Am Montag, 2. März 2020, feiert der ehemalige FCK-Spieler Ciriaco Sforza seinen 50. Geburtstag. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam und der Initiative Leidenschaft e.V. blickt anlässlich dieses Ehrentages zurück auf die Karriere des Schweizers und gratuliert ganz herzlich im Namen der gesamten FCK-Familie.
Die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern in den 1990er Jahren und in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends sind eng mit dem Namen eines Spielers verbunden, der heute ein halbes Jahrhundert alt wird. Ciriaco Sforza! Es gab in der Bundesligageschichte des FCK nicht viele Spieler, die auf dem Rasen so viel spielerisches Genie zelebrierten, die gleichzeitig aber auch so sehr polarisiert haben und so umstritten waren wie der vielfache Schweizer Nationalspieler. Dreimal ging der bisweilen exzentrische Mittelfeldakteur eine Liaison mit dem FCK ein und streifte sich das Trikot der Roten Teufel über. Von 1993 bis 1995, von 1997 bis 2000 und von 2002 bis 2005. Auf immerhin 199 Bundesligaspiele kam er dabei für den FCK, traf insgesamt zwanzig Mal ins gegnerische Tor, wurde mit dem FCK 1998 Deutscher Meister. Mit den Grashoppers aus Zürich, dem FC Bayern München und Inter Mailand zieren weitere klangvolle Vereinsnamen die Stationen seiner gut 20 Jahre währenden Karriere als aktiver Fußballer. Danach wechselte er seine Rolle auf dem Rasen mit der des Coachs an der Seitenlinie. Seit nunmehr 14 Jahren arbeitet er als Fußballtrainer. Heute wird Ciriaco Sforza 50 Jahre alt.
Seine ersten fußballerischen Gehversuche machte Ciriaco Sforza beim FC Villmergen und dem FC Wohlen, wo er als Sohn italienischer Eltern 1970 auch zur Welt kam. Schon mit 16 Jahren kam er dann 1986 zur Jugend des Grasshopper Club Zürich, wo er früh auch bereits Einsätze in der ersten Mannschaft bekam. Sein Debüt gab er dort am 16. August 1986 beim 2:2 gegen den FC St.Gallen, als er in der 70. Minute eingewechselt wurde. Unter Trainer Kurt Jara gewann er mit dem GCZ in der Spielzeit 1987/1988 den Schweizer Pokal. Ab der darauffolgenden Saison hieß der Grashopper-Trainer dann Ottmar Hitzfeld. Schon in der Vorbereitung habe er gemerkt, dass der neue Coach ihn nicht im zentralen Mittelfeld verortete, sondern zum rechten Verteidiger „umschulen“ wollte. „Das hat mir nicht so gut gefallen. Ich bin dann im Tausch für Thomas Wyss nach Aarau gewechselt“, begründete Ciriaco Sforza in einem späteren Interview seinen damaligen Wechsel nach der Hälfte der Saison zum Ligarivalen FC Aarau. Doch schon eineinhalb Jahre später holte der Mann mit dem Trenchcoat den talentierten Fußballer zurück nach Zürich.
Dort reifte er im Mittelfeld zum Stammspieler. Schon in seiner ersten Saison nach seiner Rückkehr gewann er mit Grasshoppers die Schweizer Meisterschaft 1991. Kurz darauf debütierte er in der Nationalmannschaft. Immerhin 79 Einsätze sollte er bis zum Ende seiner Karriere für die „Nati“ verzeichnen. 1993 wurde er erstmals Schweizer Fußballer des Jahres. Zur Saison 1993/1994 vollzog Ciriaco Sforza einen für seine Karriere entscheidenden Schritt. Er wechselte in die Bundesliga, zum 1. FC Kaiserslautern! FCK-Trainer Rainer Zobel, der im Sommer 1992 am Betzenberg angeheuert hatte, verpflichtete ihn für eine Millionen-Ablöse, musste allerdings im Juni 1993 seinen Trainerstuhl räumen. Für ihn kam Friedel Rausch, unter dem sich Ciriaco Sforza schnell einen Namen machte. Schon in der ersten Saison am Betzenberg wurde er mit den Roten Teufeln mit nur einem Punkt Rückstand hinter dem FC Bayern Vizemeister. Viele werden sich noch an das spannende Titelrennen mit dem FC Bayern München erinnern. In der Folgesaison reichte es für den FCK nur noch zum vierten Platz. Ciriaco Sforza verließ den FCK und wechselte für sieben Millionen Mark ausgerechnet zu den Münchner Bayern! Für viele FCK-Fans ein unverzeihlicher Schritt.
