahren geschlossen.

Lutz Eigendorf fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hauptfriedhof in Kaiserslautern. Er gehörte keiner Kirche an, aber Ex-FCK-Präsident und Pfarrer Udo Sopp bereitete ihm, „dem Suchenden“, dennoch eine würdige Bestattung.

Alle Anhänger des 1. FC Kaiserslautern gedenken an Eigendorfs 65. Geburtstag eines hervorragenden Fußballspielers, in dessen Leben und Schicksal sich die Geschichte der beiden deutschen Staaten auf besonders unheilvolle Weise gespiegelt hat.

Fußballfachmann und sympathischer Spitzbub – Alles Gute zum 45. Geburtstag, Thomas Riedl

Am Freitag, 18. Juni 2021, wird Thomas Riedl 45 Jahre alt. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam blickt auf die Karriere des FCK-Eigengewächs zurück, das mit den Roten Teufeln unter anderem den Pokalsieg 1996 und die Deutsche Meisterschaft 1998 feiern konnte.

Als Thomas Riedl 1987 zur FCK-Jugend kam, brachte er mit seinem Familiennamen einen gewichtigen Rucksack mit. Immerhin hatte sein Vater „Hannes“ Riedl, der zwischen 1974 und 1981 stolze 251 Bundesligaspiele für den FCK absolviert hatte und mit den Roten Teufeln zweimal im DFB-Pokalfinale stand, am Betzenberg Kultstatus. Doch die Fußstapfen seines Vaters sollten für die Entwicklung des smarten jungen Kickers nicht hinderlich sein. Bis 1999 blieb Thomas Riedl beim FCK, ehe er für zwei Spielzeiten zum TSV 1860 München wechselte, um dann 2001 zum Betzenberg zurückzukehren, wo er sich noch einmal fünf Jahre lang in die Herzen der Fans spielte. Heute ist er unter anderem als Talentförderer im nahegelegenen Alsenborn tätig. Thomas Riedl feiert am 18. Juni 2021 seinen 45. Geburtstag.

Im heimischen Otterbach begann er als sechsjähriger Knirps beim dortigen FC Phönix 1913 damit, dem Ball nachzujagen, ehe er dann 1987 zum Betzenberg kam. Er durchlief die Jugendmannschaften des FCK und erhielt mit Beginn der Saison 1994/95 einen Profivertrag. Doch es sollte über ein Jahr dauern, ehe er sein Profi-Debüt gab. Das erfolgte am 18. November 1996 vor heimischem Publikum, als er beim 0:0 gegen den TSV 1860 München in der Startelf stand. Am Ende der denkwürdigen Saison 1995/96 stieg der FCK erstmals aus der Bundesliga ab. In der ersten Zweitligasaison des Vereins kam Thomas Riedl 23-mal zum Einsatz, erzielte dabei fünf Tore und stieg mit dem FCK am Ende souverän auf. In der darauffolgenden Saison 1997/98 dann die märchenhafte Sensation. Der FCK wurde als Aufsteiger Deutscher Meister. Thomas Riedl trug in der Meistersaison nur sechsmal das Trikot der Roten Teufel, erzielte ein Tor. Im Sommer 1999 wechselte er dann zu den Münchner Löwen, wo er sich in einem ganz besonderen Spiel auch in der blau-weißen Fangemeinde Legendenstatus erarbeitete. Am 27. November 1999 erzielte er im Derby gegen den FC Bayern München durch einen sehenswerten Weitschuss in der 85. Spielminute den 1:0-Siegtreffer. Damit schafften die Sechziger den ersten Derbysieg seit 22 Jahren.

Im Sommer 2001 kehrte Thomas Riedl zum FCK zurück und blieb fünf weiter Jahre am Betzenberg. In der Saison 2005/06 verlor er seinen Stammplatz. Sein Kontrakt sollte zum Saisonende nicht mehr verlängert werden. Der FCK stieg am Ende der Spielzeit ab. Thomas Riedl ging nach Österreich und unterschrieb beim als FC Superfund auftretenden ASKÖ Pasching in der österreichischen Bundesliga. Im Sommer 2010 kehrte er nach Deutschland zurück und unterschrieb einen Vertrag beim Regionalligisten Eintracht Trier. Im Januar 2011 wechselte er zum Südwest-Oberligisten SC Idar-Oberstein, mit dem er am Saisonende Meister wurde. Zur Saison 2011/2012 wechselte er zum FK Pirmasens und beendete dort nach der Saison seine aktive Karriere. Für den FCK absolvierte Thomas Riedl 209 Pflichtspiele, davon 156 in der Bundesliga.

Ein Jahr später begann er eine Karriere als Trainer beim SC 07 Idar-Oberstein in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, an der Seite von Olaf Marschall. In der ersten Spielzeit verpasste seine Mannschaft knapp den Aufstieg und erreichte den 6. Platz in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Nach einer schwachen Anfangsphase der Saison 2014/15 musste er seinen Platz räumen. Fußball war für Thomas Riedl nach seiner Profikarriere nicht alles. Er war stets darauf bedacht, auch auf ein solides Standbein außerhalb des grünen Rasens setzen zu können. Er absolvierte ein Studium in Sportmanagement und BWL und schloss vor ein paar Jahren die IHK-Prüfung als Versicherungsfachmann ab.

Dem Fußballsport, in dem er als aktiver Kicker in seiner gesamten Karriere beeindruckende 435 Pflichtspiele absolvierte, bleibt er auch weiterhin verbunden. In Alsenborn, einem Ort mit großer Fußballtradition. Dort haben vor acht Jahren der SV Alsenborn, die SpVgg NMB Mehlingen und der FC Eiche Sippersfeld den Junioren-Förderverein Nord-West-Pfalz gegründet. In enger Verzahnung mit der Fußballschule des ehemaligen FCK-Profis Axel Roos sollen dort Talente der beteiligten Vereine ausgebildet werden und auf eine Laufbahn als Fußballer vorbereitet werden. Sportlich, aber auch menschlich. Denn der JFV, der sich selbst den Namen „Fritz-Walter-Jugend“ verliehen hat, sieht sich in der Tradition des FCK-Idols und Weltmeisters von 1954 und legt in der Ausbildung auch höchsten Wert auf die Vermittlung von Primärtugenden, die untrennbar mit dem Namen Fritz Walter verbunden sind. Hier bringt Thomas Riedl seit sechs Jahren sein Können und sein Wissen mit ein. Am heutigen 18. Juni feiert der einstige Mittelfeldmann mit dem spitzbübischen Grinsen, mit dem er auch heute noch jeden einfangen kann, seinen 45. Geburtstag. Auch das Museumsteam gratuliert auf das Herzlichste.

Ein leuchtendes Vorbild – heute mehr denn je: Zum 19. Todestag von Fritz Walter

Neunzehn Jahre ist es her, dass sich die Nachricht von Fritz Walters Tod verbreitete. Am 17. Juni 2002 verstarb der Weltmeister und Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft in seinem Haus in Enkenbach-Alsenborn. Ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau Italia Walter, mit der er 53 Jahre lang eine glückliche Ehe führte. Matthias Gehring und Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnern an den größten deutschen Fußballer aller Zeiten.Am 31. Oktober des vergangenen Jahres wäre Fritz Walter 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass waren auch die Vorbereitungen und Arbeiten zur Sonderausstellung „Das Wunder von Kaiserslautern. Fritz Walter zum 100. Geburtstag“ abgeschlossen. Eine Ausstellung, die im FCK-Museum und im Stadtmuseum Kaiserslautern (Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof) das Leben des populären Lauterer Sohnes abbildet und die wegen der Corona-Pandemie der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich gemacht werden konnte. Doch in wenigen Wochen dürfen sich die FCK-Fans darauf freuen, das nachholen zu können, was im letzten Viertel des Jahres 2020 nicht mehr möglich war.

Fritz Walters Kindheit und Jugend waren gekennzeichnet von den wirtschaftlichen Nöten in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Sein überragendes Talent und die Liebe zum Fußballsport entfalteten sich beim Straßenfußball, wo beim „Kanälchers“ seine jüngeren Brüder Ludwig und Ottmar sowie einige Buben aus dem Umfeld der Uhlandstraße einfachsten selbstgefertigten Bällen hinterherjagten. Den Vereinssport begann Fritz Walter beim FV Kaiserslautern, der 1931 in „1. FC Kaiserslautern“ umbenannt wurde. Die Vereinsverantwortlichen erkannten sehr bald seine außerordentlichen Talente. Bereits 1934 nahm die Presse erstmals Notiz von Fritz und kaum 18 Jahre alt, wurde er in der ersten Mannschaft des 1. FCK eingesetzt. Seine Torjägerqualitäten und seine Spielintelligenz führten bald zu einer Empfehlung an Reichstrainer Sepp Herberger. Es erfolgte die Einladung zu einem Lehrgang mit der Nationalmannschaft. Am 14. Juli 1940 konnte Fritz Walter in Frankfurt zu seinem ersten Länderspiel auflaufen und sich gleich mit drei Treffern in die Torjägerliste eintragen. Auf Anhieb war er Stammspieler der deutschen Nationalmannschaft geworden.

Inzwischen war der Zweite Weltkrieg in Europa ausgebrochen und auch Fritz Walter wurde zur Wehrmacht eingezogen. Er konnte zwar weiterhin für seinen FCK spielen, wurde dann aber nach Lothringen abkommandiert, wo er einige Zeit für Diedenhofen (Thionville) zum Einsatz kam. Einige Begegnungen bestritt er überdies mit der „Pariser Soldatenelf“. Gegen die Slowakei absolvierte Fritz Walter sein 24. und bedingt durch den Krieg vorerst letztes Länderspiel für Deutschland. Der Krieg war Fritz Walter zuwider. Seine Versetzung 1943 nach Italien, auf die Insel Sardinien, brachte ihm eine Infektion mit der tückischen Krankheit Malaria. Fortan machte ihm heißes Klima immer zu schaffen. Reichstrainer Sepp Herberger und der Jagdflieger und Geschwaderkommodore Hermann Graf setzten im Hintergrund die Versetzung Fritz Walters zur Luftwaffe und zur Einheit Grafs nach Ostfriesland durch. Ein Glücksfall für den talentierten Kicker, der so nach Deutschland zurückkehren und alsbald in der von Hermann Graf aufgestellten Soldatenmannschaft auch wieder Fußball spielen konnte.

Kurz vor Kriegsende ergab sich die Einheit von Oberst Graf den Amerikanern, wurde dann jedoch der Sowjetarmee ausgeliefert. So gelangte Fritz Walter in ein Gefangenenlager auf rumänischem Boden, Marmaros Sziget. Dort erlitt er einen erneuten Ausbruch der Malaria-Erkrankung. Wieder waren es glückliche Fügungen, die ihn im Lager mit seinem Bruder Ludwig zusammenführten und ihm durch den Fußball einen besonderen Status verschafften. Er durfte mit der Wachmannschaft des Lagers Fußball spielen und schließlich blieb ihm und Bruder Ludwig der Abtransport ins Innere Russlands oder nach Sibirien erspart. Mit dem Einverständnis des fußballbegeisterten Lagerkommandanten wurden sie einem Westtransport zugeordnet. Nach Westen, das bedeutete in die Heimat, nach Kaiserslautern!

