Hallo Oliver Schäfer. Was hat sich in den letzten Wochen am deutlichsten verändert?
Vor allen Dingen im organisatorischen Bereich haben sich viele Änderungen ergeben. Es gibt derart viele Kleinigkeiten rund um die Mannschaft, an die man denken muss, wenn man in der Verantwortung steht, so dass für mich hauptsächlich in diesem Bereich mehr Aufgaben anfallen.
Ist die Position des Cheftrainers ein Karriereziel für Sie?
Ich habe im Jahr 2010 die Fußballlehrer-Lizenz erworben – übrigens zusammen mit Torsten Lieberknecht und Konrad Fünfstück oder Markus Babbel – habe nun also seit einiger Zeit schon den „richtigen Führerschein, um solch ein Auto fahren zu dürfen“. Zudem sollte man nicht vergessen, dass ich 300 Spiele im Profibereich, auch im Ausland, bestritten habe, da nimmt man einiges mit. Und jetzt stehe ich in der Verantwortung und es macht mir riesig Spaß. Was natürlich nicht heißen soll, dass mir die Aufgaben zuvor keinen Spaß gemacht haben und nicht wieder machen würden. Auch im anderen Aufgabenbereich hatte ich sehr viel Freude an der intensiven Arbeit mit den Spielern, auch wenn es jetzt noch ein wenig Fußball-spezifischer geworden ist. Jeder der als Trainer tätig ist, egal in welcher Funktion und in welcher Spielklasse, weiß, wie viel Spaß es macht, wenn man seine Mannschaft erreicht, die Spieler mitziehen und Gas geben.
Sie sprechen die Auslandserfahrung bei Besiktas an. Inwiefern hat Sie das weitergebracht?
Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, selbst einmal Ausländer zu sein, und in einem fremden Land zu leben, dessen Sprache man eigentlich nicht spricht. Es prägt einen, selbst einmal in der Kabine zu sitzen und die Erfahrung zu machen, dass gelacht wird und man nicht genau weiß, wieso, oder ob es gar gerade um einen selbst geht. Es hat mich sicherlich weitergebracht, mich einmal komplett neu anpassen und zurechtfinden zu müssen. Ich möchte keinen Tag dieser Zeit missen. Ich hatte damals auch meine gesamte Familie dabei, wurde sehr herzlich aufgenommen und habe daher nur positive Erinnerungen an meine Zeit in Istanbul.
Sie haben gesagt, dass Kalli Feldkamp Sie als Trainer am meisten beindruckt hat. Warum?
Seine Art zu arbeiten, seine Ansprache an die Mannschaft und die Art, wie er mit seinen Spielern umgegangen ist, haben mir sehr gut gefallen und ich habe mich damit identifizieren können. Ich habe mit Kalli Feldkamp in Kaiserslautern und Istanbul zusammengearbeitet. Ich muss aber auch sagen, dass ich von allen Trainern, mit denen ich gearbeitet habe – als Spieler oder Co-Trainer -, etwas mitgenommen habe.
Wie gehen Sie mit der Diskussion in der Öffentlichkeit um?
Ich denke aktuell nur von Spiel zu Spiel. Das wichtigste Ziel für mich ist, das nächste Spiel zu gewinnen. Zwischen Stefan Kuntz und mir ist zu dem Thema alles sauber besprochen. Ich lese außerdem nicht, was über mich oder über meine Verweildauer als Cheftrainer alles geschrieben wird. Ich versuche, den Spaß, den ich selbst bei dieser Arbeit habe, an die Mannschaft weiterzugeben. Wir arbeiten hart daran, erfolgreich zu sein. Nichts anders zählt.
Was haben Sie mit Beginn Ihrer Arbeit konkret verändert?
Wir versuchen lediglich, an einigen Stellschrauben neu zu justieren. Daher sind es insgesamt eigentlich nur Kleinigkeiten, die wir in den vergangenen Wochen geändert haben. Wichtig war zum Beispiel, dass die Mannschaft im Spiel gegen Cottbus die richtige Reaktion gezeigt hat und die taktischen Vorgaben und besonders die Umstellungen nach der Roten Karten gegriffen haben. Es ging in erster Linie nach dem Aalen-Spiel darum, unseren Fans das zu zeigen, was sie von der Mannschaft erwarten. Also Dinge wie Einsatzbereitschaft, Laufbereitschaft oder Teamgeist. Das ist uns gelungen.
Hat die Länderspielpause nun geholfen oder gestört?
Das kann man nicht pauschal beurteilen. Einerseits haben einige Spieler gefehlt, die mit den Nationalmannschaften unterwegs waren. Dadurch ist es nicht möglich, immer mit der Formation zu arbeiten, die man spielen lassen will. Andererseits haben wir vor der Pause ein super Spiel hingelegt und das gezeigt, was wir uns vorgenommen hatten. Daher konnten wir den Schwung mit in die Pause nehmen und darauf aufbauen, ohne direkt auf den kommenden Gegner schauen zu müssen. Zudem hatten wir nun zwei Wochen Zeit, mit dem verbliebenden Kader in Ruhe weiterzuarbeiten und an bestimmten Dingen weiter zu feilen.
Wie gehen Sie mit fehlenden Spielern um? Es fehlen einige Spieler gesperrt oder verletzt oder im Aufbautraining…
Wir sind so aufgestellt, dass wir solche Ausfälle als Team kompensieren können. Da geht es nicht um einzelne Spieler, sondern um die große Einheit „FCK“. Wir haben einen entsprechenden Kader, um auf Verletzungen und Sperren reagieren zu können. Nun sind also die Jungs gefragt, die sonst hintendran immer Gas geben, das Ganze auch auf dem Spielfeld zu zeigen.
Wie schätzen Sie den SV Sandhausen ein?
Der SVS ist ein gutes Kollektiv. Die Sandhäuser haben eine Mannschaft, die gut zusammenarbeitet und sehr laufstark ist. Ich erwarte das Team daher als geschlossene Einheit und denke, dass es ein sehr interessantes Spiel werden wird.