„Feuer“, schreit Bernd Hollstein, während Laki eine Salve an Schlägen abfeuert. Links, rechts, links. Sein Blick ist konzentriert, der Kroate haut mit Schmackes zu.  Nein, Srdjan Lakic ist wahrlich kein Schläger, dafür ist der FCK-Profi ein viel zu netter Kerl. Und das Ziel seiner Schläge sind auch nur die Pratzen, die gepolsterten Handschuhe an der Hand seines Trainers. Der 26-Jährige Stürmer wechselt kurzfristig das Terrain. Vom 105 X 68 Meter großen Spielfeld auf dem Betzenberg in den 5,50 x 5,50 Meter großen Boxring des Colosseums.
Dort wird er bei seinem Eintreffen von Michael Blauth, Geschäftsführer des Fitnessstudios, begrüßt: „Wir freuen uns, dass uns Srdjan Lakic einen Besuch abstattet, schließlich sind die meisten unserer Mitarbeiter und Kunden große FCK-Fans.“  Seit zehn Jahren gibt es das Studio in der Mannheimer Straße. Neben zahlreichen Geräten werden auch Step-Aerobic, Spinning, und viele weitere Kurse angeboten. Wert legt man im Colosseum auf qualifizierte Trainer und individuelle Beratung, aber auch auf die Möglichkeiten, dem Kampfsport nachzugehen. „Wir haben den einzigen Boxring in der Umgebung“, erklärt Michael Blauth stolz, weshalb das Studio auch Trainingszentrum der WR-Security ist, dem Sicherheitsunternehmen, das auch bei den Heimspielen am Betzenberg für Ordnung sorgt.

Empfangen wird der Fußballprofi auch von Bernd Hollstein, der die ungewöhnliche Übungseinheit auf Wunsch des Torjägers organisiert hat. Der 49-Jährige war viele Jahre in der Boxabteilung des FCK aktiv und trainiert heute noch aus Leidenschaft Freunde und ambitionierte Boxer. Für Srdjan Lakic ist er kein Unbekannter, denn nebenbei ist Bernd Hollstein auch noch Fahrer des Mannschaftsbusses der Roten Teufel. „Seit 11 Jahren fahre ich die Jungs nun durch das Land, da hat man schon viel erlebt. Aber das ist das erste Mal, dass ich einen unserer Spieler in die Gehemnisse des Boxsports einweihen darf“, freut er sich auf das Training mit dem Angreifer.

Doch bevor es in den Ring geht, steht zunächst mal das Aufwärmen mit dem berühmten Springseil auf dem Programm, eine gute Übung für die Kondition und die Koordination. Kein Problem für Laki, der das Seil gekonnt unter seinen Füßen kreisen lässt. Nachdem die Hand fachmännisch bandagiert wird und die roten Boxhandschuhe sitzen, bekommen der Punchingball und der Sandsack die Schläge des FCK-Profis zu spüren. „Ich habe auch zu Hause einen Sandsack und Handschuhe, mir macht es Spaß das ab und zu einmal auszuprobieren.“ Seine Begeisterung für den Boxsport hat er aber von seiner Frau. „Antonija kann Thai-Boxen und wenn ich etwas trainiere, habe ich vielleicht auch mal eine Chance zu Hause“, scherzt der Kroate, der sich mit seinen Toren längst in die Herzen der FCK-Fans geschossen hat.

Angefangen hat seine Karriere in seiner Heimatstadt Dubrovnik. Mit zehn Jahren begann er dort das Fußballspielen, nachdem er zuvor schon einige andere Sportarten ausprobiert hatte, darunter natürlich auch der in Kroatien sehr beliebte Wasserball. Kein Wunder, gilt der VK Jug Dubrovnik doch als erfolgreichster Wasserballverein der Welt. Doch nachdem ihm seine Mutter den Sport verbot, weil er danach so häufig erkältet war, ging‘s mit den Kumpels zum Fußball, was er bis dato nur auf der Straße gespielt hatte. Und da es beim örtlichen Verein ganz gut lief, wurden sie bald bei Hajduk Split auf ihn aufmerksam, einem der beiden großen Vereine in seinem Heimatland. „Obwohl mein Vater schon immer für Dynamo Zagreb war, wollte ich mir diese Chance nicht entgehen lassen“, blickt er heute auf seine Anfänge zurück. Doch schon nach zwei Jahren zog es ihn wieder in die Heimatstadt, diesmal zum Zweitligisten GOSK Dubrovnik. Zunächst spielte er auf unterschiedlichen Positionen, mal im Mittelfeld oder auch rechts außen, erst später fand er im Sturm seine Bestimmung. Weiter ging es über Hrvatski Dragovoljac Zagreb und NK Kamen Ingrad, wo Srdjan Lakic ein Jahr in der ersten kroatischen Liga gegen das Leder trat, schließlich 2006 zur Hertha nach Berlin. In der Hauptstadt lief es trotz starker Konkurrenz wie Christian Gimenez und Marko Pantelic
zunächst gut, im Uefa-Cup gelang ihm ein Treffer und auch in der Liga hatte er seine Einsätze. Doch die höhere Belastung und das Tempo in der Bundesliga sorgten für kleinere Verletzungen, die ihn immer wieder zurück warfen. Hinzu kam der Trainerwechsel, für Falko Götz kam Lucien Favre. Unter dem Schweizer wurde Srdjan Lakic nach Holland ausgeliehen. Bei Heracles Almelo schoss er die entscheidenden Tore zum Klassenerhalt und den Club zudem ins Pokalhalbfinale. Zurück in Berlin bekam er aber weiterhin keine Chance. „Dann kam die Anfrage aus Kaiserslautern. Ich wusste, dass der FCK ein großer Verein ist, der gerade eine große Krise überstanden hatte. Ich sah das als Herausforderung.“

