Als Schiedsrichter Bastian Dankert um 22.10 Uhr die Partie des FCK gegen die Münchner Löwen mit einem kräftigen Pfiff beendete, hatten wohl die meisten der 41.092 Zuschauer im altehrwürdigen Fritz-Walter-Stadion denselben Gedanken: „Das war Betze“! Und auch in den zahlreichen Kommentaren in den sozialen Netzwerken und in den Medien war nicht nur vom Sieg des FCK die Rede, sondern immer wieder tauchte er auf: Der Betze! Ein Begriff, der ursprünglich ein Synonym für das Stadion auf dem Betzenberg war („geh mer uff de Betze“), anschließend auch für die Mannschaft genutzt wurde („der Betze spielt in Stuttgart“) und inzwischen für ein ganz besonderes Gefühl, eine ganz besondere Einstellung und irgendwie auch für etwas Magisches, Unerklärbares steht („das war Betze“). Es ist vor allem diese besondere Verbindung von Zuschauern und Mannschaft, die das Betze-Gefühl ausmacht. Sicherlich, laut ist es auch in anderen Stadien, und auch andere Fankurven feuern ihr Team unermüdlich an. Aber wer gestern im Fritz-Walter-Stadion war, der hat gespürt, dass nur hier die Leidenschaft und der Wille von der Kurve direkt auf die Mannschaft überspringen kann. Die Wucht, mit der Neuzugang Phillip Hofmann keine Minute nach seiner Einwechslung den Siegtreffer erzielte, war gepaart mit der Wucht, die das Stadion entfachte, einfach zu viel für den Gegner. So war es in der Vergangenheit, so ist es heute.
Es gab zum ersten Spieltag ein paar Neuerungen am Betze. Nach dem Motto „back to the roots“ betreten die FCK-Profis künftig das Spielfeld zum Aufwärmen wieder durch den ehemaligen Spielertunnel an der Ecke der Westkurve. Danach geht es direkt an den Fans vorbei und erst dann auf den Rasen. Schon da sollen die Spieler, und es scheint zu funktionieren, die Energie der Fans aufsaugen. Denn zu was die Fans in der Lage sind, hat sich in diesem Spiel wieder einmal gezeigt. Die Entscheidung großer Teile der aktiven Fanszene, sich von nun an wieder im unteren Bereich der Kurve zu positionieren, hat für eine deutliche Verbesserung der Stimmung gesorgt. Ebenso wie das Umsetzen des Vorsängerpodestes direkt hinters Tor. Schon lange nicht mehr hat die Kurve so gerockt. Ein großer Dank geht hierbei auch an Vorsänger Sascha Kempf. Musikalisch geht es diese Saison eher etwas rockiger zu. Wie schon in den Designs der Eintritts- und Autogrammkarten, den Postern und den sehr beliebten Videos zu erkennen, ist auf dem Betzenberg der Rockabilly-Style angesagt. Jung, wild, frech und rebellisch – die damaligen Werte passen ebenso zum FCK wie die 50er Jahre. Daher lautet das künftige Motto: „Der Betze rockt“! Gestern hat er dies getan. Aber sowas von!
Am Tag nach dem Spiel fanden sich die FCK-Profis um 11 Uhr zum Regenrationstraining im Kraftraum ein. Zumindest diejenigen, die am Tag zuvor längere Einsatzzeiten hatten. Für den Rest ging es mit Coach Kosta und seinem Trainerteam zu einer intensiven Einheit auf den Platz. Die Stimmung war natürlich bei Spielern und Fans gleichsam gut. Der Abend zuvor war Gesprächsthema Nummer eins und immer wieder war vom Geist des Betze die Rede. Für die medizinische Abteilung gab es zwar einiges zu tun, denn eine solch intensive Partie hinterlässt ihre Spuren in den Knochen und Muskeln der Spieler, aber dennoch konnte die gute Nachricht übermittelt werden, dass alle Akteure die Partie unbeschadet überstanden haben. Und ein paar Schmerzen nehmen die FCK-Jungs für eine solche Belohnung, die sie sich durch eine tolle Mannschaftsleistung erspielt und erkämpft haben, gerne in Kauf. Und daher endet dieser Bericht mit dem Eintrag von Srdjan Lakic auf Facebook und Twitter: „Alles tut weh aber scheissegal. Nur der Sieg zählt.“ Das ist Betze!