Vor 30 Jahren, am 26. September 1989, feierte Hans-Peter Briegel mit einem großen Abschiedsspiel am Betzenberg sein Karriereende.
Das Finale der Fußball-WM 1986 in Mexiko wird vielen Fußballfans noch in Erinnerung sein. Argentinien führte gegen Deutschland zur Halbzeit mit 1:0, ehe die Südamerikaner kurz nach Wiederanpfiff auf 2:0 erhöhten. Karl-Heinz Rummenigge (74.) und Rudi Völler (81.) sorgten in der Schlussviertelstunde für den nicht mehr möglich gehaltenen Ausgleich. Mit auf dem Feld, Hans-Peter Briegel. Ausgerechnet ihm entwischte dann drei Minuten nach dem Ausgleichstreffer der schnelle Jorge Burruchaga nach einem feinen Zuspiel von Maradona und markierte den 3:2 Siegtreffer für die favorisierten Argentinier (84.). Argentinien wurde Fußball-Weltmeister. Nach der unglücklichen, aber verdienten Niederlage, erklärte Hans-Peter Briegel seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Noch auf dem Rasen.
Bis er vom DFB ein offizielles Abschiedsspiel erhielt, sollten immerhin noch drei Jahre ins Land ziehen. Der Verband versagte das Ansinnen zunächst mit der Begründung, die Walz aus der Pfalz habe nicht genügend Länderspiele absolviert. Doch am 26. September 1989 war es dann so weit, Hans-Peter Briegel bekam auf dem Lautrer Betzenberg sein offizielles Abschiedsspiel. Der 1. FC Kaiserslautern trat dabei gegen eine Europaauswahl an. Klangvolle Namen waren es, die Stadionsprecher Udo Scholz seinerzeit durch die Mikrofonanlage des Stadions intonierte. Ronnie Hellström, Karl-Heinz Rummenigge, Bernd Förster oder Uli Stielike. Dazu die italienischen Stars Giancarlo Antognoni, Alessandro Altobelli und Claudio Gentile oder die spanischen Kicker José Antonio Camacho und Juanito.
Ein gut gefüllter Betzenberg wartete an jenem Tag auf die Akteure und bereitete vor allem dem Star des Abends eine wirkliche Gala. Am Ende gewann die Starauswahl gegen die Roten Teufel mit 4:3, wobei das Ergebnis auch für die Zuschauer im Grunde völlig nebensächlich war. Dem Hünen aus Rodenbach bereitete es sichtlich Spaß, noch einmal die Fußballschuhe zu schnüren und gemeinsam mit teilweise langjährigen ehemaligen Weggefährten einfach ein Fußballfest zu feiern. Seine Ehrenrunde entlang der Kulisse des Betzenberg-Stadions, seines Stadions, geriet dann auch zum emotionalen und tränenreichen Momentum. „So einen Jubel zu meinem Abschied, das hätte ich nicht erwartet“, räumte der bescheidene Star aus Rodenbach sichtlich gerührt ein und legte sich trotz seiner klangvollen späteren Spielerstationen dennoch fest, „für mich gibt es nur einen Klub, den FCK!“ Eine Herzensangelegenheit ist ihm sein Heimatverein bis heute geblieben.
Seine sportlichen Wurzeln lagen übrigens bei der Leichtathletik. Im Weit- und Dreisprung erzielte Hans-Peter Briegel als A-Jugendlicher beim TV Rodenbach in den Jahren 1972 und 1973 Bestleistungen. Aber auch der Fußball reizte ihn seit jeher und so begann er in seinem Heimatort Rodenbach auch für den dortigen Sportverein die Fußballschuhe zu schnüren. Ein sprichwörtlich gewichtiges Pfund: seine athletische, kantige und kraftstrotzende Statur. Hinzu kam seine Antrittsschnelligkeit und immerhin schaffte der junge Mann die 100 Meter in elf Sekunden. 1974 wechselte er vom SV Rodenbach zu den FCK-Junioren, schaffte 1975 den Sprung zu den Profis und gab sein Debüt in der Bundesliga beim Auswärtsspiel des FCK bei den Münchner Bayern am 10. April 1976. Zu diesem Zeitpunkt führte der heutige Rekordmeister schon mit 3:1, doch der FCK drehte die Partie und gewann durch Tore von Hannes Riedl und zwei Treffer von Klaus Toppmöller mit 4:3! Der Beginn einer herausragenden Fußballerkarriere nahm im Münchner Olympiastadion seinen Anfang.
An deren Ende standen einzigartige Erfolge. Hans-Peter Briegel kam auf 240 Bundesliga-Einsätze für den FCK. Sage und schreibe 47 Tore erzielte er dabei für die Roten Teufel. In 72 Länderspielen trug er das Trikot der deutschen Nationalmannschaft, wurde 1980 Europameister und erreichte mit Deutschland 1982 und 1986 zweimal das Finale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Die Krone des Weltfußballs blieb ihm indessen verwehrt. Mit Hellas Verona wurde er 1985 Italienischer Meister und 1988 mit Sampdoria Genua Pokalsieger. In seiner ersten Spielzeit in Verona wurde Hans-Peter Briegel zum besten Ausländer der Serie A gewählt und gleichzeitig in Deutschland als erster im Ausland spielender deutscher Profi zum Fußballer des Jahres gekürt! Nach dem Pokalgewinn in Genua beendete er seine großartige Karriere und ließ bis 1992 in der Schweiz beim FC Glarus seine Laufbahn als Spieler und anschließend als Spielertrainer ausklingen. An jenem Abend am 26. September 1989 erhielt die außergewöhnliche Karriere eines außergewöhnlichen Fußballers so noch einmal eine angemessene Würdigung und einen glanzvollen Rahmen.