Schon kurz nach seiner Rückkehr im Oktober 1945 begann Fritz Walter mit dem Aufbau einer neuen Mannschaft beim 1. FC Kaiserslautern. Er leitete persönlich das Training und wirkte überdies als Geschäftsführer seines Vereins. Die wichtigste und schwierigste Herausforderung in den bitterarmen Nachkriegsjahren war das Beschaffen von Nahrungsmitteln und Ausrüstungsgegenständen, um überhaupt Fußball spielen zu können. Legendär wurden die Spiele des FCK gegen Mannschaften aus dem ländlichen Umfeld der Stadt Kaiserslautern, die man „Kalorien-“ oder „Grumbeerspiele“ nannte. In dieser Zeit wuchs eine Mannschaft heran, die bald zu den besten in Deutschland zählen sollte und die unter dem Synonym „Walter-Mannschaft“ bis heute Legenden-Status innehat. Nicht nur bei FCK-Fans!

Unter Fritz Walters Führung stellten sich in den nachfolgenden „goldenen Jahren“ für den 1. FC Kaiserslautern jene Erfolge ein, die ihn zu den besten Vereinen Deutschlands werden ließen: Meisterschaften in der Französischen Besatzungszone, Südwestmeisterschaften, 1951 und 1953 Deutsche Meisterschaften, 1948, 1954 und 1955 Vizemeisterschaften – und vor allem die Berufung von fünf Spielern des FCK in die Nationalmannschaft (Fritz und Ottmar Walter, Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer und Horst Eckel) für das Weltmeisterschaftsturnier in der Schweiz 1954. Für Fritz Walter war der sensationelle Gewinn des Endspiels gegen die „Wundermannschaft“ aus Ungarn, das „Wunder von Bern“, der strahlende Höhepunkt seiner Laufbahn als Fußballspieler. Es folgte 1958 ein weiterer Einsatz bei der Weltmeisterschaft in Schweden, bei der aber eine schwere Verletzung im Halbfinale das Ende seiner internationalen Karriere bedeutete. Ein Jahr später zog sich Fritz Walter auch vom Spielbetrieb beim FCK zurück. Er wurde Repräsentant mehrerer Firmen und betrieb in Kaiserslautern zunächst einen Waschsalon und mit dem „Universum“ schließlich ein großes Kino. Als Berater des Dorfvereins SV Alsenborn geriet Fritz in den Sechzigerjahren beim „Wunder von Alsenborn“ noch einmal in die Schlagzeilen. Soziales Engagement bewies Fritz Walter mit seinem jahrelangen Einsatz für die Sepp-Herberger-Stiftung und mit seinem unermüdlichen Engagement für den Fußballernachwuchs, der ihm sehr am Herzen lag. Am 17. Juni 2002 ist Fritz Walter in seinem Haus in Alsenborn verstorben.

Überdauert haben nach dem Tod von Fritz Walter Werte, für die er selbst ein Leben lang eingetreten ist. Dazu gehören Heimatverbundenheit und Vereinstreue. Immerhin hat er nie für einen anderen Verein als den 1. FC Kaiserslautern spielen wollen. Auch nicht für unfassbar viel Geld. „Dehääm is dehääm“, pflegte er zu sagen. Der Name Fritz Walter steht aber auch unerschütterlich für Kameradschaftlichkeit, Fairness, Anstand, Respekt, Toleranz und Demut. Charakterzüge, die für ihn selbstverständlich waren. Vor allem aber zeichneten ihn menschliche Grundtugenden, wie sympathische Bescheidenheit und Natürlichkeit aus. Nur wenige Sportlerpersönlichkeiten sind so lange nach ihrem Tod derart nachhaltig im kollektiven Gedächtnis hängengeblieben, wie Fritz Walter. Seine außerordentliche Beliebtheit und Hochachtung, die ihm über seinen Tod im Jahre 2002 hinaus zuteil wird, liegt nicht nur in seinen großartigen sportlichen Erfolgen begründet. Sie ist in besonderem Maße dem Menschen geschuldet, der bis heute nichts von seiner Ausstrahlung verloren hat und dessen Werte, die ihn ein Leben lang geleitet haben, auch in unserer Gegenwart Gültigkeit besitzen. Wir tun gut daran, uns dies tagtäglich vor Augen zu halten und uns dessen nicht nur zu erinnern, sondern zumindest zu versuchen, es auch ein Stück weit zu leben.

Das ihm gewidmete Museum des 1. FC Kaiserslautern sieht es als seine vornehmste Aufgabe an, die Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Fußballspieler und Menschen wach zu halten und daran zu erinnern, was der Mensch Fritz Walter war, ist und bleibt. Ein leuchtendes Vorbild – heute mehr denn je! Gerade in einer Zeit, in der Umgangskultur oft völlig enthemmt wirkt, stehen wir in der Pflicht, die kostbaren Ideale und Werte Fritz Walters auch zukünftigen Generationen zu vermitteln. Auf dass sie wieder salonfähig werden. Fritz, wir werden Dich nie vergessen!

„Kleiner Bruder“, Torjäger, Weltmeister – in memoriam Ottmar Walter

Acht Jahre sind vergangen, seit uns am 16. Juni 2013 die Nachricht vom Tode Ottmar Walters ereilte. Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnert sich an diesem Tage an die FCK-Legende und den Weltmeister von 1954.

Bei den Anhängern des 1. FC Kaiserslautern ist die Erinnerung an den einstigen Mittelstürmer, Torjäger und Meisterspieler, den jüngeren Bruder des „großen Fritz“, überaus lebendig geblieben; unvergessen sind seine Tore, die dem FCK zu Meisterehren verhalfen sowie seine Sturmläufe und Treffer im Trikot der deutschen Nationalmannschaft — und vor allem natürlich sein schier unermüdlicher Einsatz im Endspiel um die Weltmeisterschaft 1954, als er mit seinem Bruder Fritz und drei weiteren Kameraden vom Betzenberg das „Wunder von Bern“ perfekt machen konnte.

Ottmar wurde am 6. März 1924 als Jüngster der drei Walter-Buben in Kaiserslautern geboren. Bereits im Vorschulalter war zu beobachten, wie er unverdrossen mit seinen großen Brüdern Fritz und Ludwig und Freunden aus der Nachbarschaft in der Uhlandstraße „Kanälches“ spielte und dabei ein Gummibällchen, einen zusammengewickelten Stoffklumpen oder eine leere Konservendose in die Öffnung eines Gullys zu befördern versuchte. Wie seine Brüder gelangte auch er mit acht Jahren in die Schülermannschaft des FCK.

Zunächst stand er im Schatten seines ältesten Bruders Fritz, dessen Ausnahmetalent früh erkannt wurde und ihn bereits mit 17 Jahren in die erste Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern katapultierte und ihm erste Berufungen in Auswahlmannschaften einbrachte. Auch Reichstrainer Sepp Herberger überzeugte sich vom großen Können des jungen Fritz Walter, berief ihn zu Lehrgängen und setzte ihn im Juni 1940 erstmals als Nationalspieler in einem Länderspiel ein.

Der zu diesem Zeitpunkt sechzehnjährige Ottmar träumte zwar davon, Rennfahrer zu werden, beschäftigte sich gerne mit Motoren und absolvierte schließlich eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker. Aber er spielte auch gerne und sehr gut Fußball – und das Vorbild seines Bruders Fritz reizte seinen Ehrgeiz. Vollmundig verkündete er, eines Tages auch Nationalspieler zu werden. Das wiederum traute Vater Ludwig seinem „steifen Jockel“ nicht zu und es wurde schließlich sogar um ein Fass Bier gewettet, ob Ottmar je das Trikot der Nationalmannschaft tragen würde oder nicht. Immerhin absolvierte der gerade 17 Jahre alt gewordene Ottmar am 9. März 1941 sein erstes Spiel in der Ligamannschaft seines FCK und während der nachfolgenden Saison 1941/42 brachte er es in 17 Einsätzen auf 15 Torerfolge in der 1. Liga des Gaues Westmark.

Das sportliche Geschehen wurde jedoch überschattet von dem seit 1939 tobenden Zweiten Weltkrieg – und nach Fritz, der 1940 zur Wehrmacht einrücken musste, ereilte nun auch Ottmar der unheilvolle ‘Ruf zu den Waffen’. Ottmar Walter entschied sich für den Dienst bei der Marine.

Nach Einsätzen an Marinestützpunkten im besetzten Frankreich und in den Niederlanden gelangte Ottmar nach Kiel. Dort konnte er als wertvoller Gastspieler bei den „Störchen“ von Holstein Kiel Fußball spielen und mit seiner Mannschaft sogar in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft vordringen. Bis heute ist der torgefährliche Stürmer aus Kaiserslautern in Kiel nicht vergessen. In dieser Zeit wurde auch Reichstrainer Sepp Herberger auf den Bruder von Fritz, der bis zur kriegsbedingten Einstellung der Länderspiele im Herbst 1942 bereits 24-mal international gespielt hatte, aufmerksam und er sah ihn für die Zeit nach dem Krieg für die Nationalmannschaft vor. Nach Ottmars Versetzung nach Cuxhaven folgte dort sein nächstes fußballerisches Gastspiel.

Eine dramatische Wende nahm sein Leben im Sommer 1944, als er mit seinem Minensuchboot zu einem Einsatz im English Channel kommandiert wurde. Seit der Invasion besaßen allerdings die Alliierten die Oberhand zu Wasser und in der Luft und sein Schiff wurde von US-amerikanischen Seestreitkräften beschossen und versenkt. Von den 130 an Bord befindlichen Marinesoldaten konnten nur zwölf gerettet werden – darunter Ottmar Walter.

Bei dem Gefecht hatte Ottmar jedoch schwere Verletzungen erlitten; Splitter waren in seine Schulter und in sein Knie eingedrungen und es schien zunächst so, als könne er nie mehr richtig laufen und natürlich auch keinen Fußball mehr spielen. In der Gefangenschaft auf englischem Boden vermochte ein geschickter Chirurg die Splitter aus Ottmars Knie zu entfernen und somit das Bein zu retten. Mit anstrengenden und schmerzhaften Übungen schaffte er es unter großer Willensstärke, das Bein beweglich zu halten und auch wieder beim Fußballsport zu belasten.

Im Spätsommer 1946 wurde Ottmar Walter aus der Gefangenschaft entlassen und kehrte nach Kaiserslautern zurück. Dort war man glücklich, den Stürmer in der inzwischen von Spielertrainer Fritz neu formierten Mannschaft des FCK einsetzen zu können.

Die „Walter-Mannschaft“ machte nachhaltig von sich reden, sie wurde wiederholt Meister der Französischen Zone und kämpfte sich 1948, als wieder ein Deutscher Meister ausgespielt wurde, in das Endspiel vor. Diese Begegnung ging im August 1948 in Köln gegen den 1. FC Nürnberg zwar mit 1:2 verloren, doch der FCK galt nun als eine deutsche Spitzenmannschaft.

1950 endete die durch Krieg und Nachkriegszeit verursachte Isolation des deutschen Fußballsports und in Stuttgart kam es zum ersten Länderspiel in der Geschichte der jungen Bundesrepublik Deutschland. Gegner war die Schweiz. Fritz Walter konnte bei dieser Begegnung wegen einer Verletzung nicht auflaufen, doch Trainer Herberger vertraute dem jüngeren Bruder seines Spielmachers und ermöglichte ihm sein erstes Länderspiel. Ottmar erwies sich prompt als der auffälligste Spieler auf dem Rasen des Neckarsstadions und zeigte, dass er auch ohne seinen Bruder Fritz bestehen konnte.

