Am Montag, 9. November 2020, feiert Andreas Brehme seinen 60. Geburtstag. In der Fußballwelt ist er vor allem für seinen verwandelten Elfmeter zum WM-Sieg 1990 in Erinnerung, aber auch beim FCK, mit dem er Pokalsieger und Deutscher Meister wurde, hat er als Spieler und Funktionär tiefe Spuren hinterlassen. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam blickt zum Geburtstag auf seine lange Karriere zurück.
Es war die 85. Minute, als sich Andreas Brehme an jenem 8. Juli 1990 im WM-Finale im Olympiastadion in Rom den Ball auf den Elfmeterpunkt legte. Ein konzentrierter Blick, ein entschlossener Schuss, der Ball landete zum 1:0 im Netz. Gleichzeitig der Endstand im WM-Finale gegen Argentinien, Deutschland wurde zum dritten Mal Fußballweltmeister. Wenn es um die fußballerische Karriere von Andreas Brehme geht, so wird er auch heute noch auf die Situation im WM-Finale angesprochen. Meist eben nur auf diese. Doch es wäre deutlich zu wenig, die Karriere eines Profikickers, der in seiner Laufbahn mehr als 600 Pflichtspiele absolviert hat, nur auf diesen einen Moment zu reduzieren. Titel sammelte Andreas Brehme auch woanders. Auch beim und mit dem 1. FC Kaiserslautern, mit dem er immerhin Pokalsieger und Deutscher Meister wurde. Heute wird Andreas Brehme 60 Jahre alt.
Mit dem Fußball hatte Andi Brehme früh Berührung. Auch Vater Bernd Brehme ist begeisterter Fußballer, war in jenen Jahren Trainer im Hamburger Amateurbereich. So schnürte „Söhnchen“ Andreas seine Fußballschuhe ab 1965 schon als fünfjähriger Knirps beim HSV Barmbek-Uhlenhorst und durchlief dort die gesamte Jugend-Ebene. Stets auch unter den wachsamen Augen von Vater Bernd. 1979 schaffte der damals 18-jährige Andi dort den Sprung in die Oberliga-Mannschaft. Auch der große HSV war auf ihn aufmerksam geworden und so durfte er dort ein Probetraining absolvieren. Doch zu mehr als einem Platz in der dortigen Amateurmannschaft hätte es nach Meinung der HSV-Verantwortlichen, allen voran Manager Günter Netzer, nicht gereicht. Für Andi Brehme zu wenig. Felix Magath vermittelte ihn zum damaligen Zweitligisten 1. FC Saarbrücken, wo er in der Spielzeit 1980/81 insgesamt 36 Partien bestritt. Dann wurde der 1. FC Kaiserslautern auf ihn aufmerksam.
Nach nur einem Jahr im Saarland wechselte Andreas Brehme zur Spielzeit 1981/82 an den Betzenberg. Dort reifte er schnell zu einem zuverlässigen Spieler, der bald aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken war. Auch wenn er mit Schnelligkeit nicht unbedingt glänzte. Aber er hatte Spielintelligenz, war variabel einsetzbar, technisch versiert, hatte eine feine Ballbehandlung und vor allem, er war beidfüßig gefährlich. Eine Gabe, die nicht jedem Fußballer gegeben ist und eine Gabe, die speziell ihm in seiner weiteren Karriere sicher auch ein Stück weit den Weg in die Fußballgeschichtsbücher ebnete. Zumindest wunderte es damals nicht, dass Berti Vogts ihn schon im Oktober 1981 in die U21-Nationalmannschaft berief. Nicht einmal zweieinhalb Jahre später folgte dann der erste Auftritt in der A-Nationalmannschaft. Sein Debüt dort absolvierte Andi Brehme am 15. Februar 1984 bei einem Freundschaftsspiel der DFB-Auswahl in Bulgarien. Die deutsche Elf gewann mit 3:2. Die frühe 1:0-Führung durch Uli Stielike in der zweiten Minute bereitete übrigens Andreas Brehme durch eine feine Flanke vor. Ein Einstand nach Maß.
Andreas Brehme reifte am Betzenberg schnell zur Spielerpersönlichkeit und wurde beim FCK zu einer wichtigen Konstante. Fünf Jahre blieb er ein Roter Teufel, dann lockte Bayern München. Andreas Brehme, der robuste Bursche aus dem hohen Norden, wechselte 1986 noch weiter in den Süden, nach München, an die Säbener Straße. Zu diesem Zeitpunkt war er immerhin schon Vizeweltmeister. Mit dem FC Bayern wurde Andi Brehme gleich in seiner ersten Saison Deutscher Meister. Von München zog es ihn zur Saison 1988/89 zu Inter Mailand. Mit dem italienischen Traditionsclub wurde er direkt italienischer Meister und Fußballer des Jahres in Italien. Zwei Jahre später holte er mit Mailand auch den UEFA-Cup. Nach einem einjährigen Gastspiel bei Real Saragossa (1992/93), kam Andy Brehme zur Spielzeit 1993/94 zurück auf den Betzenberg. Es folgten Jahre mit Höhen und Tiefen.
