Am 19. Januar 2021 feiert Winfried Richter seinen 80. Geburtstag. Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnert sich an den FCK-Stürmer der 60er Jahre.
30. November 1963. In der neu gegründeten Bundesliga erwartete der 1. FC Kaiserslautern den Hamburger SV erstmals zu einem Punktspiel auf dem Betzenberg. Der 1. FCK hatte in den ersten drei Monaten seiner Zugehörigkeit zur höchsten deutschen Spielklasse recht unterschiedliche Ergebnisse zustande gebracht. Die Roten Teufel hatten gegen Werder Bremen mit 3:0 gewonnen, in Saarbrücken gesiegt und in Nürnberg mit einem 5:0-Auswärtserfolg den ersten Trainerwechsel in der Bundesligageschichte ausgelöst. Allerdings gab es im „Eigentorfestival“ gegen den VfB Stuttgart eine 1:3-Niederlage und eine deftige 3:9-Klatsche in Dortmund zu notieren.
Der Hamburger SV galt am 30. November 1963 vor dem Auswärtsspiel in Kaiserslautern mit seinen Top-Spielern Uwe Seeler, Dieter Seeler, Charly Dörfel und Jürgen Kurbjuhn als Favorit. Ein dem 1. FCK nicht sonderlich wohl gesonnener Onkel prophezeite mir vor dem Spiel: „Wart‘s ab – nachher werden alle nur noch ‘Uwe, Uwe‘ rufen…“
Doch in dem gut gefüllten Betzenberg-Stadion kam es anders. Schon in der Anfangsphase der Begegnung konnte Mittelstürmer Winfried Richter den 1. FCK in Führung bringen und Erich Meier („Flutlicht-Meier“) erhöhte zum Pausenstand von 2:0.
In der zweiten Halbzeit kam der HSV besser ins Spiel und es entwickelte sich eine hochdramatische Schlussphase. Zunächst erzielte Dieter Seeler den 2:1-Anschlusstreffer – und in der 83. Minute ließ FCK-Torhüter Horst-Dieter Strich einen zweifellos haltbaren Schuss Uwe Seelers zum Ausgleich für die Hanseaten ins Tor rutschen.
Doch schon eine Minute nach diesem Schock eröffnete sich Winfried Richter im HSV-Strafraum eine neue Chance. Tausende Stimmen schrien: „Schieß …!“ – und Winfried Richter gehorchte dem Befehl und es stand 3:2!
Der Betzenberg bebte, der 1. FCK gewann das Spiel und hatte wertvolle Punkte für den Klassenerhalt gesichert. Nationalmittelstürmer Uwe Seeler, „Uns Uwe“, war zwar als Torschütze in Erscheinung getreten, der Held des Tages hieß jedoch Winfried Richter.
Dieser Winfried Richter, geboren am 19. Januar 1941, gelangte schon früh von Geiselberg im Pfälzerwald zum 1. FCK und gehörte dank seiner Schnelligkeit und Gewandtheit neben Jürgen Neumann, Gerd Schneider und Dieter Pulter zu den jungen Hoffnungsträgern des Vereins, die 1959 von Meistertrainer Richard Schneider für die Oberligamannschaft ausersehen wurden. Bald konnte sich der eher schmächtig wirkende Richter als Mittelstürmer etablieren. Für die zur Aufnahme in die geplante Bundesliga entscheidende Saison 1962/63 hatte der neue Trainer Günter Brocker mit Willy Reitgaßl und Erich Meier zwei erstklassige Offensivkräfte verpflichtet, von denen Winfried Richter in der Sturmmitte profitieren konnte.
In dieser Saison, die für den 1. FCK mit dem Erringen der Meisterschaft in der Oberliga Südwest und der Aufnahme in die Bundesliga endete, erzielte Richter als zweitbester Schütze der Liga 27 Tore. In der Bundesliga hingen die Trauben für Richter, den man wegen seines schneidigen Antritts und seiner Schnelligkeit auch „Effet“ nannte, natürlich höher. Aber er brachte es in 71 Bundesligabegegnungen immerhin auf 14 Treffer.
1965 wechselte Richter zum 1. FC Saarbrücken, für den er in 55 Regionalligaspielen 31 Torerfolge verbuchen konnte. Nach der gescheiteren Rückkehr des FCS in die Bundesliga ging Richter 1967 für zwei Jahre in die Schweiz und lief für den FC Luzern auf. 1969 erfolgte die Rückkehr des Stürmers auf den Betzenberg, doch nach 16 Einsätzen beendete ein Beinbruch im November 1970 die Bundesligakarriere Winfried Richters endgültig.
Nach seiner Genesung ging Richter nach Kirchenbollenbach und ließ seine Laufbahn im Amateurbereich ausklingen.
Dem stets fairen und bescheiden gebliebenen Sportsmann gelten an seinem 80. Geburtstag alle guten Wünsche für Gesundheit und Freude sowie der Dank und die Anerkennung aller FCK-Anhänger für sein vorbildliches Auftreten in 177 Oberliga- und Bundesligaspielen und seine dabei für seinen 1. FC Kaiserslautern erzielten 71 Tore.