Endgültig konnte Ottmar Walter seine Klasse unter Beweis stellen, als er – trotz vorangegangener Verletzungspause – das Endspiel 1951 gegen Preußen Münster mit zwei Toren zum 2:1-Sieg und zum Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft seines FCK entscheiden konnte.

Nach einem zweiten Meisterschaftstriumph mit dem FCK 1953 folgte ein Jahr später das Weltmeisterschaftsturnier 1954 in der Schweiz. Längst war Ottmar Stammspieler der Nationalmannschaft und er konnte mit vier Torerfolgen seinen Beitrag zum Einzug seiner Mannschaft in das Finale von Bern gegen die „Wundermannschaft“ aus Ungarn leisten. Die Torschützen in dem legendären Endspiel vom 4. Juli 1954 waren zwar Max Morlock und zwei Mal Helmut Rahn, doch Ottmar beschäftige die ungarische Abwehr ständig mit seinen Sturmläufen und seinem Rochieren auf die Flügel und hatte somit ebenfalls einen hohen Anteil an dem Erfolg.

Als Weltmeister kehrten Ottmar und sein Bruder Fritz Walter sowie Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer und Horst Eckel nach Kaiserslautern zurück. Als Familienvater hatte er zur Existenzsicherung zuvor, am 8. Dezember 1953, in seiner Heimatstadt eine Tankstelle mit KFZ-Service eröffnet. Sogar die Wochenschau „Welt im Bild“ berichtete von diesem Ereignis. das nun in den bundesdeutschen Kinos zu sehen war. In der Pfalz drückte man seine Dankbarkeit für den Torjäger mit dem Spruch aus: „Willst Du´s dem Ottmar Walter danken, dann musst Du fleißig bei ihm tanken.“

In den Jahren nach dem Triumph von Bern blieb Ottmar von Verletzungen nicht verschont; weitere Operationen an seinem lädierten Knie wurden notwendig und waren der Grund, weshalb er es bis 1956 nur auf 21 Einsätze in der Nationalmannschaft brachte. Mit dem FCK erreichte er 1956 und 1957 erneut die südwestdeutsche Meisterschaft, doch in der Saison 1958/59 folgte mit dem Rückzug von Fritz und Ottmar Walter das Ende der glanzvollen Ära der Walter-Mannschaft.

Die Bilanz von Ottmar Walter, dem „Sigismund“ oder „Ottes“, wie er auch genannt wurde, ist sensationell: In 279 Oberligaspielen erzielte er die stattliche Anzahl von 307 Toren. Rechnet man seine in den Endrunden-, Zonenmeisterschafts- und Pokalspielen erzielten Treffer hinzu, so stehen für ihn 389 Tore zu Buche, die er für seinen FCK erzielen konnte, womit er der Rekordtorjäger des Vereines ist.

Einen geschäftlichen und persönlichen Tiefpunkt Ende der Sechzigerjahre konnte er – auch mit dem Zuspruch Sepp Herbergers und seines Bruders Fritz – aus eigener Kraft überwinden. Er gab die Tankstelle auf und wirkte bis zum Erreichen der Pensionsgrenze als zuverlässiger und beliebter Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung Kaiserslautern.

Nach dem Tode von Fritz im Jahre 2002 übernahm er für den DFB Repräsentationsaufgaben und er war bei den Fernsehsendern wegen seiner stets freundlichen, bescheidenen und natürlichen Art ein kompetenter Interviewpartner.

Die letzte Phase seines Daseins erlebte er in einem Seniorenheim am Stadtpark von Kaiserslautern. Dort ist er am 16. Juni 2013 verstorben — von unzähligen Fußballfreunden in ganz Deutschland betrauert – aber bis zum heutigen Tag nicht vergessen.

In Dankbarkeit erinnern sich alle FCK-Fans am heutigen Tage des großen Torjägers und Meisterspieler Ottmar Walter.

Der Star war unumstritten die Mannschaft – Am 15. Juni 1991 gewann der FCK seinen dritten Meistertitel

30 Jahre ist es her, dass der 1. FC Kaiserslautern seinen dritte Deutsche Meisterschaft – nach den beiden Titeln der Walter-Elf 1951 und 1953 – gewinnen konnte. Matthias Gehring erinnert sich an eine herausragende Spielzeit in der langen Geschichte der Roten Teufel und das unvergessene Saisonfinale in Köln.

Es war ein überraschender und gleichzeitig ein überzeugender Triumph. Am 15. Juni 1991 wurde der 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal in seiner Geschichte Deutscher Meister! Nach 1951 und 1953, zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesliga. Mit einem furiosen 6:2 wurde am letzten Spieltag der Saison der 1. FC Köln im Müngersdorfer Stadion vor rund 40.000 mitgereisten Pfälzer Fans niedergerungen. Mit drei Punkten Vorsprung vor den Münchner Bayern konnte sich die Mannschaft von Trainerlegende Karl-Heinz Feldkamp und um Kapitän Stefan Kuntz nach einer souveränen Saison verdientermaßen den Titel sichern. Die legendäre Partie in Köln mit dem Gewinn der Meisterschale jährt sich nun zum 30. Mal.

Niemand hatte zum Beginn der Spielzeit 1990/91 den FCK auf dem Zettel! Die Roten Teufel hatten sich zwar zum Ende der vorangegangenen Spielzeit den DFB-Pokal geholt, dennoch hätte niemand dem FCK zugetraut, im Jahr darauf in der Bundesliga überhaupt oben mitspielen zu können, geschweige denn den Titel zu holen. Immerhin war die Mannschaft in der vorangegangenen Saison nur knapp dem Abstieg entronnen. Diese entscheidenden Wochen im Schlussspurt der Spielzeit 1989/90 sollten jedoch das Fundament für die beiden Titel zu Beginn der Neunziger sein. Unumstrittener Regisseur: Trainer Karl-Heinz Feldkamp, der im März 1990 von ägyptischen Hauptstadtclub Al Ahly Kairo zum Betzenberg kam. Er löste Gerd Roggensack ab, der nach dem 22. Spieltag und der bitteren 0:4-Niederlage beim SV Waldhof seinen Platz räumen musste. Der Ausgang ist bekannt, der FCK hielt die Klasse und schaffte es obendrein, als Außenseiter im DFB-Pokalfinale den Favoriten Werder Bremen mit 3:2 zu schlagen.

Die Erleichterung über den Klassenerhalt und die Pokaleuphorie bescherten der Mannschaft mit ihrem Trainer Karl-Heinz Feldkamp, dem Verein und den Fans ein Gefühl von Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die mit in die neue Spielzeit genommen wurden und sicher mit dazu beigetragen haben, dass sich der FCK eher unverkrampft den Weg zum Titel bahnte. Saisonziel sollte ein einstelliger Tabellenplatz sein, was durchaus realistisch erschien. Doch die meisten Fans hätten sich auch schon mit einer sorglosen Spielzeit ohne Abstiegsangst zufriedengegeben. Es sollte anders kommen.

Der sensationelle Erfolg beruhte vor allem auf einer Grundlage. Der Star war unumstritten die Mannschaft! Es ragte kein einziger Spieler von seinen fußballerischen Qualitäten überragend heraus. Jeder konnte jeden ersetzen, es wurde regelmäßig rotiert und die Anfangsformation geändert. Eigentlich spielte das Team zwei Systeme. Auswärts mit ruhigem und abgeklärtem Fußball und dann der Fußball vor heimischem Publikum. „Ball nach vorne und alle hinterher“, beschrieb Meister-Spieler Rainer Ernst einmal die Spiel-Philosophie im eigenen Stadion. Die Mannschaft überzeugte auch durch viele strategische Wechsel und durch ihre Variabilität. Kapitän Stefan Kuntz zum Beispiel spielte in dieser Saison von der Libero-Position bis zur Stürmer-Rolle eigentlich alles. „So hatten wir einige im Team, die Du überall hinstellen konntest. Das war unser großer Trumpf“, skizzierte auch schon Co-Trainer Rainer Hollmann die Erfolgsfaktoren zum dritten Meistertitel.

Nach einem guten Saisonstart mit zwei Auswärtssiegen in Hamburg (3:1) und Dortmund (2:0) sowie einem 1:1-Unentschieden im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, setzten sich die Roten Teufel jedoch schnell in der Spitzengruppe der Liga fest. Zur Winterpause lag der FCK noch auf Platz drei, zwei Punkte hinter Herbstmeister Werder Bremen, ein Punkt hinter den Zweitplatzierten Münchner Bayern. Doch nach dem 2:1 auf dem Betzenberg am 22. Spieltag gegen Titelfavorit Bayern München übernahm der FCK die Tabellenspitze und gab sie bis zum Saisonende nicht mehr her. Daran änderten auch unzählige Sticheleien aus der bayrischen Landeshauptstadt nichts, denen man eher mit Humor begegnete. Man erinnere sich nur an die T-Shirts mit dem Aufdruck “…lieber Betzenberg als Effenberg”. Ein Merchandise-Artikel, der seinerzeit reißenden Absatz erfuhr und nur eine von vielen sichtbaren Reaktionen auf die Giftpfeile waren, die in der Rückrunde von den Münchner Bayern geschossen wurden.

Im Fernduell mit den Münchner Bayern den Titel vor Augen, sollten aber vor allem die letzten drei Spieltage noch einmal eine Achterbahn der Gefühle werden. Am 32. Spieltag siegte der FCK auswärts mit 2:1, während die Münchner Bayern im Ruhrpott Federn ließen und bei der SG Wattenscheid 09 mit 2:3 unterlagen. Der Titel war zum Greifen nah und am 33. Spieltag hätte vor heimischem Publikum ein Remis gereicht, um sich die Schale zu sichern. Doch die Fohlen vom Niederrhein führten zur Pause schon mit 2:0 und bauten in der 82. Minute den Vorsprung gar noch aus. Erst in den letzten beiden Spielminuten verkürzten Markus Kranz und Bruno Labbadia noch einmal auf 2:3, doch mehr war an dem Tag nicht drin. Der FC Bayern München war nach einem 1:0-Auswärtserfolg beim 1. FC Nürnberg wieder auf Schlagdistanz. Es kam also zum Showdown am letzten Spieltag der Spielzeit 1990/91. Für den 1. FC Kaiserslautern hätte ein Punktgewinn in Köln gereicht, um den ersten Deutschen Meistertitel, seit den beiden bis dato größten Erfolgen der Vereinsgeschichte in den Jahren 1951 und 1953, in die Pfalz zu holen.

Es begann die größte „Völkerwanderung“ in der Geschichte des pfälzischen Traditionsvereins. Am 15. Juni 1991 traten unglaubliche 40.000 FCK-Fans den Weg nach Köln an. Ein Zuschauerrekord für die Ewigkeit! Die Kölner hatten vor dieser Begegnung eigentlich noch Chancen, sich für den UEFA-Cup zu qualifizieren. Doch der Club aus der Domstadt hatte versäumt, frühzeitig den Kartenverkauf zu reglementieren. Die einfallsreichen Fans der Roten Teufel ließen sich diesen Steilpass nicht entgehen und räumten den Karten-Markt derart ab, dass die lediglich 15.000 einheimischen FC-Fans sich einer unglaublichen Übermacht an FCK-Anhängern gegenüber sahen und im Verlaufe des Spiels weder akustisch noch optisch eine Chance hatten, dagegen anzukommen. Ein denkwürdiges FCK-Heimspiel in Müngersdorf! Ein erstes akustisches Opfer der Pfälzer Invasion war damals Weltmeister Pierre Littbarski. Vielleicht erinnern sich noch viele an die Szene, als das Kölner Idol zum Aufwärmen auf den Rasen trabte. Nach einem dezenten Gruß in Richtung seiner Südkurve schlug ihm aus dem kompletten Stadion-Oval – außer aus den Südkurvenblöcken – ein gellendes Pfeifkonzert entgegen, was ihn auch kurz innehalten ließ. Damit hatte er, damit hatte die Mannschaft der Kölner insgesamt nicht gerechnet. Das war mehr als ein Heimspiel für unseren FCK. Das war eine akustische und optische Demütigung der Heimmannschaft schon lange vor dem Anpfiff.

