Die fußballerische Karriere des Seppl Pirrung schien zu Ende zu sein, bevor sie richtig begonnen hatte. Der damals 17-jährige Mittelfeldspieler des FC Münchweiler (Rodalb) hatte bereits Einladungen in die Südwest-Auswahl erhalten und war 1967 in die Deutsche Jugend-Nationalmannschaft berufen worden, als der quirlige Lockenkopf während eines Spieles in der Türkei nach einer harten Attacke seines Gegenspielers einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitt. Sein Einsatz nach einer halbjährigen Zwangspause kam offensichtlich zu früh – schon im ersten Spiel brach er sich erneut sein Schien- und Wadenbein. Seppl Pirrung gab nicht auf und kämpfte sich noch im gleichen Jahr in die Mannschaft zurück.
Wieder war es eine heftige Attacke eines gegnerischen Abwehrspielers, die bald zum dritten Schienbeinbruch führte. Die schweren Verletzungen haben sein rechtes Bein um drei Zentimeter kürzer werden lassen. Mit bewunderungswürdiger Energie nahm Pirrung erneut einen Anlauf und überzeugte schließlich mit seinen eleganten Flankenläufen und Dribblings die Verantwortlichen des FCK, ihm 1968 einen Lizenzspielervertrag anzubieten.
Seppl Pirrung kam in der Saison 1969/70 zu seinen ersten Bundesligaeinsätzen und bald war jedem Betzenbergbesucher bewusst, welch ein Kleinod der FCK mit diesem Flügelflitzer gewonnen hatte. Wenn der Lockenkopf zu einem Dribbling ansetzte und an seinem Gegenspieler vorbei zog, gerieten die Fans in helles Entzücken. Aber wehe dem Abwehrspieler, der sich nur durch hartes Einsteigen gegen den Rechtsaußen zu helfen wusste und ihn unfair zu Fall brachte! Die Volksseele kochte, wenn sich der nur 1,67 m große Seppl auf dem Rasen wälzte – und der Übeltäter wurde für den Rest der Begegnung erbarmungslos ausgepfiffen. Nicht immer vermochte Pirrung eine gegnerische Grätsche mit scheinbarer Leichtigkeit zu überspringen – oft genug wurde er getroffen und handelte sich immer wieder neue Verletzungen ein.
Seppl Pirrung war indes nicht nur ein glänzender Dribbler und Vorlagengeber, er überzeugte auch als beherzter Torschütze und erzielte in seinen 304 Bundesligaeinsätzen immerhin 61 Toren für seinen FCK. Gemeinsam mit Klaus Toppmöller und "Schwedenpfeil" Roland Sandberg bildete Pirrung Mitte der 1970er Jahre ein torgefährliches Sturmtrio.
Seppl Pirung hat während seiner zwölf aktiven Jahre auf dem Betzenberg viele überragende Spiele geliefert, keines ist aber so im kollektiven Gedächtnis verankert geblieben, wie der legendäre 7:4-Sieg im Oktober 1973 gegen den FC Bayern München. Seppl Pirrung narrte an diesem Nachmittag die prominenten Abwehrspieler des FCB um Franz Beckenbauer serienweise und erzielte gegen Sepp Maier drei sehenswerte Tore.
Im Jahr darauf wurden seine Leistungen mit der Berufung zu zwei A-Länderspielen belohnt. Somit trug mit Pirrung erstmals nach dem Ende der Walter-Ära wieder ein FCK-Spieler das Nationaltrikot. Außerdem lief er zu vier B-Länderspielen auf. Leider blieb das Verletzungspech Seppl Pirrung treu. Im Jahre 1981 brach er sich den Knöchel, das Ende seiner großen Karriere beim FCK zeichnete sich ab.
Pirrung wechselte für eine Saison zu Wormatia Worms, absolvierte dort 27 Begegnungen, ehe er beim Amateurverein VfL Neustadt seine Laufbahn ausklingen ließ.
Der Familienvater Seppl Pirrung wohnte weiterhin in Kaiserslautern, spielte gerne Tennis und war erfolgreich als Sportartikelverkäufer tätig.
Ein tückisches Krebsleiden machte sich bemerkbar und führte am 11. Februar 2011 viel zu früh zum Tode des erst 61-jährigen Fußballers. Auf dem Hauptfriedhof Kaiserslautern, nur 60 Meter vom Ehrengrab Fritz Walters entfernt, fand er seine letzte Ruhestätte.
Die vielen Fans, die sich noch mit Bewunderung an den einstigen Publikumsliebling erinnern, verneigen sich an seinem fünften Todestag in Trauer vor dem vorbildlichen Fußballer und Menschen Seppl Pirrung.