Hallo Herr Prof. Schappert, als Vorsitzender des Ehrenrates des 1. FC Kaiserslautern üben Sie ein wichtiges Amt aus. Können Sie zunächst mal kurz erklären, wie sich der Ehrenrat zusammensetzt?
Der Ehrenrat setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen. In den letzten drei Jahren waren dies Rechtsanwalt Dr. Michael Koll, der Unternehmer Peter Landry, der Polizeipräsident der Stadt Kaiserslautern Wolfgang Erfurth, „Mister FCK“ Norbert Thines und meine Wenigkeit. Der Ehrenrat wird von der Mitgliederversammlung des Vereins gewählt. Hierfür unterbreitet der FCK-Vorstand den Mitgliedern Wahlvorschläge, dabei muss ein Mitglied des Ehrenrates die Befähigung zum Richteramt haben.
Was ist die genaue Aufgabe des Ehrenrats?
Der Ehrenrat ist dann zuständig, wenn vereinsschädigendes Verhalten untersucht werden muss. Er entscheidet beispielsweise über einen Vereinsausschluss und versucht, Streitigkeiten innerhalb des Vereins beizulegen. Der Ehrenratsvorsitzende hat das Recht, an den regelmäßigen Sitzungen des Aufsichtsrates teilzunehmen. Dort hat er Rede-, aber kein Stimmrecht.
Können Sie einen Einblick in diese Aufsichtsratssitzungen geben?
Der Inhalt der Sitzungen ist laut unserer Satzung natürlich streng vertraulich. Aber ich kann etwas zum Ablauf sagen. Der Aufsichtsrat trifft sich regelmäßig in etwa 6- bis 8-wöchigen Abständen, wenn die Dringlichkeit es gebietet auch sehr kurzfristig. Außerdem erlauben natürlich die heutigen modernen Kommunikationsmöglichkeiten (z.B. Konferenzschaltungen), dass die Aufsichtsräte jederzeit miteinander kommunizieren können. Bei den Sitzungen stellt der Vorstand den Status quo dar und seine kurz,- mittel- und langfristigen Planungen sowie seine Strategien zu deren Umsetzung vor. Für den sportlichen Bereich tut dies Stefan Kuntz, für den Wirtschafts- und Finanzsektor Fritz Grünewalt. Wie Stefan Kuntz zur sportlichen Situation berichtet und detailiert auf die Verpflichtungen eingeht, ist hoch professionell. Fritz Grünewalt ermöglicht, mit seinem vorbildlichen und transparenten Finanzreporting zum Ist- und zum Soll-Zustand, den Aufsichtsratsmitgliedern die wichtigste Aufgabe dieses Gremiums auszuüben, nämlich die Kontrolle des Haushaltes. Mancherorts wird behauptet, dieser Aufsichtsrat sei nur ein „Abnickerverein“, glauben Sie mir, das ist mitnichten der Fall. Durch meine Teilnahme an den Sitzungen kann ich aus eigener Erfahrung heraus bezeugen, dass sehr wohl dem Vorstand in manchen Dingen widersprochen und ihm einiges empfohlen wurde. Doch bei allen Unterschieden um Inhalte in der Auseinandersetzung, waren alle Sitzungen von gegenseitigem Respekt und mitmenschlichem Umgang untereinander geprägt. Dies ist sicherlich nicht zuletzt auf die professionelle Moderation der Sitzungen durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Rombach zurückzuführen. Ich wünsche mir sehr, dass auch in den kommenden Jahren diese außerordentlich angenehme demokratische Diskussionskultur beibehalten wird.
Wie bewerten sie die vergangenen sechs Jahre des Vereins rückblickend?