Der absolute Tiefpunkt für jeden FCK-Fan damals, der Abstieg 1996. Das war am 18. Mai 1996. Andreas Brehme war an jenem 34. Spieltag der Bundesliga beim denkwürdigen Auswärtsspiel der Roten Teufel in Leverkusen bereits mit einem Abschieds-Blumenstrauß aufs Spielfeld marschiert. Eigentlich wollte er seine Fußballschuhe schon damals nach dem Ende der Saison an den Nagel hängen. Doch der Ausgang der Partie mit einem 1:1-Unentschieden besiegelte den ersten Abstieg des 1. FC Kaiserslautern aus der Fußball-Bundesliga. Unvergessen die Szenen nach dem Spiel, als Andy Brehme sich an der Schulter von Rudi Völler vor laufenden Kameras seiner Tränen nicht erwehren konnte. Untröstlich über den Abstieg seines FCK heulte er an der Seite des langjährigen Weggefährten Rotz und Wasser und durchtränkte „Tante Käthes“ Trikot mit seinen Tränen. Er sah sich letztlich für den Abstieg mit in der Verantwortung und blieb weiter beim FCK. So wie zahlreiche andere Leistungsträger der damaligen Abstiegsmannschaft. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Der FCK schaffte unter Otto Rehhagel den direkten Wiederaufstieg und wurde in der Saison 1997/98 als Aufsteiger Deutscher Meister. Zusammen mit Andreas Brehme. Nach dem Sensationsgewinn dieser Deutschen Meisterschaft beendete er endgültig seine Karriere als aktiver Fußballer.
Die „Hall of Fame“ des Weltfußballs betrat Andy Brehme zweifellos endgültig im Jahr 1990, als er beim WM-Finale mit seinem Elfmetertor den entscheidenden Treffer erzielte und Deutschland damit zum dritten WM-Titel schoss. In der Nationalmannschaft kam Andy Brehme zwischen 1984 und 1994 auf insgesamt 86 Einsätze wobei er immerhin acht Tore erzielte. Fünf davon bei Weltmeisterschaften, darunter dreimal bei WM-Halbfinalpartien und WM-Finalspielen. Einmal traf er bei einer Europameisterschaft. Er ist bis heute der einzige Spieler, der ein WM-Finale durch einen Strafstoß in der regulären Spielzeit entschieden hat!
Der bescheidene und bodenständige Hamburger Junge bekam nach dem Karriereende verdientermaßen ein Abschiedsspiel. Am 6. Oktober 1998 beendete er auf dem Betzenberg im Alter von 37 Jahren seine aktive Fußballerlaufbahn. Im Rahmen einer wahren Fußball-Gala. Eine Halbzeit lang lief er im Trikot der Roten Teufel auf, eine Halbzeit lang reihte er sich in die Reihen ehemaliger Weggefährten auf Seiten der Welt-Auswahl ein, die damals von seinen ehemaligen Trainern Franz Beckenbauer (Nationalmannschaft) und Giovanni Trapattoni (Inter Mailand) gecoacht wurden und die mit klangvollen Namen illustrer Stars gespickt war. Darunter Ruud Gullit, Frank Rijkaard, Rudi Völler, Alessandro Del Piero, Roberto Baggio, Giuseppe Bergomi, Paolo Maldini, und Franco Baresi. Sagenhafte 609 Pflichtspiele hat Andreas als Fußballprofi absolviert. Für den FCK hat er insgesamt 319 Pflichtspiele bestritten und dabei 53 Tore erzielt. Immerhin 242 seiner FCK-Einsätze absolvierte er in der 1. Bundesliga. Hinzu kommen Partien in der 2. Bundesliga (32), im DFB-Pokal (20), im UEFA-Cup (22), im Europapokal der Pokalsieger (2) und im Super-Cup (1). Eine stolze Bilanz!
Im Juni 1999 erwarb Andi Brehme an der Sportschule Hennef die A-Trainerlizenz. Von Oktober 2000 bis August 2002 war er Teammanager beim 1. FC Kaiserslautern, wo er jedoch vorzeitig seinen Platz räumen musste. Es folgten Trainerstationen beim Zweitligisten SpVgg Unterhaching (2004/05) und beim VfB Stuttgart als Co-Trainer unter Giovanni Trapattoni. Gleichzeitig seine letzte Station im Traineramt. Ab 2017 arbeitete er noch als Berater des serbischen Clubs FK Vojvodina Novi Sad. Auch für den DFB war Andi Brehme als Botschafter tätig und leitete eine Förderaktion für Kinder und Jugendliche. Andreas Brehme lebt mittlerweile in München und Kitzbühel. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag. Auch das Museums-Team gratuliert auf das Herzlichste!