Auf die Frage, was Christian Tiffert machen würde, hätte er nicht die Karriere zum Fußballprofi eingeschlagen, antwortet der 28-Jährige: „Ich hätte mir eine Ausbildung als Koch vorstellen können. Auch wenn ich weiß, dass dies ein harter Job und alles andere als einfach ist“, weiß er den hohen Anspruch dieses Berufes durchaus einzuschätzen. „Ich esse einfach sehr gerne. Am liebsten Italienisch, aber auch die deutsche Küche sagt mir zu. Und wenn es die Zeit zulässt, koche ich auch mal gerne selbst. Aber hier kann ich bestimmt noch einiges lernen“, zeigt er sich wissbegierig.

Um ihm einen kleinen Einblick in die Welt der Gourmets zu geben, ermöglichten wir dem Mittelfeldspieler eine Lehrstunde bei einem der besten seines Fachs: Johann Lafer! Der 52-Jährige, vor allem durch zahlreiche TV-Kochshows wie die aktuelle ZDF-Sendung „Lichter!LaferLecker!“ und anspruchsvolle Kochbücher bekannt, stand gerne zur Verfügung und lud den Fußballprofi in sein Restaurant „Le Val d’Or“ auf der Stromburg ins rheinland-pfälzische Stromberg ein. „Ich bin ein großer Fußballfan, wenn auch nicht von einem bestimmten Verein. Ich war sogar zehn Tage bei der WM in Südafrika und habe mir dort einige Spiele angeschaut“, berichtet der Österreicher, der selbst lange Zeit als Torhüter in der deutschen Nationalmannschaft der Köche spielte und sogar schon bei der Traditionself des FCK zwischen den Pfosten stand.

Bei einem kleinen Rundgang durch die Räumlichkeiten der Stromburg fallen einem sofort die zahlreichen Bilder an den Wänden ins Auge. Von Boris Becker über Andreas Brehme und Kurt Beck zu Gerhard Schröder, kaum ein prominenter Vertreter, der nicht mit Johann Lafer abgelichtet ist. Dann  geht es direkt in die Küche, dem heutigen Arbeitsplatz von Christian Tiffert. Es ist heiß und hektisch. Mit viel Routine wird gebraten, gerührt und die Gerichte werden bis ins kleinste Detail angerichtet. Auf die Frage des Starkochs, ob Fußball und Kochen etwas gemeinsam haben, weiß Christian Tiffert dann auch schnell eine Antwort: „Ja, man schwitzt dabei.“

Angefangen hat er mit dem schweißtreibenden Sport in seiner Heimatstadt Halle, beim Aushängeschild HFC. Für einen aus einer Fußballerfamilie wie der Seinen war der Weg auf den grünen Rasen praktisch vorgezeichnet. Sein Großvater ist beim Fußballverband in Halle tätig, sein Vater und Onkel sind Trainer. „Die Ausbildung war damals schon sehr hart, als Sportler wurde man extrem gefördert. Davon musste ich mich zeitweise mal befreien und habe auch damals meine Jugend genossen“, gesteht der 24-fache U21-Nationalspieler. Er galt nicht immer als der einfachste Spielertyp. „Ich habe sicherlich auch außerhalb des Platzes gelebt. Das sollte man einem Fußballer zugestehen, auch wenn man als Profi natürlich eine große Vorbildfunktion hat“, blickt er auf eine Zeit zurück, die für ihn Vergangenheit ist. „Inzwischen bin ich Vater, das ist eine ganze andere Rolle, die mir aber sehr gut zu Gesicht steht und in der ich mich wohl fühle. Seitdem bin ich viel ruhiger und ausgeglichener.“ Ende Oktober erwartet seine Lebensgefährtin Bahar erneut Nachwuchs, die bald zweijährige Tochter Mila bekommt dann ein kleines Brüderchen.

Nach dem Anlegen der weißen Schürze geht es an die Vorspeise. Salat mit Tomaten, Büffelmozzarella und Garnelen stehen auf der Speisekarte. „Mit Pesto ein Viereck bilden und die Tomaten schön dünn schneiden“ erklärt der Chef seinem Lehrling. Dieser nickt artig und gibt sich größte Mühe. Wer will schon einen Starkoch enttäuschen.

