Am 19. September 2024 begeht Werner Mangold seinen 90. Geburtstag. Die große FCK-Familie gratuliert dem verdienten Spieler und Trainer, der als Mitglied der legendären Walter-Mannschaft die Ideale seines großen Freundes Fritz Walter von der einstigen Oberliga in die Bundesligazeit transportiert hat, zu seinem Ehrentag.
Der 26. Juni 1955 hätte den Höhepunkt in Werner Mangolds Fußballerkarriere bringen können, ja müssen. Der junge Außenläufer stand mit seinem 1. FC Kaiserslautern in Hannover gegen Rot-Weiß Essen im Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft. Die Kaiserslauterer waren mit personellen Sorgen in das Finalspiel gegangen, denn Mittelstürmer Ottmar Walter musste wegen seiner Gelbsuchterkrankung ersetzt werden, Werner Liebrich plagte sich mit einer nicht auskurierten Verletzung und Kapitän Fritz Walter fühlte sich wegen einer Rippenprellung nicht in Höchstform.
Trainer Richard Schneider hatte daher Werner Liebrich und dem nur nominell als Mittelstürmer aufgebotenen Horst Eckel besondere Aufgaben im Abwehrbereich zugeteilt, der zwanzigjährige Werner Mangold war in seiner ersten Saison als Oberligaspieler als rechter Läufer vorgesehen. Nach der frühen Führung für den FCK durch Willi Wenzel kam Rot-Weiß Essen mit Helmut Rahn, Berni Termath und Franz „Penny“ Islacker immer besser ins Spiel und führte bis zur Pause bereits mit 3:1 Toren.
Nach der Pause erlebten die 76.000 Zuschauer im Niedersachsenstadion ein entschlossenes Aufbäumen des FCK, der durch Willi Wenzel und einen Strafstoß von Werner Baßler den Ausgleich erzielen konnte. Ein weiteres Tor für den FCK wurde von Schiedsrichter Meißner wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannt. Dafür sorgte aber in der Schlussphase eine ebenso kuriose wie höchste umstrittene Szene für die Entscheidung in diesem Spiel. „Penny“ Islacker war neben dem Tor des FCK wegen einer Verletzung behandelt worden, sprang aber – ohne sich beim Schiedsrichter anzumelden – während eines Angriffs der Essener auf das Spielfeld zurück und köpfte aus deutlicher Abseitsposition das 4:3 für seine Mannschaft. Werner Baßler und Torhüter Hölz hatten die Situation richtig erkannt und reklamierten sofort bei Schiedsrichter Meißner. Doch der war im entscheidenden Moment nicht auf der Höhe des Geschehens und entschied auf „Tor“. Auch Linienrichter Burmeister hatte sich wohl im Tiefschlaf befunden und die groteske Abseitsstellung des Torschützen nicht erkannt.
Der Protest des FCK und ein Sportgerichtsverfahren brachten nichts, es blieb wegen der „Tatsachenentscheidung“ beim Sieg für Rot-Weiß Essen.
Diese Endspielniederlage war für den jungen Werner Mangold besonders bitter, denn er war in seiner Mannschaft der Einzige, der keinen deutschen Meistertitel errungen hat. Seine Kameraden waren 1953 und auch schon 1951 als deutsche Meister nach Kaiserslautern zurückgekehrt.
Am 19. September 1934 wurde Werner Mangold geboren und durchlief als fußballbegeisterter und talentierter Junge bis 1954 zunächst bei der TSG Kaiserslautern, anschließend beim FCK, alle Jugendteams und durfte im Frühsommer 1954 als Ersatzspieler an einer Fahrt der Waltermannschaft zu einem Freundschaftsspiel nach Schweinfurt teilnehmen. Zu seiner freudigen Überraschung wurde er in der zweiten Halbzeit eingewechselt – und zwar für sein großes Vorbild Fritz Walter. Mangold bekam seine Nervosität in den Griff und erzielte bei seinem Einstand in der ersten Mannschaft gleich zwei Tore – und er gehörte fortan zum Aufgebot des FCK.