Aber auch die Mannschaft um Kapitän Stefan Kuntz hatte vor dem Anpfiff nicht die leisesten Zweifel, dass man an diesem Tag Geschichte schreiben würde. So offenbarte beispielsweise Tom Dooley schon vor Jahren einmal mit welch inbrünstiger Siegessicherheit er seinem damaligen Kontrahenten auf dem Platz begegnet war. Für den FCK-Defensivmann war klar, „wir werden dieses Match gewinnen, selbst wenn wir zu allerhärtesten Mitteln greifen müssen. Ich hab zu meinem Gegenspieler Littbarski gesagt, notfalls brech ich Dir die Beine!“

Der FCK übernahm vom Anpfiff weg das Kommando und ließ überhaupt keine Zweifel aufkommen, hier nur auf Remis spielen zu wollen, was zum Titel ja eigentlich gereicht hätte. Bereits nach fünf Minuten erzielte der junge Marco Haber mit einem Fernschuss die 1:0-Führung für den FCK. Weltmeister Bodo Illgner im Kölner Gehäuse war dabei chancenlos. Als der 1. FC Köln noch an diesem frühen Gegentreffer knabberte, legte eben jener Bernhard Winkler, den Kalli Feldkamp überraschenderweise für Bruno Labbadia von Anfang an spielen ließ, in der 14. Spielminute schon zum 2:0 nach. Die Fangemeinde des FCK war völlig aus dem Häuschen. Die Mannschaft trug dazu bei, dass die Feierstimmung bis zum Schlusspfiff anhielt und natürlich darüber hinaus. Der FC verkürzte zwar nach einer halben Stunde durch einen Elfmeter von Frank Ordenewitz noch zum 1:2, doch bis zur Pause stand es bereits 4:1 durch einen Doppelschlag von Bernhard Winkler und Tom Dooley unmittelbar vor der Pause. Die FCK-Fans befanden sich nun bereits in einem regelrechten Siegesrausch und feierten auch die ganze Pause hindurch weiter. Da sollte doch nun wirklich nichts mehr schief gehen, zumal die Gastgeber nach einem frühen Platzverweis in der 30. Minute gegen den heutigen Bayern- und künftigen Bundestrainer Hans-Dieter Flick nur noch zehn Mann auf dem Platz hatten.

Kurz nach dem Wechsel verkürzte dennoch Frank Greiner, der später selbst zum FCK wechseln sollte, noch auf 2:4, der Sieg der Pfälzer geriet aber nicht mehr in Gefahr. Marco Haber und Markus Schupp erhöhten in der Endphase der Begegnung auf 6:2 für den 1. FC Kaiserslautern. Die Kölner leisteten zu diesem Zeitpunkt schon längst keine wirkliche Gegenwehr mehr. Nun stürmten aber bereits, obwohl das Spiel noch lief, mehrere Tausend Gästefans den Innenraum des Stadions und formierten sich rund um die Spielfläche, sodass sogar kurzfristig ein Abbruch dieser Begegnung drohte. Aber Schiedsrichter Manfred Harder behielt die Nerven und brachte die letzten Minuten noch regulär über die Bühne. Nach dem Abpfiff kannte der Jubel der Roten Teufel dann endgültig keine Grenzen mehr. Mannschaft und Fans des 1. FC Kaiserslautern feierten lautstark und ausgelassen diese als sensationell zu bezeichnende dritte Deutsche Meisterschaft des FCK – in der Domstadt am Rhein, in der pfälzischen Heimat und überall dort, wo FCK-Fans die Farben ihres Herzensvereins auch in der Ferne vertreten.

Die Mannschaft trat nach dem Triumph in Köln die Rückfahrt mit einem Schiff auf dem Rhein an. Damit ging es bis Koblenz, wo man erst am frühen Morgen ankam. Das Sportstudio wurde von Bord gesendet. Auch der am 7. Juni 2021 verstorbene Norbert Thines, der vor allem auf der Rückreise das „Gute-Laune-Zepter“ schwang und zum Feierbiest avancierte, hat häufiger amüsante Details zum Besten gegeben. „Do war ich ganz vorne an de Spitz vun dem Schiff geschdann. Da kam ein Polizeiboot und die haben mir zugerufen, Sie sind ja lebensmüde, gehen Sie da weg! Do hab ich zurückgeruf, des geht net, ich bin doch besoff!“ In Kaiserslautern bereiteten die Massen der Mannschaft einen triumphalen Empfang, Fritz Walter gratulierte persönlich und strahlte vor Stolz. Ein rauschendes Fest mit hunderttausend Gästen begann. Die Party in Kaiserslautern dauerte lange an und unzählige Fans berichten heute noch, dass man eigentlich über Tage aus dem Feiern nicht mehr rausgekommen war. Ach, was war das schön!

Abschied von einem guten Freund – Erinnerungen an den FCK-Ehrenpräsidenten Norbert Thines

Am Montag, 7. Juni 2021, verstarb FCK-Ehrenpräsident Norbert Thines im Alter von 80 Jahren. Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnert sich in seinem Nachruf an einen ganz besonderen Menschen.

Wohl selten hat in der Geschichte deutscher Fußballvereine ein Funktionär eine derart nachhaltige Wirkung verursacht, wie Norbert Thines vom 1. FC Kaiserslautern.

Der Grund für seine außerordentliche Popularität ist indes nicht nur in den sportlichen Erfolgen zu sehen, die während seiner Amtszeit erzielt werden konnten, er ist vielmehr im Wesen, in der bemerkenswerten Persönlichkeit des gebürtigen Kaiserslauterers zu suchen.

Norbert Thines wirkte von 1977 bis 1984 als Geschäftsführer beim 1. FC Kaiserslautern, von 1985 bis 1988 war er Vizepräsident, ehe er von 1988 bis 1996 als Präsident die Geschicke des Vereins lenkte. Thines hatte die Gabe, offen und vorurteilsfrei auf Menschen zugehen zu können. Sein christlich bestimmtes Menschenbild, ein hohes Maß an Empathie sowie seine Herzlichkeit und sein Sinn für Humor prägten ihn in besonderem Maße. Seine Ziele und Vorstellungen versuchte er mit Überzeugungskraft und Energie zu verwirklichen; als pragmatischer Realist vermochte er aber auch Kompromissen zuzustimmen. Sein Handeln war stets von Verantwortungsbewusstsein und Menschlichkeit begleitet.

Er hat es verstanden, junge Menschen an den Verein zu binden. Schon in seiner Zeit als Geschäftsführer setzte er sich für die Gründung von Fanclubs in den verschiedenen Regionen des Einzugsgebietes des FCK ein. Er riet den jungen Fans, sich sozial zu engagieren: „Tut in Eurem Ort etwas Gutes, das bringt auch Eurem FCK Sympathien ein.“ Am Ende seiner Zeit als FCK-Präsident zählte der FCK sage und schreibe annähernd 400 Fanclubs weit über die Grenzen der Pfalz hinaus.

Norbert Thines hat nie gesagt: „Man müsste etwas tun“, voller Tatkraft hat er gehandelt und viele Dinge selbst angepackt. Er organisierte Arbeitseinsätze im Stadionbereich und als er bei Spielen des FCK in Osteuropa und auf dem Balkan in den Gastspielorten Mängel und Missstände beobachten konnte, war ihm klar, dass da mit relativ einfachen Mitteln geholfen werden kann. Er sammelte mit seinen Freunden Hilfsgüter, die nach und nach in mehreren Konvois nach Osteuropa transportiert wurden, wobei sich Norbert auch als LKW-Fahrer betätigte. Diese Aktionen brachten dem FCK vielerorts dankbare Freude ein und sind bis zum heutigen Tag nicht vergessen.

Vor seiner Zeit als FCK-Geschäftsführer hatte Thines sieben Jahre als Sekretär des Kolpingwerkes der Diözese Speyer gewirkt. Seine Erfahrungen aus diesem Lebensabschnitt haben ihn zusätzlich für die Nöte und Probleme seiner Mitmenschen sensibilisiert. Immer ruhte sein Augenmerk auch auf den sozial Schwachen und Behinderten und er hat nie gezögert, zu helfen, wenn ihm dies möglich gewesen ist. Vor den Spielen auf dem Betzenberg versäumte er nicht, die Rollstuhlfahrer zu begrüßen. Und in späteren Jahren besuchte er, so oft es seine Zeit erlaubte, die Heimspiele der „Rolling Devils“, der Rollstuhl-Basketballer, die damals sehr erfolgreich für den FCK aktiv waren.

Seine Amtszeit als Präsident des 1. FC Kaiserslautern war von glänzenden Erfolgen gekennzeichnet – 1990 und 1996 vom Gewinn des DFB-Pokals, 1991 von der sensationellen Deutschen Meisterschaft und 1994 von der Vizemeisterschaft. Doch auch mit Niederlagen musste sich Norbert Thines auseinandersetzen. Am Ende der Saison 1995/96 stand der erste Abstieg des FCK nach 33 Jahren Erstklassigkeit fest. Ein Tor, ein Punkt hatten dem FCK zum Klassenerhalt gefehlt – und Norbert Thines musste erfahren, wie nah im Sport „Hosianna“ und „Kreuziget ihn!“ beieinander liegen. Thines wurde mit ungerechten und beleidigenden Vorwürfen für den Abstieg verantwortlich gemacht und infolgedessen trat er von seinem Amt als Präsident zurück.

Doch das Leben hielt in der nachfolgenden Phase seines Lebens noch eine sehr wichtige Aufgabe für ihn parat. In der von der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ sowie der Kirchengemeinde St. Maria und der Gemeinde der Apostelkirche gegründeten Aktion „alt – arm – allein“, die bedürftigen Menschen in Kaiserslautern Hilfe bringen sollte, übernahm Norbert Thines in dem ihm eigenen Elan den Vorsitz.

Dank des rastlosen Engagements von Norbert Thines und seiner Helfer wurde „alt – arm – allein“ über die Jahre hinweg zu einer beispiellos erfolgreichen Spendenaktion, mit der unzähligen Menschen Hilfe zuteilwerden konnte.

Einige Jahre nach seinem Rücktritt als Präsident des 1. FC Kaiserslautern kam es zu einer Annäherung zwischen Norbert Thines und dem Verein. Die Wunden von 1996 heilten langsam und als 2003 die finanzielle Schieflage des FCK offenkundig wurde, gründete er gemeinsam mit den Weltmeistern Ottmar Walter und Horst Eckel die „Initiative Leidenschaft“, die den Verein wirtschaftlich und ideell unterstützen sollte.