Nun, ehrlich gesagt sehr differenziert. Sportlich gesehen sind wir nicht da, wo wir hinwollen, wo wir, nicht nur in den Augen unserer Fans, sondern in ganz Fußball-Deutschland hingehören, nämlich in der Bundesliga. Die Gründe sind vielfältig und es ist nicht meine Aufgabe, diese hier aufzuzählen. Nicht Mitglied der Ersten Liga zu sein, das tut mir weh und ist für mich enttäuschend, aber wie viele andere stehe ich der jetzigen sportlichen Entwicklung sehr positiv gegenüber. Sicherlich haben wir auch in dieser Saison schon einige Punkte liegenlassen, aber und dies wird auch von vielen Außenstehenden so gesehen, diese Mannschaft spielt einen „echt guten Fußball“! Wenn es daher gelingen sollte, dieses Team im Großen und Ganzen zusammen zu halten und zukünftig punktuell zu verstärken, werden wir mittelfristig wieder erstklassig werden. Dazu gehört aber unabdingbar die wirtschaftliche Situation. Hier ist eine Konsolidierung des Haushaltes eingetreten. Das vergangene Geschäftsjahr wurde mit Gewinn abgeschlossen. Es hat eine Professionalisierung in allen Bereichen stattgefunden, dass hierbei aber auch einige wichtige alte FCK-Werte manchmal hintenangestellt werden müssen, ist vielleicht der Preis, den man für modernes Wirtschaftsmanagement zahlen muss, ob mir das nun gefällt oder nicht, sei dahin gestellt. Es wurden viele Projekte angestoßen und umgesetzt. Der FCK ist auf und neben dem Platz wieder wettbewerbsfähiger geworden. Dies ist aber ein stetiger Prozess. Die bisherige Entwicklung, gerade beim wichtigen Thema Nachwuchsförderung, wurde auch in den vergangenen Jahren vom Aufsichtsrat sehr eng begleitet. Hier ist meiner Ansicht nach Kontinuität, auch in diesem Gremium, ein wichtiger Faktor.
Welche Bedeutung hat das FCK-Zukunftsmodell, welches jetzt auch von der EU bestätigt wurde?
Diese Entscheidung war richtungsweisend für die Zukunft unseres Vereins. Nach der Bekanntgabe des positiven Urteils aus Brüssel, an dem ich übrigens niemals gezweifelt habe, kann der Verein jetzt die nächsten Schritte angehen. Der Rückkauf des Fröhnerhofes und die Einführung des neuen Pachtmodells sind enorm wichtig für den FCK, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Bei der kommenden Mitgliederversammlung stehen Neuwahlen für den Aufsichtsrat an. Die Bewerber werden vorab vom Ehrenrat überprüft. Was ist in Ihren Augen die entscheidende Qualifikation für ein Amt in diesem Gremium?
Der Aufsichtsrat ist in erster Linie ein Kontrollorgan, d.h. er kontrolliert den Vorstand, wirkt aber, abgesehen von der Verpflichtung oder Entlassung des Vorstandes, selbst nicht operativ. Der Aufsichtsrat kauft keinen Spieler, weil wir noch einen Linksfuß auf der Außenbahn brauchen. Er kann nur einen Spielerkauf ablehnen, wenn es in seinen Augen das Budget nicht hergibt, aber nicht, weil ihm dessen Nase nicht gefällt. Es herrschen hier zum Teil ganz falsche Vorstellungen über die Funktion eines Aufsichtsrates. Ein Bewerber sollte eine hohe wirtschaftliche Kompetenz mitbringen, er sollte Bilanzen lesen und verstehen können. Es muss ihm auch klar sein, dass er eine große Verantwortung übernimmt und zwar nicht nur für den Verein und dessen Mitglieder, sondern auch für sich selbst und seine Familie, denn letztendlich könnte er im Extremfall persönlich für einen wirtschaftlichen Schaden des Vereins verantwortlich gemacht werden. Dies sollte einem schon bewusst sein. Gelegentlich höre ich, wir müssen Ex-Fußballer in den Aufsichtsrat wählen. Natürlich können die Mitglieder einen Ex-Profi wählen, aber bitte nicht, weil er Fußballer ist, sondern weil sie ihm zutrauen, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu durchschauen. Es geht im Aufsichtsrat nicht um die sportliche, sondern um die wirtschaftliche Kompetenz. Gerade im sportlichen Bereich sind wir so gut wie lange nicht mehr aufgestellt. Mit der Verpflichtung eines Sportdirektors hat der Vorstand eine richtige Entscheidung getroffen. Markus Schupp ist ein anerkannter Fachmann und hat uns schon in kürzester Zeit überzeugt. Mit Boris Notzon wurde das Scouting in professionelle Hände gelegt und der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Konrad Fünfstück ist ein ausgewiesener Experte, um den uns viele Bundesligisten beneiden. Hinzu kommt die unbestrittene sportliche Kompetenz unseres Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz. Im sportlichen Bereich sind wir also gut aufgestellt. Nachholbedarf oder besser gesagt Expandierungsbedarf haben wir noch auf dem wirtschaftlichen Sektor. Um richtig kontrollieren zu können, sollte also ein Bewerber für den Aufsichtsrat Kenntnisse aus dem finanzpolitischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Bereich mitbringen.
Auch der Ehrenrat wird bei der Mitgliederversammlung gewählt. Werden Sie für dieses Amt weiterhin zur Verfügung stehen?
Wer zur Wahl vorgeschlagen ist, das entscheidet ja zunächst der Vorstand. Die jetzigen Mitglieder des Ehrenrates würden auf jeden Fall alle wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen.