Am Dienstag, 20 November 2018, verstarb Dietmar Schwager im Alter von 78 Jahren. Hans Walter erinnert sich an einen kompromisslosen Verteidiger, der 320-mal für den FCK in der Bundesliga auflief.
Ein Bundesliga-Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern in den frühen Siebziger Jahren. Die Roten Teufel liegen kurz vor Spielende mit einem Tor im Rückstand. Nun hält es Dietmar Schwager, der ansonsten darauf bedacht ist, seine Abwehr zusammen zu halten, nicht mehr in der eigenen Hälfte, er stürmt mit nach vorne und gibt somit das Zeichen, noch einmal alles in die Waagschale zu werfen, um die Niederlage zu verhindern.
Nicht selten waren diese von Dietmar Schwager und Ernst Diehl leidenschaftlich vorgetragenen Attacken in der Schlussphase einer Begegnung von Erfolg gekrönt; oft konnte in den letzten Minuten einer Begegnung noch ein Unentschieden oder sogar der Siegtreffer erzielt werden.
Dietmar Schwager, allgemein nur „Dittes“ genannt, verkörperte die FCK-Tugenden wie kaum ein anderer in den Jahren nach dem Ende der großen „Walter-Mannschaft“. Er war kämpferisch ein Vorbild, ihn prägten Teamgeist und Fairness und vor allem sein unbeugsamer Wille, für seine Mannschaft, für den 1. FC Kaiserslautern, immer sein Bestes zu geben und Spiele zu gewinnen. Dietmar Schwager war kein Filigrantechniker, seine besonderen Qualitäten waren stattdessen sein unerschrockenes Zweikampfverhalten, sein gutes Stellungsspiel, seine Kopfballstärke sowie seine Schlagsicherheit.
Im Kriegsjahr 1940 wurde Dietmar Schwager in Kaiserslautern geboren. Seine ersten Fußballerfahrungen erwarb er auf dem Gelände des ASV Kaiserslautern oberhalb der Entersweiler Straße, ehe er von dem klassenhöher spielenden VfR Kaiserslautern unter Vertrag genommen wurde und von 1962 bis 1964 seine Fähigkeiten auf dem Erbsenberg unter Beweis stellen konnte. So war es kein Wunder, dass man beim großen Nachbarn des VfR auf den drahtigen, zuverlässigen Abwehrspieler aufmerksam wurde – und als logische Konsequenz wechselte Schwager 1964 zur zweiten Bundesligasaison vom Erbsen- auf den Betzenberg.
Zunächst bewährte sich Dietmar Schwager als Vorstopper, bald aber war er als Stopper der Abwehrchef des FCK und für mehr als zehn Jahre aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. In dieser Zeitspanne wurde er von Trainern wie Brocker, Lorant, Piechaczek, Knefler, Ribbeck und Weise betreut, zu seinen Mitspielern zählten u. a. Reitgaßl, Richter, Co Prins, Mangold, Rehhagel, Kapitulski, Friedrich, Toppmöller, Pirrung, Bitz, Diehl, Fuchs, Melzer, Sandberg und Hellström.
In seiner Laufbahn absolvierte „Dittes“ Schwager 320 Bundesligaspiele für seinen FCK – einschließlich der Pokalbegegnungen und internationaler Spiele hat er in mehr als 400 Pflichtspielen das Trikot der Roten Teufel getragen – eine überragende Bilanz.
Für die Niederlage im DFB-Pokalendspiel 1972 gegen Schalke 04 wurden Dietmar Schwager und seine Kameraden im Oktober 1973 durch den legendären 7:4-Triumph gegen Bayern München entschädigt. Diese bis heute unvergessene Partie auf dem ausverkauften Betzenberg war einer der Höhepunkte in Dietmar Schwagers Karriere, die ihn mit dem FCK auch in viele ausländische Stadien führte, z. B. nach Stockholm, Bern, Salzburg, Malmö, Erevan und Stoke.
Nach seiner aktiven Fußballerzeit erwarb Schwager die Trainerlizenz und trainierte u.a. die Amateure des 1. FC Kaiserslautern, Borussia Neunkirchen und als Co-Trainer und für mehrere Monate als Cheftrainer den FC Schalke 04.
Sein zweites Engagement bei den FCK-Amateuren endete mit einem Missklang, dem eher ein unglücklicher Zufall als böse Absicht vorausgegangen war: Der verdienstvolle Ex-Spieler Dietmar Schwager erfuhr nach seinen Angaben vom Platzwart von seiner vorzeitigen Beurlaubung nach einigen sieglosen Begegnungen – für Schwager ein unverzeihlicher Fauxpas.
Dietmar Schwager wurde im Lauterer Stadtteil Dansenberg ansässig, arbeitete als Repräsentant einer Firma für Bürotechnik und führte mit seiner Ehefrau Gerlinde eine Lotto-Annahmestelle in der Innenstadt.
Am 20. November 2018 ist Dietmar Schwager im Alter von 78 Jahren verstorben. Die FCK-Familie trauert um einen großen, beliebten Spieler und Kämpfer. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen Töchtern, auf die er so stolz gewesen ist.
Im Museum des 1. FCK wird Dietmar weiterleben, werden wir ihn auf dem großen Bildschirm weiterhin bei dem „Jahrhundertspiel“ gegen Bayern München bewundern können.