Im Frühjahr 2009 formte Norbert Thines als Vordenker und Vorarbeiter mit einigen FCK-Enthusiasten und Fritz Walter-Verehrern die „Initiative Leidenschaft“ zu einem Förderverein zur Unterstützung des FCK beim Aufbau eines Museums, zur „Initiative Leidenschaft FCK Fritz-Walter-Museum Kaiserslautern“.

Ab 2010 nahm das Museumsprojekt nach der Umgestaltung des Obergeschosses der Osttribüne zur „Museumsebene“ Fahrt auf und nach und nach wurde die museale Ausstellung dank der Ideen der Kuratorin Astrid Wegner und der tatkräftigen, sachkundigen Unterstützung durch Norbert Thines und seine eifrigen, ehrenamtlichen Helfer zu einer wahren Schatztruhe für die große Historie des 1. FC Kaiserslautern. Nicht ohne Stolz konnte Norbert Thines an seinem 75. Geburtstag im August 2015 seinen zahlreichen Gästen die Museumsräume präsentieren. Kurz zuvor konnte mit der Restaurierung des FCK-Ehrenmales hinter der Osttribüne ein weiteres Herzensanliegen von Norbert verwirklicht werden.

Norbert Thines, der einige Zeit im Stadtrat von Kaiserslautern vertreten war und sich überdies in der Pfarrei der St. Marienkirche und der Kolpingfamilie Kaiserslautern aktiv betätigte, erhielt für sein beispielhaftes soziales Engagement und sein vielfältiges erfolgreiches Wirken in der Öffentlichkeit die ihm gebührende Anerkennung. Zu seinem 75. Geburtstag ernannte ihn der Stadtrat einstimmig zum Ehrenbürger von Kaiserslautern, nachdem er zuvor schon andere Auszeichnungen der Stadt, u.a. auch den Ehrenring, erhalten hatte. Er war außerdem Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz. Auch der 1. FC Kaiserslautern würdigte ihn auf vielfältige Weise: 2013 wurde ihm der Goldene Ehrenring überreicht und 2017 ernannte ihn der Verein zu seinem Ehrenpräsidenten. Zuvor schon hatte ihn die Museumsinitiative zu ihrem Ehenvorsitzenden erhoben.

Leider war es Norbert Thines nicht vergönnt, seinen Lebensabend mit seiner Frau Trixie, seinen Söhnen und Enkelkindern in Ruhe zu genießen. In der Adventszeit des Jahres 2018 besuchte er – schon von Krankheit gezeichnet – ein letztes Mal ein Heimspiel seines FCK auf dem Betzenberg. Ein undurchdringlicher Schleier des Vergessens hüllte ihn schließlich bis zu seinem Tode am 7. Juni 2021 ein.

Norbert Thines hat uns für immer verlassen – mit seinem herzlichen Wesen, seiner christlich geprägten Menschlichkeit, seinem nie erlahmenden sozialen Engagement, mit seiner Tatkraft und seinem Humor wird er in unseren Herzen weiterleben.

In Kaiserslautern und speziell auf dem Betzenberg sind wir unserem Freund Norbert Thines zu tiefem Dank verpflichtet.

Der erste Bundesliga-Torwart des FCK – Wolfgang Schnarr feiert seinen 80. Geburtstag

Wolfgang Schnarr stand beim ersten Bundesligaspiel des 1. FC Kaiserslautern zwischen den Pfosten, absolvierte insgesamt über 300 Pflichtspiele für die Roten Teufel. Zu seinem 80. Geburtstag am Mittwoch, 9. Juni 2021, blickt Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam auf die Karriere des Tormanns zurück.

Der FCK hatte in den zurückliegenden Jahrzehnten bei der Besetzung der Torwart-Position eher selten Sorgen. Das war auch in der Zeit schon so, als die Bundesliga laufen lernte. Seinerzeit hütete Wolfgang Schnarr für den FCK den Kasten. Auch als im August 1963 der erste Spieltag der neu gegründeten Fußball-Bundesliga angepfiffen wurde. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Wolfgang Schnarr, der 1959 zum FCK kam, bereits 109 Oberliga-Partien für den FCK absolviert. Bis zum Ende seiner Zeit am Betzenberg im Jahr 1970 kam er auf insgesamt 316 Pflichtspiele für die Roten Teufel, davon 182 Partien in der Bundesliga.

Wolfgang Schnarr wurde in Bruchmühlbach-Miesau geboren, wo er beim FV Bruchmühlbach seine fußballerischen Jugendjahre verbrachte. Im Alter von erst 18 Jahren holte ihn der damalige FCK-Trainer Richard Schneider im Sommer 1959 an den Betzenberg. Nach Fritz Walters Karriereende, stand in so manchem FCK-Mannschaftsteil ein Umbruch an. Das galt auch für die Torhüterposition. Wolfgang Schnarr sollte als Nachfolger des langjährigen Stammkeepers Willi Hölz aufgebaut werden. Sein Debüt im FCK-Trikot gab er am sechsten Spieltag der Saison 1959/60 in der Fußball-Oberliga Südwest beim Heimspiel gegen Wormatia Worms. Die Partie endete mit einem torreichen 3:3 und schon am Ende seiner ersten Saison beim FCK hatte sich Wolfgang Schnarr bereits fast zum Stammkeeper entwickelt. Der langjährige Stammtorhüter Willi Hölz kam zu acht Saison-Einsätzen, Wolfgang Schnarr stand in 22 Partien im Lauterer Tor. In seiner ersten FCK-Saison, an deren Ende der FCK einen respektablen fünften Rang belegte, spielte er übrigens noch mit den Weltmeistern Horst Eckel und Werner Liebrich zusammen.

In den nächsten beiden Spielzeiten festigte er seinen Stammplatz im Tor der Roten Teufel und fehlte in diesen zwei Runden nur in einem einzigen Spiel. Im letzten Jahr der Fußball-Oberliga, in der Spielzeit 1962/63, wurde der FCK unter Trainer Günter Brocker Meister der Oberliga Südwest und sicherte sich damit den Einzug in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1963. Doch gegen die starke Konkurrenz des 1. FC Köln, des 1. FC Nürnberg und von Hertha BSC reichte es nur zum Gewinn von drei Punkten und Wolfgang Schnarr kassierte in den sechs Gruppenspielen 20 Gegentore. Sei’s drum, der FCK hatte sich auf jeden Fall für die Bundesliga qualifiziert! Zum Bundesligadebüt führte der Spielplan den FCK am 24. August 1963 zur Auswärtspartie bei Eintracht Frankfurt. Mit Wolfgang Schnarr im Tor des FCK. Vor 30.000 Zuschauern im altehrwürdigen Frankfurter Waldstadion hieß es am Ende 1:1.

Wolfgang Schnarr sollte auch an den folgenden beiden Spieltagen das Tor der Lauterer hüten, doch Trainer Günter Brocker setzte in immerhin 17 Saison-Spielen auch dessen Konkurrenten Horst-Dieter Strich ein, den der FCK zum Bundesligastart von Wormatia Worms verpflichtet hatte und dem angeblich eine Stammplatzgarantie versprochen wurde. Der FCK belegte mit seinem damaligen Neuzugang Jacobus Prins am Ende der ersten Bundesligasaison den zwölften Rang. Auch in der zweiten Spielzeit 1964/65 hatte Keeper Horst-Dieter Strich gegenüber Wolfgang Schnarr mit achtzehn zu zwölf Einsätzen noch die Nase vorn. Erst als zu Beginn der Saison 1965/66 Gyula Lóránt die Trainingsleitung am Betzenberg übernahm, änderte sich die Situation für Wolfgang Schnarr und er avancierte zum unangefochtenen Stammkeeper. Unter Gyula Lóránt absolvierte er in drei Runden 101 Spiele und belegte mit seiner Mannschaft 1967 mit dem fünften Rang die bis dahin beste Bundesligaplatzierung des FCK. Sein letztes Bundesligaspiel bestritt Wolfgang Schnarr am 3. Mai 1970 bei der 2:4-Auswärtsniederlage gegen Hannover 96. Neben seinen Auftritten in Oberliga und Bundesliga stand Wolfgang Schnarr auch im DFB-Pokal fünfzehn Mal im Lauterer Kasten. Im nationalen Cup-Wettbewerb erreichte er 1961 mit dem FCK das Finale, wo die Roten Teufel gegen den SV Werder Bremen jedoch mit 0:2 unterlagen. Noch zweimal kam er mit dem FCK ins Halbfinale, wo der FCK 1966 dem Meidericher SV und 1969 dem FC Schalke 04 unterlag.

Nach elf Jahren beim FCK wechselte Wolfgang Schnarr 1970 zu Preußen Münster in die Regionalliga West und traf dort auf seinen alten Lauterer Trainer Richard Schneider, der aber ab November 1970 durch Krankheit seine Tätigkeit nicht mehr ausüben konnte. Aki Schmidt übernahm danach das Traineramt. Im westfälischen Münster belegte Wolfgang Schnarr mit den Preußen die Ränge neun und elf. 1972 ging er dann zurück in die pfälzische Heimat und schloss sich dem ASV Landau in der Regionalliga Südwest an. Dort belegte er mit dem ASV Landau in den letzten zwei Jahren des alten zweitklassigen Regionalligasystems die Plätze sechs.

Obwohl er im Sommer 1974 eigentlich aufhören wollte, ließ er sich von Wormatia Worms tatsächlich noch einmal zu einem Drei-Jahres-Vertrag überreden. Doch erfüllen sollte er diesen nicht mehr. Bereits nach einem Tag im Trainingslager wurde ihm klar, dass er das dafür notwendige Leistungsniveau nicht mehr werde halten können. Er löste den Vertrag daher auf und beendete damit offiziell seine Spielerkarriere. Wolfgang Schnarr ging zurück nach Siegelbach, wo er eine Versicherungsagentur eröffnete, die er immerhin noch 30 Jahre lang betrieb. Das Kicken konnte und wollte er dennoch nicht lassen und so streifte er sich auch gerne jahrelang noch das Trikot der FCK-Traditionsmannschaft über. Zu seinem 80. Geburtstag gratuliert auch das Museumsteam von Herzen, verbunden mit dem Wunsch nach vielen weiteren Jahren im Kreis der FCK-Familie.

Analytiker, Taktik-Fuchs und feiner Stratege – Der ehemalige FCK-Trainer Kosta Runjaic feiert 50. Geburtstag

Von 2013 bis 2015 stand Kosta Runjaic an der Seitenline der Roten Teufel. Zu seinem 50. Geburtstag am Freitag, 4. Juni 2021, erinnert sich Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam an die Betze-Zeit von „Coach Kosta“ und blickt auf seine weitere Karriere.

Der in Kaiserslautern meist nur „Coach Kosta“ genannte Fußballlehrer kam im September 2013 als Nachfolger von Franco Foda zum FCK. Zwischen 2004 und 2006 hatte er schon einmal als Co-Trainer der zweiten Mannschaft des FCK gearbeitet, bei den Profis schnupperte er mit dem FCK zum Ende zweier aufeinanderfolgender Spielzeiten am Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga. Doch in beiden Fällen blieb nach dem Abpfiff des jeweils 34. Spieltages nur der undankbare vierte Tabellenplatz. Sein Traum, einmal in der Bundesliga zu trainieren, hatte sich mit dem FCK nicht erfüllt. Aber auch bei anderen Trainerstationen in Liga 2 war er sowohl vor seinem Lauterer Engagement beim MSV Duisburg als auch später beim TSV 1860 München jeweils weit vom Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs entfernt. Seit November 2017 ist er Cheftrainer bei Pogon Stettin, die seit neun Jahren in der ersten polnischen Liga spielen. In der „PKO Ekstraklasa“ wurde er mit seiner Mannschaft gerade Tabellendritter und hat sich somit für den Europapokal qualifiziert. Heute feiert Kosta Runjaic seinen 50. Geburtstag.