Otto Rehhagel, der als Cheftrainer nach München gewechselt war, hatte den Schweizer als Wunschspieler an die Säbener Straße geholt. In seiner ersten Saison dort kam Ciriaco Sforza zu 30 Einsätzen, blieb jedoch hinter den mit vielen Vorschusslorbeeren geweckten hohen Erwartungen zurück. Nachdem Rehhagel gegen Ende der Spielzeit entlassen wurde und Vereinspräsident Franz Beckenbauer das Zepter übernommen hatte, gewannen die Bayern den UEFA-Pokal 1995/1996. Ciriaco Sforza kam dabei in beiden Finalspielen gegen Girondins de Bordeaux zum Einsatz. In der Bundesliga reichte es für die erfolgsverwöhnten Münchner nur für einen enttäuschenden zweiten Platz hinter Borussia Dortmund.
Zur darauffolgenden Saison wechselte Ciriaco Sforza zu Inter Mailand in die italienische Serie A. Noch heute räumt der Mittelfeldakteur ein, dass diese Entscheidung der größte Fehler in seiner Karriere gewesen sei. Wobei es für ihn zum damaligen Zeitpunkt durchaus gepasst hatte. „Ich bin zu Inter gegangen, weil Roy Hodgson dort Trainer war, zu dem ich in der Nationalmannschaft ein besonderes Verhältnis aufgebaut hatte. Außerdem war es wegen meiner italienischen Wurzeln auch hier wieder ein Traum für mich, der in Erfüllung ging“, blickte der Schweizer im vergangenen Jahr auf seinen damaligen Wechsel zurück. Wirklich glücklich wurde er bei Inter jedoch nicht und auch spielerisch wusste er bei seinen 26 Einsätzen in der Serie A nicht nachhaltig zu beeindrucken. Am Ende stand ein unbefriedigender 3. Tabellenplatz zu Buche und auch im Finale des UEFA-Pokals zogen die Mailänder gegen die „Eurofighter“ des FC Schalke 04 den Kürzeren. Nach Saisonende wechselte Ciriaco Sforza dann tatsächlich zurück in die Pfalz zum 1. FCK!
Die Roten Teufel waren unter Trainer Otto Rehhagel nach ihrem ersten Bundesligaabstieg und einem Jahr 2. Liga gerade souverän in die Bundesliga zurückgekehrt. Bei seinem zweiten Engagement am Betzenberg wurde Ciriaco Sforza als Mannschaftskapitän auf dem Rasen zum verlängerten Arm von König Otto und führte das Team als unangefochtener Leader, als Lenker und Denker sensationell zur Deutschen Meisterschaft! Bis heute eine Einmaligkeit. Der Stellenwert dieses Titels, auch für Ciriaco Sforza, der später mit Bayern München zwar die Champions-League gewann, etwas ganz Besonderes. „Wenn Du als Aufsteiger am ersten Spieltag in München gewinnst, in der Rückrunde die Bayern nochmal wegputzt und von Anfang bis Ende der Saison ganz oben stehst, dann steht dieser Erfolg für mich persönlich mindestens so weit oben wie der Champions-League-Titel“, räumte der ehemalige FCK-Kapitän später einmal ein. In der darauffolgenden Saison belegte der FCK am Ende den 5. Tabellenplatz und verspielte am letzten Spieltag bei einer herben 5:1 Niederlage in Frankfurt gar eine mögliche Champions-League-Teilnahme. Auch in der darauffolgenden Saison wurde Ciriaco Sforza als Kapitän mit dem FCK Fünfter in der Tabelle. Eine Spielzeit, in der er allerdings einen schweren Stand hatte, weil es öfter zu Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Otto Rehhagel kam und das Alpha-Tier auf dem Rasen mit dem Alpha-Tier an der Seitenlinie gelegentlich aneinander geraten war. Inklusive einer kurzzeitigen Suspendierung durch den Trainer. Aber das war eben Ciriaco Sforza als Spieler. Er stand für eine kritische Sicht der Dinge, für offene Worte und nahm nie ein Blatt vor den Mund.
