Was für ein Galaauftritt der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale gegen Argentinien: Ein Spiel auf Augenhöhe hatte man erwartet. Ein ganz enges Ding, das womöglich wie vor vier Jahren im Elfmeterschießen entschieden würde. Stattdessen hieß es nach 90 Minuten 4:0 für den dreimaligen Weltmeister. Das saß. Wie geprügelte Hunde schließen die hochgehandelten Gauchos um Superstar Lionel Messi vom Platz. Die internationale Presse überschlägt sich förmlich vor lauter Lobeshymnen auf die junge deutsche Mannschaft und auch beim kommenden Gegner Spanien ist der Respekt vor den "Alemanes" plötzlich riesig.

In der Tat hat das DFB-Team vom amtierenden Europameister inzischen den Status des Topfavoriten übernommen. Zu überzeugend waren die letzten beiden Auftritte, während die Iberer doch eher glanzlos in die Runde der letzten vier einzogen. Da sich auch die Niederlande etwas überraschend gegen den Rekordchampion Brasilien durchsetzten, sind die Europäer im Halbfinale wieder fast unter sich. Trotz der südamerikanischen Dominanz in der Vorrunde hat es nur eine Mannschaft aus Südamerika in die Vorschlussrunde geschafft.

Dass es sich dabei um Uruguay handelt, ist wohl die größte Sensation dieser Endrunde. Das Land am Rio de la Plata mit seinen gerade einmal drei Millionen Einwohnern stand letztmals vor 40 Jahren im Halbfinale und bietet in Südafrika nicht nur einen technisch sauberen, gut organisierten Fußball, sondern war auch an einem wahren Fußball-Drama beteiligt. Im Viertelfinale gegen Ghana rettete Stürmer Luis Suarez in der letzten Minute der Verlängerung mit der Hand auf der Linie. Rot für Suarez und Elfmeter für Ghana konnte die Entscheidung nur heißen. Asamoah Gyan hatte die große Chance, ein afrikanische Land erstmals in ein WM-Halbfinale zu schießen – und vergab.

Ein dramatischeres Spiel hat man selten gesehen und groß war das Mitgefühl mit den Ghanaern und mit dem tragischen Schützen Asamoah Gyan. Auf der anderen Seite brauchen sich die Uruguayer aber auch nicht für ihren Erfolg zu entschuldigen. Betrachtet man die 120 Minuten war es ein ausgeglichenes Spiel, in dem die Südamerikaner vielleicht sogar die besseren Chancen hatten. Dass es im Halbfinale gegen Holland aber zu einem weiteren Coup reichen könnte, scheint unwahrscheinlich. Nicht nur, dass die Niederlande ein Gegner vom größten Kaliber sind, auch auf Fortuna können die Uruguayer wohl kaum hoffen. Denn ihr Glückskontingent haben sie bei dieser WM wohl in der 120. Minute der Verlängerung gegen Ghana komplett aufgebraucht.

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