Johann Lafer redet schnell, mit seinem ganz besonderen Dialekt, genauso wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Jeder Handgriff sitzt. Man hat das Gefühl, er kann schneiden, braten und garnieren gleichzeitig. Bei Christian Tiffert sieht es zunächst noch etwas verhaltener aus, doch mit der Hilfe seines prominenten Ausbilders lernt er schnell. „Beim Kochen braucht man eine große Sensibilität, man darf nicht so rustikal zu Werke gehen“, erklärt der Koch. „Na das passt dann ja nicht unbedingt immer zu meinem Stil auf dem Fußballfeld“, kontert die Nummer acht der Roten Teufel. Der Mittelfeldakteur ist einer der Spielertypen, die man nicht unbedingt mag, wenn sie beim Gegner spielen, aber dafür umso mehr, wenn man sie im eigenen Team hat. „Emotionen gehören für mich zum Fußball dazu. Ich zeige auf dem Platz sicherlich eine gewisse Aggressivität und bin auch nicht der beste Freund aller Schiedsrichter, bin aber alles andere als ein Treter.“ Die Statistik spricht für ihn. Noch kein Platzverweis steht zu Buche. „Ich bin auf jeden Fall ruhiger geworden, auch wenn es manchmal noch ein paar kleine Ausreißer gibt“, gesteht er. Christian Tiffert spricht langsam und bedächtigt, viele und laute Worte sind nicht seine Sache. Dafür klingen seine Aussagen wohl überlegt. „Ich bin eher der ruhige und entspannte Typ, auch wenn ich auf dem Platz ganz anders sein kann, wenn es nötig ist“.

Von Halle ging er 1998 nach Berlin, der damalige Zweitligist Tennis Borussia mit Trainer Winnie Schäfer war die erste Profistation. Nach zwei Jahren kamen die Hauptstädter in eine finanzielle Schieflage, es folgte der Lizenzverlust. Und für Christian Tiffert kam der Wechsel nach Stuttgart. „Der VfB hatte schon zwei Jahre zuvor angefragt, aber die Bundesliga kam für mich damals noch zu früh, ich wollte mich zunächst einmal über die Zweite Liga herantasten. Nun fühlte ich mich bereit für diesen Schritt“, erklärt  er. In Stuttgart kam er gerade rechtzeitig zur Zeit der „jungen Wilden“, verbrachte dort sechs Jahre, spielte 136-mal im Trikot mit dem Brustring und erzielte neun Tore. Zum VfB hat er nur noch wenig Bezug, zur Stadt schon eher. „Meine Frau kommt aus Stuttgart, meine Schwiegereltern wohnen dort, und ein ganz klein wenig habe ich mir auch das Stadtschwäbisch angewöhnt.“

Vom Schwabenland ging‘s zunächst mit Giovanni Trappatoni nach Österreich. Doch das Intermezzo bei Red Bull Salzburg dauerte nur ein Jahr. „Ich war alleine und unzufrieden, fühlte mich nicht wohl und hatte mit Langeweile zu kämpfen. Dann bin ich leider auch privat in ein kleines Loch gefallen“, beschreibt er im Nachhinein diese Erfahrung. Doch zu seinem Glück meldete sich mit dem MSV Duisburg ein Erstligist und an der Wedau verbrachte er trotz Abstieg zwei gelungene Jahre. An das Spiel mit den Meiderichern am Betzenberg in der vergangenen Saison erinnert er sich noch gut. „Wir haben super angefangen, aber waren letztlich mit dem 1:4 noch gut bedient.“
Vom Betzenberg zurück nach Stromberg. In der Küche des „Le Val d’Or“ steht inzwischen die Hauptspeise an. Rinderfilet mit Nudeln und Gemüse an Pfifferlingen.