Horst Eckel erlitt am 12.09.1954 in einem Spiel auf dem Erbsenberg einen Schien- und Wadenbeinbruch. Trainer Schneider versuchte den Ausfall des Weltmeisterspielers durch die Zurücknahme Wenzels in die Läuferreihe zu kompensieren, ehe er sich entschloss, Werner Mangold den Posten des rechten Läufers anzuvertrauen. Am 24. Oktober 1954 absolvierte Mangold ausgerechnet gegen die starke Mannschaft des FK Pirmasens sein erstes Punktspiel in der Oberliga Südwest. Die Roten Teufel konnten das Spiel 2:0 gewinnen – und der Neuling Mangold vermochte mit seiner Technik und Gewandtheit zu überzeugen. Am Ende der Saison hatte Werner Mangold 15 Pflichtspiele für seinen FCK bestritten und er blieb auch nach der Genesung von Horst Eckel fester Bestandteil der Mannschaft. Von Vorteil war seine Vielseitigkeit: Mangold konnte im Mittelfeld agieren, er war aber auch als Halbstürmer und als zuverlässiger Verteidiger einsetzbar. Eine Spezialität von ihm waren seine eleganten Dribblings und technisch bemerkenswerten Abwehraktionen im eigenen Strafraum, die ihm von Werner Liebrich den Spitznamen „Trickser“ einbrachten. Im weiteren Verlauf seiner Spielerkarriere bildete Mangold zusammen mit Gerd Miksa und – ab 1963 in der Bundesliga – mit Roland „Mäxchen“ Kiefaber ein kampfstarkes, zähes Verteidigerpaar. In der Saison 1962/63 erwarb er mit seinem FCK die Meisterschaft in der Oberliga Südwest, mit der die Aufnahme in die neu gegründete Bundesliga perfekt wurde.
Von 1954 bis 1963 bestritt Werner Mangold 167 Oberligaspiele für den FCK, hinzu kamen noch 20 Einsätze in den Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft in den Jahren 1955, 1956, 1957, 1958 und 1963. In der Bundesliga konnte er von 1963 bis 1966 exakt 50 Punktspieleinsätze für die Roten Teufel verbuchen, außerdem noch mehrere Pokal- und Intertoto-Begegnungen.
Nach seinem Abschied vom Betzenberg folgte Werner Mangold 1966 dem Ruf seines Freundes und Förderers Fritz Walter und er verstärkte mit seiner Erfahrung und Routine den in die zweitklassige Regionalliga aufgestiegenen Dorfverein SV Alsenborn in 36 Punktspielen. 1968 beendete Mangold seine Spielerlaufbahn, nachdem der SVA die Südwestmeisterschaft gewonnen hatte und erwarb die Fußball-Lehrer-Lizenz.
Der damals starke FC Bayern Hof war von 1968 bis 1970 die erste von Mangold trainierte Mannschaft. Von 1970 bis 1973 hatte er die Trainingsleitung beim TuS Koblenz, ehe er 1973/74 das Traineramt beim SV Alsenborn ausübte. Danach zog es ihn in seine Heimatstadt zurück, er trainierte 1974 bis 1977 den SV Wiesenthalerhof und wechselte anschließend zum 1. FC Kaiserslautern. Am Betzenberg wirkte er 1977 bis 1980 als Trainer der Amateure und als Co-Trainer der Profimannschaft unter Cheftrainer Kalli Feldkamp. Noch heute rühmt man am Betzenberg seinen guten Blick für talentierte Jungspieler, wie u.a. die Gebrüder Arno und Wolfgang Wolf, Norbert Buschlinger, Werner Mörsdorf und Michael Dusek, die er förderte und ihnen den Start in eine erfolgreiche Fußballerkarriere ermöglichte.
1980 ereilte ihn der Ruf zum drittklassigen Oberligisten VfR Heilbronn in Baden-Württemberg. Dort schaffte er mit seinem Team den Klassenerhalt, doch im darauffolgenden Jahr bedeuteten eine Knieoperation und Meinungsverschiedenheiten mit der Mannschaft um die strategische Ausrichtung das Ende seiner Zeit in Heilbronn und seiner Trainerkarriere. Für die Traditionsmannschaft des FCK und für die Lauterer „Stadtratself“ war er noch längere Zeit am Ball.
Bis zum Erreichen der Altersgrenze arbeitete der gelernte Technische Zeichner Werner Mangold beim Vermessungsamt der Stadt Kaiserslautern. Mit seiner Frau lebt er in einem Hochhaus in direkter Nachbarschaft zum Fritz-Walter-Stadion; solange es seine Gesundheit erlaubte, besuchte er die Heimspiele seines Vereins.
Am 19. September 2024 begeht Werner Mangold, der stets faire, untadelige Sportsmann, seinen 90. Geburtstag. Die große FCK-Familie gratuliert dem verdienten Spieler und Trainer, der als Mitglied der legendären Walter-Mannschaft die Ideale seines großen Freundes Fritz Walter von der einstigen Oberliga in die Bundesligazeit transportiert hat, zu seinem Ehrentag und wünscht ihm mit herzlichem Dank für mehr als 250 Einsätze im roten Trikot Gesundheit und alles erdenklich Gute sowie viel Freude mit Punktgewinnen der aktuellen FCK-Mannschaft.
Hans Walter
(Vielen Dank an Ottmar Frenger für wertvolle Hinweise zu Werner Mangolds Werdegang)