Zum Saisonende wechselte er dann für 6,4 Millionen Euro erneut zu den ungeliebten Bayern. Dort wurde er in der Saison 2000/2001 zum zweiten Mal Deutscher Meister, zu dem er in 20 Einsätzen beitrug. Mit den Bayern gewann er in der gleichen Spielzeit die Champions League und gewann den Weltpokal. In der nächsten Saison kam „Ciri“ beim FC Bayern in der Bundesliga nur noch zu 16 Einsätzen. Titelverteidigung Fehlanzeige. Nicht in der Bundesliga und auch nicht in der Champions League. Im August 2002 kam Ciriaco Sforza ablösefrei „zurück“ nach Kaiserslautern, kam aber aufgrund von Verletzungen nur zu 23 Einsätzen in der Bundesliga. Glanzvoller Höhepunkt der Saison war sicher das Erreichen des Finales im DFB-Pokal 2002/03, wo Ciriaco Sforza ab der 2. Runde bis zum Halbfinale in allen Spielen dabei war, aber bei der bitteren 1:3 Niederlage im Endspiel gegen den FC Bayern nicht mehr! In der nächsten Saison kam er in der Bundesliga nur noch zu 17 Einsätzen, ein Jahr später gar nur noch auf 7 Spiele für die Roten Teufel. Sein letztes Spiel als Profi absolvierte er im Oktober 2005, als sich der 1. FC Kaiserslautern und Borussia Dortmund 3:3 trennten. Der FCK stieg am Ende der Saison zum zweiten Mal aus der Bundesliga ab, Ciriaco Sforza beendete seine Karriere als aktiver Fußballer.
Das Ende seiner Spielerkarriere mündete fast nahtlos in eine Trainerlaufbahn, die bis heute besteht. „Mir war schnell klar, dass ich auf dem Rasen bleiben will und dort mein Zuhause ist. Ich bin nach der Spielerkarriere ohne Pause in den Trainerberuf gerutscht, das würde ich heute anders machen“, kommentierte er den Übergang einmal. Seine bisherigen Stationen als Coach waren die Schweizer Vereine FC Luzern, Grashopper Zürich, FC Wohlen, der FC Thun und seit letztem Jahr der FC Will 1900. Er war Spieler seit dem 16. Lebensjahr, rutschte ohne Verschnaufpause in die Rolle des Trainers. Die „Fußball-Ware“ Ciriaco Sforza bekam im Jahr 2015 mehr als menschliche Züge als der sympathische Schweizer sich dazu bekannte an einer Depressionserkrankung zu leiden, die er mittlerweile überwunden hat. Der Preis für ein Leben im Rampenlicht. „Mein Körper zeigte mir, dass er eine Pause braucht. Dass er ausgelaugt ist. Mein Körper hat rebelliert. Der Akku war leer. Ich hatte Zeit, mir über mein Leben Gedanken zu machen. Ich bin sehr froh, sowohl die positiven als auch die negativen Erfahrungen gemacht zu haben. Dank ihnen kann ich sagen, ich bin ein ganz anderer Mensch geworden. Ich bin glücklich mit meinem Leben“, resümierte Ciriaco Sforza noch im vergangenen Jahr über die Folgen eines Jahrzehnte währenden Drucks im Fußball-Zirkus.
Regelmäßig wird der „Trainer“ Ciriaco Sforza auch noch mit dem FCK in Verbindung gebracht, wenn am Betzenberg die Besetzung des Chefsessels an der Seitenlinie zur Disposition steht. Nach dem Rücktritt von Taifun Korkut im Dezember 2016 fragte die Rheinpfalz beispielsweise ihre Leser in einer Online-Umfrage nach ihrem Favoriten auf den Trainerposten am Betzenberg. Die Abstimmung gewann Ciriaco Sforza vor Holger Stanislawski. Die Wahl der Verantwortlichen des 1. FCK fiel mit Norbert Meier jedoch auf einen anderen Kandidaten. Obwohl er in Kaiserslautern in der Vergangenheit auch immer wieder für kontroverse Diskussionen gesorgt hatte und in der Fanszene bis heute sowohl Gegner als auch Befürworter haben dürfte, war und wäre seine Verpflichtung jedoch kein abwegiger Gedanke. Immerhin bekennt sich Ciriaco Sforza bis heute zum FCK und betont stets, „Kaiserslautern ist für mich meine zweite Heimat geworden und der FCK für immer ganz tief in meinem Herzen“.
Vom Museumsteam und der gesamten FCK-Familie die herzlichsten Glückwünsche zum heutigen 50. Geburtstag und ein dickes Dankeschön für Deine erfolgreichen und tollen Jahre hier am Betzenberg, lieber Ciriaco Sforza.