Erinnerungen an das Abschiedsspiel und die Karriere von Andreas Brehme
Es war ein Dienstag, es war der 6. Oktober 1998, als sich auf dem Betzenberg vor einer großen und großartigen Kulisse zwei Teams für einen eher freundschaftlichen Kick gegenüberstanden. Eine der beiden Mannschaften, gespickt mit klangvollen Namen illustrer Stars wie den Holländern Ruud Gullit und Frank Rijkaard, dem Dänen Michael Laudrup, den deutschen Nationalspielern Jürgen Klinsmann, Pierre Littbarski und Rudi Völler oder die italienischen Superstars Alessandro Del Piero, Roberto Baggio, Giuseppe Bergomi, Paolo Maldini, Ivan Zamorano und Franco Baresi. Es war das Abschiedsspiel von Andreas Brehme, bei dem an jenem 6. Oktober der amtierende Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern gegen eine Welt-Auswahl auflief.
Es war der letzte Auftritt von Andy Brehme als aktiver Fußballer im Oktober 1998. Im Grunde mit zwei Jahren Verspätung. Am 18. Mai 1996 war Andreas Brehme am 34. Spieltag der Bundesliga beim denkwürdigen Auswärtsspiel der Roten Teufel in Leverkusen bereits mit einem Abschieds-Blumenstrauß aufs Spielfeld marschiert. Eigentlich wollte er seine Fußballschuhe schon damals nach dem Ende der Saison an den Nagel hängen. Doch der Ausgang der Partie mit einem 1:1-Unentschieden besiegelte den ersten Abstieg des 1. FC Kaiserslautern aus der Fußball-Bundesliga. Unvergessen die Szenen nach dem Spiel, als Andy Brehme sich an der Schulter von Rudi Völler vor laufenden Kameras seiner Tränen nicht erwehren konnte und – untröstlich über den Abstieg seines FCK – an der Seite des langjährigen Weggefährten Rotz und Wasser heulte. Er sah sich letztlich für den Abstieg mit in der Verantwortung und blieb weiter beim FCK. So wie zahlreiche andere Leistungsträger der damaligen Abstiegsmannschaft. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Der FCK schaffte unter Otto Rehhagel den direkten Wiederaufstieg und wurde in der Saison 1997/98 als Aufsteiger Deutscher Meister. Zusammen mit Andreas Brehme.
Die Fußballer-Laufbahn von Andy Brehme begann in Hamburg. Als Fünfjähriger Knirps schnürte er 1965 beim HSV Barmbek-Uhlenhorst erstmals die Fußballschuhe, durchlief dort die gesamte Jugend-Ebene, ehe er 1980 zum damaligen Zweitligisten 1. FC Saarbrücken wechselte. Ein Jahr später begann dann sein erster Vertrag in der Bundesliga, beim 1. FC Kaiserslautern! Trainer Karl-Heinz Feldkamp holte den beidfüßigen Defensivmann an den Betzenberg. Bis 1986 blieb Andreas Brehme bei den Roten Teufeln, wechselte dann für zwei Spielzeiten zum FC Bayern München, wurde mit den Münchnern in seiner ersten Saison direkt Deutscher Meister. Von dort zog es ihn zur Saison 1988/89 zu Inter Mailand. Mit dem italienischen Traditionsclub wurde er direkt italienischer Meister und Fußballer des Jahres in Italien. Zwei Jahre später holte er mit Mailand auch den UEFA-Cup. Nach einem einjährigen Gastspiel bei Real Saragossa (1992/93), kam Andy Brehme zur Spielzeit 1993/94 zurück auf den Betzenberg und beendete dort nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft seine Karriere.
Die „Hall of Fame“ des Weltfußballs betrat Andy Brehme zweifellos endgültig im Jahr 1990, als er beim WM-Finale gegen Argentinien in Rom fünf Minuten vor Spielende mit seinem Elfmetertor den entscheidenden Treffer erzielte und Deutschland damit zum dritten WM-Titel schoss. In der Nationalmannschaft kam Andy Brehme zwischen 1984 und 1994 zu 86 Einsätzen und erzielte dabei acht Tore. Fünf davon bei Weltmeisterschaften, einmal traf er bei einer Europameisterschaft, darunter dreimal bei WM-Halbfinalpartien und WM-Finalspielen. Er ist bis heute der einzige Spieler, der ein WM-Finale durch einen Strafstoß in der regulären Spielzeit entschieden hat! Der bescheidene und bodenständige Hamburger Junge verabschiedete sich an jenem 6. Oktober im Alter von 37 Jahren im Rahmen einer wahren Fußball-Gala von seiner aktiven Fußballerlaufbahn. Eine Halbzeit lang lief er im Trikot der Roten Teufel auf, eine Halbzeit lang reihte er sich in die Reihen ehemaliger Weggefährten auf Seiten der Welt-Auswahl ein, die damals von seinen ehemaligen Trainern Franz Beckenbauer (Nationalmannschaft) und Giovanni Trapattoni (Inter Mailand) gecoacht wurden. Verzichten mussten die beiden Trainerlegenden damals auf den brasilianischen Stürmerstar Ronaldo und auf Lothar Matthäus, die verletzungsbedingt beide das Spiel von der Tribüne aus verfolgen mussten.
Das nun im FCK-Museum „als Exponat des Monats“ ausgestellte Trikot des Abschiedsspiels von Andreas Brehme ist das Original-Trikot der damaligen Welt-Auswahl. Inklusive handschriftlicher Widmung ein echtes Highlight und ein hochwertiges Erinnerungsstück an ein außergewöhnliches und einmaliges Fußballspiel. Wir bedanken uns in diesem Zusammenhang ganz herzlich bei Dirk Buhrmann, der das Trikot als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat.