Betrachtet man die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften, stößt man auf ein immer wiederkehrendes Phänomen: den Heimvorteil. Bis auf zwei Ausnahmen (1958 und 2002) holte sich immer eine Mannschaft vom jeweils gastgebenden Kontinent den Titel. Nun werden nur wagemutige Tipper auf einen afrikanischen WM-Sieg am Kap gesetzt haben. Dass den Mannschaften aus Afrika nach dem zweiten Spieltag aber fast komplett das Vorrunden-Aus droht, hatten wohl nicht viele erwartet. Zudem steht auch Südafrika vor einem traurigen Rekord, da die Bafana Bafana vermutlich der erste WM-Gastgeber überhaupt sein wird, der den Sprung in die nächste Runde verpasst.
Ausgesprochen unerfreulich verliefen die ersten beiden Spiele auch für Georges Mandjeck und seine Kameruner. Nach zwei Pleiten gegen Japan und Dänemark sind die “Unzähmbaren Löwen” bereits ausgeschieden und für Mandjeck selbst blieb in beiden Partien nur ein Platz auf der harten Ersatzbank. Kaum besser machten es auch die Slowaken von Erik Jendrisek. Nach der Punkteteilung zum Auftakt gegen Neuseeland unterlagen die Osteuropäer gegen Paraguay chancenlos mit 0:2. Nachdem Jendrisek in der ersten Partie noch 90 Minuten dabei war, musste er sich in Spiel zwei ebenfalls mit der Reservistenrolle abfinden.
Paraguay unterstrich bei dem souveränen Erfolg einen weiteren Trend, der bei dieser Endrunde auffällig ist: Die Mannschaften aus Südamerika dominieren bislang das Turnier und haben noch keine einzige Partie verloren. Eine Tendenz, die abgesehen von den Fußball-Großmächten Brasilien und Argentinien auch nicht unbedingt zu erwarten war. Uruguay, Paraguay und Chile präsentieren sich bisher aber bestens organsiert, agieren aus einer sicheren Defensive und wissen im Angriff mit Forlan (Uruguay), Sanchez (Chile) und Barrios sowie Santa Cruz (Paraguay) echte Klassestürmer in ihren Reihen.
Südamerika hui, Afrika pfui, und eine durchwachsene Bilanz bei den europäischen Teams: So lautet also das Résumé nach den beiden ersten WM-Spieltagen. Glanzlos, aber erfolgreich stehen bislang nur die Niederlande sicher im Achtelfinale. Die deutsche Mannschaft hat trotz der äußerst unglücklichen Niederlage gegen Serbien und der bitteren Gelb-Roten Karte gegen Miro Klose ebenfalls noch eine ordentliche Ausgangsposition. Die Mitfavoriten England, Italien und Frankreich schlittern dagegen von einer Peinlichkeit in die nächste.
Was diese drei Großen des Weltfußballs auf dem Rasen abliefern, ist bisher eine einzige Enttäuschung. Die Equipe Tricolore hat es zudem noch geschafft, dass sich selbst die Fans in der Heimat von der Mannschaft abwenden. Den vorläufigen Tiefpunkt gab es am Sonntag auf dem Trainingsplatz in Knysna zu bestaunen, als die versammelten Superstars als Protest gegen die Suspendierung von Nicolas Anelka das Training boykottierten. Zumindest ein Spiel hat die Truppe von Trainer Raymond Domenech noch zu absolvieren. Man darf gespannt sein, ob sich die einst große Auswahl der Grande Nation zumindest einmal auf das Wesentliche besinnt.