Hallo, Herr Fabian! Der VfL Bochum hat, inklusive DFB-Pokal, die vergangenen fünf Partien verloren. Ist das Umfeld zwischen Ruhr und Emscher schon nervös?
Auch wenn wir hier an der Ruhr, in Bochum, ein sehr emotionales Umfeld haben, das genau wie irgendwo sonst in Fußball-Deutschland höchst allergisch auf Niederlagen reagiert, ist es dennoch ruhig. Nervös ist hier kaum jemand, erst recht nicht wir als Mannschaft. Wir glauben nach wie vor an uns. Die Fans wissen, dass sich der VfL in einer Saison des Übergangs befindet, sie unterstützen uns in fantastischer Art und Weise. So ähnlich haben es auch unsere Mitglieder am vergangenen Montag auf der Jahreshauptversammlung dokumentiert, wo die Diskussionen bei aller Unzufriedenheit über den aktuellen Tabellenstand äußerst sachlich geführt wurden.
Wie sehen Sie die aktuelle sportliche Lage des VfL vor dem Heimspiel gegen die Roten Teufel?
Wir sind mit der aktuellen Lage höchst unzufrieden und wollen das Tabellenbild schleunigst zum Positiven hin verändern. Wir haben zuletzt in der Liga vier Niederlagen erlebt, die alle unterschiedliche Qualität hatten, aber in einem Punkt identisch sind: Wir haben jeweils mit nur einem Tor Unterschied verloren. Da waren unglaubliche Spiele dabei wie gegen Aalen und Aue, wo wir entweder das komplette Spiel bestimmt haben oder aber in einer Szene den Innenpfosten treffen, was die Vorentscheidung zu unseren Gunsten bedeutet hätte, aber im Gegenzug einen Treffer Marke „Tor des Monats“ kassieren. Die Lage ist nach wie vor so, dass wir in einer Liga spielen, wo jeder jeden schlagen kann. Dass wir es können, haben wir gerade gegen die Spitzenteams schon unter Beweis gestellt.
Nach drei Kreuzbandrissen in Folge und 28 Monaten Leidenszeit haben Sie sich spektakulär zurückgekämpft. Ihnen wurden auch vor der Saison schon Rollen wie „Vorbild“, „Leitwolf“ oder „Identifikationsfigur“ zugeschrieben, obwohl Sie verletzungsbedingt vor dieser Spielzeit erst 12 Profieinsätze für den VfL absolvieren konnten, für den Sie seit dreizehn Jahren spielen. Wie viel sagt dies über Ihre Persönlichkeit aus?
Ich bin jemand, der nicht so leicht aufgibt. Dass ich wieder auf dem Platz stehe, habe ich meinem Willen zu verdanken und denjenigen, die an mich geglaubt haben. Und das waren nicht wenige – was mir wiederum zeigt, dass ich in der Vergangenheit wohl nicht allzu viel verkehrt gemacht habe. Charakterlich hat mich das alles noch mehr gefestigt, und ich bin froh und stolz, dass ich es gepackt habe.
In diesem Jahr haben Sie sich als dienstältester Bochumer nun einen Stammplatz erarbeitet. Wie fühlen Sie sich im Moment, nachdem Sie in dieser Saison jetzt schon zehn Zweitligaspiele bestritten und zwei Tore erzielt haben?
Bis vor vier, fünf Wochen fühlte es sich großartig an. Mittlerweile ist es schon fast wieder Routine geworden, wobei die sportliche Situation auch dazu beigetragen hat, die Euphorie ein wenig einzudämmen.
Apropos Tore: Neben Ihnen waren auch Ihre Abwehrkollegen vor dem gegnerischen Tor durchaus erfolgreich, fünf der dreizehn VfL-Tore gehen auf das Konto von Verteidigern. Ist das VfL-Spiel speziell darauf zugeschnitten, dass auch die Defensivspieler Torgefahr ausstrahlen?
Na ja, wir gehen halt bei Standardsituationen mit nach vorne, wie das bei fast jeder Mannschaft auf diesem Niveau so ist. Und wir gehen nicht mit nach vorne, um dort kurz Hallo zu sagen, sondern haben einstudierte Abläufe zu befolgen. Dann ist es nur konsequent, wenn wir zum Torabschluss kommen und erfolgreich sind. Aber am Ende ist es mir egal – und ich denke, dass ich da auch für meine Verteidigerkollegen sprechen kann –, wer die Tore erzielt. Wichtig ist, dass wir eins mehr erzielen als der Gegner. Wenn die Offensivspieler treffen und wir dadurch gewinnen, bin ich der Erste, der laut jubelt.
Mit dem 1. FC Kaiserslautern kommt nun eine Mannschaft ins rewirpowerSTADION, die seit fünf Spielen ungeschlagen ist. Wie schätzen Sie die Roten Teufel ein?
Sie wirken gefestigter als noch vor wenigen Wochen, sie sind stabil geworden. Das hängt wohl mit dem Trainerwechsel zusammen. Schon vor der Saison waren sie einer der Anwärter auf den Aufstieg, mittlerweile sind sie zu den Topfavoriten zu zählen. Eine kampfstarke Mannschaft mit hoher individueller Klasse.
Was für eine Partie können die Zuschauer im Stadion und zu Hause vor den TV-Geräten vom Topspiel am Montagabend erwarten?
Ich erwarte eine kampfbetonte Partie. Wir werden alles reinwerfen, was uns zur Verfügung steht. Im Ruhrpott gilt nach wie vor das Prinzip der Maloche, das wollen wir auf dem Rasen umsetzen, wollen Lautern keine Luft zum Atmen lassen. Ein Flutlichtspiel ist ein zusätzlicher Anreiz. Und wie gesagt: Gegen Teams aus den oberen Tabellenregionen haben wir sehr gut ausgesehen. Insofern erwarte ich eine interessante Partie, die man sich auf jeden Fall anschauen sollte.