Geboren wurde Kosta Runjaic 1971 als Sohn jugoslawischer Eltern in Wien, aufgewachsen ist er in Rüsselsheim und trotz seiner zahlreichen bisherigen Trainerstationen fühlt er sich bis heute wohl in der Region nahe der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Auch wenn er wegen seines aktuellen Trainerjobs im westpolnischen Stettin kaum zuhause bei der Familie weilen kann. In seiner Jugend schnürte Kosta Runjaic die Fußballschuhe für diverse Vereine seiner Heimatstadt, später unter anderem für den SV 07 Raunheim und den FSV Frankfurt. Er spielte selbst in der Oberliga und absolvierte parallel dazu ein Sportstudium in Mainz. Eine schwere Verletzung zwang ihn dazu, die Fußballschuhe bereits früh wieder an den Nagel zu hängen. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er später auch als Werbe- und Versicherungskaufmann. Der Fußball blieb allerdings auch weiterhin ein fester Bestandteil seines Lebens und dennoch war er in jener Zeit immer darauf bedacht, zweigleisig zu fahren, also Sport und Beruf parallel auszuüben. Mit erst 26 Jahren übernahm er seine erste Station als Trainer. Den damaligen Bezirksligisten SG Dersim/VfR Rüsselsheim führte er 1998 prompt zur Meisterschaft.

Kosta Runjaic war immer bemüht, zu lernen und sich weiter fortzubilden. Er erwarb nach und nach alle Trainerlizenzen des Deutschen Fußball-Bundes und wurde schließlich 2002 Stützpunkttrainer des DFB. Als er 2004 das Angebot des FCK erhielt, als Assistenztrainer und im Scouting-Bereich zu beginnen, reifte in ihm die Entscheidung, sein Hobby endgültig zum Beruf zu machen. Mit Werner Moser als verantwortlichem Trainer der FCK-Nachwuchskicker gelang mit ihm als Co-Trainer 2005 dann mit der Lautrer U23 der Aufstieg in die Regionalliga. Im gleichen Jahr bestand Kosta Runjaic auch die Prüfung zur höchsten Trainerlizenz, die vom DFB vergeben wird: Er war nun Fußball-Lehrer. Dennoch blieb er nicht stehen, bildete sich weiter fort, absolvierte Praktika, übernahm Scouting-Aufgaben. Unteranderem hospitierte er beim FC Barcelona, dem FC Arsenal, Fenerbahce Istanbul und Aston Villa und landete so 2006 als Chefscout beim Regionalligisten SV Wehen. Dort trainierte er auch die zweite Mannschaft der Wiesbadener und hier gelang ihm zu seinem Abschied 2008 dann auch der Regionalligaaufstieg.

Beim Drittligisten VfR Aalen übernahm Kosta Runjaic ab 2008 die Assistenz von Jürgen Kohler und blieb auch Co-Trainer, nachdem Petrik Sander den Posten als Chefcoach des ehemaligen Nationalspielers geerbt hatte. Im März 2010 verpflichtete ihn dann der in der Regionalliga stark abstiegsgefährdete SV Darmstadt 98 als Cheftrainer. Bei den Lilien erreichte Kosta Runjaic mit dem Klassenerhalt das Saisonziel. Doch damit nicht genug, in den kommenden Spielzeiten schaffte er mit Darmstadt sogar den Aufstieg in die 3. Liga. Anfang September 2012 wurde Runjaic dann Cheftrainer beim Zweitligisten MSV Duisburg. Die Meidericher übernahm er nach einem desaströsen Saisonstart, führte sie unter schwierigsten Bedingungen aber dennoch sicher zum Klassenerhalt. Nach dem Zwangsabstieg der Duisburger in die 3. Liga am Ende der Saison 2012/13 verließ Runjaic den Verein jedoch vorzeitig. Drei Monate später kehrte er an seine alte Wirkungsstätte in die Pfalz zurück.

Am Ende seines ersten Jahres als Cheftrainer der Profimannschaft beim FCK landeten die Roten Teufel zum Saisonschluss auf einem für viele FCK-Fans enttäuschenden vierten Tabellenplatz. Sieben Punkte mehr hätte der FCK gebraucht, um wie in der vorangegangenen Saison noch sicher den Relegationsplatz zu erreichen. Gar neun Punkte hatten gefehlt, um Paderborn noch hinter sich zu lassen und direkt aufzusteigen. Ein schwacher Trost war, dass der FCK im DFB-Pokal eine durchaus erfolgreiche Runde gespielt und sogar bis ins Halbfinale vorgedrungen war, wo man sich allerdings gegen den FC Bayern München mit 1:5 geschlagen geben musste. Neues Jahr, neues Glück! Auch in der Spielzeit 2014/15 war der Aufstieg erklärtes Ziel. Die Saison begann mit einem Spiel, das bis heute die FCK-Fangemeinde verzückt. Der FCK musste beim Saisonauftakt im Montag-Flutlichtspiel gegen den TSV 1860 München ab der 20. Minute gar in Unterzahl spielen, da Torhüter Tobias Sippel die rote Karte gesehen hatte und lag zur Pause schon 0:2 zurück. Doch mit einem Kraftakt gelang es durch zwei Tore von Srdjan Lakic und einen Kopfballtreffer des gerade eingewechselten Philipp Hofmann, das Spiel noch zu drehen. Der FCK siegte mit 3:2, das Stadion rastete komplett aus! Die Vorrunde war mit teils größeren Sprüngen im Tabellenbild etwas durchwachsen, doch in der Rückrunde griff der FCK noch einmal kräftig an und spielte lange um die Aufstiegsplätze mit. Am 31. Spieltag belegten die Roten Teufel trotz einer 2:3-Niederlage bei Darmstadt 98 mit dem 2. Rang noch einen direkten Aufstiegsplatz. Doch nach einer 0:2 Heimpleite gegen St. Pauli, einem mageren 0:0 bei Erzgebirge Aue und ein 1:1 im Heimspiel gegen den bereits feststehenden Meister aus Ingolstadt rutschte der FCK noch auf den undankbaren Tabellenplatz vier zurück.

Nach einem schlechten Start in die Saison 2015/16 mit lediglich zwei Siegen aus acht Spielen trat Kosta Runjaic am 23. September 2015 von seinem Amt als FCK-Cheftrainer zurück. Ab der Saison 2016/17 trainierte er dann den TSV 1860 München. Dort wurde er allerdings schon nach Abschluss des 13. Spieltages, einen Tag nach einem Remis vor heimischem Publikum, am 22. November 2016 beurlaubt. Gegner in der Allianz-Arena an jenem 21. November war übrigens der 1. FC Kaiserslautern. Knapp ein Jahr nach seinem Rauswurf bei den Münchner Löwen unterschrieb Kosta Runjaic beim polnischen Erstligisten Pogon Stettin, mit dem er nach Ende seiner ersten Saison Tabellenplatz 11 belegte. Mittlerweile hat er dort gerade seine vierte Spielzeit beendet, hatte in der zweiten Saison mit Stettin den siebten, ein Jahr später den sechsten und nunmehr den dritten Tabellenplatz belegt. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2022. Mit Pogon Stettin hat der ehrgeizige Trainer über die vier Jahre hinweg etwas entwickelt, das Respekt verdient. Man darf gespannt sein, wohin die sportliche Reise noch geht. Nicht nur in Bezug auf Pogon Stettin. Wie auch die gerade abgelaufene Saison in Deutschland zeigt, sind gute und erfahrene Trainer auch dann durchaus noch gefragt, wenn sie bei der übrigen Bevölkerung gängige offizielle „Rentenalter“ längst erreicht haben.

Kosta Runjaic ist ein stets positiv denkender Mensch, ein feiner Stratege, ein emsiger und akribischer Arbeiter, der für den Fußball lebt. Zu seinen Stärken gehören insbesondere Taktik und Analyse. Das merkt jeder, der mit ihm schon einmal über Fußball philosophiert hat. Ihm sind die Kleinigkeiten, die Grundtugenden des Fußballs wichtig. Er achtet bei seinen Schützlingen auf sauberes Passspiel, auf einstudierte Laufwege, auf kompaktes Verschieben einzelner Mannschaftsteile. Und er genießt den Ruf, eine Mannschaft auch ohne üppige finanzielle Mittel entwickeln zu können. Das hat er gerade in Polen wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auch wenn Kosta Runjaic in der deutschen Trainerlandschaft vielleicht nie so richtig wahrgenommen wurde, sein fußballerisches Fachwissen, sein Blick für die Details im Fußball haben sich bereits vor Jahren in der Fußball-Branche herumgesprochen. So unterstützte er bei der WM 2010 in Südafrika und in den beiden Jahren danach den ZDF-Experten Oliver Kahn bei dessen Spielanalysen. „Kosta ist ein richtiger Fachmann“, adelte der künftige Bayern-Boss schon damals den früheren FCK-Trainer. Zu seinem 50. Geburtstag gratuliert auch das Team vom FCK-Museum ganz herzlich.

Trotzig und mutig zum zweiten Pokaltriumph – Vor 25 Jahren wurde der FCK zum zweiten Mal Pokalsieger

Am 25. Mai 1996 holte der 1. FC Kaiserslautern nach dem erstmaligen Titelgewinn 1990 zum zweiten Mal den DFB-Pokal. Zum 25-jährigen Jubiläum des Finalsiegs von Berlin gegen den Karlsruher SC erinnert sich Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam an den historischen Tag für die Roten Teufel zurück.

Es war ein Wetter ähnlich wie 25 Jahre später am 25. Mai 2021 – kühl, regnerisch und ungemütlich. Das triste Wetter jenes 25. Mai 1996 passte zur Gemütslage der Fangemeinde der Roten Teufel. Nur eine Woche zuvor war der 1. FC Kaiserslautern am letzten Spieltag der Saison erstmals aus der Bundesliga abgestiegen. In einem sprichwörtlichen Endspiel. Als Gründungsmitglied der Bundesliga, nach 33 Jahren Zugehörigkeit zur Beletage des deutschen Fußballs. Doch die Mannschaft um Kapitän Andy Brehme hatte sich im zweiten nationalen Wettbewerb die Chance eröffnet noch einen ganz großen Triumph einzufahren. Der FCK stand im Finale um den DFB-Pokal der Saison 1995/96. Gegner im altehrwürdigen Berliner Olympiastadion, der Karlsruher SC. Das zweite „Finalspiel“ binnen einer Woche!

Es war nach 1961, 1972, 1976, 1981 und 1990 bereits die sechste Finalteilnahme des FCK im DFB-Pokal. Doch keines der DFB-Pokal-Endspiele, die der FCK bisher bestritten hatte, stand unter einem derart schmerzlichen Stern wie jenes vor 25 Jahren. Der Stachel saß tief nach der Schmach von Leverkusen, als ein gewisser Markus Münch acht Minuten vor Spielende mit seinem Treffer zum 1:1 die Lauterer Hoffnungen auf den Klassenerhalt zunichtemachte. Bilder, die sich bis heute in die Hirnrinde jedes FCK-Fans gebrannt haben dürften, so er oder sie damals schon sein Herz an den FCK verloren hatte. Die eigene Gefühlswelt jener Woche zwischen dem 18 und dem 25. Mai ist auch dem Autor noch heute in guter Erinnerung. Nach Tagen tiefer Trauer ging es an die Vorbereitungen zum neuerlichen Abenteuer in Berlin, dem zweiten nach 1990.