Christian Tiffert schneidet, würzt, schwenkt. Das Zusammenspiel mit Johann Lafer klappt, die beiden spielen gekonnt Doppelpass, haben das Tempo erhöht. Auch der Sternekoch hat eine besondere Beziehung zum FCK, nicht nur weil er seine Kochkünste in Rheinland-Pfalz anbietet. Vor allem die tolle Stimmung am Betzenberg hat es ihm angetan. „Ich kann mich noch an das Europapokalspiel 1991 gegen Barcelona erinnern, das war trotz des späten Gegentreffers ein wahnsinniges Erlebnis, so viele Emotionen habe ich selten erlebt“, erinnert sich der Österreicher gern zurück. Am Herd schlagen weniger die Emotionen hoch, dafür die Flammen, als der Rinderbraten kurz flambiert wird. Als der Azubi vom Betzenberg beim Kosten anmerkt, dass wohl noch etwas Salz fehlt, erhält er ein anerkennendes Nicken seines Ausbilders. Keine Frage, Christian Tiffert hat einen guten Geschmack. Dies zeigt auch seine Entscheidung für den FCK. Die hat er bereits früh getroffen, wäre auch in die Pfalz gekommen, wenn es mit dem Aufstieg nicht geklappt hätte. „Ich habe mich auch deshalb sehr früh für Kaiserslautern entschieden, weil ich davon überzeugt war, dass ich von meiner Art und meiner Spielweise hier her passe. Außerdem ist Kaiserslautern natürlich ein großer Name im Fußball, und auch das Umfeld hier ist perfekt. Der Klassenerhalt ist mit unserer Truppe auf jeden Fall drin, ich glaube sogar dass wir für die ein oder andere Überraschung sorgen können“.

Dass er für die Roten Teufel eine echte Verstärkung ist, zeigte er bereits bei seinen ersten Auftritten im FCK-Trikot. Sein Zuspiel über das halbe Spielfeld auf Ivo Ilicevic beim 3:1 Sieg im Auftaktspiel in Köln brachte nicht nur seinen Trainer Marco Kurz in Verzückung. Mit seinen bislang 162 Bundesligaspielen bringt er zudem Erfahrung in die Truppe. „Ich bin aber keiner, der hier hinkommt und sagt: Ich habe so-und-so viele Spiele, ich werde jetzt hier die Leitfigur. Das muss sich durch Leistung entwickeln, das ist nichts, was man auf ein Papier schreibt und dann ist das so“, zeigt er sich bescheiden. Beim FCK fühlt er sich mit seiner Familie rundum zufrieden. „Es gefällt uns hier wirklich sehr gut, wir wohnen etwas außerhalb im Grünen, was für uns eine neue und sehr angenehme Erfahrung ist, auch gerade für die Kinder, die ja Platz zum Spielen brauchen.“

Die Ausbildung neigt sich dem Ende zu. Die Zubereitung des süßen und fruchtigen Desserts steht ganz unter dem Motto „das Auge isst mit“. Hierfür muss „Tiffi“, wie er von seinen Mannschaftskollegen gern genannt wird, sogar mit dem Bunsenbrenner ran. „Also den habe ich in der Küche nun wirklich noch nie genutzt“, zeigte er sich erstaunt. Am Ende darf Christian Tiffert seinem Lehrmeister schließlich seine Kochkünste im Restaurant servieren. Und erntet Lob vom Kochprofi: „Das hat er sehr gut gemacht, da ist durchaus Talent vorhanden. Wenn er mit dem Ball auch so feinfühlig umgeht wie hier in der Küche, dann ist für den FCK auch gegen Bayern was drin“. Und wie lautet das Fazit des Fußballprofis? „Das hat riesig Spaß gemacht, vor allem mit einem so netten Ausbilder. Es ist aber auch ein sehr anspruchsvoller Job, man muss immer aufmerksam sein. Wenn es perfekt werden soll, zählt jede Sekunde. Ich habe mir natürlich auch einiges gemerkt, mal sehen, wie ich das nun zu Hause umsetzen kann.“ Eine Einladung zum Essen für Johann Lafer bei ihm zu Hause traute sich Christian Tiffert noch nicht zu. „Da wäre mir der Druck dann doch zu hoch“, schmunzelt er.

Christian Tiffert bei Johann Lafer gibt es auch als Video auf FCK-TV!

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