Am Mittwoch, 13. Mai 2020, feiert das Stadion am Betzenberg, das seit dem Jahr 1985 den Namen Fritz-Walter-Stadion trägt, seinen 100. Geburtstag. Zu diesem herausragenden Jubiläum haben wir uns an die bewegte Geschichte eines ganz besonderen Stadions erinnert. Eine Laudatio.
Gründung und erste Spiele
Betze, Betze, was bist Du alt geworden – 100 Jahre! So alt wird normalerweise keine Kuh, sagt der Volksmund. Am 13. Mai 1920 wurdest Du, der Sportplatz am Betzenberg, mit einem Spiel gegen den FC Pfalz Ludwigshafen eröffnet. Unglücklicherweise gewannen die Lokalrivalen vor 3.500 Zuschauern 2:0.
Damals war es noch sandig und die Kicker ackerten im wahrsten Sinne des Wortes sechs Jahre lang auf einem Hartplatz, ehe 1926 ein Rasenplatz folgte. Dieser legte den Grundstein für ein Stadion, das bis heute als Deutschlands höchster Fußballberg gilt. Doch auch ein Berg muss wachsen und so wurdest Du, lieber Betze, immer größer. Immer mehr Menschen kümmerten sich um Dein Wohl, bauten Dich auf und aus und schmückten Dich mit der neusten Technik.
Neuaufbau und steigende Popularität
1932 wurde Deine, durch einen Orkan zerstörte, Holztribüne wieder aufgebaut und fasste nun 18.000 Zuschauer. Ob der Wirtschaftskrise war an ein finanzkräftiges Bauunternehmertum nicht zu denken, doch es fand sich eine Lösung: Der freiwillige Arbeitsdienst wurde gegründet und durch den steigenden sportlichen Erfolg und die damit ebenfalls steigende Popularität wurde trotz schwerer Zeiten das Baumaterial zur Verfügung gestellt. Ohne Bezahlung schufteten die Menschen und machten Dich größer und größer. Fritz Walter, dessen Bruder Ottmar, Horst Eckel, Werner Kohlmeyer und Co. sausten über Dein Spielfeld und übten schon mal für die Meisterschaften 1951 und 1953. Unten in der Stadt spürte man, dass etwas Großes auf dem Betzenberg heranwuchs.
Leidenschaftlicher Fußball wurde in der Zeit der Nationalsozialisten leider wenig gespielt und nach dem Krieg im Jahre 1945 nutzten die Franzosen Deinen Rasen als Abstellplatz für ihre Militärgeräte. Das zerstörte nicht nur den Rasen, sondern änderte Deinen Namen. Plötzlich warst Du das „Stade de Montsabert“. Zum Glück nur kurz! Man stelle sich vor, heute würde es in und um Kaiserslautern heißen: „Un, gehsche mit nuff?, „Wohi?“, „Ei, uff de Monsabert!“. Nein, nein, der Name Betzenberg passt schon sehr gut zu Dir.
Langsam, aber kontinuierlich wurdest Du immer größer und machtest Dich für die neue Bundesliga chic. Unter anderem durch den Ausbau 1953: 30.000 Zuschauer konntest Du nun empfangen. Und zehn Jahre später, pünktlich zur neuen Bundesliga passten bereits 34.000 Schlachtenbummler in Dich hinein. Obendrauf wurde es noch hell und zwar durch die nagelneue Flutlichtanlage. 1972 wurde Deine alte Holztribüne abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, Resultat: Du botest 18.000 überdachte Plätze bei einem Fassungsvermögen von 38.000 Zuschauern. Immer mehr wurde aus dir der „Mythos Betzenberg“. Kurze Zeit später spürten das auch die Gegner. Und wie.
Legendäres auf dem Betzenberg
Ein Jahr nach Deinem erneuten Umbau war der FC Bayern München Dein Gast und Du und Dein lautstarkes Gefolge habt „diese Bayern“ mal eben so mit 7:4 nach Hause geschickt, wohlgemerkt nach einem 1:3-Halbzeitrückstand und gegen einen damals schon übermächtigen Gegner. Kein Wunder, dass Bayern-Trainer Udo Lattek Jahre später noch sagte: „Früher haben wir bei Spielen auf dem Betzenberg immer die Hosen voll gehabt.“ Seufz, was waren das für Zeiten, lieber Betze. Oder blicken wir kurz auf das Jahr 1982: Am 17. März spielten die Königlichen von Real Madrid auf dem Betzenberg. Das Hinspiel verloren die Roten Teufel 1:3, doch am Ende besiegte man die Madrilenen 5:0 – Wahnsinn! Was wurde auf Deiner Tribüne gejubelt. Drei Jahre später, am 2. November 1985, wurde unser Fritz Walter 65 Jahre alt und Du getauft – logischerweise in Fritz-Walter-Stadion, Ehre, wem Ehre gebührt. Von da an trugst Du den Namen mit Ehre, gute Kumpel durften Dich nach wie vor „Betze“ nennen und tun es heute noch.
Es folgten noch weitere, grandiose Spiele. Wir erinnern uns gerne an das Torfestival gegen den SV Meppen, das am 7. Juni 1997 in der zweiten Liga auf Dir gefeiert wurde. 7:6 (!) gewann der 1. FC Kaiserslautern und machte es nach einer 6:2-Halbzeitführung spannend. Damals war der Aufstieg zum Glück schon perfekt, sodass selbst Gegner, wenn sie sympathisch waren, und das waren die Jungs aus Meppen, nach ihrem 6:7 gefeiert wurden. Last-Minute-Tore wurden zu einem Markenzeichen. Etwa als Olaf Marschall am 24. April 1998 nach Flanke von Marco Reich das 3:2 gegen Borussia Mönchengladbach köpfte und anschließend am Boden liegend sein Nasenpflaster justierte. Der FCK wurde später Deutscher Meister, und dazu hast auch Du viel beigetragen.
Und auch in den vergangenen Jahren und Monaten hast Du uns viele emotionale Stunden beschert. Ilicevic gegen Bayern, wir alle waren muschmunken. Matze Abel trifft vor der West zum 3:3 gegen den VfB, und wieder einmal bist Du explodiert. So wie gegen die Sechzger, als Philipp Hofmann reinkam. Du und die Westkurve, ihr habt ihr den Ball vollends ins Netz gedrückt. Liebe kennt keine Liga, Du auch nicht. Deine Freunde und Besucher haben Dich auch in der Dritten Liga zum Beben gebracht. Und Du bist im hohen Alter noch zum Pokalschreck geworden, wie sie in Mainz und Nürnberg jetzt wissen.
In Deiner Geschichte hast Du, liebes Stadion am Betzenberg, einiges erlebt. Wurdest aufgebaut, besetzt und renoviert – warst im Jahr 2006 WM-Stadion. Du wurdest erweitert, mit Flutlichtmasten bestückt und hast einen Mythos geschaffen. Unser ehemaliger Spieler Youri Djorkaeff hatte damals vollkommen Recht, als er bei seiner Vorstellung sagte: „Wenn man dieses Stadion sieht und die Art, wie es sich über der Stadt erhebt, dann wird einem klar, dass Kaiserslautern eine Fußballstadt sein muss.“ Heute, da wirst Du sagenhafte 100 Jahre alt. Und was sollen wir sagen? Bleibt einfach so wie Du bist, dann werden noch legendäre Jahrzehnte folgen. Herzlichen Glückwunsch, lieber Betzenberg!