Die Halbfinalbegegnungen waren bereits im Februar ausgetragen worden. Die Finaltickets waren zum Zeitpunkt des besiegelten Abstiegs beim Gastspiel unterm Bayer-Kreuz also längst organisiert. Schon am Freitag ging es los in Richtung Nordosten. Erste Etappe war Leipzig, wo der jüngste Spross der Familie gerade seinen Start ins Berufsleben eingeläutet und ein erstes vorübergehendes Zuhause gefunden hatte. Die Stadt ist für das kleine Brüderchen bis heute Heimat geblieben. Genau wie der vor einigen Jahren gegründete Leipziger FCK-Fanclub Mephistos. Am Vorabend des Finales wurde mit zwei weiteren Mitfahrern also erst einmal Quartier in der sächsischen Messe- und Buchstadt bezogen. Beim Vorglühen für den Finaltag eine gute Gelegenheit den Horror der Vorwoche noch einmal aufzuarbeiten, sich in illustrer Runde den Frust von der Seele zu reden und sich auf den Finaltag einzuschwören. So wurden erst spät in der Nacht die Lichter gelöscht, um dann doch noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.

Anders als beim Finale 1990, als sich unzählige Fangruppen schon am Vormittag am Ku’damm tummelten und auch mit den Fans von der Weser gemeinsam feierten und flachsten, tendierte im Jahr 1996 die Motivation, sich bereits vor dem Anpfiff ins Großstadtleben zu stürzen, gegen Null. Innerlich hatten die meisten FCK-Fans im Vorfeld der Begegnung eher nur einen Plan – mutig und trotzig hinfahren, reingehen, schreien, siegen, heimfahren! Mir jedenfalls ging’s so! Ein entspannter Vormittag mit opulentem Frühstück, ein bisschen Farbe auftragen, wichtigste Fan-Utensilien ins Auto verfrachten, Getränkevorräte auffüllen und ab auf die A9! Knapp zweieinhalb Stunden Fahrt mit obligatorischen Pipi-Pausen bis zu einer schrägen Parkmöglichkeit in Stadionnähe, nicht ohne jedem Karlsruher Fahrzeug, das man unterwegs passierte, den gebührenden Unmut zu signalisieren und mit wachsendem Mut dem vermeintlichen Gegner klarzumachen, hier gewinnt nur einer, Lautern und sonst keiner!

Der FCK war 1990 klarer Außenseiter gegen den SV Werder Bremen. Die Favoritenrolle 1996 war vielleicht nicht ganz so klar für einen der beiden Kontrahenten auszumachen wie sechs Jahre zuvor, aber dem KSC hatte so mancher Experte dann doch schon einiges mehr zugetraut. Die Karlsruher hatten eine bärenstarke Rückrunde gespielt, hatten den FC Bayern im Münchner Olympiastadion mit 4:1 geschlagen, hatten den BVB mit 5:0 aus dem Wildparkstadion geschossen und in 17 Begegnungen bei nur drei Niederlagen insgesamt 30 Punkte gesammelt. Mit den in der Vorrunde errungenen 18 Punkten standen am Ende 48 Zähler auf dem Konto. Ausgerechnet im letzten Spiel der Saison ging es zum Erzrivalen VfB Stuttgart. Die Badener verloren diese wichtige Partie mit 1:3 und verpassten damit einen UEFA-Cup-Platz. Bei weitem keine so schmerzliche Scharte wie die, welche die FCK-Akteure durch den Liga-Abstieg zu verkraften hatten. So gesehen ein DFB-Pokalfinale mit zwei enttäuschten Mannschaften. Wer sollte also mehr Willenskraft aufbringen, am Ende einer kraftraubenden und enttäuschenden Spielzeit noch einmal alles zu mobilisieren?

Der FCK hatte den Weg ins Finale über Fortuna Köln (3:4 n.V.), die SG Wattenscheid 09 (3:0), Schalke 04 (1:0) im Achtelfinale, den FC Homburg (3:4 n.V.) im Viertelfinale und Bayer 04 Leverkusen (1:0) im Halbfinale genommen. Der KSC hatte auf dem Weg ins Berliner Olympiastadion zunächst TB Berlin (1:2), Sachsen Leipzig (0:2), die SpVgg Unterhaching (2:3), den BVB (1:3) und im Halbfinale Fortuna Düsseldorf (2:0) geschlagen. Die Kontrahenten an der Seitenlinie hießen Winnie Schäfer auf Seiten der Karlsruher und auf Lauterer Seite Eckhard Krautzun, der im März den glücklosen Friedel Rausch als Trainer beerbt hatte und so gesehen keine Aktien am Erreichen des Finales hatte. Die Kräfteverhältnisse der Kontrahenten auf den Tribünen des damals noch nicht ganz überdachten aber komplett ausverkauften Olympiastadion-Ovals waren schon etwas deutlicher. Zigtausend FCK-Fans, die teilweise aus der ganzen Republik angereist waren, hatten schon optisch ein Übergewicht gegenüber den blau-weißen fußballbegeisterten Fans aus Baden. Aber auch akustisch machten die „Pälzer Krischer“ ihrem Ruf im weiten Rund alle Ehre!

Es war vom Anpfiff weg eine hart umkämpfte Partie, bei der sich die Akteure auf beiden Seiten nichts schenkten. Vor allem die Kapitäne Andy Brehme beim FCK und Thomas „Icke“ Häßler beim KSC, der als gebürtiger Berliner an jenem Tag nur allzu gerne den Pott mit in die Fächerstadt genommen hätte, standen vielfach im Blickpunkt, rackerten und kämpften bis zum Umfallen. Beide Teams hatten im Verlauf der ersten Halbzeit durchaus Chancen in Führung zu gehen. Der FCK nutzte eine davon. Als Pavel Kuka in der 42. Minute in zentraler Position, etwa 18 Meter vorm Karlsruher Gehäuse von Thorsten Fink zu Fall gebracht wurde, entschied der umsichtige Schiedsrichter Hellmut Krug auf Freistoß. Nicht nur die Karlsruher Spieler rechneten wohl mit einem Schlenzer des souveränen Miroslav Kadlec. Doch es war Martin Wagner, der anlief und der Mann mit der linken „Klebe“ drosch das Leder unter der hochspringenden Karlsruher Mauer hindurch. Claus Reitmaier im Kasten der Karlsruher sah das Leder zu spät und konnte nicht mehr verhindern, dass ihm die Kugel durch die „Hosenträger“ ins Netz rutschte. Der FCK führte mit 1:0!

Kurz darauf ging es mit der knappen Führung in die Kabine. Nach dem Wiederanpfiff musste der KSC mehr tun und tauchte immer öfter vor dem Lauterer Strafraum auf. Die Roten Teufel ackerten und bissen sich in die Zweikämpfe. Miroslav Kadlec hatte vom Anpfiff weg immer wieder die Abwehr organisiert und dirigiert und so kaum brandgefährliche Chancen für die Karlsruher zugelassen. Thomas Häßler hatte mit Axel Roos einen echten Wadenbeißer im Genick, der den badischen Führungsspieler fast komplett abmeldete. Hoffnung schöpfte die KSC-Fangemeinde als Andy Brehme binnen zwei Minuten gegen Jens Nowotny gleich zweimal die Grätsche auspackte und somit folgerichtig in der 72. Minute mit Gelb-Rot vom Platz musste. Der FCK eine gute Viertelstunde in Unterzahl. Sollte das reichen oder brachen die Roten Teufel nun ein?

Die Jungs im roten Trikot warfen sich fortan in jeden Zweikampf, rackerten und kämpften um jeden Ball. Die Uhr lief runter, das Regenwasser lief den Fans auf den Tribünen in jede Klamottenritze. Das Spiel hatte Kraft gekostet, auch des tiefen Bodens wegen. Die Karlsruher mühten sich, der FCK hielt dagegen. Die in rot-weiß gekleideten Fans quittierten jeden Ballkontakt des FCK mit lautstarken Ovationen und pfiffen sich die Seele aus dem Leib, sobald ein Karlsruher Spieler auch nur ansatzweise an den Ball kam. Die letzten Minuten und Sekunden der Partie fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Als Thomas Hengen an der Eckfahne den Ball vor seinem Karlsruher Kontrahenten abschirmte und behauptete, so Zeit von der Uhr nahm, ertönte endlich, endlich der ersehnte Pfiff von Hellmut Krug und entlud sich der ganze Frust der letzten Woche in einer frenetischen Jubelarie in rot und weiß! Der FCK war zum zweiten Mal Pokalsieger geworden!

Die Siegerehrung nahmen wir noch mit und dann hielt sich ob des nasskalten Wetters auch die Feierlaune in Grenzen. Schließlich gab es bereits am Vormittag das entschlossene Vorhaben – hinfahren, reingehen, schreien, siegen, heimfahren! Wir hatten den uns das Vorhaben eingeredet nach Berlin zu fahren und den Pokal „abzuholen“. Geschafft! So unspektakulär wir die Bundeshauptstadt angefahren und erobert hatten, so unspektakulär verließen wir den Ort des Geschehens auch wieder. Als Absteiger mit einem goldenen Pokal im imaginären Reisegepäck. Ein Nimbus, der bis heute nicht wiederholt wurde. Niemand konnte damals ahnen, dass vor allem der bittere Abstieg und der Pokaltriumph in jenem Frühsommer der Nährboden für eine noch viel großartigere Geschichte sein sollten. Der FCK stieg in der darauffolgenden Saison direkt wieder in die Bundesliga auf und wurde in der Saison 1997/98 als erster Aufsteiger Deutscher Meister. Ein weiterer Nimbus, der bis heute unerreicht blieb und es wohl auch noch lange, sehr lange bleiben wird. Aber da ist wieder eine andere Geschichte. Der Abend des 25. Mai 1996 stand erst einmal dafür, dass man mit dem nötigen Willen, mit Mut und der entsprechend (trotzigen) Einstellung vieles erreichen kann, was nicht möglich scheint. Vieles, sehr vieles, grade und vor allem beim 1. FC Kaiserslautern!

Vom Betzenberg hinaus in die weite Welt – Tom Dooley feiert seinen 60. Geburtstag

Am Mittwoch, 12. Mai 2021, feiert Tom Dooley seinen 60. Geburtstag. Zur Feier des Tages blickt Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam auf die Karriere des amerikanischen Nationalspielers zurück, der mit dem 1. FC Kaiserslautern Pokalsieger 1990 und Deutscher Meister 1991 wurde.

Vor 30 Jahren wurde der 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal Deutscher Fußballmeister. Einer, der damals das Trikot der Roten Teufel trug, feiert heute seinen 60. Geburtstag. Gemeint ist der Deutsch-Amerikaner Thomas „Tom“ Dooley, der 1988 vom FC Homburg zum FCK gekommen war. Fünf Jahre lang trug Tom Dooley das Trikot der Roten Teufel, absolvierte dabei 136 Pflichtspiele für den FCK, 107 davon in der Bundesliga. Mit Bayer 04 Leverkusen und dem FC Schalke 04 zieren zwei weitere namhafte deutsche Clubs seine Spieler-Karriere. Doch schon als aktiver Spieler zog es ihn auch hinaus in die weite Welt. Dabei schmücken unter anderem Stationen in seiner Wahlheimat USA, auf den Philippinen, in Vietnam und Malaysia seine Vita in der er nicht nur als Kicker, sondern später auch als Trainer und Funktionär sowie als Buchautor dem Fußball stets verbunden blieb. Am 12. Mai 2021 wird Tom Dooley 60 Jahre alt.