Eine Herausforderung wartet auch im Boxring des Colosseums auf ihn. Sein „Gegner“ ist Chris Ratter. Der 43-Jährige wirkt imposant, nicht nur wegen seiner Muskeln, den vielen Tätowierungen und der Tatsache, dass er sich zum Aufwärmen mit seinem Kollegen gegenseitig die Schienbeine in den Oberschenkel tritt. Auch weil er nach 20 Jahren Kampfsport nahezu alle
Varianten beher-rscht. „Boxen, Thai-Boxen, Freefight, ich bin vielseitig.“ Wer denkt, dass es beim Boxsport um das bloße Draufhauen geht, liegt völlig daneben. „Neben Kondition braucht man eine gute Technik. Das sind Automatismen, die sich einstellen, wenn man es tausendmal geübt hat“, erklärt Bernd Hollstein.

Üben wird nun auch der Goalgetter vom Betzenberg. Aber die Sicherheit geht natürlich vor, und so bekommt nicht nur Laki einen Kopfschutz, sondern auch der Profi die Anweisung, sich zurück zu halten. Schließlich wird der Kroate noch gebraucht, oben am Betzenberg, soll mit seinen Toren für die Roten Teufel auch künftig die Fans verzücken. Zwölf waren es in der vergangenen Zweitligasaison, in der aktuellen Spielzeit stehen vier Treffer auf dem Konto. „Wenn ich wieder zu hundertprozentiger Stärke zurück gefunden habe, dann werde ich noch viel öfter treffen“, zeigt sich der Torjäger selbstbewusst. „Ich habe ein großes Kämpferherz. Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich immer 100% geben. Ich habe aber inzwischen auch gelernt, nicht mehr zu viel zu wollen, mehr auf meinen Körper zu hören.“ Er weiß wovon er spricht, seinem nahezu unbändigen Willen hat er eine achtmonatige Leidenszeit zu  verdanken. Zur Rückrunde der Spielzeit 2008/2009 hatte er die Roten Teufel an die Tabellenspitze geschossen, bekam dann aber Probleme an Ferse und Leiste. „Ich war in guter Form, wollte unbedingt spielen und, auch unter Schmerzen.  Es fiel mir schwer mir selbst einzugestehen, dass es eigentlich nicht mehr geht“, blickt er heute zurück. Srdjan ist reifer geworden.

Natürlich macht der Profi im Ring nicht ernst und geht in die Defensive. Laki tänzelt durch den Ring, schlägt, hält die Deckung, dazu blitzt noch der Mundschutz zwischen den Zähnen – der Kroate gibt einen ordentlichen Boxer ab. Auch wenn er schnell merkt, wie anstrengend dieser Sport ist. „Du läufst zu viel, das ist kein Fußball“, kommt es vom Coach in der Ecke. Nach zwei Runden werden die Arme schwer, die Deckung sinkt immer häufiger. Und auch der „Laki Punch“ gelingt ihm nicht. „Dafür kann ich nicht so gut Fußball spielen“, scherzt der Boxprofi, ehe sich die beiden noch freund-
schaftlich unterhalten. Mit seiner offenen und lockeren Art kommt die Nummer neun der Roten Teufel selbst bei den hartgesottensten Kampfsportlern an.

In der Pfalz und beim FCK fühlt sich der 26-Jährige inzwischen zu Hause. „Die Atmosphäre im Team stimmt, ich habe hier viele Freunde gefunden, die Fans sind einfach phänomenal und außerdem ist mein Sohn ja hier geboren, also ein echter Pfälzer“, macht er seine Verbundenheit mit dem Verein und der Region deutlich. Acht Monate ist er inzwischen, der kleine Rafael. Und der stolze Papa sieht schon die Ähnlichkeiten: „Er ist ein kleiner Dickkopf, er lässt nie nach, so wie ich.“

Vor lauter Fußball blieb ihm und seiner Frau Antonija noch nicht einmal Zeit für die Hochzeitsreise. „Die holen wir nach der Saison endlich nach“, freut er sich auf eine kleine Auszeit in der Sommerpause. Auch in seine Heimat Kroatien
schafft er es nur noch selten. Dort würde er nicht nur wegen seiner Familie gerne öfter hin, auch die kroatische Nationalmannschaft hat er noch nicht abgehakt. Trainer Slaven Bilic kennt ihn, unter ihm hat Srdjan Lakic bereits für die U21 sein Heimatland vertreten. „Wir Kroaten sind sehr stolz auf unser Land, es ist das Höchste für Kroatien zu spielen. Wir haben viele gute Spieler, wie beispielsweise Petric, Olic oder Klasnic, aber wenn ich zu meiner Topform zurück gefunden habe, traue ich mir das zu“, träumt er weiterhin von Einsätzen im kroatischen Trikot..

Zum Ende der Trainingseinheit steigt auch Bernd Hollstein nochmal gegen Laki
in den Ring. Noch eine Runde, dann ist es geschafft. Und auch Laki ist
geschafft. „Das hat Spaß gemacht, war eine tolle Erfahrung. Die Jungs müssen
aber wirklich topfit sein, immer die Arme oben zu halten kostet viel Kraft.“ Und was sagt Trainer Bernd Hollstein zu seinem heutigen Schützling: „Das hat er ganz gut gemacht. Laki hat das Wichtigste, was man beim Boxen benötigt: Den Willen und das Herz.“ Worte, die einer wie Srdjan Lakic gerne hört.

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