Geboren wurde der ehemalige Defensivmann im westpfälzischen Bechhofen. Seine ersten fußballerischen Gehversuche absolvierte der Sohn eines US-amerikanischen Vaters und einer deutschen Mutter beim heimischen TuS Eintracht 1912 Bechhofen, wo seine Talente bereits in der Zeit als Jugendspieler aufmerksam verfolgt wurden. Es folgten Stationen bei den Oberliga-Vereinen TuS Landstuhl und FK Pirmasens. 1984 wechselte Thomas Dooley dann von der Husterhöhe zum FC 08 Homburg, der gerade in die 2. Liga aufgestiegen war. Bereits in seiner zweiten Spielzeit stieg er dann mit den Saarländern in die Bundesliga auf, wo man in der ersten Spielzeit den Abstieg in der Relegation noch knapp vermeiden konnte, dann nach der zweiten Saison aber als Tabellen-Vorletzter wieder absteigen musste.

Im Sommer 1988 verließ Tom Dooley den FC Homburg und wechselte zum 1. FC Kaiserslautern. Zu dem Verein, von dem er schon in Jugendjahren als seinem Herzensverein schwärmte. Es sei damals eine große Ehre für ihn gewesen, dass die Verantwortlichen des FCK ihn zum FCK holen wollten, bekannte der Ex-Profi einmal in einem Interview. Bei seinem Lieblingsclub hatte Tom Dooley dann maßgeblichen Anteil am ersten Teil der erfolgreichen Neunziger Jahre der Roten Teufel. In der Saison 1989/90 entging er mit dem FCK zunächst unter Trainer Kalli Feldkamp in einer furiosen Aufholjagd dem Abstieg. Im DFB-Pokal schaffte der FCK im Halbfinale gegen die Offenbacher Kickers, dank des Treffers von Tom Dooley, den Sprung ins Finale. Gegen den Favoriten Werder Bremen holte die Mannschaft dann zum ersten Mal in der Geschichte des pfälzischen Traditionsvereins die goldene DFB-Trophäe auf den Betze! Tom Dooley war auch Teil der Mannschaft, die in der darauffolgenden Saison 1990/91 sensationell die Deutsche Meisterschaft errang. Er trug sich im legendären Spiel beim 6:2 in Köln am letzten Saisonspieltag sogar in die Torschützenliste ein, erzielte kurz vor dem Halbzeitpfiff das endgültig vorentscheidende 4:1 für den FCK. „Die Meisterschaft, das Spiel in Köln mit über 40.000 FCK-Fans und der Pokalsieg waren natürlich herausragende Erlebnisse für mich – aber in meiner Zeit beim FCK war wirklich jedes Heimspiel etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Tom Dooley bis heute gerne an seine Zeit am Betze zurück, die ihm mit dem Gewinn des DFB-Pokals, der Deutschen Meisterschaft und dem Gewinn des Supercups im August 1992 immerhin drei Titel einbrachte.

Nach dem Ende seiner Zeit beim FCK ging Tom Dooley zunächst für ein Jahr in die USA. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA hatte ihm der US-amerikanische Fußballverband angeboten, für die Nationalmannschaft der USA zu spielen. Daraufhin nahm er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft an, konnte seine deutsche Staatsbürgerschaft aber behalten. 1993 spielte er beim U.S. Cup für die Vereinigten Staaten und erzielte zwei Tore bei der 3:4-Niederlage gegen Deutschland. Im Sommer 1994 kehrte er nach einem intensiven Jahr im US-amerikanischen Fußball nach Deutschland zurück und unterschrieb bei der Leverkusener Bayer-Werkself, für die er auf 16 Einsätze in der Bundesliga kam. Zu Beginn der Spielzeit 1995/1996 wechselte Tom Dooley ins Ruhrgebiet zum FC Schalke 04, wo er für zwei Jahre das Trikot der Knappen trug. Mit dem FC Schalke 04 wurde er am Ende der Saison 1996/97 sensationell UEFA-Cup-Sieger, an der Seite von unter anderem Jens Lehmann, Olaf Thon, Marc Wilmots, Mike Büskens oder Youri Mulder.

Nach dem Gewinn des internationalen Titels verließ Tom Dooley die Schalker und wechselte im Sommer 1997 in die Major League Soccer in die USA zum Columbus Crew SC im Bundesstaat Ohio. Damit endete auch seine Zeit als aktiver Spieler in der Bundesliga. Drei Jahre blieb er beim Gründungsmitglied der MLS, ehe er im Sommer 2000 zu den New York/New Jersey MetroStars wechselte, wo er unter anderem gemeinsam mit Lothar Matthäus spielte und wo er im Sommer 2001 seine aktive Spielerkarriere beendete. So hat auch der US-Fußball für Tom Dooley ein gehöriges Gewicht in seiner Fußballer-Vita. Immerhin nahm er für die USA an den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 teil. Insgesamt bestritt Tom Dooley 81 Länderspiele für die USA und erzielte dabei sieben Tore. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 war er Kapitän der Mannschaft. Erstmals hatte er diese Funktion innerhalb der Mannschaft beim Länderspiel gegen Ecuador im August 1997 ausgeübt.

In den Jahren 2002 und 2003 war Dooley für kurze Zeit beim 1. FC Saarbrücken als Trainer und Sportdirektor beschäftigt. Zusammen mit Christian Titz und seinem Bruder Steven Dooley gründete er 2002 die Dooley Soccer University. Seit 2005 ist er Eigentümer des Fußballklubs „Orange County Kings“ im kalifornischen Laguna Niguel, südlich von Los Angeles. Im August 2011 wurde Tom Dooley bei der Premiere von Jürgen Klinsmann als Nationaltrainer der Fußballnationalmannschaft der Vereinigten Staaten in dessen vorläufiges Co-Trainerteam berufen. Von Februar 2014 bis März 2018 war er Chef-Trainer der philippinischen Nationalmannschaft. Ein Engagement, das auf Umwegen möglich wurde. Während er in verschiedenen Funktionen für und mit den U20-, U18- und U16-Teams gearbeitet hatte, war Tom Dooley nebenbei als Privattrainer tätig und hatte unter anderem mit einem jungen Spieler von den Philippinen gearbeitet. Dessen Vater fand seine Trainingsdidaktik ganz gut und sah ihn als geeigneten Kandidaten für die philippinische Nationalmannschaft. Dieser stellte in Aussicht, Kontakt zum Verband aufzunehmen. Als Monate später dort der amtierende Nationaltrainer seinen Stuhl räumen musste, kam die Anfrage vom Verband. Tom Dooley brauchte nicht lange überlegen und nahm die Offerte an.

Dem ostasiatischen Raum blieb Tom Dooley auch nach seinem Traineramt in Diensten des philippinischen Nationalverbandes treu. Ende 2019 nahm er beim vietnamesischen Club Viettel FC eine Aufgabe als Sportdirektor an, die er bis Sommer 2020 ausübte. Ab Januar 2021 war er für einige Monate als Trainer des Sri Pahang Football Club in Malaysia tätig. Man darf gespannt sein, an welcher Fußball-Ecke der Welt Tom Dooley in den kommenden Jahren noch auftauchen wird.

Zu Deinem 60. Geburtstag wünscht Dir, lieber Tom Dooley, auch das gesamte Museumsteam alles Gute, vor allem Gesundheit. Auf ein Wiedersehen am Betze!

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Betze News

24.04.2023 11:57
📆 Am Samstag ist Hansa Rostock zu Gast auf dem #Betze. So sieht die Trainingswoche bis dahin aus. #FCKFCH

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23.04.2023 15:34
Im Auswärtsspiel beim um den Klassenerhalt kämpfenden @SSVJAHN gibt es für den #FCK ein torloses Remis: t.co/rn8Wlxo0v3 #Betze #SSVFCKK
23.04.2023 15:24
#SSVFCK 0:0 | Das wars in Regensburg. In einer umkämpften Partie zwischen dem @SSVJAHN und dem #FCK mit einer kurzweiligen Schlussphase bleibt es am Ende beim torlosen Remis. #Betze
23.04.2023 15:20
#SSVFCK 0:0 (90.) | Owusu schießt - und @AndreasLuthe macht sich lamg & hält! #Betze
23.04.2023 15:18
#SSVFCK 0:0 (90.) | Es gibt 3 Minuten Nachspielzeit. #Betze
23.04.2023 15:17
#SSVFCK 0:0 (90.) | Die letzte Minute der regulären Spielzeit läuft. #Betze
23.04.2023 15:15
@MoonDog90 Wir haben das ja gar nicht bewertet, sondern einfach nur die Entscheidung des Schiedsrichters hier getickert.
23.04.2023 15:13
#SSVFCK 0:0 (86.) | 14.668 Zuschauer sind heute dabei, darunter mindestens 2.000 #Betze-Fans - ihr seid wirklich die Besten! #Betze
23.04.2023 15:12
#SSVFCK 0:0 (84.) | Wechsel beim #FCK: Erik Durm kommt für Ben Zolinski. #Betze
23.04.2023 15:10
#SSVFCK 0:0 (82.) | Es gibt nochmal Freistoß für die Jahn-Elf. #Betze
23.04.2023 15:07
#SSVFCK 0:0 (79.) | Tomiak sieht nach Foul an Prince Osei Owusu die Gelbe Karte. #Betze
23.04.2023 15:06
Laut VAR berechtigte Entscheidung. Regensburg damit nur noch mit 10 Mann.
23.04.2023 15:04
#SSVFCK 0:0 (74.) | Nach Foul an Jean Zimmer zeigt Schiedsrichter Florian Lechner dem Regensburger Benedikt Saller die Rote Karte. Die Entscheidung wird aktuell nochmal vom VAR geprüft. #Betze
23.04.2023 14:56
#SSVFCK 0:0 (69.) | Nächster Wechsel beim #FCK: Robin Bormuth kommt für Marlon Ritter. #Betze
23.04.2023 14:51
#SSVFCK 0:0 (63.) | Einer unserer Tweets hängt leider gerade irgendwie fest - nicht wundern, wenn der plötzlich reinploppt. Haben hier den Freistoß von Klement erwähnt, der das Außennetz gestreift hat. #Betze
23.04.2023 14:49
#SSVFCK 0:0 (61.) | Gelbe Karte für Philipp Hercher. #Betze
23.04.2023 14:48
#SSVFCK 0:0 (60.) | Zuck mit der Flanke von der linken Seite auf den langen Pfosten, da steht Hercher (!) - aber der kommt nicht richtig zum Abschluss. #Betze
23.04.2023 14:46
#SSVFCK 0:0 (59.) | Freistoß für den #FCK aus rund 25 Metern. #Betze
23.04.2023 14:44
#SSVFCK 0:0 (57.) | Da ist der Doppelwechsel: Hercher und Klement kommen für Opoku und Hanslik. #Betze
23.04.2023 14:43
Und auch Philipp Klement steht bereits an der Bank und streift das Trikot über. #Betze